Lieber Undertaker Tom,
Eine Bekannte von mir brachte ein leider totgeborenes Baby zur Welt, Ende des 9.Schwangerschaftsmonats, es handelt sich also um ein voll ausgewachsenes Baby. Nun muss es also bedauerlicherweise direkt nach seiner Geburt wieder bestattet werden, wofür man auch einen auf diese Thematik spezialisierten Bestatter finden konnte, der sich um alles bestens kümmert. Ich hatte natürlich auf Friedhöfen bereits diese kleinen Felder/Flächen für Totgeburten und ähnliche gesehen… was spricht eigentlich dagegen, so ein kleines Wesen in einem normalen Grab zu bestatten? Angenommen, Eltern würden sagen, sie wünschen sich beispielsweise ein ganz normales Urnengrab für ihr tot geborenes Kind, könnte man ihnen das verbieten?
Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen.
Liebe Grüße
So große und schwere Kinderleichname müssen bestattet werden und es spricht auch normalerweise nichts dagegen, ein großes Familien- oder Wahlgrab zu erwerben und das Kind dort bestatten zu lassen.
Naturgemäß ist es aber so, daß es noch recht junge Menschen sind, die so ein Kind betrauern müssen. Daher ist der Altersabstand doch meist recht groß. Das würde bedeuten, daß die Eltern vielleicht noch bis zu 60 Jahre leben können und über diese vielen Jahrzehnte ein Grab pflegen und natürlich auch finanzieren müßten, nur um dereinst selbst einmal dort bestattet zu werden.
Kindergräber muß es geben, weil leider nun mal auch Kinder sterben können. Aber das Leben für die Eltern geht weiter und der Trauerprozeß sollte auch eines Tages ein Ende finden. Deshalb finde ich es gut, wenn es Grabstätten für Kinder gibt, die eines Tages ablaufen und dann weg sind.
Das sollte der traurige Schlußpunkt sein. Die Eltern sollten immer einen Weg ins Leben finden, dennoch trauern können und ihren Schmerz und Verlust verarbeiten können. Dabei können die Rituale und ein Grab als Platz zum Trauern durchaus sehr hilfreich sein.
Aber der Trauerprozeß muß enden können.
Natürlich sollen die Menschen dem so jung verstorbenen Würmchen immer ein ehrendes Andenken bewahren, aber der große Schmerz und die Trauer, die müssen einmal dem Alltag, der Freude und dem ganz normalen Leben wieder weichen können. Jeder von uns hat so an die 80 Jahre hier auf dieser Welt, es bringt nichts, wenn man vier oder fünf Jahrzehnte davon in Düsternis und selbstzerfleischender Betrauerung verbringt.
Mir tun die Mütter und Väter leid, die nicht loslassen können und auch nach dreißig Jahren noch Spielzeug auf ein Grab legen, sich jeden weiteren Kinderwunsch versagen und jedes Gespräch mit einem Hinweis auf die damalige Totgeburt beginnen.
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sternenkinder…das ist immer besonders traurig.
da ich z.Z. für meine eigene Bestattungsvorsorge mich für einen Friedwaldbaum interessiere, habe ich dabei erfahren, das es spezielle Sternschnuppenbäume im Friedwald für Kinder bis drei Jahren gibt, die kostenlos sind. Ich finde diese Idee sehr gut; (googlen nach Friedwald und dann Sternschnuppenbaum)
P.S.
Für die Trauerhilfe gibt es im Internet auch Betroffenenforen (z.B. Sternenkinder.de)
Man muss die Eltern auch erlauben, mit der Trauer selbst umzugehen und sie selbst in den Griff zu bekommen. Und damit aufhören dürfen.
Es gibt leider aber immer Menschen, die einen ständig wieder runterziehen, in dem sie einem mitteilen, wie schlimm man doch jetzt fühlen muss etc.
Das verzwickte an der Situation ist, dass damit immer wieder ein Stachel, der noch lange tief drinnen ist, aktiviert wird und man je nach Stärke sich wehren kann, oder auch nicht. Wenn man dann noch ganz viele dieser Gattung Mensch um sich hat, dann ist man so ein ewig trauernder Fall.
Hier in der Gegend gibt es eine kleine Elterninitiative, die verhindert, dass Reihengräber der vor bis zu 36 Jahren verstorbenen Kinder (die zum Teil zum Todeszeitpunkt volljährig waren) abgeräumt werden können. Sie könnten niemals verstehen, dass ihnen in ihrem Schmerz über den Tod des Kindes so eine grausame Sache zugemutet werde, und es sei nie gesagt worden, dass die Reihengräber nach Ablauf der Ruhefrist geräumt werden müssen. Man würde ihnen unvorstellbares Leid zufügen und kein bisschen Pietät zeigen.
Die andere Seite sind Kindergräber, die einige Jahre nach dem Tod erkennbar verwahrlosen – und somit zeigen, dass die größte Phase der Trauer abgeschlossen ist und der Friedhof nicht mehr als Ort der Erinnerung und der Trauer vonnöten ist.
mein Verständnis für die Initiative hält sich in engen Grenzen: man bekommt doch für seine gekaufte Grabstelle eine „Urkunde“ mit allen Fakten. Wenn dreißig Jahre für die Trauerbewältigung nicht ausreicht, hätten sie eine Wahlgrabstelle kaufen sollen, die nahezu beliebig verlängert werden kann.
Ich stimme dir zu, aber es ist nicht möglich, dies den Eltern klarzumachen, diese argumentieren grundsätzlich emotional und nicht sachlich und dagegen kommt man einfach nicht an. Diese zwei Ebenen zusammenzubringen ist in diesem Fall kaum möglich.
Es steht halt auch immer die Behauptung im Raum, niemand hätte sie darüber aufgeklärt. Die Friedhofsverwaltung hat daraus gelernt und ihre Vordrucke um viele deutliche Hinweise ergänzt.
Ganz ehrlich?
Wenn Eltern nach dieser Zeit noch so emotional und irrational reagieren – wäre weniger eine Grabverlängerung sondern eher eine umfassende Therapie vonnöten.
Verwahrlosende Kindergräber sehe ich immer wieder. Angetan hats mir ein Kindergrab mit einer Plastikente – die über die letzten 20 Jahre sehr viel Staub und Schmutz angesammelt hat. Diese Ente zeigt, dass da ein Kind liegt, und dass die Eltern haben vergehen lassen. Und die damalige Zeit los-lassen konnten.
Mir persönlich gefällt für diese Kinder der Sternschnuppenbaum. Hat was Tröstendes, dass die Kinder nicht allein sind. Und man hat trotzdem einen Ort, den man besuchen kann.
„…und jedes Gespräch mit einem Hinweis auf die damalige Totgeburt beginnen.“
Gibts sowas? TRAURIG.
Wenn der Platz reicht, kann man vermutlich ein Reihengrab bekommen, falls man nicht (o Graus, wie teuer) eine Familiengruft belegen will. Bei der Uroma ist meist noch Platz, weil Uropa schon lang genug tot ist, aber vielleicht ist das (wie in meiner Familie weiland) ja auch eine Achtergruft, und acht Plätze jedes Mal neu für 30 Jahre zu bezahlen, das macht den reichsten Mann arm.
Kindergräber sind deutlich kleiner als Erwachsenengräber und entsprechend auch preisgünstiger. Und unterliegen manchmal anderen Regeln für die Gestaltung.
Nicht zu vergessen: der Friedhof ist ein Ort der Erinnerung an die Toten, aber nicht ein Ort, wo sie verehrt werden. Auf dem Montparnasse-Friedhof gibt es eine Grabstelle, deren Platte einen Menschen zeigt, der seinen Toten umfangen hält, quasi auf ihm draufliegt. Wenn ich das Foto finde, lad ichs neu hoch, Sevenload hat die Privatkonten gelöscht. Der Auftraggeber hat hoffentlich das einzig Richtige getan, und dem Steinernen die Totenverehrung überlassen, während er selbst lebt(e)…