Frag doch den Undertaker

Bestattung zu teuer?

Hallo!
Ich weiss nicht so genau an wen ich mich so wenden kann. Deshalb versuche ich es mal hier!
Ich habe die Bestattungsrechnung meiner Mutter bekommen und finde sie extrem hoch! Hier mal eine Auflistung der Kosten!

Massiver Kiefernsarg mit Innenausschlag 350 Euro
Damentalar, Serge, Brust gel. mit Spitze 80 Euro
Strümpfe 15 Euro
Aschenkapsel 50 Euro
Grabkreuz 144 Euro
Überführung Krhs G. nach Krematorium L. 380 Euro
Überführungshelfer 95 Euro
Hygienische Versorgung und Einbetten in den Sarg 130 Euro
Einsarghelfer 130 Euro
Erledigung von Formalitäten inkl. Telefon, Fax und Porto 175 Euro
Beerdigungsbetreuung 80 Euro
Krematoriumskosten 369,12 Euro
Bestattungsgenehmigung 14,32 Euro

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Ich komme auf 1.629 Euro Bestatterkosten, die Kosten für das Krematorium und die Bestattungsgenehmigung sollten durchlaufende Kosten sein und eine entsprechende Rechnung der Behörde bzw. des Krematoriumsbetreibers zumindest in Kopie beiliegen.

Die Preise für die notwendigen Warenlieferungen sind in Ordnung, Sarg, Wäsche, Urne und dergleichen wurden zu ortsüblichen Preisen abgerechnet. Hoch erscheint mir der Preis für das Grabkreuz. Hier wären, handelt es sich nicht um eine besondere Ausführung mit Dach und Tafel, Beträge zwischen 40 und 64 Euro angemessen. Ohne genaue Anschauung des Kreuzes kann man aber nicht mit Bestimmtheit sagen, ob es überteuert ist.

Sehr teuer ist in diesem Fall die Abholung, Einsargung und der Transport zum Krematorium mit immerhin zusammen 735 Euro.
Man darf doch annehmen, daß die beiden Fahrer mit dem Sarg zum Krankenhaus nach G. gefahren sind, dort die Einsargung vornahmen und dann den Sarg nach L. ins Krematorium brachten. Das ist keine nennenswerte Entfernung, wird von anderen Bestattern pauschal mit etwa 350-400 Euro abgerechnet. Andere Bestatter wählen die einzelne Aufschlüsselung der Positionen und kommen ebenfalls auf maximal 500 Euro.
380 Euro alleine für die Überführung, also die bloße Fahrt eines Fahrers mit dem Bestattungswagen finde ich sehr hoch, aber nicht so hoch, daß es -wie es die Kunden immer nennen- „Wucher“ ist.

Daß man den zweiten Mann mit 95 Euro abrechnet, ist völlig in Ordnung, der war dabei und der kostet Geld.
Daß derselbe Mann aber dann zum Einsarghelfer mutiert und nochmals mit stolzen 130 Euro abgerechnet wird, ist schon ziemlich dreist.
Im Grunde ist ja das Abholen und Einsargen in diesem Fall ein Arbeitsschritt. Die werden ja kaum erst einmal mit der Trage abgeholt haben (wohin?) und dann noch einmal eine Einbettung in den Sarg vorgenommen haben.

Habt Ihr das denn vorher auf der Kostenaufstellung nicht gesehen? Ihr hättet sofort fragen müssen, bzw. man hätte es Euch erklären müssen, warum da der Personalaufwand mehrfach abgerechnet wird, oder wie sich das exakt zusammensetzt.

Man muß sich das wirklich im Regelfall so vorstellen: Die fahren mit dem Sarg auf der Ladefläche von L. nach G. schieben den Sarg in den Keller und laden die Verstorbene aus der Kühlung in den Sarg um. Hemd überstreifen, Socken anziehen, etwas Leichenkosmetik, Haare kämmen, Hände falten, das machen zwei erfahrene Männer in gut 5-10 Minuten, dann kommt der Deckel drauf und die fahren den Sarg wieder hoch in den Laderaum des Leichenwagens.

Dann holen sie eventuell noch die Sterbepapiere in der Krankenhausverwaltung ab, was aber hier den Überführungspreis nicht beeinflussen kann, denn dies wie auch die Besorgung der Sterbeurkunden beim Standesamt in G. wird ja mit 175 Euro „Erledigung der Formalitäten“ nochmals gesondert in Rechnung gestellt, was auch richtig ist.

Vom Krankenhaus fahren die Männer zum Krematorium und laden den Sarg dort ab.
Ob da insgesamt 735 Euro angemessen sind, wage ich zu bezweifeln, immer vorausgesetzt, das fand alles unter normalen Bedingungen, also nicht außerhalb der Dienstzeiten o.ä. statt, was ich nicht annehme.

Ob man nun eine Beerdigungsbetreuung für 80 Euro benötigt, ist jedermann selbst überlassen. 80-120 Euro sind da durchaus branchenüblich. Der Betrag ist aber dann teuer, wenn nur ein halbgescheiter Sargknecht im Arbeitskittel lustlos herumsteht und ist dann günstig, wenn ein oder zwei Mitarbeiter des Bestattungshauses den Ablauf betreuen, organisieren und sich kümmern.
Generell einfach eine Beerdigungsbetreuung abzurechnen, das geht nicht; diese Leistung muß vom Kunden gewünscht und bestellt worden sein, es sei denn der Beerdigungsbetreuer muß ortsüblich zwangsläufig irgendetwas machen und ist unverzichtbar.

Alles in allem scheint es mir eine Bestattung zu sein, bei der die Kundschaft Wert auf eine kostengünstige Abwicklung gelegt hat. Das wird auch durch Deine Nachfrage bei mir und durch die Wahl des doch recht günstig abgerechneten Sargmodells deutlich.

Hier verdient der Bestatter in erster Linie an den Zusatzpositionen, wovon er in diesem Fall ausgiebig Gebrauch gemacht hat.

Insgesamt ist die Höhe der Rechnung aber nicht so deutlich überzogen, daß man von unanständigem Verhalten sprechen kann. Der Kollege hat nur den Spielraum umfassend ausgeschöpft.
Bezüglich der Personalkosten würde ich versuchen ein klärendes Gespräch zu führen, um herauszufinden, ob es irgendwelche Besonderheiten gab, die so hohe Kosten rechtfertigen.
Bietet dem Kollegen an, mit einer Reduzierung der 735 Euro teuren Gesamtpositionen um 25% zufrieden zu sein und dann die Sache nicht weiter zu beanstanden.

Schreibt mir mal per Mail, um welchen Kollegen es sich exakt handelt (wenngleich mir die Kostenaufstellung schon sehr bekannt vorkommt) und wie er auf Eure Nachfragen reagiert.

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(©si)