Im Fernsehen werden oft Dokumentationen gezeigt, die sich eines rhetorischen Tricks bemühen, der gerne auch von Boulevardzeitungen und der Yellow Press bemüht wird: Die als Frage verkleidete Behauptung. Dabei schreiben die eher etwas unseriösen Medien beispielsweise nicht:
„Susanne Daubner ist in Wirklichkeit ein Mann“ sondern man titelt: „War Susanne Dauber immer schon eine Frau?“
Das impliziert, es könne anders gewesen sein, weckt die Neugierde des Lesers bzw. potentiellen Zeitschriftenkäufers und entpuppt sich dann beim Lesen des Textes als Lock-Titel. Ganz unschuldig schieben die Journalisten die lächerliche Behauptung auf „böse Zungen“ die etwas behaupten und stellen dann, ganz seriös klingend, klar, dass mit Susanne Daubner alles in Ordnung ist.
Fernsehdokumentationen der ebenfalls eher etwas anrüchigen Art beschäftigen sich gerne mit Aliens, UFOs, seltsamen Phänomenen und Mythen aus dem Bereich des Volksglaubens.
Man erkennt solche Sendungen unter anderem daran, dass die Redaktionen für die Moderation in aller Regel keinen Fachmann einsetzen, sondern eher Schauspieler, wie beispielsweise William Shatner, von denen der Zuschauer von vornherein weiß oder wissen müsste, dass hier keine Expertise vorliegt, sondern Unterhaltung produziert wird. Deshalb tue ich mich auch bei der Verwendung des Begriffs „Dokumentation“ für derartige Sendungen schwer.
Auch hier wird gerne mit einem Fragetrick gearbeitet. Werden in solchen Sendungen Behauptungen aufgestellt und kommen auch vermeintliche Experten zu Wort, so enden die Beiträge dann doch fast immer mit einer Frage, die dazu führt, dass auf die eingangs aufgestellte Behauptung dann eben doch keine Antwort gibt.
Ein Beispiel für eine solche abschließende Frage wäre z.B.: „Obwohl viele Menschen daran glauben, müssen wir uns auch weiterhin fragen: Wurde die Margarine wirklich von sechsarmigen Aliens auf die Erde gebracht?“
Ganz ähnlich ging es Bestatterweblog-Leserin Jutta aus Paderborn. Sie schreibt mir:
Danke für Deine netten Worte.
Lass mich zunächst mal eine Infobox über Marie-Bernadette Soubirous einfügen, damit sich auch diejenigen ein Bild machen können, die mit Heiligengeschichten nicht so vertraut sind:
Bernadette von Lourdes (eigentlich Marie-Bernarde Soubirous) (*7.1.1844, +16.4.1879) ist eine der bekanntesten katholischen Heiligen und wurde durch die Marienerscheinungen berühmt, die sie als 14-jähriges Mädchen 1858 in der Grotte von Massabielle in Lourdes erlebte. Insgesamt hatte sie 18 Marien-Erscheinungen.
Während einer Erscheinung entdeckte Bernadette auf Marias Anweisung in der Grotte eine Quelle. Lourdes wurde zu einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte der Welt. Jährlich kommen Millionen Menschen zur heilbringenden Quelle, um zu trinken oder zu baden und um Heilung zu bitten.
Den Trubel um ihre Person empfand Bernadette als belastend und trat 1866 in ein Kloster ein und arbeitete als Krankenschwester und Sakristanin. Sie war zeitlebens sehr kränklich, litt u.a. an Asthma, Tuberkulose und einer Knochenerkrankung und starb 1879 mit 35 Jahren.
Die sterblichen Überreste Bernadettes werden von der katholischen Kirche und den orthodoxen Kirchen als „unverweslich“ angesehen. Dieses Phänomen, das auch bei anderen Heiligen dokumentiert ist, wird oft als Zeichen besonderer Heiligkeit interpretiert. Heute befindet sich der Leichnam Bernadettes in einem gläsernen Schrein, der jährlich von zahlreichen Pilgern besucht wird. 1925 wurde Bernadette seliggesprochen und 1933 sprach Papst Pius XI. sie heilig.
So.
Nun gibt es das Phänomen, dass ein Leichnam nicht verwest recht häufig. Beim Vorliegen von Feuchtigkeit können sich beispielsweise die bekannten Wachsleichen bilden, bei der eine Art Fettschicht den Körper umhüllt und eine Verwesung hemmt bzw. verhindert.
Unter trockenen Bedingungen mit viel Luftzirkulation können Leichname auch ohne Dazutun sozusagen mumifizieren. Fett und Flüssigkeiten entweichen und aus Haut und Knochen bildet sich ein sogenannter unverweslicher Leichnam. Da oft auch die Haare erhalten bleiben, können solche Verstorbenen einen erstaunlich intakten Anblick bieten. Wie ein lebender Mensch oder ein schlafender Mensch sehen sie aber unter keinen Umständen aus; dafür ist die Veränderung viel zu groß.
So gesehen handelt es sich also nicht ausschließlich um ein „Wunder der Christenheit“, sondern um ein Phänomen, das auch aus französischen und italienischen Katakomben, in bestimmten tibetischen Klöstern und bei manchen in Bleisärgen bestatteten Personen beobachten lässt.
Zumindest kann man sagen, dass es durchaus rein physikalische und chemische Erklärungen dafür gibt, dass manche Leichen nicht verwesen.
Der unversehrter Leichnam
Die sterblichen Überreste von Bernadette Soubirous wurden im Rahmen des Seligsprechungsprozesses sogar im Auftrag von Bischöfen mehrfach exhumiert und untersucht. Die erste Exhumierung erfolgte am 22. September 1909. Anwesend waren neben Bischof Gauthey weitere Kleriker, zwei Ärzte, der Bürgermeister und sein Vertreter, die Oberin des Klosters sowie mehrere Handwerker.
Die Ärzte Jourdan und David beschrieben den Zustand des Leichnams folgendermaßen: „Die Gesichtshaut lag eng auf den Knochen auf, der gesamte Körper zeigte eine braunschwarze, pergamentartige Oberfläche und fühlte sich steif und hohl an, ähnlich wie Karton. Auf den Unterarmen waren noch die Venenmuster erkennbar, während Hände und Füße einen wächsernen Eindruck machten.“
Diese Merkmale deuten auf typische Verwesungsprozesse hin, wie der Rechtsmediziner Walter Marty erklärte. Die hohl klingende Konsistenz ist ein klassisches Merkmal, das auf den Verlust des Unterhautfetts zurückzuführen ist. Fett zersetzt sich bei der Fäulnis und läuft aus den Zellen aus, während die braunschwarze Färbung durch den Abbau von Hämoglobin entsteht. Marty betont außerdem, dass mit Blei ausgekleidete Särge, wie im Fall Bernadettes, dazu beitragen können, die Verwesung zu verlangsamen.
Weitere Exhumierungen und Erhebung der Reliquien
Im Laufe des Seligsprechungsprozesses wurde am 3. April 1919 die „Erhebung der Gebeine“ vorgenommen, wobei die sterblichen Überreste Bernadettes erneut exhumiert wurden. Das sowohl der wissenschaftlichen Untersuchung als auch der Vorbereitung der Reliquien für die Verehrung.
Der Leichnam wurde in Anwesenheit von zwei Ärzten und einer noch größeren Anzahl von Zeugen untersucht. Wieder zeigte man sich erstaunt über den vergleichsweise guten Zustand des Körpers.
Sechs Jahre später, am 18. April 1925, fand vor der Seligsprechung eine dritte Exhumierung statt. Dabei wurden kleinere Reliquien entnommen und der Leichnam in einen neuen Schrein aus Bronze und Glas gebettet. Dieser wurde am 25. August 1925 in die Kapelle des Klosters Saint-Gildard in Nevers (heute Espace Bernadette Soubirous) gebracht. Dort können Besucher den Leichnam als sogenannte Ganzkörperreliquie betrachten.
Wachsmasken für Gesicht und Hände
Obwohl der Leichnam vergleichsweise gut erhalten war, befindet er sich dennoch nicht in einem Zustand, den man hätte offen zur Schau stellen können. Die schwarze Haut, das lederne Aussehen und die eingefallenen Gesichtszüge hätten eher abschreckend gewirkt.
Deshalb wurden während der letzten Umbettung das Gesicht und die Hände des Leichnams mit Wachsmasken bedeckt. Diese Masken wurden auf der Grundlage von Abgüssen und Fotografien gefertigt, um das Erscheinungsbild von Bernadette zu wahren und die Reliquien für die öffentliche Verehrung ansprechend zu gestalten. Die Wachsmasken tragen nun zur Legenden- und Mythenbildung bei. Obwohl kein Geheimnis daraus gemacht wird, glauben viele, bei dem Gesicht und den Händen handele es sich tatsächlich um den sichtbaren Leichnam. In Wirklichkeit ist dieser aber darunter verborgen.
Auf den nachfolgenden Bildern siehst Du zunächst eine Ablichtung von Bernadette, wie sie auf einem Totenbildchen anlässlich ihres Todes abgedruckt wurde. Das zweite Bild zeigt den Schrein mit dem abgedeckten Leichnam und der Gesichtsmaske.
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