Eines Tages erwachte Herr Pütz mit einem sehr seltsamen Gefühl. Ein Zwicken rechts hinter Milz könnte es sein, aber auch ein Zippern an der dritten Windung des Dünndarms. Mißmutig ließ Pütz seine Beine aus dem Bett baumeln, rieb sich verschlafen die Augen und angelte mit den großen Zehen nach seinen Pantoffeln. Der fahle Geschmack in seinem Mund beschleunigte die Bewegungen des nur 1,65 Meter kleinen Mannes.
Mit halbgeschlossenen Augen strich er Zahncreme auf seine Zahnbürste, befeuchtete diese und schrubbte sich mit kreisenden Bewegungen die Zähne. Ihm war bewußt, daß kreisende Bewegungen schädlich für Zähne, Zahnfleisch und wahrscheinlich auch das Immunsystem waren, aber er konnte sich partout nicht merken, ob man nun besser von weiß nach rot bürsten solle oder umgekehrt. Also hatte er sich drei Jahre zuvor zum Kompromiß der kreisenden Bewegungen durchgerungen.
Abgesehen von dem leichten Ziepern am Milzdarm und den kreisenden Bewegungen beschäftigte Herrn Pütz nichts weiter. Nicht einmal der morgendliche Toilettengang drängte sich eilend in den Vordergrund.
Nach dem Ausspülen ließ er den Wasserhahn weiterlaufen, bis nach ein paar Minuten erträglich warmes Wasser aus dem Heizungskeller eintraf. Mit zwei drei hastigen Bewegungen klatschte Pütz sich etwas warmes Wasser ins Gesicht, verrieb es kurz und trocknete sich dann ab.
Jetzt war es Zeit für den ersten Blick in den Spiegel, gleich würde er die Haarbürste nehmen und das arg gelichtete Haupthaar kunstvoll von der Seite seines Kopfes über die breite Glatze legen. Doch dazu kam es nicht, es kam nicht einmal zum Blick in den Spiegel.
Pütz hatte gerade die Augen geöffnet, starrte noch eine Sekunde lang dem ablaufenden Wasser im Waschbecken nach und dann schoß es ihm wie ein Blitz durch den Kopf:
Er konnte seine Nase sehen!
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Schlagwörter: augen, Bewegungen, Mißmutig, Pütz, Zipfel
Herrje!