Geschichten

Die Fee der Nacht -39-

orgel

Bevor sich das elektrische Schiebetor wieder automatisch schließen konnte huschten Petermann und Joswig hindurch. „Los, beeil Dich!“ keuchte Petermann und Joswig fragte: „Du willst denen hinterher?“
„Nee, ich will bloß nicht wieder über den Zaun klettern müssen.“

„Und jetzt?“

„Jetzt müssen wir sehen, daß wir vor denen wieder zu Hause sind“, antwortete der Kriminalhauptkommissar und zückte sein Handy.
Daran, daß er zwischendurch recht laut wurde und fast schon in das Telefon hineinbrüllte, erkannte Jojo, wie wichtig dem Kommissar die nächsten Schritte waren.

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Einen Teil hatte er zwar schon mitbekommen, aber dennoch hörte er aufmerksam zu, als Petermann ihm das Weitere erklärte:

„Hör zu, Du fährst mit dem Wagen nach Hause; einer muß den hier ja wohlbehalten abliefern.“ Während er das sagte, öffnete er den Kofferraum seines Wagens und schaute nach Ignaz, der zwar förmlich vor Wut schnaubte, aber kein Wort sagte.
Als Petermann den Deckel wieder schließen wollte, meldete sich der Gefangene das erste Mal zu Wort: „Ich muß mal.“

„Mach mir bloß nicht in den Wagen!“ knurrte Petermann und half Ignaz beim Aussteigen, dann schob er ihn zu einem Baum am Straßenrand und öffnete ihm mit dem kleinen Schlüsselchen die Handschellen, die Ignaz‘ Hände die ganze Zeit auf dem Rücken zusammengehalten hatten, um sie ihm sofort wieder vorne zusammen zu schließen.
„So, dann muß wenigstens keiner von uns…“ Petermann schüttelte sich etwas und warf Joswig den Schlüssel zu. „Hier, die brauchst Du mehr als ich.“

„Und Du? Du bleibst hier oben?“ erkundigte sich der Journalist und sah zu, wie der Kommissar seinen Gefangenen nach Vollrichtung des kurzen Geschäfts wieder in den Kofferraum bugsierte.

„Nein“, antwortete dieser: „Du nimmst mich noch mit runter ins Tal und ich hoffe mal, daß der Hubschrauber, den ich angefordert habe, auch wirklich kommt. Ich fliege heim, nur so haben wir eine Chance, daß wenigstens einer von uns vor denen da ist.“

Dem Journalisten schmeckte das gar nicht und verzog das Gesicht, fügte sich dann aber in sein Schicksal und fragte: „Und würde der gnädige Herr mir wenigstens verraten, wo die Reise hin geht?“

„Na hör mal, Du bist doch derjenige, der mich erst drauf gebracht hat, wo die ihren Tempel haben.“

„Wo denn?“

„Du hast mir doch von diesem ehemaligen Kurhotel oben am Marienberg erzählt. Da sollen die doch ihre Treffen gehabt haben und auf dem Weg von da oben hatte der Minister doch auch seinen Unfall. Es würde mich schwer wundern, wenn da oben nicht die Zentrale dieses komischen Ordens ist.“

„Ach nee, und da fliegst Du jetzt hin und ich kann den Kerl da durch die Nacht kutschieren?“

„So isses!“

Kurz darauf bog der Chevrolet am Rande von Höchenschwand auf den Feldweg zu einer Wiese ein. Petermann hatte von unterwegs noch mehrfach telefoniert und laut geflucht.
„Paß auf die Katze auf!“ rief er, als Jojo beinahe eine Katze, die verschreckt über den Feldweg huschte, überfahren hätte. Der schob Petermanns Hand beiseite: „Fass mir bloß nicht ins Lenkrad, ich fahre! Soll das Vieh sich doch nicht bewegen, wie eine Schildkröte.“

Auf der Wiese stand schon der Hubschrauber für Petermann bereit. Der Pilot stellte sich als Jürgen Kriegelstein vor und Petermann hatte Mühe über das Motorengeräusch hinweg dem Piloten das Wohin und Woher zu erklären. Doch dieser deutete auf die Kabine des Hubschraubers und als Petermann Platz genommen und sich den Kopfhörer mit der Sprechgarnitur aufgesetzt hatte, klappte es auch mit der Verständigung.
In einer weichen Kurve hob der Helikopter ab und scheuchte einige Ponys auf der Weide unter ihm über die Koppel.

Jojo schaute dem Hubschrauber mißmutig hinterher und mit den Worten: „Dann woll’n wer mal“, setze er sich hinters Steuer und fuhr los. „Bin ich denn ein Vampir, daß ich mir die Nacht zum Tag machen muß?“ schimpfte er und war froh, als er endlich aus der Ortschaft heraus war und etwas Gas geben konnte.

Im Hubschrauber ließ Petermann die Ereignisse des Tages Revue passieren und war unentschlossen, ob er noch in dieser Nacht am Kurhotel eingreifen sollte. Auf jeden Fall wollte er vor Brockhagen dort sein und sich dort auf die Lauer legen.

Jojo hatte unterdessen das Autoradio eingeschaltet und lauschte einem schläfrig machenden Sorgenmoderator, bei dem gerade eine junge Frau angerufen hatte und den Verlust ihrer Unschuld betrauerte. Im Kofferraum hatte Ignaz die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und sich an der Rückbank des Chevrolet zu schaffen gemacht. Da nun seine Hände vorne gefesselt waren, konnte er sich wesentlich besser bewegen. Oben an der Sitzbank war mit umgeknickten Blechlaschen die Hutablage des Chevrolet befestigt. Langsam bog Ignaz eine nach der anderen um und probierte zwischendurch immer wieder, ob sich die Platte der Hutablage schon bewegen ließ.
Der Journalist hinterm Steuer bekam von alledem nichts mit. Ihm war der Sorgenmoderator so auf die Nerven gegangen, daß er auf einen anderen Sender umgeschaltet hatte und nun laut Rockmusik hörte.

Ignaz paßte das ganz gut in den Kram, denn so mußte er sich weniger Gedanken darüber machen, ob der Mann am Steuer ihn hören würde.
Nach über einer Stunde hatte er alle Blechlaschen gelöst und wagte es, die Hutablage vorsichtig anzuheben.
Durch einen schmalen Spalt linste er nach vorne und vergewisserte sich, daß der Fahrer nicht in den Rückspiegel schaute.

Joswig kam gar nicht auf die Idee, in den Spiegel zu schauen. Die Straße vor ihm war leer und halbwegs gut beleuchtet und die Musik aus dem Radio hielt ihn wach und versetzte ihn in bessere Laune.

Vorsichtig hob der Mann im Kofferraum die Hutablage weiter an und schob seinen Oberkörper langsam über die Sitzlehne der Rückbank. Einmal hatte er das Gefühl, der Fahrer würde sich umdrehen, doch Joswig hatte sich nur zum Handschuhfach hinüber gebeugt und nach etwas Eßbarem gesucht.

Ohne das geringste Geräusch zu machen, ließ sich Ignaz ganz der Länge nach auf den Rücksitz gleiten und selbst das leise Klappern, das die Hutablage verursachte, als die wieder herunter klappte, wurde von Joswig nicht wahrgenommen.

Der Hüne mit den gefesselten Händen grinste und dann…


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Die Geschichten von Peter Wilhelm sind Erzählungen und Kurzgeschichten aus dem Berufsleben eines Bestatters und den Erlebnissen eines Ehemannes und Vaters.

Die Geschichten haben meist einen wahren Kern, viele sind erzählerisch aufbereitete Tatsachenerzählungen.

Die Namen, Geschlechter und Berufe der erwähnten Personen sind stets verändert.

Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 11. Juni 2012

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12 Jahre zuvor

Ok, fehlt noch der Illuminat und Sichel oder Dolch …

turtle of doom
Reply to  Karl
12 Jahre zuvor

…und ich halte mal die Klappe, sonst geschieht den armen Kreaturen noch etwas… 😀

12 Jahre zuvor

Da war sie ja, die Katze …

Soe
Reply to  schneckchen
12 Jahre zuvor

Und die Ponys, die Schildkröte und der Vampir. Hach, ich liebe die Geschichte!

IANAL
Reply to  schneckchen
12 Jahre zuvor

Katzen sind doof! Ich will einen Hund! 😀

whiskey
Reply to  IANAL
12 Jahre zuvor

nein, keinen hund. soll er ruhig die katze überfahren, aber keinen hund !!!
*g*

Reply to  whiskey
12 Jahre zuvor

Nein, hier werden keine Katzen überfahren. Aber die Katze kann ihn gern zu einem Rudel bitterböser Satanistenritualkampfhunde, die er dann mit einem atemberaubenden Stunt plattfährt *gg*

Reply to  karl
12 Jahre zuvor

Au ja, abgerichtete Salamistenausrottweiler!

Flachländer
12 Jahre zuvor

Erdrosselt wird er!
Mit ´ner Klaviersaite!
Geht auch mit gefesselten Händen, wenn man es geschickt anstellt!
Lautlos!
😉

12 Jahre zuvor

… das wird alles noch ganz bös enden!

12 Jahre zuvor

… und das Pony, die Schildkröte und der Vampir.
Btw: „Ich kann‘ nichts dafür, ich bin ein Vampir … “ (Unsterblich verliebt von Bodo Wartke)

Kirstin
12 Jahre zuvor

Ehem *räusper*
Herr Tom, ich sage meinen Kunden auch immer das Krieglstein OHNE E hinterm G geschrieben wird.
Is halt ein verarmter tschescher Adel.. WIR wollen nüscht geschenkt haben, nichma ein E. 😉

Reply to  Kirstin
12 Jahre zuvor

Ach, Du bist Hubschrauberpilotin? 😉

Kirstin
Reply to  Undertaker_TOM
12 Jahre zuvor

Ja. 😉

12 Jahre zuvor

Aahhhhh doch nicht jetzt aufhören hier..

Elke ( Fännin )
12 Jahre zuvor

Hallo lieber Tom!!!

Es ist 23 Uhr 38 jetzt!!! Ich kann nicht schlafen wegen der Fee, mal weiter jetzt, hopp, hopp. Zackig bitte!!!

Grüße aus dem Harz.

Elke ( Fännin )
Reply to  Elke ( Fännin )
12 Jahre zuvor

Tom,
ich kann auch lieb schreiben, bitte, bitte die Fee weiterschreiben und baldmöglichst beenden, das macht einen ja komplett wuschig.
Grüße immer noch aus dem Harz.

Kirstin
Reply to  Elke ( Fännin )
12 Jahre zuvor

Is da jemand ungeduldig? 😉

Beremor
12 Jahre zuvor

Solange Jojo nicht zu glitzern beginnt, ist alles in Ordnung.

Big Al
Reply to  Beremor
12 Jahre zuvor

Neee, bitte nicht.
Im Zimmer meiner 15-jährigen Tochter liegen diese Bücher rum, und diverse Fanartikel. Bitte keine Glitzervampire!

Tinchen
12 Jahre zuvor

Mhh… die Geschcihte wird live hier verfasst, ich finde das Event toll. Die Frage die ich mir grad stelle ist, wird die dann wirklich mal z.B. zu einem Buch zusammengefasst? Weil dann sollte nämlich nochmal eine wirklich umfassende Korrekturlesung stattfinden, wer macht das? Auch die Blogleser? Jetzt nur z.B.

Zitat: In einer weichen Kurve hob der Helikopter ab und scheuchte einige Ponys auf der Weide unter ihm über die Koppel.

Mir ist das grad ins Auge gehüpft und morgend würde ich den Fehler wohl nicht mehr bemerken. Der Helikopter scheuchte unter sich selbst, nicht unter einem Dritten „ihm“.

Wenn Du irgendwann auf die Idee kämst um Hinweise zu bitten um Fehler zu korrigieren, ich weiß nicht ob mir sowas dann nochmal auffallen würde.

Reply to  Tinchen
12 Jahre zuvor

Himmel, lass den Mann schreiben, korrigiert wird das später mal vom Lektor 🙂

Tinchen
Reply to  Narana
12 Jahre zuvor

Ja äh Du hast natürlich recht. Ich hatte nicht bedacht, dass ich mit meinem Geblubber nicht nur mich selbst vom Hängen ablenke, sondern Tom auch möglicherweise vom Schreiben. Das is ja lebensgefährlich…

Nee, geht gar nicht. Bitte verzeiht mir den spontanen Blödheitsanfall.

*weiternutzlosrumhäng* 😉




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