Die Amerikaner haben grundsätzlich mehr Platz als wir und da wundert es nicht, daß sich dort eine andere Beerdigungskultur entwickelt hat, als bei uns.
Friedhöfe sind im Allgemeinen großzügiger und weitläufiger angelegt und können zumeist gar mit dem Auto befahren werden, ja manche Friedhöfe sind so groß, da muß man mit dem Auto zum Grab fahren.
Sehr üblich ist es, die Trauerfeier in einer Feierhalle des Bestatters stattfinden zu lassen und dann von dort aus in einer Kolonne zum Grab zu fahren. Hierfür haben die Bestatter oft eine ganze Flotte von Limousinen, auch schwarzen Stretch-Limousinen, mit denen sie die ganze Beerdigungsgesellschaft fahren können. Vorneweg der Leichenwagen, dann die Witwe und die engsten Angehörigen. Dahinter oft ein weiteres Fahrzeug des Bestatters mit Personal und ggfs. dem Pfarrer und dann eine mehr oder weniger lange Reihe von Fahrzeugen mit Trauergästen.
Man fährt auf großen Friedhöfen zumeist bis unmittelbar an das Grab oder das Gräberfeld. Am Grab sind für gewöhnlich für die engsten Angehörigen Stühle aufgestellt, der Boden ist oft mit Kunstrasen oder Teppichen abgedeckt und es ist auch nicht ungewöhnlich faltbare Pavillons aufzustellen.
Es ist durchaus üblich, nach der Ankunft noch eine kurze Weile bei den Fahrzeugen zu verweilen und sich zu unterhalten, während die Mitarbeiter des Bestatters den Sarg zum Grab bringen und auf das Beisetzungsgerät stellen. Erst dann geht man zum Grab, um dort die letzte Rede des Pfarrers zu hören.
Durchaus nicht in allen Fällen wird der Sarg im Beisein der Angehörigen im Grab versenkt. Geschieht dies, dann wir das mit Hilfe eines Beisetzungsgerätes bewerkstelligt. Die ist ein metallener Rahmen, der rund um das Grab liegt und dessen Längsseiten durch mehrere geschickt aufgewickelte Gurte verbunden sind. Auf Knopfdruck spulen diese Gurte langsam ab und der Sarg senkt sich majestätisch ins Grab.
Aber wie gesagt, es ist ganz häufig der Fall, daß der Sarg auch über der Erde bleibt und erst versenkt wird, wenn die Angehörigen gegangen (natürlich gefahren) sind.
Die amerikanischen Kollegen haben noch wesentlich mehr Einzelpunkte im Angebot und die Besprechungen und Kundenberatungen dort sind noch wesentlich umfangreicher als bei uns. Es ist nahezu alles möglich was man sich denken kann. Allerdings ist es mir beim Kontakt mit ihnen stets so vorgekommen, als seien sie viel geschäftstüchtiger als wir und scheuen sich auch nicht, richtig ins Verkaufsgespräch einzusteigen. Was mich persönlich mehr abstößt als es mich nur stört, ist die aufgesetzte Anteilnahme, die da an den Tag gelegt wird.
Nach der Beerdigung geht man eher selten in ein Restaurant, sondern man versammelt sich entweder im Haus des Verstorbenen oder nutzt die vielfältig für solche Zwecke angebotenen Räume der Kirchengemeinden.
Das Grab wird noch am selben Tag verschlossen und planiert. Einen großen Erdhügel legt man nicht überall an, die Kränze werden auf Ständern aufgestellt und nicht auf die Erde gelegt. Auf manchen Friedhöfen wird auch am selben Tag noch die Grasnarbe mit Rasenplatten wieder hergestellt und oft sogar schon der Grabstein aufgestellt, wenn dieser nicht gar schon, was ich auch schon gesehen habe, bei der Beerdigung stand.
Abgesehen von lokalen Besonderheiten insbesondere an der Westküste und z.B. in New Orleans usw. wird vor allem das Rasengrab bevorzugt. Nur ein Grabstein kennzeichnet die Grabstelle, die ansonsten mitten in einer Wiese liegt. Keine Einfassung, keine Grabpflege.
Die Pflege der Rasenfläche übernimmt die Friedhofsverwaltung, man selbst hat nichts mehr damit zu tun.
Viele Gräber sind in der Tat gekauft und nicht nur für ein Dutzend Jahre gemietet, wie bei uns. Diese Gräber bleiben auch bestehen und werden nicht irgendwann eingeebnet. So kann man auf amerikanischen Friedhöfen viel mehr alte Gräber sehen, als bei uns.
Jetzt bieten auch immer mehr deutsche Friedhofsverwaltungen Gräberfelder nach amerikanischem Muster an. In der Gegend um Aachen ist das auf einigen Friedhöfen der Fall, auf anderen wird es jetzt eingeführt.
Eine gute Idee, wie ich finde, denn sie schließt eine Lücke.
Viele Menschen möchten ein Grab, das nicht gepflegt werden muß. Eine anonyme Bestattung kommt aber für sie auch nicht in Frage. Mit Gräbern nach amerikanischem Vorbild hat man beides unter einen Hut gebracht: Es gibt eine Anlaufstelle auf einem Friedhof, aber keine Grabpflege.
Ich denke, daß wir -sicherlich zum Leidwesen der Friedhofsgärtner- noch mehr solcher Gräberfelder auf noch mehr Friedhöfen bekommen werden.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: amerikanische, bestattungen
Immer noch besser als anonym verscharrt zu werden. Heutzutage sind die Familien auch oft so weit verstreut daß keiner ein Grab pflegen kann.
Lechthaler
Zum Gras möchte ich aber bitte noch auf dem Friedhof weidende Schafe, so wie es in Grossbritannien häufig der Fall ist.
Das ist eine gute Idee – hoffentlich kommt auch unser Dorf irgendwann auf diese Idee. Wir sind kinderlos ohne Verwandtschaft in der Nähe – niemand wird einen Grund haben, sich um unser Grab kümmern zu wollen.
@1, 2 und 3: da bietet sich der immer wieder von mir favorisierte Friedwald an. Nicht anonym, es sei denn, man wünscht es, Tiere in Hülle und Fülle und die Grabpflege tendiert gegen Null.
Wobei ich zugeben muss, dass die Sache mit dem Rasen statt eines Grabhügels mir auch nicht unangenehm ist.
„Erst dann geht man zum Grab, um dort die [b]letzte Rede[/b] des Pfarrers zu hören.“
Ich hoffe, das ist nicht bei jeder Beerdigung so, sonst haben die schnell ein Priestermangelproblem.
Was geschieht danach mit dem Pfarrer? Erschießen? Lebendig mitbegraben? 😉
Klingt echt gemütlich.
Was mich in A/D noch viel mehr aufregt, ist diese Unart der „Vermietung“ von Grabflächen… Ich liebe nichts mehr, als auf alten Friedhöfen die Grabsteine anzuschauen. Nur wenn nach ein paar Jahren das Grab wieder planiert wird, geht das natürlich nicht…
Auch bei uns in der Gemeinde gibt es den Trend zum „Wiesengrab“ -wohl nach US-Vorbild. Ist natürlich Praktisch: Grabstein Ja – Pflege Nein.
eine „amerikanische“ Bestattung wäre auch mein größter Wunsch.
Einbalsamiert, perfekt gestylt und geschminkt, mit einem Blumengesteck etwas
unterhalb der Schulter befestigt, zur Ruhe gebettte in einem amerikanischen Sarg m. zweigeteiltem Deckel.
Ich liebe amerikanische Friedhöfe. Die sehen viel…nunja…friedlicher aus als Deutsche.
Insbesondere wenn es wirklich alte Friedhöfe mit alten Grabsteinen und großen, alten, knorrigen Bäumen sind.
@Frauke;
„Insbesondere wenn es wirklich alte Friedhöfe mit alten Grabsteinen und großen, alten, knorrigen Bäumen sind.“
solche wunderschönen Friedhöfe gibt es auch hier in Deutschland,
wenn auch leider seltener
bei uns auf dem friedhof gibt es gradfelder, ähnlich wie bei anonymen, die nach monaten angelegt werden und einen jeweils einen großen grabstein mit allen namen darauf haben. es wird von der friedhofsgärtnerei gepflegt und man hat doch eine ganz gute alternative zur anonymen bestattung
Rasen mit oder ohne Stein oder Kreuz kann ich mir vorstellen, gefällt mir. Den Gärtnern wird es nicht gefallen.
Nur – die Stretchlimousine auf unserm Dorffriedhof mag ich mir noch nicht so recht vorstellen, da sie vom Gewohnten doch recht ablenkt. Zwei sind in der näheren Umgebung mit Fahrer zu mieten.
Man müßte mal unseren Grabmacher (Ortsbezeichnung: Versenkungsrat) wegen Änderung der Friedhofsordnung ansprechen. Er kandidiert gerade für den Gemeinderat. Logistisch wäre es machbar.
Als meine Mutter vor zwei Jahren gestorben ist, haben wir sie auch in einem „Rasengrab“ wie sich das da nannte, beisetzen lassen. Mittlerweile ist da auch nur der Rasen zu sehen und natürlich die kleine Steingrabplatte, die so in den Boden eingelegt ist, dass der Rasenmäher da einfach rüberfahren kann. Der einzige Nachteil: Etwaige Blumen etc. muss mann dann auf so eine Art mehrstufigen „Blumenaltar“ tun und nicht aufs Grab an sich.
Und alte Friedhöfe: Was bin ich froh, dass wir hier in Hamburg den [url=http://www.friedhof-hamburg.de/ohlsdorf/index.htm]Ohlsdorfer Friedhof[/url] haben.
ich fand diese rasenfriedhöfe schon immer sehr schön, so grün und friedlich, einfach auf das wesentliche beschränkt, nämlich die toten. hier bei uns muss man regelmässig auf den friedhof rennen um zu hacken, zu pflanzen und zu giessen, stress und geldausgabe die vor allem den nachbarn geschuldet ist. und dank friedhofsordnung hat man ja nichtmal eine wahl, kies oder sand sind verboten, brachflächen werden kostenpflichtig zwangsbegrünt – es muss ja alles seine ordnung haben!
und viel zu oft sammle ich dann das gartengerät ein und gehe erschöpft nach hause ohne bewusst an die menschen gedacht zu haben deren ruhestätten ich da gerade „gepflegt“ habe 🙁
anonyme bestattungen oder friedwald wären aber auch nichts für mich, einen stein möchte ich schon gern haben, wenigstens das bisschen spur möchte ich irgendwann mal hinterlassen …
Solche Rasengräber mit Kissensteinen oder auch gar nichts gibt es in Ohlsdorf (Hamburg) schon lange.
Was sich in der Theorie schön und praktisch anhört, sieht in der Praxis eher traurig aus: versunkene, oft schief liegende Steine, an deren Rändern der Rasenschnitt vom vergangenen Jahr kompostierte und so der Stein immer weiter zuwächst.
Das sieht nach gar nichts mehr aus und führt dazu, dass die „schlichten“ Gräber zu den Norm-Anlässen total aufgedonnert werden und sich kaum noch von Wahlgräbern unterscheiden.
Wenn diese Pracht dann von den Friedhofsgärtnereien abgeräumt wird, liegen da schnell viele tausend Euro auf einem Haufen zur Entsorgung bereit.
Bei uns in den USA ist es üblich, den Sarg innerhalb eine Art Gewölbe beizusetzen. Ein Foto davon ist hier zu finden: http://www.richardswilbert.com/pages/services . Sie sind meist aus Beton or Metall, und der Sarg kommt erst am Friedhof darin. In den meisten Friedhöfen darf man einen Sarg ohne dieses Gewölbe beisetzen, weil es verhindert das der Boden beim Rasenmähen nicht einstürzt. Andere Beispiel sind bei hier zu finden: http://www.clarkvault.com/clark/index.cfm
Wie heißt diese Art Gewölbe das auf Deutsch?