Mitarbeiter/Firma

Der Frosch mit der Maske

Auch gut war Antonias Versprecher:

„Ich bin kein Trollo, ich bin eine Sirene, aber nicht so’ne laute, sondern so eine aus den michischen Grüten.“

Damit hatte sie einerseits in Wirklichkeit die griechischen Mythen gemeint und sich andererseits gegen Sandy zur Wehr gesetzt, die sie zu wiederholten Male ‚Trollo‘ genannt hatte.

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So einen Versprecher darf man Sandy aber nicht als Steilvorlage liefern. Sie simpelte die Wörter ein paar mal um die Zunge herum und schon war zuerst eine ‚milchige Grütze‘ und dann schließlich die ‚gemischte Kröte‘ daraus geworden.

Ernsthaft, da sitzt du da als Mann in deinem Büro, hast einen Haufen Arbeit auf dem Tisch liegen und versuchst, so etwa dreißig Sachen gleichzeitig zu machen oder im Kopf zu behalten, was du angeblich gar nicht kannst, weil die holde Weiblichkeit, Dieter Nuhr und Mario Barth steif und fest behaupten, Männer könnten so etwas gar nicht. Die einen tun das, weil sie von Natur aus in dem Glauben geboren wurden, sie könnten alles besser als Männer, vor allem Einparken, und die anderen tun es, weil sie Geld dafür bekommen.
Für Geld behaupte ich auch, daß der Mond aus grünem Käse ist und dort der kleine Ameisenkaiser Hyronimus Zwack wohnt und regiert.

Ich KANN viele Sachen gleichzeitig machen, meine Frau nicht.
Ich kann zum Beispiel drei Pedale bedienen und zwischendurch noch schalten, meine Frau fährt nur Automatik. Ich fahre immer über die Autobahn, setze mich drei bis vier Spuren voller LKW und Raser aus, habe alles im Blick und meine Frau – tja, sie fährt ’nicht so gerne Autobahn‘, was im Endeffekt bedeutet, daß sie bis zu 18 km lange Umwege in Kauf nimmt, nur um ja nicht über das Fickenburger Kreuz zu müssen.

Ich kann nicht denken, wenn ich über den Gang höre, wie Antonia sich zum dreiundvierzigsten Male darüber aufregt, daß sie keine gemischte Kröte ist.
„Sandy, ich reg mich auf, ich bin keine gemischte Kröte!“

Vom anderen Ende des Flures, da wo Sandy sich gerade eingenistet hat, hört man nur ein breites: „Quaaaack!“

„Hör jetzt auf! Ich find‘ das gar nicht lustig!“

„Ooooonk, Quaaaack!“

„Ich bin keine gemischte Kröte und das regt mich jetzt wirklich auf!“

Schluss! Ende! Aus!

Ich drücke den Knopf am Telefon und sage zu Frau Büser, daß alle Bürodamen, die in die Krötenaffäre involviert sind, bitte kurz zu mir kommen möchten.

Einundzwanzigeinhalb Sekunden später stehen Antonia, Sandy und Frau Büser vor meinem Schreibtisch auf dem Teppich.

Ich habe da noch den „Frosch mit der Maske“ auf dem Schreibtisch stehen. Das ist eine kleine Figur, ich glaube, sie stammt aus einem Schokoladenei für Kinder, und sie stellt einen Frosch dar und leuchtet im Dunkeln. Vermutlich hat meine Tochter mir den vor Jahren mal geschenkt.
Normalerweise bedanke ich mich immer ganz artig für diese tollen Geschenke, besonders dann, wenn das Kind, das eine gewisse handgelenksversteifte Ungelenkigkeit von ihrer Mutter geerbt hat, irgendetwas selbst gebastelt hatte.
Einmal brachte sie mir einen gebrannten und glasierten Kuhfladen in Blau und ich gebe zu, daß ich noch nie einen so schönen, selbstgemachten, gebrannten und glasierten blauen Kuhfladen gesehen habe. Wirklich schön, und der glänzte so toll!
„Papa, Du hast keine Ahnung, das ist eine selbstgetöpferte Gießkanne!“

Braves Kind! Ich warte dann so drei bis vier Wochen, manchmal auch nur, bis sie außer Sichtweite ist und – ich gebe es schon etwas ungern zu, weil auch unter meinen Lesern, so Frauen mit Doppelnamen sind – dann schmeiße ich den ganzen Krempel einfach weg.
Ich meine, ich liebe meine Tochter und sicher ist das auch ganz fürchterlich gemein von mir, aber seit ich wusste, daß sie ihre Ü-Ei-Figuren in der gleichen Dose aufbewahrt, in der sie seit Monaten verschimmelte BiFis gesammelt hat, hatte ich schon mal in Erwägung gezogen, den ganzen von ihr geschenkten Krempel aus meiner unteren Schreibtischschublade zu entsorgen.
Diesen Entschluss in die Tat umzusetzen fiel mir aber durchaus schwer. Das auslösende Moment war der Moment in dem mein Sohn mir, angesichts der Sammlung in meiner Schublade erzählte, diese Kaffeetasse ohne Boden, die das andere Kind für mich getöpfert hatte, sei definitiv aus den alten, nochmals aufgekauten Kaugummis zusammengefummelt, die die Tochter des Grauens in der Schule unter den Tischplatten abgekrubbelt habe…
Iiiiih, ich habe Winfried B. vor Augen, der da immer seine getrockneten Nasensekrete hinklumpte… Pfuiiiiiii!

Ja und dieser kleine Egel, der eine Brillenschlange sein soll, der sei -und das wisse er hundertprozentig- aus den weißen Bestandteilen der Cervelatwurst zusammengeknetet worden…

Klar, das Zeug wurde entsorgt, auf der Stelle! „Papa, sind das da Mäuseköttel in Deiner Schreibtischschublade?“

Jaja, ich bin seitdem vorsichtiger und wenn die kleine Miss Ungelenk außer Sichtweite ist, fliegt das meiste sofort in den Eimer, vor allem dann, wenn unten nicht „Made in China“ drauf steht. Denn dann kann ich nicht sicher sein, daß sie es nicht aus dem Sekret zerdrückter Fliegen zusammengelutscht hat.

Der Frosch stammt aus irgendeinem fernöstlichen Land und leuchtete so lustig im Dunkeln. Das allein hätte ihm einen Aufschub von drei bis vier Tagen eingebracht. Doch dann ging an einem Reklamekuli von der Post oben die gelbe Kappe ab und nachdem ich das gemacht habe, was jeder mit den Gummikappen von Post-Reklamekulis macht, nämlich darauf herumkauen, habe ich mit dem Rest vom Kuli ein Gesicht auf das Gummi gemalt und es dem leuchtenden Frosch über die Fratze gezogen. Ich fand es witzig, einfach nur witzig. Betonung auf nur.
Meine Frau kam des Weges, sah den Frosch auf meinem Schreibtisch und fragte, was das denn sei. Ich antwortete spontan, das sei der Frosch mit der Maske.

Sie fand das so lustig, daß sie mich nun jedes mal, wenn sie in mein Büro kommt, auf den Frosch mit der Maske anspricht und sich jedes mal fast weglacht.

Okay, jetzt stehen also Antonia, Sandy und Frau Büser da und ich erhebe mich von meinem Sessel.

„Antonia“, sage ich mit ernster Stimme, „soeben habe ich vernommen, daß Du gesagt hast: ‚Ich bin keine gemischte Kröte und das regt mich jetzt wirklich auf‘. Das möchte ich nicht. Wenn es Dich aufregt, daß Du hier nicht die gemischte Kröte bist, dann…“

Ich nehme feierlich den ‚Frosch mit der Maske‘ in die Hand und gehe um meinen Schreibtisch herum.
Dann lege ich meine andere Hand noch feierlicher auf Antonias Kopf und sage:

„…dann werde ich Dich in meiner Eigenschaft als geplagter Vater von zwei Kindern und Ehemann einer Frau, sowie als Chef dieses Unternehmens nun mit der Macht, die ER mir verliehen hat, auf alle Zeiten zur Ehrenkröte und zwar zur gemischten erklären.“

Ich drücke ihr den Frosch in die Hand und sage noch zu den drei Frauen, deren Münder sprachlos offen stehen: „Und sollte ich jetzt noch einmal was von gemischten Kröten hören, lege ich die Mappe mit den Urlaubsanträgen wieder ganz nach unten in den Stapel.“

Das Thema ist durch, ich habe nie wieder das Wort Kröte in meinen Räumen gehört.


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Hier erzähle ich Geschichten aus meinem Bestattungshaus und insbesondere über meine fabelhaften Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Namen sind verändert. Manchmal wurde auch mehrere Personen zu einer Erzählfigur zusammengefasst.

Lesezeit ca.: 9 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 20. Januar 2011 | Revision: 5. Juni 2012

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Ma Rode
13 Jahre zuvor

Die armen Lurche …

13 Jahre zuvor

Du bis doch verrückt…..

Du kannst doch sowas nicht zur Vorlesungszeit veröffentlichen! Ich ertrage die Blicke nicht mehr. Und jetzt hängen auch noch vier Leute um meinen Laptop.. DANKE! Wie soll ich jetzt meine Flashgames spielen… TOLL…

So ich werde hier übermannt..

Gruß
Joe

Held in Ausbildung
13 Jahre zuvor

[b]FOTOOOOOO[/b] vom Frosch mit der Maske! 🙂

Till
13 Jahre zuvor

„Für Geld behaupte ich auch, daß der Mond aus grünem Käse ist und dort der kleine Ameisenkaiser Hyronimus Zwack wohnt und regiert.“

Für das nächste Mandantengespräch in den aktiven Wortschatz aufgenommen.

Henning
13 Jahre zuvor

Ich bin weder sonderlich handwerklich noch verkäuferisch talentiert, daher wäre der Beruf des Bestatters wohl eher nix für mich, aber Tom möchte ich gerne mal als Chef haben 🙂

13 Jahre zuvor

„Das Thema ist durch, ich habe nie wieder das Wort Kröte in meinen Räumen gehört.“

Offenbar haben sie „die Kröte geschluckt“ 😉

Glückauf
13 Jahre zuvor

Ist das eine Metapher für Goldfisch-fortsetzung-zurecht- verlangende-Leser?

Wikipedianer
13 Jahre zuvor

Du gehst mir mit diesem Goldfisch-Geflenne langsam auf den Sack.

Chrissi
13 Jahre zuvor

Ich schließe mich #8 an!!!

Garfield
13 Jahre zuvor

*zu 8 und 9 dazustell*

Nervt langsam echt.

Rockige
13 Jahre zuvor

Tom, könnte es sein das dir tausend Sachen gleichzeitig im Kopf herumschwirren?

Irgendwie erinnert mich der Text an Telefonate mit meinen Schwestern (wenn mal wieder über Monate Funkstille herrschte). Dann versuche ich auch immer alles in 10 Minuten reinzuquetschen 😀
(Tochter, Mann, Haus, Maine Coon Kitten, Spielgruppe, Arzt, das neueste aus der Familie…).

So, ich geh dann mal Katzen retten…
LG
Rockige

Oliver
13 Jahre zuvor

Bin ich der einzige, der bei dem Titel an das hier denken musste?
http://www.youtube.com/watch?v=MOzrdZ2KKWA

Glückauf
13 Jahre zuvor

Liebe Mitleser 8,9 und 10.
Es freut mich das ich durch meine gelegendlichen einwürfe eure aufmerksamkeit erlangt habe, jedoch war ein „auf den Sack gehen“ nie die intention dieser Beiträge.
Ich wundere mich lediglich darüber das dass verhalten des Autors im fall der von mir gennanten Geschichte, deutlich von seinem sonstigen Schreibverhalten abweicht.
Die verwunderung darüber erlaube ich mir gelegendlich in kleinen Spitzen kund zu tun.

Sollte dies auch weiter euer Missfallen erregen, so empfele ich entsprechende kommentare nicht zu lesen.
Gleiwohl bedanke ich mich für die geäusserte Konstruktive Kritik und möchte euch versichern das ich sie ernstnehme und an die entsprechenden stellen weiterleiten werde.

MfG
L.M.A.A

Ma Rode
13 Jahre zuvor

@Oliver: den Gedanken hatte ich auch … bin ein Fan von Edgar Wallace (und Klaus Kinskis wunderbar dagestellte gestörte Charaktere).

13 Jahre zuvor

@Ma Rode
Für die gestörten Charaktere brauchte er sich ja nicht groß zu verstellen 😉

Aber nichts desto Trotz war er schon genial, nur liegen eben Genie und Wahnsinnn …

13 Jahre zuvor

Das ist jetzt zwar OT
aber grad musste ich mir das hier mal wieder reintun, ich kann mich immer wieder drüber ömmeln:
http://www.youtube.com/watch?v=6_e2FfghqRA

Ma Rode
13 Jahre zuvor

noch mehr OT! @kall: für mich das absolute Highlight: Klaus Kinski in „Die seltsame Gräfin“

13 Jahre zuvor

Der war eigentlich in jedem Wallace, in dem er dabei war, gut.

Aber Herzog hat ihn zu Spitzenleistungen getrieben, und wird damit vermutlich mit einigen Jahren seiner Lebenszeit bezahlen. Ich kann mir nicht vorstellen, das die Arbeit mit Kinski spurlos an einem vorbei gehen kann.

Kröte of doom
13 Jahre zuvor

Nein… nein… Klaus Kinski in allen seinen Filmen!

Roger G.
13 Jahre zuvor

Ich habe hier noch was entdeckt:
[url]http://dreibeinblog.de/dreibeinblog/38-buntes/356-der-groesste-schauspieler-aller-zeiten[/url]

Anonym
13 Jahre zuvor

Zwei Dinge:

Mario Barth, Dieter Nuhr. In einem Satz. Geht ja mal nu so überhaupt gar nicht.

Bifis. Das sind Schlachtabfälle mit Konservierungsmitteln. Die können nicht schimmeln.

13 Jahre zuvor

So ein immerwährendes Gerede kann einem gehörig auf die Nerven gehen.

Mal wieder vorbildlich gelöst!

Mort
13 Jahre zuvor

@Anonym:

Warum soll man Mario Barth und Dieter Nuhr nicht in einem Satz erwähnen? Gut, einer simuliert Niveaulosigikeit, der andere Niveau, aber bei beiden wird’s zunehmend unlustig. (Obwohl ich Dieter Nuhr mal wirklich lustig fand…)

Bifis enthalten Schlachtabfälle? Und ich dachte immer, in denen wäre gar nichts mehr natürliches…

@Glückauf: Tom hat doch nun schon lang und breit erklärt, dass es bei dem Fall ein wenig „Kompatibilitätsprobleme“ mit der Realität gibt. Sobald er wieder was erzählen kann und darf, wird’s schon ’ne Fortsetzung geben. Es läuft halt nunmal nicht alles wie in den Fernseh-Krimis…

JohnB
13 Jahre zuvor

Der Frosch leuchtet im dunkeln? Also ich hätt da ja Sorge! *besorgtdreinschau*

Geg
13 Jahre zuvor

Mario Barth und Diter Nuhr in einem Satz: Das geht sehr wohl, und letzterer hat sich das in der jüngsten Vergangenheit redlich verdient. Sein Jahresrückblick „Nuhr 2010“ im ZDF war einfach nur peinlich und auf dem Niveau einer FDP-Wahlkampfveranstaltung




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