Rustin und Diana verdienen mit ihren paar Waschanlagen also einen Haufen Schwarzgeld, wie man das so nennt. Damit haben sie natürlich das Problem, dass sie buchstäblich einkaufstütenweise Bargeld nach Hause schleppen können. Geld, von dem das Amt nichts weiß.
Damit kann man jetzt einkaufen gehen, Lebensmittel, Wein, Zigaretten und Schnaps. Diana legt viel Wert auf ihr Äußeres und weil sie ein paar Jahre älter als Rustin ist, meint sie, sie müsse sich sehr jugendlich und modisch kleiden und sehr viel Schminke tragen. Rustin gefällt das, und darauf kommt es ja an. Doch mehr als essen und trinken und sich die Kleiderschränke vollstopfen kann man nicht. Irgendwann hat man alles gekauft, was man kaufen will und bar bezahlen kann. Früher oder später kommen die Schwarzgeldliebhaber nämlich an die Stelle, wo jemand nach der Herkunft des Geldes fragen würde. Das geht schon beim Autokauf los.
So sind die beiden immer auf der Suche nach Handwerkern und Händlern, die bereit sind, Geschäfte zu zweifelhaften Bedingungen zu machen.
Vor anderthalb Jahren ließ eine achtlos zurückgelassene Zigarette das Wohnzimmer der beiden in Flammen aufgehen. Der Wasserschaden, den die Feuerwehr angerichtet hatte, war größer als der Brandschaden. Glücklicherweise sind unsere beiden Protagonisten versichert. Und unglücklicherweise wollte die Versicherung Rechnungen und Nachweise über die teuren Ein- und Umbauten im Haus sehen. Hatten die beiden aber nicht, weil alles ja von dieser albanischen Schwarzarbeitertruppe gemacht worden war.
Kurz gesagt: Rustin und Diana haben mehr Geld, als sie ausgeben können.
Jetzt könnte einer meinen, die bräuchten das Geld ja nur zu waschen, so etwas soll doch gehen.
Aber das funktioniert in diesem Fall nicht.
Geldwäsche geht im Prinzip so: Jemand erzielt durch illegale Tätigkeiten, beispielsweise Drogenhandel oder Prostitution, riesige Einnahmen. Das Geld kann er kaum verwenden. Also gründet er ein Unternehmen, zum Beispiel eine Eisdiele, in der das Geld gewaschen wird. Fiktive Kunden werden abgerechnet und es wird so getan, als würde man dort Geld verdienen. Statt echter Einnahmen wandert aber das Schwarzgeld in die Kasse, wird somit dann ordnungsgemäß versteuert und kann dann ausgegeben werden.
Gibt es also bei Euch irgendwo ein Restaurant, das überhaupt nicht gut besucht wird, sich aber schon sehr lange hält, könnte so etwas dahinterstecken.
Bei meinem Bruder um die Ecke gab es so einen Chinesen. Ein riesiger Gourmet-Tempel mit üppigster Ausstattung, der auch tatsächlich von Gästen besucht wurde und eine gute Qualität lieferte. Dann eines Tages gab es eine Razzia und der Laden wurde geschlossen. Später stand dann in der Zeitung, dass hier über 400 Gäste am Tag eingekehrt sein sollen, obwohl es vielleicht in Wirklichkeit nur 80 waren. Der Rest waren Scheingäste, die nur in die Kasse gebucht worden waren, um Geld zu waschen. Aufgefallen war das Ganze, weil dieser Laden buchstäblich tonnenweise Lebensmittel entsorgte. Die Einkäufe müssen ja irgendwie zu den angeblich hohen Gastzahlen passen, sonst fällt das zu schnell auf.
Bei der Geldwäsche wird zwar die Menge des Geldes erheblich weniger, weil ja Steuern anfallen, aber es wird sauberes, verwendbares Geld daraus, für das man dann „ehrlich“ Immobilien und andere Sachen kaufen kann.
Bei Diana und Rustin würde das keinen Sinn ergeben. Würden sie das Geld anschließend waschen, ja, dann hätten sie es auch von vornherein ganz normal über die Kasse laufen lassen können.
Natürlich hätte jeder gerne mehr Geld. Auch ich. Aber ich bin auf Rustin und Diana nicht neidisch.
Aber ich kann Leute verstehen, die Tag für Tag hart arbeiten und trotzdem auf keinen grünen Zweig kommen, und sich dann nach einem Zusatzverdienst umschauen. Wir haben hier schon oft über den Diebstahl von Zahngold in den Krematorien gesprochen.
Darüber wurde ja immer wieder in den Medien sehr aufgeregt berichtet.
Manch einer mag da Bilder aus der Vergangenheit im Kopf haben. Aber das Ganze hat absolut nichts mit dem zu tun, was die Nazis in den Konzentrationslagern mit den Leichen gemacht haben, die anschließend in den Verbrennungsöfen eingeäschert wurden.
Niemand bricht im Krematorium einer Leiche die Zähne raus.
Nein, das Ganze läuft völlig anders und viel unspektakulärer ab.
Nachdem der Sarg mit dem Leichnam eingeäschert wurde, landen die ausgeglühten Knochen unten in einer Lade. Dorthinein fällt auch alles, was sonst noch im Körper war. Das sind Nägel und Schrauben, Prothesen und eben auch verschmurgelte Zahngoldklumpen.
Diese Metalle mussten immer entnommen werden und kamen in eine Tonne, die dann von einer Metallverwertungsfirma abgeholt wurde. Und genau dazwischen haben die Männer zugegriffen und eben das Gold nicht in die Tonne getan, sondern in die eigene Tasche.
Mir war immer aufgefallen, dass die Herren, die in einem bestimmten Krematorium arbeiteten, alle ein gemeinsames Hobby hatten: Das Fahren dicker und schneller amerikanischer Sportwagen. Immer die neuesten Modelle standen auf dem Parkplatz neben dem Krematorium. Da ich zu dieser Zeit auch einen „Amerikaner“ fuhr, wollte ich mich gerne mal mit einem der Männer über die heißen Schlitten unterhalten. Seltsamerweise war man aber bezüglich der teuren Autos sehr zugeknöpft.
Erst Manni, unser Fahrer, weihte mich in die Zusammenhänge zwischen dem Aschegold und den dicken Luxusautos ein. Ich hab‘ das erst gar nicht geglaubt, bis dann eines Tages alles herauskam.
Und wenn so etwas herausgekommen ist, wusste man oft gar nicht so genau, welcher Straftat die Männer sich schuldig gemacht hatten. Störung der Totenruhe kommt nicht in Frage, weil sie ja die Edelmetalle aus dem Abfall geklaubt haben.
Und Diebstahl? Rein rechtlich gehört das Zeug noch nicht einmal dem Krematorium. Im Grunde ist und war es schon immer Eigentum der Erben. Und denen hat man es auch vorher nicht zukommen lassen.
Es wurde immer so argumentiert, dass die Restmetalle nicht in die Urne sollten und deshalb abgeholt würden. Der ausgezahlte Erlös der Metallverwertungsfirma kam der Kasse des Krematoriums zugute und senkte somit die Kosten für alle.
Manchmal wurde auch gesagt, diese Erlöse kämen mildtätigen Zwecken zugute und in wieder anderen Kommunen war der Metallverkauf fest in den Stadthaushalt eingepreist.
Versteht mich nicht falsch, ich möchte kriminelles Tun nicht rechtfertigen, aber ich kann die Männer durchaus verstehen. Altes, angeschmortes Edelmetall, das sowieso in einer Tonne abgeholt und zusammengeschmolzen wird… Da etwas wegzunehmen, um sich was leisten zu können, das liegt für mich jetzt nicht im Bereich höchster Kriminalität. Ehrlich gesagt, wenn ich da neu angefangen hätte, und alle machen das, und das ist da völlig normal, dann weiß ich nicht, ob ich da nicht sogar mitgemacht hätte.
Wie wäre es Dir ergangen?
Mittlerweile gibt es ein hochoffizielles Urteil, dass alles, was im und am Menschen war und mit eingeäschert wurde, auch in die Urne hinein muss. Offiziell wird das auch so gemacht. Inoffiziell nicht. Denn manche Leute haben Draht- und Metallkonstruktionen im Körper, die schlicht und ergreifend nicht in eine Urne hineinpassen. Deshalb wird das nur so halb umgesetzt.
Die Zeiten der dicken amerikanischen Autos auf dem Mitarbeiterparkplatz am Krematorium sind vorbei. Da fährt heute keiner mehr alle paar Wochen nach Amsterdam oder Antwerpen, um Klümpchen verschmorten Zahngoldes zu verticken.
Aber es gibt neue und andere Begehrlichkeiten.
Episodenliste:
- krematorium-01: Peter Wilhelm KI
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: Geldwäsche, Schwarzgeld, zahngold
Dem fiktiven Paar, lasst euch nicht erwischen. 😉 Habe auch Verständnis für Schwarzgeld im Kleinen, ohne dass es sich um Geld aus professionellen Drogenhandel oder Raub ect handelt.
Wenn die Beiden nun was weiß ich ein Stück Land erwerben und zB einen Privatfriedhof gründen würden, so wie zB in Berg. Gladbach, könnte damit eventuell auch zumindest ein wenig Geld „gereinigt“ werden, und Angehörige freuen sich, wenn sie kommunale Friedhofsvorschriften nicht beachten müssen, und Oppa zB einen Apfelbaum (oder so) aufs Grab pflanzen können.
Ich denke da an Tomatenpflanzen auf einem Grab, mussten die Angehörigen wieder ausreißen weil Friedhofsbesucher sich beschwert hatten! Und ich hatte das nur witzig u seltsam gefunden, aber egal wars mir trotzdem.
So fiktiv sind die vermutlich gar nicht.
Meine Nachbarn von gegenüber haben eine Autowerkstatt.
Da war ich auch schön öfters, weil die mir einen guten Preis machen.
Das geht dann aber nur ohne Rechnung.
Erste Frage ist immer Brauchste ne Rechnung, dann kostet es 450. Ohne kann ich dir das für 220 machen.