Frag doch den Undertaker

Der günstigste Bestatter hat nun eine teure Rechnung geschickt

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Eine Verwandte ist vor zwei Monaten plötzlich verstorben. Der Pastor hat uns einen Bestatter empfohlen, „der keinen ‚verarscht‘ und der richtig ‚günstig‘ ist“.
Ich habe dann paar Tage später im Internet einen Vergleich gestartet und bin auf 2500 Euro im Durchschnitt gekommen.
Nun haben wir seine Rechnung bekommen. Sie sieht wirklich exakt so aus; die Posten sind alle nicht einzeln berechnet worden.

(Anm. Es folgt eine Rechnung mit sehr vielen Positionen, enthalten sind Samtdecken für die Abdeckung des Katafalks, Ausschlagen des Sarges mit „feinem Leinen“ usw.)

Rechnungssumme: 6753,00 Euro inkl. 19% Mehrwertsteuer.

Werbung

Ähm, was sagen Sie dazu?
Der Bestatter kann doch nicht sagen, er ist der Günstigste, und dann hier 7000 Euro berechnen, oder sehe ich das falsch?
Er muss doch die Posten einzeln ausführen, was wie teuer ist, oder?

Es ist nicht in Ordnung, eine solche Gesamtrechnung ohne Einzelpreise zu erstellen.
Ob das rechtlich einwandfrei ist, hängt von der Auffassung ab, ob man viele einzelne Dienstleistungen oder quasi die Bestatterdienstleistung als Gesamtpaket gebucht hat.
Vor Gericht, so würde ich meinen, würde der Bestatter dazu gedrängt werden, die Einzelpositionen exakt auszuführen.

Allerdings muß man zum Zeitpunkt der Beauftragung durch den Bestatter aber spätestens danach eine exakte Kostenaufstellung in Händen halten.
Davon kann ohne weiteres durch Unvorhergesehenes auch abgewichen werden.
Jedoch ist es falsch anzunehmen, ein als günstig empfohlener Bestatter in jedem Fall auch der günstigste Bestatter sein wird.

Vorher exakt nachfragen, Zettel mit nach Hause nehmen, hinterher Zettel und Rechnung vergleichen und Abweichungen mit dem Bestatter besprechen.

In diesem konkreten Fall hat der Bestatter eine Menge Positionen aufgeschrieben und offenbar auch einen entsprechenden Aufwand getrieben.
Das kann nicht alles kostenlos und ohne Auftrag erfolgen und gerade beim Bestatter gilt: Die Summe der Einzelpositionen macht’s.

Ich würde mit der Rechnung da hingehen und mir die einzelnen Positionen aufschlüsseln lassen.
Ist etwas dabei, das nicht bestellt wurde, müssen Sie es auch nicht bezahlen.

Aber man kann nicht blauäugig ein Unternehmen beauftragen, ohne den blassesten Schimmer davon zu haben, was die Dienstleistung in etwa kosten wird, nur weil jemand meint, das sei „günstig“.
Schon bei der Definition des Wortes „günstig“ wird jeder eine andere Basis haben. Ist „günstig“ nun der niedrigste Preis oder ist er nur niedriger als das nächsthöhere Angebot des gleichen Anbieters oder ist das im Verhältnis (zu was?) günstig?

Ein Hähnchenbräter wurde mal an seinem Wagen gefragt: „Sie die Hähnchen auch günstig?“
Er antwortete: „Günstig ist es auf jeden Fall, wenn die Dinger tot und schon gebraten sind, wenn ich sie Ihnen in die Tüte tue.“

Was hilft denn die Recherche im Internet nach einigen Tagen?
Wenn ich, ohne VORHERIGE Recherche irgendwo irgendetwas kaufe und irgendeinen Preis bezahle, dann werde ich mich in den meisten Fällen ärgern, wenn ich später im Internet irgendwelche Preise recherchiere.

Bei allem Verständnis für die Situation von Angehörigen im Trauerfall; hier muß ich sagen, daß wahrscheinlich blauäugig blanco eingekauft wurde.

Es ist beim Bestatter oft so, daß der sogar noch die Einzelpreise sagt und die Kunden denken, das sei ja ein niedriger Preis. Dann kommt der nächste Artikel, auch mit einem vertretbaren Preis und dann noch einer – und dann hört man auf mitzurechnen und bestellt -weil bisher ja alles recht preisgünstig war- noch ein Kondolenzbuch dazu und beantwortet auch die Fragen nach der samtenen Katafalkdecke und zusätzlichem Personal mit Ja. Hinterher wird dann ein Strich drunter gemacht und die vielen überschaubaren Posten ergeben dann ein doch recht ordentliches Sümmchen.

Ganz klar: Was Sie nicht bestellt haben, das müssen Sie -wenn es ohne das gegangen wäre- auch nicht bezahlen.
Aber leider: Vorher alles blind abnicken und hinterher dann verwundert sein, das paßt nicht zusammen.

P.S. Der Einsender hatte um Anonymität gebeten, ich habe Orte, Verwandtschaftgrad und die Rechnungspositionen weggelassen und mich doch zu einer Veröffentlichung entschieden, weil das so exemplarisch ist.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

Keine Schlagwörter vorhanden

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden


Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)