Das Bestatterweblog gibt es schon 21 Jahre. Ich habe schon 2004 ein Web-Tagebuch über meine Erlebnisse als Bestatter begonnen. Aber erst am 16.04.2007 habe ich das Ganze unter dem Namen Bestatterweblog.de unter der neuen Software WordPress so richtig auf die Beine gestellt.
Viele Leute schrieben damals Weblogs. Das war etwas ganz Neues. Auf einmal konnte man an den täglichen Gedanken anderer Menschen im Internet teilhaben.
Ich habe damals an die vielen Fragen gedacht, die mir die Leute immer wieder stellten. Ich habe gedacht, dass es gut sein könnte, die Menschen über all das zu informieren, was hinter den Kulissen eines Bestattungshauses stattfindet.
Wenn man etwas kennt, dann muss man doch keine Angst mehr davor haben. Zumindest wird dem Ganzen das Unheimliche genommen.
Mit diesen Ideen sollte ich Recht behalten. Das Bestatterweblog war vom ersten Tag an ein großer Erfolg. Schon im Juli 2007 schrieb ich, dass jeden Tag um die 10.000 Leserinnen und Leser hier vorbeischauten.
Die Mischung aus kurzen Tagesmeldungen, der Beantwortung von Fragen und dem Blick hinter die Kulissen zog immer mehr Menschen an. Ich habe damit ein ganz neues Genre geschaffen, das der „morbiden Unterhaltungsliteratur“, wie ein Kritiker mal in einer Fernsehsendung sagte.
Damit begann ein wahrer Höhenflug. Es bildete sich rund um das Blog so etwas, was man heute als Community bezeichnen würde. Auf zwei großen Fantreffen kamen Leserinnen und Leser zusammen und meine Veranstaltungen wurden für viele zu regelrechten Usertreffen.
Das Bestatterweblog wurde von der Deutschen Welle als bestes deutsches Weblog ausgezeichnet, es folgte einige Buchveröffentlichungen und ich wurde gern gesehener Gast in zahlreichen Fernseh- und Radiosendungen.
Ich hatte ja vorher schon einige Bücher veröffentlicht und freute mich, dass sich Verlage auch für meine Bestattergeschichten interessierten.
Auf dem Höhepunkt dessen, was ich oben Höhenflug nannte, besuchten tatsächlich bis zu 60.000 User täglich diese Webseite. Das entspricht theoretischen über 20 Millionen Besuchen im Jahr.
Innerhalb der Community bildete sich ein harter Kern aus regelrechten Fans, die meine Beiträge mit ganz vielen Kommentaren beschenkten.
Doch einige dieser Fans waren damit nicht zufrieden, sie wollten mehr, sie betrachteten mich fast schon als ihr Eigentum. Sie glaubten, sie hätten Anspruch auf mich.
Das führte so weit, dass einige ungefragt sogar zu privaten Geburtstagsfeiern meiner Familie auftauchten. Andere riefen mich nachts an, um mit mir zu besprechen, wie sie sich die nächsten Geschichten im Blog so vorstellten.
Das aber lief allem, was ich vorhatte, völlig entgegen. Ich habe mein Bestattungshaus aus gesundheitlichen Gründen und schweren Herzens aufgegeben; eine familiäre Neuorientierung kam hinzu.
Ich habe schon immer geschrieben und wollte das weiterhin tun, ohne den Stress einer eigenen Firma am Hals. Das hatten mir mein Arzt und meine Allerliebste so verordnet. Nun aber begann das Bestatterweblog auch Stress zu machen.
Das war der Grund, weshalb ich zeitweise die Aktivitäten hier völlig zurückgefahren habe und leider auch einigen der hartnäckigen Fans vor den Kopf stoßen musste. Das hat mir keine Freunde gemacht. Einige zogen sich schmollend in Facebook-Gefilde zurück und schimpften über mich.
Ich sei arrogant, überheblich und der Erfolg sei mir zu Kopf gestiegen.
Nee. So war das nicht.
Die Allerliebste und ich haben die Entwicklung von Anfang an mit der Gewissheit verfolgt, dass es so nicht bleiben würde. Ich nahm mir vor, den Rummel etwas abklingen zu lassen, um wieder dahin zu kommen, wo ich eigentlich hin wollte: Ein Job am heimischen Schreibtisch ohne gesundheitliche Gefährdung.
So begann ich Leseabende abzusagen und auch nicht mehr für neue Veranstaltungen zu werben. Man darf nicht vergessen, als ich das Ganze begann, war ich Anfang/Mitte 40 und gehe jetzt langsam auf die 70 zu. Meine Tochter war zu Beginn noch ein Kindergartenkind und ist heute eine Augenoptikerin, die auf eigenen Beinen steht. Die Zeit ist einfach vorangeschritten und das Bestatterweblog hat sich so geändert, wie ich mich im Laufe der Zeit geändert habe.
Ich schreibe das Blog in erster Linie für mich, weil ich einfach erzählen möchte, was ich zu erzählen habe. Und dann schreibe ich es für diejenigen, die Gefallen daran finden. Das klingt im ersten Moment eigennützig, bedeutet aber: Ich schreibe nie etwas, damit andere es schön finden.
Nichtsdestotrotz freue ich mich, dass es so viele unter Euch gibt, die diese rund zwanzig Jahre treue Wegbegleiter sind. Auf Euch bin ich stolz, Ihr gebt mir Kraft.
Wen ich heute die Namen / Spitznamen von Menschen lese, die ich schon seit 20 Jahren kenne, dann ist das in jedem einzelnen Fall eine Freude.
Ich bin auch dankbar, dass immer wieder Menschen meine Bücher kaufen. Bitte tut das auch weiterhin, ich lebe davon.
Auch diejenigen, die mich ab und zu mit einer Spende beschenken, helfen mir sehr. Finanziell sowieso, aber auch durch die lieben Kurzkommentare auf den Überweisungen. Ihr wisst gar nicht, was mir das bedeutet.
Nach wie vor kommt die Mischung aus Information und Unterhaltung gut an, auch wenn sich im Laufe der Jahrzehnte viel geändert hat. Mittlerweile gibt es zahlreiche Bestatterinnen und Bestatter, die auf YouTube, Instagram und TickTockTack ebenfalls „Enthüllungen“ über das Handwerk veröffentlichen.
Ich habe so einiges davon zum Anlass genommen, um in meinem neuen Buch „Bestatter – Abzocke und Fehler vermeiden“ den größten Blödsinn etwas geradezubiegen. Auch dieses Buch kommt gut an und wird ganz sicher vielen Menschen helfen.
Grundsätzlich, das muss ich ausdrücklich sagen, finde ich es gut, dass die nachfolgende Generation solche Aufklärungsarbeit in den sozialen Medien betreibt. Das senile Geplapper vom Bestatteropa hier im Bestatterweblog ist ja schließlich nicht jedermanns Sache. Außerdem verwende ich häufig lange Sätze, die zu lesen einerseits und zu verstehen andererseits eine gewisse Aufmerksamkeitsdauer voraussetzt. Da ist ein anderthalbminütiges, schnell gesprochenes Video dann doch vielleicht zielgruppengerechter.
Zum Thema:
Im Laufe der vielen Jahre habe ich zweimal die Blogsoftware gewechselt. Einmal zu Serendipity und einmal zu Joomla, und natürlich danach wieder zu WordPress. Also im Grunde sogar dreimal gewechselt.
Dabei sind die Einordnungen der Beiträge in Kategorien verlorengegangen, sodass die meisten Texte in der Rubrik „Allgemeines“ gelandet sind.
Erstaunlicherweise gibt es immer wieder neue Leserinnen und Leser, die das gesamte Weblog von Anfang an durchlesen. Für die ist aber die Orientierung dadurch etwas erschwert.
Deshalb habe ich ein kleines, nützliches Plugin geschrieben, das mit enorm hilft, die Beiträge umzusortieren.
Es ist nichts Besonderes und kein Meisterwerk der Programmierung, aber es ermöglicht mir, in der Leseransicht einem Beitrag eine neue Kategorie zuzuweisen, ohne den Bearbeitungsmodus von WordPress aufrufen zu müssen.
Trotzdem muss ich nach und nach weit über 10.000 Artikel durchgehen. Das gibt mir aber die Gelegenheit, auch viele Artikel zu löschen.
Manche beziehen sich auf die Ankündigung von aktuellen Fernsehsendungen und andere enthalten Videos, die es bei YouTube längst nicht mehr gibt. Ja, und manche Texte sind auch einfach Scheiße…
Immer wieder stoße ich aber auch auf kleine Perlen und Goldstücke. Geschichten, die im Archiv verstauben, obwohl sie dafür viel zu schön sind. Solche lege ich mir in eine extra Rubrik und veröffentliche sie gelegentlich noch mal.
Ich sage einfach mal Danke an Euch alle, an Dich, an Dich und auch an Dich!
Bildquellen:
- bestatterweblog-de: PW
Hashtags:
Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:
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