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Aus der Kirche ausgetreten

Wie fangen die Bestatter eigentlich das Problem auf, dass immer mehr Leute aus der Kirche austreten und die Bestattungsunternehmen die gesamte Beerdigungszeremonie übernehmen müssen? Ein guter Freund ist Priester und sagte mir, viele Angehörige sind so ratlos, dass sie oft zu ihm kommen und ihren Verstorbenen kirchlich beerdigen lassen, obwohl dieser längst aus der Kirche ausgetreten war. Wenn ich meine (generell noch recht jungen) Bekannten frage, wie sie sich ihre Beerdigung ohne kirchliche Zeremonie vorstellen, werde ich immer nur erstaunt angesehen

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Zunehmend haben Bestatter mit Verstorbenen und/oder Angehörigen zu tun, die beim Beratungsgespräch angeben, die Trauerfeier solle ohne Pfarrer stattfinden. Zunächst einmal versuchen wir behutsam, die Hintergründe zu erkunden. Vielmals sind ganze Familien aus rein (kirchen)steuerlichen Gründen aus der Kirche ausgetreten, in noch mehr Fällen geben die Menschen an, daß sie mit Pfarrern oder anderen Gemeindemitgliedern aneinandergeraten sind und noch mehr Leute bekunden ein allgemeines Desinteresse an kirchlichen und religiösen Dingen. Nur ganz wenige geben an, überzeugte Atheisten zu sein.
Nebenbei bemerkt: Nicht alle sind aus der Kirche ausgetreten, viele sind ihr nur ferngeblieben.

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Spricht man etwas intensiver mit den Menschen, ist es in ganz vielen Fällen so, daß sie sich doch für ein kirchliches Begräbnis entscheiden, denn sie sehen ein, daß ein allgemeiner „Ärger mit dem Bodenpersonal“ Ihm ja nicht angelastet werden kann.
Bislang habe ich noch keinen Pfarrer erlebt, der sich gegen diesen Wunsch gesperrt hätte. Einige Hardliner zicken manchmal etwas herum, vor allem wenn die Terminnot drückt. Ich kann aber auch durchaus verstehen, daß sie sich zunächst einmal den regelmäßigen Kirchgängern zuwenden und die „Abtrünnigen“ dann mal auf einen Ausweichtermin verweisen. (Auch wenn die Bibel was anderes empfiehlt.)

Wir können also einen gewissen Teil der Menschen zu einer kirchlichen Bestattung bringen.
Es bleibt aber der durchaus große und auch wachsende Teil der Menschen, die ohne kirchlichen Beistand bestattet werden wollen oder so einen Angehörigen bestatten lassen wollen.

In diesem Fall erfragen wir genau, wie sich die Leute eine Trauerfeier vorstellen. Es kann ja durchaus sein, daß sie ziemlich genaue Vorstellungen vom Ablauf der Trauerfeier haben. Dann versuchen wir, diese Wünsche umzusetzen, denn es gilt auch hier: Wer die Musik bezahlt, der bestimmt auch was gespielt wird.

Haben die Leute aber keine Vorstellungen, was die Regel ist, dann müssen wir einen Rahmen finden, der diesen Menschen angenehm ist, das Trauern ermöglicht und erleichtert und das auch die übrigen Trauergäste -die ja möglicherweise konfessionell gebunden und geprägt sind- als angemessene Trauerfeier annehmen.

Normalerweise ist es das einfachste Verfahren, wenn man sich am regional eingebürgerten Ablauf, wie er auch bei religiösen Trauerfeiern üblich ist, orientiert. Religiöse Lieder werden durch weltliche ersetzt, statt des Pfarrers hält ein professioneller Trauerredner oder ein hierin geschulter Bestatter die Leichenpredigt.
So wollen es sehr viele Familien, so kennen sie es und so erwarten es auch die anderen Trauergäste.

Es sind aber die Bestatter, die den Familien die entsprechenden Vorschläge unterbreiten, sie haben es in der Hand, ob den Familien neue Formen der Trauerfeier schmackhaft gemacht werden oder nicht.
Wesentlich aber ist, daß der Bestatter ein Gespür dafür hat, was die Menschen wollen und was ihnen gut tun würde.

Eins ist jedoch sicher: Ein guter Bestatter wird jeden Verstorbenen würdig unter die Erde bringen, ob mit oder ohne Kirche.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

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