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Da ist der Überzieher weg

Fehler durch Lektorin Alexandra bereinigt.

Das Ehepaar Rolfinger ist Anfang Siebzig und kam gestern am frühen Nachmittag, um sich Unterlagen abzuholen.
„Man kommt ja jetzt in das Alter, wo die Einschläge langsam näher kommen“, meinte Herr Rolfinger und lachte polternd, seine Frau schürzte spöttisch die Lippen und meinte: „Bei mir nicht!“

„Wie? Bei Dir nicht? Wir sind doch fast im selben Alter.“

„Es sind aber Deine Schulkollegen, die da wegsterben wie die Fliegen.“

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„Du bist ja auch nicht von hier. Deine Bekannten werden auch sterben, nur erfährst Du es nicht.“

Sie schwieg, aber man sah es ihr an, daß sie davon überzeugt ist, daß ihr Mann vor ihr sterben wird.

Man kennt ja ähnlich gelagerte Witze, aber es ist noch gar nicht so lange her, da sagte eine andere Frau bei ähnlicher Gelegenheit: „Wenn einer von uns mal stirbt, muß ich ja schließlich das Grab pflegen.“

An und für sich verlief das Gespräch mit den Rolfingers sehr angenehm. Er wollte unbedingt verbrannt werden, sie rollte hinter seinem Rücken vielsagend mit den Augen, was wohl soviel heißen sollte wie: „Lassen sie den ruhig reden, wir machen das so, wie ich das will.“

Sie wollten sich das alles nochmal durch den Kopf gehen lassen und an einem der nächsten Tage wiederkommen.
Das war’s.

Dachte ich.

Gegen Abend waren die Rolfingers wieder da.

„Wegen der hellblauen Windjacke von meiner Frau.“

„Was ist denn mit dieser Windjacke?“

„Die ist weg!“

„Ja und?“

„Die ist hier bei Ihnen weggekommen.“

„Ach was? Wie soll das denn passiert sein? Ich kann mich gar nicht daran erinnern, daß Ihre Frau eine Jacke anhatte.“

„Doch, doch“, mischt sich Frau Rolfinger ein, „es war mir etwas kühl und das ist eine ganz leichte Jacke….“

Er schneidet ihr das Wort ab: „Ist ja auch egal, die muß er uns ersetzen!“

„Wir können gerne mal alle Räume durchgehen, ob irgendwo Ihre Jacke hängt oder liegt, aber ich muß Ihnen sagen, daß bei uns noch nie was weggekommen ist. So viele Leute gehen hier ja nicht ein und aus. Außerdem hat unser Gespräch ja auch nicht so lange gedauert, mir wäre es aufgefallen, wenn Sie ein Kleidungsstück abgelegt hätten.“

„Wollen sie etwa sagen, daß meine Frau lügt?“

„Um Himmels Willen, nein. Wir schauen jetzt nach und dann werden wir ja sehen, ob Ihre Jacke irgendwo ist.“

Kurz und gut: Die Jacke ließ sich nicht auffinden. Ich bin nach wie vor fest davon überzeugt, daß Frau Rolfinger gar keine Jacke anhatte. Ich schlug dem Ehepaar vor, noch einmal alle Stationen ihres gestrigen Weges (Arzt, Apotheke, Supermarkt) abzugehen und dort nach der Jacke zu fragen.

Doch was, wenn sich das gute Stück (49 Euro bei C&A, ganz neu von 2002) nicht finden lässt?

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.

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