Geschichten

Der Fleck an der Deck -IV-

In mir nagte ja die Skepsis, ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, daß an der Aussage des Betreuers, das Sozialamt würde die Renovierung der Wohnung übernehmen, irgendetwas dran sein könnte.

„Doch, doch, das ist so, glauben Sie mir!“ beteuerte Frau Zimmermann und erzählte mir, das hinge alles davon ab, ob die Ärzte in dem Heim sagen, daß der alte Krause wieder nach Hause könne oder nicht.
„Wenn die sagen, daß der in der Anstalt bleiben muß, dann bleibt das alles an mir hängen und wenn die aber sagen, daß der wieder nach Hause kann, dann richtet das Amt dem die Wohnung wieder her. Jetzt ziehen die an dem alten Mann rum, wie an einem Strick. Die einen wollen, daß der im Heim, also in der Anstalt, bleibt, das sind das Sozialamt und die Anstalt. Klar, die haben nur Vorteile davon. Die anderen wollen, daß der wieder nach Hause kommt. Das sind der Krause selber und der Betreuer.“

„Naja“, sagte ich, „soviel betreut hat der den Alten ja gerade nicht.“

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„Der hat sich bei mir vielmals entschuldigt. Er habe so viele Fälle gerade und der Krause sei ein paar Mal bei ihm gewesen und er habe noch nie die Zeit gefunden, mal bei dem zu Hause vorbeizuschauen. So hat der das gar nicht gemerkt, wie der Krause unterwegs ist, sagt er, der Betreuer, aber dabei konnte man das doch riechen und sehen; ich meine, der hat sich doch nie gewaschen und bestimmt seit fünf oder sechs Jahren die selben Sachen angehabt.“

Sie habe auf jeden Fall mal das Geld von der Lebensversicherung ihres Mannes auf ihr Tagesgeldkonto getan und nicht angelegt, denn sie werde sicherlich was für das Haus brauchen. „Am Ende bleibt vielleicht doch alles an mir hängen.“ Sie seufzte.

Ein paar Tage später erzählte mir die Gemüsefrau voller Neid, das sei ja wohl die Höhe. „Die Frau Zimmermann kriegt das alles nu‘ auch noch bezahlt. Die haben doch genug Geld die Zimmermanns, die könnten das doch gut bezahlen, gut, der alte Zimmermann ist jetzt tot, das merk‘ ich ja auch, die kauft jetzt viel weniger, aber da haben wir es doch schon, was die jetzt am Essen spart und eine gute Rente kriegt die auch noch und dann stopfen sie der jetzt die Kohle noch hinten und vorne rein, ich finde das ungerecht, so, das macht dann sechsachtzig.“

„Doch, das stimmt! Der Mann vom Sozialamt hat mir gesagt, die schicken in spätestens vierzehn Tagen jemanden vorbei. Die bringen einen Container mit und dann holen die das ganze Gerümpel da oben raus. Eine einfache Renovierung soll das dann anschließend geben. Naja, ich weiß ja nicht. Wenn die da nur ein bißchen Farbe über die Wände pinseln und neues PVC auslegen, meine Güte, das wird doch nichts Halbes und nichts Ganzes.“

Sie sei sehr unsicher, was sie selbst eigentlich bevorzugen würde. Einerseits wäre es natürlich gut, wenn das alles so ablaufen würde, daß sie selbst nicht viel machen müsse. „Ich bin doch schon alt und kann nicht mehr so.“
Andererseits käme der Krause dann ja auch wieder und dann gehe doch alles wieder von vorne los. „Das dauert doch kein halbes Jahr, dann läuft mir die Pisse wieder durch die Decke. Aber vielleicht macht der Betreuer ja jetzt mal was.“
Aber eigentlich sei es ihr fast lieber, wenn der Krause nicht wiederkäme. „Aber ich glaube, beides kann ich nicht haben, daß die da ausmisten und renovieren und daß der Krause wegbleibt. Ich weiß ja auch nicht.“

Nein, es ist ganz anders gekommen.

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