Geschichten

Die Fee der Nacht -23-

Kommissar Klaus Petermann saß in der Hocke am Teich im Garten der Villa Brockhagen. Es hatte ihn an den Schauplatz des Verbrechens zurück getrieben. Angeblich soll das ja so mit dem Täter sein, so behaupten es zumindest die Krimiautoren immer wieder. Petermann wußte es besser. Abgesehen von Pyromanen, die eine Freude daran haben, das von ihnen angesteckte brennende Objekt niederbrennen zu sehen oder die sogar sexuelle Erfüllung erfahren, wenn sie der Feuerwehr dann bei der Arbeit zuschauen können, laufen die meisten Täter einfach weg und tun alles andere, aber kehren nicht an den Tatort zurück.
Nur Ermittler, die müssen da immer wieder hin. Petermann war an diesen Ort zurück gekehrt, weil er die Atmosphäre der Villa auf sich wirken lassen wollte. Unten an der Straße saßen zwei Kollegen im Dienstwagen und warteten auf ihn. Er brauchte Ruhe um seine Gedanken sortieren zu können.

Nichts an diesem Fall war irgendwie normal gelaufen.
Der Selbstmord war vermutlich kein Selbstmord. Die Täterin war vielleicht sogar das Opfer. Die Ehefrau hatte sich als Schwester entpuppt und aus der Luxusvilla war mit einem Schlag ein Ort des Schreckens geworden.

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Welche Geheimnisse würde diese Geschichte noch bieten?
Nichts war wie es schien.
„Ich muß anders herum denken“, sagte Petermann zu sich selbst: „dann klappt’s auch“ und warf einen Stein auf die Wasseroberfläche, der aber nicht fünf- oder sechsmal hüpfte, sondern plumpsend unter ging.
„Na prima, das fängt ja gut an“, knurrte Petermann und ging langsam zur Villa hoch.

Was hatte sich da abgespielt, was war da alles passiert?
Die Spurensicherung hatte in den sechs Zellen keinerlei verwertbare Spuren gefunden. Jemand muß diese Räume mit scharfer Lauge ausgespritzt haben.
Im königlich ausgestatteten Gemach hatte man Spuren von Nathalie und Roland Brockhagen, sowie weiteren Personen gefunden. Diese konnten aber nicht zugeordnet werden.

„Anders herum denken!“ ermahnte sich Petermann selbst, sah an der Fassade der Villa hoch und schloß dann kurz die Augen, während er die Hände im Nacken verschränkte und nachdachte.
Okay, da gab es vier weitere Personen in dem ganzen Spiel. Dieser Ignaz, Frau von der Tratow und das Ehepaar Brockhagen senior.
Minister Brockhagen und seine Gattin waren in ihrem Haus nicht angetroffen worden. Das Ehepaar Brockhagen sei mit unbekanntem Ziel für einige Tage oder länger verreist, hatte es in der Nachbarschaft geheißen.
Von Ignaz kannte Petermann nur dessen Vornamen, aber den würden sie vielleicht finden, wenn der nicht mit den Brockhagens untergetaucht war.
Nur Frau von der Tratow war greifbar. Selbst der Leitende hatte dagegen plädiert, die alte Frau einzusperren. Es würde auf eine simple Körperverletzung hinauslaufen, denn auch von Nathalie und mithin von einem Opfer ihrer Tat, fehlte ebenfalls jede Spur.
So hatte er die Frau unter Rund-um-die-Uhr-Bewachung stellen lassen und hatte sie so jederzeit greifbar.
Die Mühlen der Polizei, das wußte Petermann, mahlten manchmal langsam und grob, aber es ist seit jeher der Vorzug der Polizei gewesen, immer den längeren Atem zu haben.
Und so war der Kriminalhauptkommissar sich sicher, daß er in absehbarer Zeit auch die derzeit verschwundenen Personen in die Finger kriegen würde.

Während er das alles überdachte, hatte er die Augen wieder geöffnet und betrachtete die Villa Brockhagen genauer. Dann schritt er nochmals den Weg zum Rhododendron ab und grinste.
Kriminalhauptkommissar Petermann zückte sein Handy, wählte die Nummer des Dezernats und stellte ein paar Fragen, die nur die Kollegen dort ihm anhand der Akten beantworten konnten.

Als er die Antworten vernommen hatte, vergaß er es sogar, sich beim Kollegen zu bedanken und klappte sein Mobiltelefon einfach zu.
„Siehste, alter Petermann“, sagte er laut zu sich selbst: „So ist das also alles. Ich glaub‘ ich habe den Fall gelöst!“

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