Der Berliner Hauptbahnhof ist großstädtisch schön, aber ich bin trotzdem sofort seitlich rausgegangen. Nach etwas über fünf Stunden in der Nichtraucher-Ruckelbahn habe ich nun Lust, eine Zigarette zu rauchen. Die schmeckt besonders gut.
Ah, was ist das? Ein Eterna-Laden! Ein Laden, der genau die Sorte Hemden verkauft, die ich für gewöhnlich trage. Die Verkäuferinnen kugeln sich vor Lachen, als ich meine Größe sage und legen mir was in Flieder vor. Das Fliederfarbene hat zwar überhaupt nicht meine Größe, wird aber angeblich gerne getragen und sei ganz dolle modern.
Also bleibt es dabei, daß ich an diesem Tag den Riss neben der Knopfleiste meines Hemdes mit der Krawatte verdecken werde. Das geht ganz gut, es sind ja gerade mittelbreite Krawatten angesagt und meine blau-gemusterte erfüllt ihren Verdeckungsauftrag vorzüglich.
An einem Stand nebenan lerne ich, daß mitnichten alle Berliner zu Berlinern Pfannkuchen sagen, denn da bietet ein Bäcker „echte gefüllte Berliner“ in allen Variationen an. Wahrscheinlich für die Touristen.
Ich esse da nichts, obwohl mein Magen knurrt. Die Leute vom Fernsehen haben vorher am Telefon gesagt, daß es da was zu essen gebe.
Aber einen Kaffee will ich trinken und wenn man aus dem Bahnhof rauskommt, gleich rechts, findet man eine Art Bistro oder Café.
Dort nehme ich im Freien Platz, bestelle ein Kännchen Kaffee und genieße die Mittagssonne. Vor mir dreht sich einer um und fragt mich was wegen meines iPhones. Es ist Tim Mälzer, der Fernsehkoch. Ich bin etwas aufgeregt, denn man trifft ja nicht alles Tage einen Tim Mälzer und ich habe auch sofort ein paar kluge Fragen parat, die ich dem Fernsehkoch stellen möchte. Gerade atme ich ein, da klopft mir jemand jovial auf die Schulter „Katamburi!“
Es ist Professor Takanita, der mit tropfnassen Händen aus dem „WC-Center“ gekommen ist und sich kaputtlacht, daß er ausgerechnet mich in Berlin trifft.
Ganz unjapanisch will er mich umarmen und ich denke angesichts seiner nassen Pfoten nur: „Herr, lass es Wasser sein!“
Ich meine, wir sind jetzt drei Stunden gemeinsam im Zug nach Berlin gefahren, wir sind gemeinsam ausgestiegen und wir haben uns auf dem Bahnsteig dann durch mehrfaches gegenseitiges Verbeugen verabschiedet. Woher nimmt der Professor dieses große Maß an Überraschung, mich nun ausgerechnet vor dem Bahnhof wieder zu treffen?
Bis Takanita seiner Überraschung wortreich Ausdruck verliehen hat, ist Tim Mälzer weg und ich werde ihn nie nach seinem Rezept für Scholle Finkenwerder Art fragen können…
Professor Takanita macht keine Anstalten, in irgendeiner Weise seines Weges zu gehen.
Er baut sein ganzes Gepäck neben mir auf und setzt sich mir gegenüber.
Ich wüßt‘ ja doch zu gerne, was er mir alles erzählt, aber ich habe keine Chance, mein Japanisch hat sich auch in den vielen Stunden mit dem alten Herrn nicht sonderlich gebessert.
„Television?“ fragt er und ich bekomme so in etwa eine Ahnung davon, daß der Japaner wohl beschlossen hat, mich den ganzen Tag zu begleiten. Nee!
Mein Kännchen Kaffee habe ich schon bei der Anlieferung durch die polnische Kaffeeserviererin bezahlt, ich bin also bestens auf die Flucht vorbereitet. Als ich von rechts den Wagen der Fernsehfirma kommen sehe, lächele ich Professor Takanita freundlich an und gebe dabei unbemerkt seinem Rucksackstapel mit dem Fuß einen Stoß.
Während der Turm aus Gepäck ins Wanken gerät und sich Professor Takanita eindringlich um dessen Stabilisierung kümmern muß, schnappe ich meine Mappe und bin schon im Wagen des Senders verschwunden.
Puuuh!
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Ich wette den siehste nochmals wieder. 😉
Bei „Herr, lass es Wasser sein!“ mußte ich lachen- Danke! So fängt der Tag doch gut an. 🙂
…japanische Katastrophen schwappen bis Deutschland…
@Tom: Bzgl. des Rezepts kann dir geholfen werden:
http://www.tim-maelzer.info/rezepte/fisch-rezepte/2008/11/frische-scholle/
😀
„Television“ fragt er?
Hm… ob er in der Fernsehsendung landen wird, an der du auch teilnimmst?
Erinnerungen an den TV-Mehrteiler „Shogun“ werden wach … hei?
Und Mr. Takanita erscheint dann im Studio, stimmts?
Und kann auf einmal Deutsch.
passt nur auf: Mr. Takanita ist von Beruf Produzent oder vielleicht auch „nur“ Sponsor und zu essen gibt’s zu seinen Ehren Sushi (aber ohne Scholle 😉 )
Er ist ein verdeckter Bodyguard und paßt auf Dich auf, damit Du nicht vom Konkurrenzsender weggefangen wirst. Jedenfalls vor und während der Aufnahmen.
Ich war letzte Woche in Japan und habe zwei Worte gelernt:
Otscha = Tee
oishii = lecker.
Ich hab irgendwo domo aregato = danke aufgeschnappt 🙂
Man sieht sich immer zwei Mal im Leben…
Bestimmt landet Tom jetzt in „Verstehen Sie Spaß?“ 😀