Ich bin doch auch nur ein Mann. Meine Güte, das hat doch mit Sexismus nichts zu tun, wenn der Anblick eines so holden, feengleichen Wesens in mir den Urtrieb weckte. Das waren ja alles nur Dinge, die sich in meinem Kopf abspielten und die ich mit mir und Neandi ausmachte, jedoch keinesfalls in irgendeiner Form der jungen Putzhilfe gegenüber zum Ausdruck brachte. Nichts finde ich ekliger, als Männer, die die Verehrung der Weiblichkeit mit rüden Altemännerwitzen und zotigen Sprüchen verwechseln.
Doch ich muß gestehen, daß ich es immer sehr gern gehabt habe, wenn Anette oder Anni, wie sie sich selbst nannte, in meinem Büro sauber machte. Seit Jahren floh ich der reinigenden Macht, hatte ich mich stets in einen anderen Raum verzogen, wenn dort gesaugt, gewischt und aufgeräumt wurde.
Aber bei Anni, ich gebe es ja zu, blieb ich immer sitzen, tat sehr beschäftigt und ergötzte mich. Ich sach ja… bin auch nur ein Steinzeitmensch.
Doch leider sollte der Spuk bald ein Ende haben, nur ein halbes Jahr blieb Anni bei uns, dann erzählte sie mit echtem Bedauern in der Stimme, daß sie nun endlich für sich, ihren kleinen Sohn und den aktuellen Freund eine Wohnung am anderen Ende der Stadt gefunden habe und aufgrund der Entferung nun nicht mehr kommen könne. Ob wir was dagegen hätten, wenn stattdessen ihre zwei Jahre ältere Schwester Bärbel komme.
Nun, wir lassen das sabbernde Gerede jetzt beiseite, denn Bärbel war ein ganz anderer Fall.
Bärbel war knapp Einsachtzig groß, etwa 90 Kilo schwer, etwa von der Statur eines kräftigen Brauereipferdes, was ich überhaupt nicht despektierlich oder herabwürdigend meine. Es soll nur zeigen, daß sie eben kein elfengleiches Wesen war. Überdies war Bärbel leicht geistig behindert und extrem kurzsichtig, was durch fürchterlich dicke Brillengläser ausgeglichen wurde und ihr nicht gerade ein besonders reizvolles Aussehen verlieh.
Völlig egal, ich merkte schnell, daß Bärbel eine ganz besonders liebenswürdige Person war, die uns alle schnell in ihr Herz geschlossen hatte und es machte auch keinem etwas aus, daß sie alle im Unternehmen mit Du und einer bärbelmäßigen Berufsbezeichnung anredete.
Zu Frau Büser sagte sie beispielsweise „Du Bürofrau“, Antonia nannte sie „Du Kaffeemacherin“ und Manni redete sie mit „Du Holzmann“ an. Ich war „Du Chef von Firma“ und die Allerliebste war „Du Frau von oben“.
Nur Sandy genoß das Privileg, daß Bärbel sich ihren Namen merkte und einmal kam ich zufällig dazu, wie Bärbel neben Sandy im Büro saß, einen großen Lutscher ableckte und dabei ihren Kopf, wie ein kleines müdes Kind, an Sandys Schulter gelegt hatte.
Bärbel arbeitete ordentlich, machte alles so wie wir es uns vorstellten, auch wenn sie um die Hälfte länger brauchte als alle anderen Putzhilfen zuvor. Egal, sie war das was man eine Perle von Mensch nennt.
Eines Tages, es war wieder Montag, da kam Bärbel nicht und so gegen zehn Uhr rief Frau Büser dann mal bei Bärbels Eltern an, wo die junge Frau wohnte. Aber es ging niemand ans Telefon.
Eine gute Stunde später kam Anni in Begleitung ihres Vaters zu uns ins Bestattungshaus und ich sah sofort, daß irgendetwas nicht stimmte, denn sie machten sehr ernste Gesichter.
„Bärbel ist tot“, sagte Anni mit tonloser Stimme und der große, kräftige Mann neben ihr brach in Tränen aus.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Keine Schlagwörter vorhanden
Wo ist denn Bärbel -1-?
Die hab ich auch schon gesucht …
ich auch
Ist doch egal. Ich möchte Bärbel 3 und wissen was dem lieben Wesen passiert ist. 🙁
Jetzt ist Bärbel -1- plötzlich da. Unter Bärbel -2-.
Sachen gibt’s 😀
Das nennt man einen Anheizer.