Branche/Kommune

Da führt ein Weg übers Grab

Könnte man zu der Melodie von „Da steht ein Pferd auf dem Flur“ singen: Da führt ein Weg übers Grab.
So ist es wenigstens seit einigen Tagen auf einem Friedhof im Badischen. Ganz wütend und aufgeregt wendet sich die Nutzungsberechtigte eines Grabes an mich.

Meine Mutter, verstorben 2002, hat ein Urnengrab in einer Kleinstadt im Badischen. Dieses Urnengrab liegt (lag!) an letzter Stelle einer Reihe, dahinter war eine große Hecke, der Heckenabschluß war auch das Ende der Reihe.
Nun hat das Friedhofsamt folgendermaßen „umgestaltet“: Die Hecke ist komplett entfernt und der Gehweg (der nach unten weitergeht) verbreitert worden, das heisst, meine Mutter, die ja das letzte Grab der Reihe ist, liegt jetzt in der Gehwegzone!

Ich habe das mal grob nachgeshopt:

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So ähnlich und dann noch mit Hecke lag das Grab der Mutter vorher. Wenn ich es richtig verstehe, gab es sogar rechts neben dem Grab noch eine Hecke.
Wie dem auch sei, das Bild veranschaulicht die Lage des Grabes als letztes einer Reihe.

Und so sieht das Ganze nach der Umgestaltung aus:

Das Grab liegt nun quasi mitten auf dem Weg.

Von der anderen Seite sieht es so aus:

Man sieht, dass Friedhofsbesucher um das Grab herumgehen müssen, weil es auf dem Weg liegt. Kein Wunder, dass die Angehörigen empört sind.
Die letzte Ruhe eines Menschen sieht anders aus.

Doch das Friedhofsamt will sich davon nichts annehmen.
Es sei eine vorzeitige Abräumung des Grabes möglich weil das „jetzt etwas seltsam aussieht“.
Das müssten dann die Angehörigen aber gefälligst selbst bezahlen…

Ich sehe wenig Chancen, dass die Angehörigen eine andere Grabstelle bekommen und die Verwaltung die Zustimmung zu einer Umbettung gibt.

Aber ganz sicher ist das so, wie es jetzt ist, ein absolutes Unding.
Ich verstehe, dass Wege auch mal verlegt oder verbreitert werden müssen. Hier ist aber die Verbreiterung so geschehen, dass diese niemandem wirklich nützt. Fußgänger und auch Fahrzeuge (der Steinmetze und Verwaltung) können den Weg ja wegen des Grabes sowieso nicht in voller Breite nutzen.

Anstelle der Friedhofsverwaltung würde ich ein paar bepflanzte Betonkübel an Kopfende und an der rechten Seite als Sichtsperre aufstellen. So wird deutlich, dass hier noch Ruhefläche ist und ein Mensch begraben ist. Ist das Grab dann irgendwann abgelaufen, kann man die Pflanzkübel ohne nennenswerten Aufwand wieder entfernen.

Bildquellen:
  • grabeg: Lesereinsendung


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Berichte und Kommentare zu Verwaltungen, Kirchen, Friedhofsträgern und der gesamten Bestattungsbranche.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 18. Juni 2018

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Ingrid Hoerner
6 Jahre zuvor

Kann mir im eigenen Garten nicht passieren. 🙂
Was da so manchmal gemacht wird, ist wirklich nicht mehr nachvollziehbar. 🙁

Judi
6 Jahre zuvor

Ist doch bei den gegenüberliegenden Gräbern auch nicht anders, jedenfalls sieht es auf den ersten beiden Bildern so aus.
Klar, die Wegführung ist suboptimal (weil nicht gradlinig), es sieht auch doof aus, weil man es auf Friedhöfen ja meist gern gradlinig und gleichmäßig hat, aber es werden jetzt trotzdem kaum andauernd Leute über das Grab trampeln und die „Ruhe stören“. Die Leute werden den gleichen Bogen laufen wie immer schon, also nicht den eingezeichnetetn Pfeilen folgend.
Und wenn man am Grab steht ändert sich auch nichts, da steht man ja da wo man immer schon stand – auf dem Weg zu den anderen Gräbern.

Anonym
6 Jahre zuvor

@Ingrid Hoerner nutzt jetzt wohl jede Möglichkeit zur Werbung und zur Beugung des geltenden Rechts.

Bernd
6 Jahre zuvor

Ist das auch das richtige Bild? Real? Oder ist das Bild wie es jetzt ist auch geshopt?

Bernd
Reply to  Peter Wilhelm
6 Jahre zuvor

@Peter Wilhelm:
🙂 🙂

Thomas
6 Jahre zuvor

Spätestens wenn die erste Oma über die Grabplatte stolpert und sich die Haxen bricht wird das Friedhofsamt handeln müssen….

Ingrid Hoerner
Reply to  Thomas
6 Jahre zuvor

@Anonymous: Nein, war nur eine Feststellung. 😉

Linchen
6 Jahre zuvor

Dass im Zuge einer Friedhofvergrößerung z.B. „umgestaltet“ werden muß, kann ich ja noch nachvollziehen. ABER erst dann, wenn alle Gräber im betroffenen Feld abgelaufen sind.
In diesem Fall hätte man die Angehörigen fragen müssen, ob sie mit einer kostenlosen Umbettung einverstanden sind. Falls Sie net wollen, muß eine andere Planung gemacht werden.
Wobei, vielleicht haben sie auch erst bei der Ausführung gemerkt, dass da noch ein Grab im Weg ist….(im wahrsten Sinne des Wortes)
Eigentlich müßte sowas auch richtig öffentlich gemacht werden, dass alle Toten wissen, was im Falle einer Bestattung dort, auf sie zukommen könnte.

Oh Du schönes Badner-Land!!!!☺☺☺




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