Mitarbeiter/Firma

Das Handy

Vor längerer Zeit hatte ich mal ein Handy gefunden. Es lag auf einem Parkplatz direkt neben meinem Auto. Was macht man(n) da? Man guckt, ob es ohne PIN eingeschaltet werden kann, schaut dann ins Telefonbuch und sucht nach einem Eintrag wie z.B. „Mami und Papi“ oder „Oma Renate“. Dann ruft man da an, erklärt die Situation und mit etwas Glück bekommt man die Adresse des Verlierers.
So habe ich es gemacht, bin dann bei dem jungen Studenten vorbeigefahren und habe ihm das Handy gebracht. Eine Tafel ALDI-Schokolade gab es als Belohnung, wir beide freuten uns und die ganze Aktion hat mitsamt der Fahrerei nur 20 Minuten gedauert.

Vorgestern Abend fand Antonia ein Handy.

Werbung

Das Ding wurde a nächsten Morgen ungefähr eine Stunde lang von den drei Damen bestaunt und es wurde unter heftigem Schnattern beratschlagt, wie man denn nun am Geschicktesten vorgeht. Antonia meinte: „Da gibt es doch so eine IMEI-Nummer, glaube ich. Wenn man die anzeigen lässt, kann man die anrufen und dann bekommt man von der Polizei oder der Post die Adresse durchgesagt.“

„Quatsch!“ wußte Sandy: „Das ist doch Blödsinn! Wenn man die IMEI-Nummer kennt, kann man das Handy orten und WO das Ding ist, DAS wissen wir ja.“

„Immer mit der Ruhe“, beruhigte Frau Büser und erklärte: „Wir könnten ja Zettel aufhängen, auf denen steht, daß wir ein Handy gefunden haben.“

„Au ja!“ stimmten die anderen beiden zu und als man schon über dem ersten Textentwurf saß, gab Sandy auf einmal zu bedenken: „Hm, dann kommen aber vielleicht auch Leute, die nur scharf auf das Handy sind.“

„Och, wenn sie hübsch und männlich sind…“, träumte Antonia vor sich hin.

„Nee, Kinners, wir machen das jetzt anders, wir rufen jetzt der Reihe nach alle Leute an, die im Telefonbuch des Handys stehen“, schlug Frau Büser vor.

Ich saß in meinem Büro, lehnte mich in meinem Sessel zurück und legte die Füße auf den Aktencontainer. Das versprach noch lustig zu werden!

„Der erste Eintrag ist nur ein A“, stellte Antonia fest und es ergab sich eine Diskussion, ob A. nun der geeignete Anzurufende sei.
Nach 20 Minuten kamen die Frauen überein, daß es vielleicht besser wäre, nicht irgendwen anzurufen, sondern einen konkreten Namen auszuwählen.

„Hier, guckt mal, da steht ‚Schazi'“, entdeckte Sandy und man beratschlagte auf Frauenweise, also umfangreich, mit vielen Worten und ohne Ergebnis, ob denn Schazi nur angerufen werden sollte.

Ich persönlich würde da ja gewisse Risiken sehen. Schazi könnte durchaus der Freund oder die Freundin des Handy-Verlierers sein, aber theoretisch könnte er oder sie ja auch verheiratet sein und hinter Schazi verbirgt sich, die mit schwerer polnischer Zunge sprechende, Natascha aus dem Limelight-Club.
Schazi ist ja überhaupt die denkbar ungeeignetste Bezeichnung für seine Liebste oder seinen Liebsten. Wenn Männer das zu ihren Frauen sagen, ist das für mich immer nur als Abkürzung zu verstehen, sie können sich mit Schazi schlicht und ergreifend nicht zwischen Schaf und Ziege entscheiden. Schazi, eben!

Nach weiteren 25 Minuten, ich hatte inzwischen das Zuhören aufgegeben, mir begann der Schädel zu dröhnen, hörte ich auf einmal ein Jubeln. Die drei Frauen hatten sich tatsächlich durch den Buchstaben A gekämpft (ADAC, Auflade-Manager, Auskunft) und waren bei B gelandet, hatten irgendeine Bärbel angerufen und von eben dieser erfahren, daß ihre Freundin Jutta gestern ihr Handy verloren habe. Die sei ja immer so ungeschickt habe das Handy gestern nach dem Fitness verloren aber erst bemerkt als sie später noch eine Pizza bestellen wollte ins Fitness gehe die ja wegen ihrer Orangenhaut obwohl das ja Quatsch sei denn so stark sei das gar nicht ausgeprägt da gäbe es bei anderen Frauen ja viel Schlimmeres man kenne das doch von dieser Schauspielerin wie hieß die doch gleich Moment ich komm da gleich drauf Melanie irgendwie jedenfalls aus Amerika die habe ja nicht nur Orangenhaut sondern auch einen hängenden Po und…

Schon nach weiteren 30-40 Minuten hatte man dann endlich die Adresse und Festnetznummer von Jutta und setzte sich mit ihr in Verbindung. Es wurde ein Übergabetermin in der Mittagszeit vereinbart, da habe Jutta sowieso Pause und da fahre sie immer in die vegetarische Salatbar und da wäre es kein Problem mal eben vorbeizukommen was die Damen denn immer so trinken würden ob Prosecco das Richtige sei und das ist ja sowieso alles ganz süß und lieb…

Mittags kam Jutta dann und es waren nun vier Frauen damit beschäftigt, sämtliche Neuigkeiten der Stadt auszutauschen und die letzten drei Folgen von „Sturm der Rosen“ durchzudiskutieren. Schon nach gut 30 Minuten wandte man sich dem Handy zu und alle vier Frauen bekundeten, daß sie Handys hassen und im Grunde ein gnz einfaches Gerät ausreichen würde, man will ja nur telefonieren und ’simsen‘ alles andere sei Quatsch und würde die Geräte nur unnötig verkomplizieren…

Wenig später wurde die Flasche Prosecco überreicht und Jutta unter großem Hallo als neue Freundin der Büromannschaft verabschiedet.

Nachdem dieses Problem also endlich geklärt war, gingen die Frauen auch schon unverzüglich an die Arbeit.
Ich genieße den Umstand, daß die Büserin, Antonia und Sandy endlich im Haus unterwegs sind, gehe in das frauenfreie Büro, um eine Kopie zu machen und während ich das Aufwärmen des Kopierers abwarte, fällt mein Blick auf Antonias Schreibtisch.

Ratet mal, was da lag!

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

Keine Schlagwörter vorhanden

Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | Revision:


Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)