Gibt es eigentlich auch irgendwelche Musikwünsche, wo du sagen würdest das es absolut nicht in den Rahmen passt? Oder auch nicht spielen würdest obwohl es gewünscht wird?
Dehnen wir die Frage doch noch auf Sargbeigaben, Trauerhallenschmuck und alles Mögliche aus.
Bis jetzt sind wir noch nicht in der Situation gewesen, daß ich eine komplette Bestattung hätte ablehnen müssen. Die Kunden sind ja nicht beratungsresistent und falls sie doch auf anstößigen oder dem Anlass nicht entsprechenden Dingen bestehen, deute ich an, daß wir dann eventuell nicht das richtige Institut wären. Das ist bis jetzt noch nicht oft vorgekommen, hat aber immer gewirkt.
Es ist manchmal eine besondere Ausdrucksfom der Trauer, daß man sich extrem cool zeigen will und sich dann für den Vater irgendein albernes Lied wünscht. Die Erfahrung hat aber gezeigt, daß es am Besten ist, solche Wünsche erst mal abzunicken und dann nach einem Tag Bedenken zu äußern. So ohne restliche Familie als Publikum und von mir entsprechend beraten, rücken sie dann doch von den Extremwünschen ab.
Ansonsten haben wir von Narhallamarsch bis hin zum Ententanz schon alles auf Beerdigungen gespielt. Abgelehnt habe ich allerdings den Wunsch, einem Verstorbenen eine aufblasbare Gummipuppe ins den Sarg zu legen. Hierbei hatte ich den Eindruck, daß man Rache nehmen und den Toten auch auf den Arm nehmen wollte. Das hätte man zu Lebzeiten machen können, Tote können sich nicht wehren.
Ich kann bei eher unpassenden Musikstücken in der Trauerhalle aber auch ein Gesicht machen, das mehr als deutlich meine Distanz zum Geschehen kennzeichnet.
Manchmal lassen sich die Hinterbliebenen auch ganz eigene Dinge zur Gestaltung der Trauerfeier einfallen. Wenn das in den zeitlichen Rahmen passt und sonst niemanden stört, machen wir sowas mit. Aber einen selbsteinstudierten „Totentanz“ bei dem zwei der Protagonistinnen nur einen Schlüpfer tragen wollten, habe ich dann ausgebremst.
Man darf ja nicht vergessen, daß Trauerfeiern so sind, wie sie sind, weil die meisten Menschen das so wollen und erwarten. In dem standartisierten Ablauf finden viele Halt und Stütze.
Ganz wesentlich bei der Entscheidung, ob ich etwas unpassend finde oder nicht, ist die Tatsache, ob ich den Eindruck habe, daß man damit einen besonderen Wunsch erfüllen will oder ob es nur dazu dient, aufzufallen.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: machen, nicht
In diesem Fall erscheint selbst der Schreibfehler irgendwie recht sinnvoll.
Ihr habt den Ententanz während einer Beerdigung gespielt?!? Ich bin immer wieder erstaunt über solche Wünsche…
@Liesl: Ich auch… ^^
Vielen Dank für die doch rasche Antwort. Hab ich ehrlich gesagt nicht mit gerechnet… 😉
Ich erinnere mich, dass es in einer kleinen Stadt in der ich vor 15 Jahren meine Ausbildung machte einen jungen dynamischen Unternehmer gab, der ein alteingeführtes Beerdigungsinstitut übernommen hatte. Dieser Unternehmer machte es sich zur Aufgabe, Trauerfeiern individueller zu gestalten und hinter vorgehaltener Hand nannten wir ihn den "Eventbestatter", denn er schaffte es aus einer Beerdigung ein Event zu machen, wobei ich das durchaus positiv meine. Plötzlich gab es einen Friedhof voller Luftballons bei einer Kinderbeisetzung oder auch einen Sektempfang mitten auf dem Friedhof, weil der Verstorbene sich es so gewünscht hat. Zuerst wurde vielerorts die Nase gerümpft über soviel neues, das vom Standard abwich, doch mittlerweile ist er der unternehmerisch wohl erfolgreichste Bestatter und seine Kollegen haben sich das eine oder andere abgeschaut. Ich finde es gut, wenn die Hinterbliebenen in der Lage sind, die Trauerfeier individuell zu gestalten und beim frühen Tode meines Vaters haben wir das genauso gehandhabt. Er ist auf den kanarischen Inseln beerdigt worden und liegt dort nun in einer Mauer, denn es wird zum Großteil nicht in der Erde… Weiterlesen »
Was heißt:" Wenn es in den zeitlichen Rahmen passt?" Gibt es denn eine Vorgabe, wie lange das dauern darf?
OT @ Bestatter-Blogger:
Hast du den Beitrag bei Frontal21 gesehen bezueglich Bestatter-Abzocke?
Wer ihn nicht gesehen hat, hier gibt's ihn nochmal:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/Abzocke_im…
Gruesse
gehören auch das Einkleiden eines verstorbenen Mannes in Frauenkleidung nebst komplettem Make-up und weibl. Hairstyle für Dich auch zu den "nicht machbaren" Extremwünschen.
(ich kenne jemanden, der möchte nach seinem Ableben genau so bestattet werden)
Das mit dem Ententanz würde ich für einen Scherz halten.
Wenn ich nicht vor ca. einem Jahr selber auf einer Beerdigung gewesen wäre, wo "Du bist mein Ste-heeeee-rn" von DJ Ötzi gespielt wurde.
(Sorry für den Ohrwurm.)
Erinnert mich an das Buch von Claudia Marschner, "Bunte Särge", auch von einer "Event-Bestatterin", die den Mut hatte, raus aus dem unpersönlichen düsteren Muff und hin zu individuellen, dennoch würdigen Bestattungen. Eine sehr schöne, wahre Geschichte, welche dazu dienen sollte, ein Tabu zu entschärfen. Leider lesen solche Bücher aber eh nur solche Personen, die keine Angst vor diesem Thema haben (wie meine Wenigkeit), der Rest bleibt im alten Trott stecken! ABER… Änderungen sind langsam im Kommen!
Narhallamarsch?!?
Ich brech zusammen…
Ach ja, Du hattest doch mal über Verbrennungen im Ausland geschrieben, wenn ich mich richtig erinnere. In der HAZ Link gab es letzte Woche einen Bericht zum Thema "Leichentourismus". Da wird mal wieder der Teufel an die Wand gemalt. Ich versteh nicht, was das Problem an Sammeltransporten ins Ausland sein soll.
@Hilti: Es ist durchaus zunächst einmal nichts dagegen einzuwenden, wenn Familien ihre Toten im Ausland einäschern und begraben lassen. Vorausgesetzt sie wissen davon und haben nicht für eine teurere Einäscherung im Inland bezahlt.
Auf der anderen Seite ist es natürlich so, daß wir uns nicht über steigende Preise bei hiesigen Krematorien wundern dürfen, wenn immer mehr Leichen nach auswärts verbracht werden.
Mit dem Ententanz haben die Angehörigen bestimmt versucht, den Verstorbenen zur Auferstehung zu ermutigen. 😉
Den Totentanz im Schlüpfer hätte ich mir nicht entgehen lassen..! 😉
Ein Freund meiner Eltern ist kürzlich verstorben – ein wahres Unikum, der nach ein paar Gläsern Bier immer seine Mundharmonika rauskramte und "La Paloma" spielte. Seine Tochter hat dies bei seiner Trauerfeier aufgegriffen und dieses Lied nochmal spielen lassen.
Der Kommentar meiner Mutter: "Ich hätte nie gedacht, dass ich bei dem Lied mal so weinen muss!"
Wir haben auf einer Trauerfeier von einer 16 Jährigensogar schon mal Hip-Hop gespielt.Ich glaube das war was von Bushido oder so?