Mitarbeiter/Firma

Der mit dem gepellten Ei -1-

Alle paar Tage müssen wir aufs Friedhofsamt. Eigentlich müssten wir dort gar nicht hin, in den Zeiten von E-Mail und PDF und spätestens seit es das Faxgerät gibt, könnte man fast alles, was unsere Zusammenarbeit mit der Behörde betrifft, via Mail oder Kabel erledigen.

Mit den benachbarten Städten klappt das auch, denen ist die schnelle Informationsübermittlung wichtiger, als eine im Original vorliegende Unterschrift. Man vertraut da einfach den Bestattern, daß das Gemailte oder Gefaxte echt ist, setzt daraufhin den ganzen Apparat in Bewegung und irgendwann, das kann auch ein, zwei Monate später sein, ruft dann ein Mann von der Verwaltung an und fragt nach den Originalen, die wir dann gestapelt vorbeibringen.
Klappt!

Nur hier in dieser Stadt klappt das nicht. Da gibt es die schnippische Tante von der Ortspolizeibehörde, die einen Heidenspaß daran hat, den Bestattern Schwierigkeiten zu machen, wo immer es geht. Man hat ja seitens der Stadt ein eigenes Beerdigungsinstitut und kann es nun so gar nicht einsehen, daß es da draußen in der freien Welt des Handels und Gewerbes auch noch Bestatter gibt.

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Egal, wir haben uns mit diesen Verhältnissen arrangiert und so fährt eben alle 2 Tage jemand bei denen vorbei, wartet fast eine Dreiviertelstunde auf einem Stühlchen im Flur, bis drin jemand sein Ei fertig gepellt und gegessen hat, sich dann noch zwei Stockwerke höher am Automaten einen Kaffee gezogen hat und dann gnädig unseren Mitarbeiter vorlässt.
Das geschieht dann mit der freundlichen Aufforderung, die gleichzeitig Grußformel ist: „Und?“

Wir wollen immer das selbe, nämlich Unterlagen zu bereits telefonisch angemeldeten Sterbefällen vorbeibringen. Bei diesem Sachbearbeiter kann man nichts anderes wollen und er macht auch nichts anderes.
Aber er erwartet, daß man immer wieder seinen Spruch aufsagt, wer man denn so sei und was man denn heute so begehre und um welche Namen es sich im Einzelnen handele…
Dann nimmt er den Stapel an, blättert sorgsam jedes einzelne Blatt durch. Schnäuzt sich zwischendurch in ein Papiertaschentuch, legt den Stapel vor sich auf den Schreibtisch, holt aus dem Holzschrank gegenüber einen Stempel, stempelt dann mühsam jedes einzelne Blatt ab, so etwa in Zeitlupe…
An dieser Stelle unterbricht er seine Tätigkeit, schaut demonstrativ auf seine Uhr und holt sich ein hartgekochtes Ei aus seiner Schreibtischschublade, pellt es und beißt exakt ein Drittel davon ab, dann geht es weiter.

Seit seinem „Und?“ und einem fragenden Blick hat er bis jetzt nichts weiter gesagt. Die Prozedur dauert immer 30 Minuten, egal ob man viel oder wenig Papier dabei hat.
Wenn er alles abgestempelt hat, bringt er den Stempel wieder in den Holzschrank, setzt sich und schaut einen an, als sei man von einem anderen Stern oder habe drei Augen oder sowas.
Mit einem fassungslosen Blick und einem kopfschüttelnden Achselzucken gibt der Mann zu verstehen, daß man damit abgefertigt und entlassen ist, er kann ganz offensichtlich nicht glauben, daß man mal wieder nicht verstanden hat, an welcher Stelle dieser Abfolge nun ganz genau die Anwesenheit des antragstellenden Bürgers nicht mehr erforderlich war.

Es hat keinen Zweck, mit dem Mann ein Gespräch beginnen zu wollen, selbst Sandy hat schon alles Mögliche versucht, der Mann reagiert weder auf sexuelle Reize (auch nichta auf die von Manni), noch auf die Themen Fussball, Wetter oder Bezinpreise. Damit kriegt man doch jeden, dazu hat doch jeder ein Meinung, ja die meisten Menschen haben vorzugsweise zu den Themen eine Meinung, von denen sie offensichtlich und ohrenhörlich überhaupt gar keine Ahnung haben.
Aber egal, der Olle reagiert nicht, verzieht keine Miene, er ist quasi tot ins Amt geboren worden…

Jeder von uns, bis auf Antonia, hat es schon mit ihm zu tun gehabt, jeder hat es schon versucht. Der Kerl kann nichts anderes, als eine belämmerte Fresse ziehen und nach Ei zu stinken.

Aber wir wären nicht wir, wenn wir es nicht doch versucht hätten.
Frau Büser, die sonst selbst nur höchst selten raus fährt, hat in auch schon mal erlebt und sie und ich haben beschlossen, nun unsere schärfste Waffe aufzufahren: Antonia!

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