Mitarbeiter/Firma

Aschermittwoch

In manchen Regionen ist der Rosenmontag das Maß aller Dinge, in anderen Regionen ist der Faschingsdienstag fast schon heilig. Hier bei uns haben am Dienstagnachmittag viele Firmen geschlossen und die Leute feiern ein letztes Mal so richtig Karneval bevor am darauffolgenden Mittwoch unter Absingen von schaurigen Liedern, bei einem wie eine Trauerfeier gestalteten Heringsessen, die Fasnacht zu Grabe getragen wird.

In all den Jahren war es immer so, daß unsere Frauen am Faschingsdienstag nachmittags gemeinsam auf Tour gegangen sind. Die Ausmaße dieses Gelages kann ich infolge Nichtteilnahme nicht beschreiben, sehr wohl aber die Auswirkungen auf den Auftritt der Damen am Mittwochmorgen.
Sagen wir es in einem Wort: elendlich!

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In diesem Jahr hat sich allerdings kein gemeinsames Fortgehen am Dienstag ergeben, irgendwie hatte jede der beteiligten Damen etwas anderes vor und so hieß es dann, wie beim Fuchs, dem die Trauben -die zu hoch hingen- dann angeblich doch viel zu sauer waren: „Och, das tut uns auch mal gut, es geht auch ohne Alkohol.“

Nun gut…

Gestern war also nun Aschermittwoch und Sandy kam gegen 14 Uhr von einem Hausbesuch ins Büro zurück. Sie hatte einer alten Dame noch ein paar Unterlagen gebracht und als Belohnung eine Flasche Jägermeister geschenkt bekommen. Das registrierte ich mit hochgezogenen Augenbrauen, was ich besser kann als Mr. Spock.
Denn wenn die alte Dame weiß, daß Jägermeister Sandys absolutes Lieblingsgetränk ist, dann muß Sandy dort schon mal welchen getrunken haben.
Ich kenne das, man kommt manchmal nicht eher da weg, bis man irgendeinen Kuchen gegessen oder Saft oder Schnaps getrunken hat. Aber ausgerechnet Alkoholisches möchte ich nicht und möchte auch nicht, daß meine Mitarbeiter während der Arbeitszeit Alkohol trinken. Es ist einfach unmöglich, mit einer Schnaps- oder Bierfahne einem Kunden gegenüber zu treten. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber ich weiß auch, wie groß die Gefahr ist, daß Sandy die Ausnahme zur Regel macht.

Nun ja, ich wollte nichts sagen, denn auf der anderen Seite weiß ich ja nur zu gut, wie hartnäckig gerade ältere und dankbare alte Menschen im Ein- und Beschenken sein können. Ich erinnere mich nur zu gut an eine Familie mit osteuropäischen Wurzeln, die eine Spezialität aus ihrer Heimat zubereitet hatten. Zu diesem Zweck wird ein gehäutetes Schaf quasi vom Poloch aus gewendet. Irgendwie befindet sich dann alles das, was wir beim toten Tier für gewöhnlich als ungenießbar oder unlecker wegwerfen (oder aus dem der Metzger Wurst macht), im umgekrempelten Darm des Viechs.
Das Ganze wird dann noch mit Schnüren umwickelt, sieht aus wie ein großer Rollbraten und wird ganz arg lange erst in irgendeinem Sud gekocht und dann im Backofen getrocknet.
Den Namen dieser mit Innereien, Hirn und Gekröse gefüllten Arschlochspezialität habe ich vergessen, es klang aber so ähnlich wie Gidowe Strwelle oder so.

Nun waren diese Leute mit dem gekrempelten Schaf zwar ganz arg lieb und freundlich, ließen aber auch keinen Zweifel daran, daß das Ablehnen der dargebotenen Speise die gleichen Auswirkungen haben könnte, wie das Verschmähen einer heiratswilligen Tochter.
Nein, das Zeug hat nicht geschmeckt, es war eklig, tranig, schmeckte nach Hammel und Hammelfett und nichts daran war in irgendeiner Weise lecker. Ich mußte auch nur ganz wenig essen, aber seitdem habe ich einen internationalen Allergiepass der Weltgesundheitsorganisation, der mir in 126 Sprachen amtlich Allergien gegen jedwede Nahrung ausdrücklich bescheinigt und deren Genuss verbietet, wenn der Name der Speise nicht mit Big anfängt und mit Mac aufhört.
Gut, das Ding hab ich mir selbst in Photoshop gebastelt, es sieht aber echt aus.

Zurück zur Flasche Jägermeister.

Mir klangen noch die Worte im Ohr „Es geht auch ohne Alkohol“…
Doch schien diese Erkenntnis so flüchtig gewesen zu sein, wie Helium.
Die Damen hatten sich nur mal eben zusammengesetzt, um was zu besprechen, dann kreiste die Flasche und weil es schon auf den Feierabend zuging, kreisste sie dann auch, das bedeutet: Sandy und Antonia besorgten Nachschub…

Als ich das Büro dann verließ, genügte ein kurzer Blick auf das dauergrinsende Gesicht von Frau Büser und ich wußte, daß nicht nur sie heute Morgen wieder Probleme haben wird.

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