Die Filiale der Eichenlaubs liegt ja so schräg gegenüber. Es herrscht dort von Anfang an ein Kommen und Gehen… Nicht etwa, daß da viele Kunden ein und aus gehen würden, sondern die Leute sagen immer: „Man weiß ja gar nicht, ob der Laden noch existiert oder nicht.“
Mal wird dort mit großem Brimborium die Filiale umgestaltet und dann sieht es wochenlang so aus, als sei dort zu.
Dann ist auf einmal wieder Licht und Schaufensterreklame zu sehen.
Anfangs saß da immer eine Angestellte von Eichenlaub und tat unseren Frauen fast ein wenig leid, so wenig war zu tun. Frau Büser hatte sogar mal vorgeschlagen, der Eichenlauberin einmal im Monat einen Sterbefall rüberzuschicken, einfach nur aus Mitleid. Aber hin und wieder soll sich tatsächlich dann doch mal ein Kunde dort eingefunden haben. Die Geschäftsführer der Pietät Eichenlaub in der Stadt wechselte nach meinem Gefühl in vierteljährlichem Abstand. Und jeder neue Geschäftsführer hatte wieder seine eigenen Ideen mit der Filiale.
Ich habe ja ganz ehrlich gesagt das Gefühl, daß dieser Laden überhaupt nur aufgemacht worden ist, um mich zu ärgern.
Die Eichenlaub ist hier aus einem Unternehmen hervorgegangen, das es schon zwei Generationen lang gibt und tat anfangs so, als seien die namensgebenden Inhaber nach wie vor dort tätig. Die aber waren längst ausgeschieden und mit den Arbeitsmethoden und dem Service von früher hatte das alles nichts mehr zu tun. Standardisierte Leistungen nach Einheitsktalog und Umsatzerwartungen nach Konzernvorgaben prägten das Bild.
Bei allem was ich da über Pietät Eichenlaub immer erzähle und bei allen Vermutungen die da immer so angestellt werden, muß ich aber darauf hinweisen, daß der Name Pietät Eichenlaub völlig frei erfunden ist und hier im Weblog exemplarisch für alle Filialunternehmen steht, die meiner Meinung nach eher die schwarzen Schafe der Branche darstellen. Dabei steht Pietät Eichenlaub nicht für ein bestimmtes Unternehmen.
Wer ein wenig zwischen den Zeilen lesen kann, der weiß, wie das gemeint ist und wer wann gemeint ist.
Insgesamt liefern die Eichenlauber hier eine ordentliche Arbeit ab. Das sind keine Betrüger, die hauen niemanden übers Ohr und die Bestattungen sind unterm Strich fachlich in Ordnung. Die Kunden werden höflich und nett behandelt und man hört nur selten, daß jemand nicht zufrieden war. Irgendwoher muß es ja auch kommen, daß dieses Geschäft (gemeint ist das Hauptgeschäft in der Stadt und nicht die Filiale hier im Vorort) nach wie vor zu den großen Bestattern der Stadt gehört.
Es fehlt dort aber an der persönlichen Betreuung. Höflich und nett allein reicht nicht, das sind die Leute hier bei McDonalds oder an der Tanke auch und trotzdem würde ich von denen als Arbeitgeber keinen einstellen und als Kunde niemanden von denen bestatten lassen. Wer so viele Sterbefälle abwickelt, der kann sich gar nicht so kümmern, wie ein inhabergeführtes Beerdigungsinstitut. Die Geschichten hier im Weblog können ja nur erzählt werden, weil ich mich auch hinsetzen und zuhören kann.
Ich finde immer, das ist eben so, als ob man zu Schlecker oder zum Kaufmann an der Ecke geht. Manches finden die Eichenlauber bei uns vielleicht antiquiert oder überholt, sie sagen gerne über uns, wir seien altmodisch, aber so rasant wechseln die Moden in unserem Gewerbe nicht, daß das etwas zu bedeuten hätte. Natürlich haben die Eichenlauber die moderneren Räume, die schöneren Leichenwagen und immer auch die prominenteren Leichen. Aber sie haben keine Sandy, keine Frau Büser und keinen Inhaber der Tag und Nacht da ist.
Dafür haben sie schneidige Bachelors und Key Account Manager, jeder Wurstzipfel bei denen ist zertifiziert, diplomiert und bestattergeprüft und dennoch regiert, meiner Meinung nach, der Wurstzipfel.
… und zwar alle paar Monate ein anderer.
Die Filiale bei uns gegenüber ist also immer noch da, sie ist Tag und Nacht dienstbereit, wenn man bei denen anruft, kommt einer vorbei.
Wie gesagt, ordentliche Bestattungen machen die auch, aber es sind die vielen kleinen Details, die den Unterschied machen.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Ach ja Tom,
getreu dem Bibelzitat „… liebe deine Feinde…“
Über wen könnte man sonst so herrlich herziehen,
vielleicht auch mal von seinen Fehlern lernen…
Feinde sind einfach herrliche Kratzbäume an denen wir unser Fell schubbern können. 😉
Du bist einfach zu gut, Tom 😉
Und siehst dabei soo harmlos aus, daß die Eichenlauber immer neue Franchisenehmer finden, die meinen, dich begraben zu können…
ach Tom,
Du gehst ja so sanft mit Deinem Wettbewerb um: wohl Kreide gegessen?
.. oder wirst Du gar alt?
Aber das mit dem Wurstzipfel macht mich nachdenklich. Wie siehst Du Dich? Vielleicht als Speckseite .. 😉
Erinnert mich vom Grundton an die Diskussion über die „Buchhandlung an der Ecke“ und die Mayerschen/Hugendubels/Thalias.
Allerdings hatten schon die zwei entscheidende Fehler.
a) In der MaHuTa ist eine qualifizierte und engagierte Buchhändlerin untergekommen, die dem kleinen Filiälchen an der Ecke Persönlichkeit gibt. – Dann arbeitet die zwar manchmal gegen die Geschäftsphilosophie, aber die Beratung ist wie „damals“ als der Buchhändler noch Cord und Cigarre trug.
b) Den Leuten isses egal. Sie stürmen die einzige Cord-und-Cigarren-Buchhandlung im Ort und erwarten MaHuTa-Bedingungen.
b) ist, finde ich, der Regelfall. Ich glaube, dass wir (egal in welchem Gewerbe – Bestattungen – Bücher – Lebensmittel – Banken – Gesundheitsdienstleister) unsere Ansprüche immer mehr verlagern. Gleichheit. Egal wo ich hingehe. Ich sehe ein MaHuTa-Schild und sehe „Die sind gut, die gibts überall, da gibts Bücher.“ Diese „Dein-Persönlicher-Kaufmann/Berater“-Wertschätzung stirbt einfach immer mehr aus. Geht mir jedenfalls so und ich beobachte das auch.
Ach, dann war gegenüber nur temporär geschlossen? Ich dachte, das wäre damals endgültig gewesen…
Aber nach dem, was du so schreibst, ist diese Filiale ohnehin wohl keine große Konkurrenz 🙂
Wie nun? Sind das super Typen oder Voll-Total-Mega-Lutscher?
Entscheide dich mal.
@ Prinzessin Murks: Dann hat die Buchhändlerin, die es zu MaHuTha verschlagen und ihre beratende Tätigkeit weiter gegen alle Konzerndirektiven durchzieht, Glück oder ist in der Position, Cord-und-Cigarre-Beratung gegen die Regel anzubieten. Wer aber weiß, wie lange sie das noch durchziehen kann? Meist ist ja das Gegenteil der Fall, das musste ich als Buchhändlerinnengatte quasi miterleben, wie asozial der Douglas-Konzern seine Mitarbeiter führt. Und in internen Schulungen halten sie die menschliche Fahne hoch und entblöden sich dabei auch nicht, indem sie die DM-Drogeriemärkte als leuchtendes Vorbild nehmen. Was für Heuchler* Du hast vollkommen Recht, MaHuTha lassen nicht nur die »kleinen« Buchhändler sterben, sondern schalten auch noch die Buchhandelslandschaft gleich. Anscheinend will der Kunde das aber so. Andererseits, wieso sterben dann die großen Kaufhausketten aus? Das lässt ja wieder hoffen für den Buchhandel. So, das war mal wieder meine »Thalia«-Tirade für diese Woche. Ich kann leider nicht anders, da wird ein Beissreflex bei mir ausgelöst, sobald ich nur den Namen der Muse höre, der so sträflich von einem Konzern wie Douglas missbraucht wird 🙂 Meine Frau… Weiterlesen »
entschuldige Tom, aber bei der Lamentiererei (Kommentar 4 und 7) schwillt mir der Kamm:
die Meisten (ich eingeschlossen) sind an kostengünstigen Produkten interessiert aber jeder bejammert das Sterben der kleinen (örtlichen) Händler.
Billig – um ein Unwort zu verwenden – und „Tante Emma“ (die angesprochenen Händler nehmen mir diese Anrede hoffentlich nicht übel) passen wohl selten zusammen.
Seltsam ist jedoch, dass kaum jemand dieser „Heulsusen“ beim Discounter, Elektro“Grossmarkt“ oder halt auch beim „Buchgrosshändler“ kauft.
Schon seltsam, wie ..
aber lassen wir das.
Tom, ich denke, im Gegensatz zum angesprochenen Handel werden Deine Leistungen nicht allzu oft benötigt, vielleicht liegt darin der Unterschied und Deine Chance.
@ hajo: Ich lamentierte doch nicht, ich habe bloß Frust abgelassen. 🙂 Ich kaufe durchaus auch meine Lebensmittel beim Discounter ein, sieht man aber auch in anderen Sparten genau hin, weiß man, dass beispielsweise Elektroketten à la Saturn und Mediamarkt alles andere als günstig sind. Meist bieten kleine unabhängige Händler Konditionen, die mit den Blödmärkten mithalten können oder diese gar unterbieten, und das mit einer guten Beratung (kein großer Unterschied zum Bestattergewerbe). Weshalb ich meine Elektronik und Kamerazubehör nicht bei den »Großen« kaufe. Ist in den meisten Fällen einfach günstiger. Meine letzte Spiegelreflex war 100 Euro günstiger als das »Sonderangebot« bei Saturn. Seltsam ist es jedoch, dass immer noch alle in die Blödmärkte rennen. 🙂 Und was die Bücher betrifft: Die kosten überall gleich (Preisbindung). Klar kann man zu Thalia gehen und Bücher kaufen und sich in jeder Stadt in Deutschland wohl fühlen, weil es in dem Laden so aussieht wie daheim. 🙂 Aber wenn man von einem Konzern wie Douglas so gef**** worden ist wie wir (ich muss das so krass ausdrücken, denn wir… Weiterlesen »
@ hajo:
Das schon, aber ich habe mir neulich sagen lassen, dass immer wieder welche nachwachsen. 🙂
@kumi
vielleicht habe ich mich unklar ausgedrückt: ich denke, „der Mensch“ stibt doch nur einmal, oder?
Ich kann mich über Bücher im Internet an einem südamerikanischen, tropischen Strom informieren, und dann genau da, wohin Keplers Blick vom Marktplatz aus genau drauffällt das Gewünschte bestellen. Da hab ich es auch am nächsten Tag. Das ist ein Bilderrätsel, das nur Leuten im Umkreis von 15 Km was sagt und was nützt. Mehr sag ich nicht dazu.
Zu den Bestattern, da gibt es Unternehmen, die mittlerweile neben jeder Klinik, jeder Kirche eine Filiale haben, die einem toten Briefkasten gleicht. Dabei denke ich mir als potentieller Kunde nur: Das kostet doch ordentlich….. Und woher kommt das Geld dafür?
@ MacKaber:
Komisch, ich informiere mich immer bei den Kriegerinnen mit der einen appen Brust und bestelle/kaufe dann da, wo mein Blick drauf fällt, wenn ich aus der Haustür trete
* 🙂
Wo sie leider leider auch keinen Job für die geliebte Gattin haben.
@ MacKaber 2:
den Platz kenne ich, auch wenn ich nicht da wohne. Ein Freund von mir hat mal in dieser Stadt studiert (damals durfte auch noch ein bekannter Papstkritiker lehren). Hab ich Recht? 🙂
@kumi: für eine Uni ist das Nest zu klein. Doch seine Mutter bekam hier massive Probleme.