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Die Neandertaler und die Wirkungen des Coffeins

300.000 Jahre etwa sollen die Neandertaler auf der Erde gelebt haben, eine lange Zeit davon parallel zum Homo Sapiens. Wissenschaftler sind über die Frage, ob sich unsere Vorfahren mit den Neandertalern gepaart haben, unterschiedlicher Auffassung. Die einen glauben Beweise gefunden zu haben, die das eindeutig belegen, die anderen halten diese für nicht schlüssig.

Würde man mich als Laien fragen, so würde ich aus dem Bauch heraus sofort behaupten wollen, daß ich eine ganze Menge Leute kenne, die ganz sicher Vorfahren haben, die eher bei den Neandertalern zu finden sind. Die Frage, ob der Mensch nun vom Affen oder abstammt oder mit diesem einen gemeinsamen Vorfahren hat oder aber ob der Mensch das Produkt einer göttlichen Schöpfung ist, kann ich nicht beantworten; für mich persönlich habe ich aber entschieden, daß ich lieber vom lieben Gott gemacht sein möchte. Wer gerne lieber vom Affen abstammen möchte, kann das ja meinetwegen glauben und wollen.

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Völlig unwissenschaftlich und untheologisch finde ich einfach die eine Variante für mich sympathischer.
Bevor ich mich Herrn Frühborn zuwende, komme ich aufgrund des obigen, frühmorgendlichen Geschwafels, zu dem ich manchmal im Rausche des ersten Coffeins neige, zu einem Themenbereich, der mich, allein schon aufgrund meiner beruflichen Nähe zum Tod, immer schon beschäftigt hat.

Wenn ein Mensch stirbt, dann ist seine Persönlichkeit, das was ihn zu Lebzeiten ausgemacht hat, erloschen. Was bleibt, das ist die leblose, fleischliche Hülle, derer wir Bestatter uns annehmen, um ihr wenigstens oberflächlich noch ein letztes bißchen Leben einzuhauchen, indem wir die Zeichen des schnellen Verfalls vertuschen. Auf diese Weise ermöglichen wir es den Angehörigen, so von einem Verstorbenen Abschied zu nehmen, wie er fast auch zu Lebzeiten ausgesehen hat.
Ich schrieb ja schon darüber, daß das in anderen Ländern viel extremer gehandhabt wird und beispielsweise in Amerika die Verstorbenen tot oft besser aussehen, als sie es zu Lebzeiten jemals taten.
Wir versuchen den Eindruck eines friedlich Schlafenden zu erzeugen, wobei ich im Verlaufe der letzten 10 oder 12 Jahre zunehmend dazu übergegangen bin, soviel wie nötig zu schminken und zu kaschieren, aber so wenig wie möglich.
Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, daß ein absolut perfekt hergerichteter Verstorbener die Abschiednahme und das Loslassen nur erschwert. Liegt der Verstorbene nämlich im Sarg wie ein rosa Marzipanschweinchen und scheint wie das blühende Leben, sieht am Ende gesunder und lebendiger aus, als die Abschiednehmenden, so wird der Unglaube, das Nicht-Wahrhaben-Wollen des Todes bei den Angehörigen nur unnötig verstärkt.

Ich bin deshalb der Meinung, daß von der Grundidee her der Eindruck einer friedlich ruhenden Person durchaus angebracht ist, allerdings darf und soll man ruhig auch sehen und begreifen können, daß dieser Mensch nun tot ist. Man soll erkennen können, daß man es nur mit der leblosen Hülle zu tun hat.

Und damit kommen wir wieder auf den Punkt zurück, von dem ich abschweifte: Was aber passiert denn nun mit dem Lebensfunken, jener Energie die diesen Menschen bis dahin ausmachte, die manche Seele nennen?

Ich kann es gleich beantworten, viele haben schon in Mails danach gefragt: Man kann diese Seelen konkret nicht spüren, sehen oder bemerken. Jedoch werden etliche meiner Kollegen mir zustimmen, daß man rein auf der Gefühlsebene bei gerade eben erst Verstorbenen eher noch den Eindruck hat, als sei da noch irgendetwas vorhanden. Dieser Eindruck wird immer weniger, je länger der Todeszeitpunkt zurückliegt. Man spürt, so empfinde ich es, sehr deutlich den Zeitpunkt, an dem da nichts mehr ist.
Festlegen, wann dieser Zeitpunkt allerdings ist, würde ich mich nicht.

Wir kennen die Berichte von Nahtoderfahrungen und ich finde diese auch immer wieder sehr interessant. Leider ist all diesen Berichten eines gemein: Es sind nur Nahtoderfahrungen, von den wirklich Gestorbenen wissen wir nicht, was mit denen passiert, ob die Seele einfach nur verpufft oder ob sie auf eine Reise irgendwohin geht.

Die Vorstellung, daß das was wir hier auf Erden erleben und von dem wir früher oder später sterbenderweise lassen müssen, nicht alles gewesen sein könnte und da´da noch irgendetwas kommt, ja vielleicht sogar der Hauptteil des Ganzen kommt, ist die Basis für die Jenseitsvorstellungen und auch die Rituale, die wir kennen.

Damit sind wir dann, man beklatsche den Bogen, den ich hinbekommen habe, wieder bei den Neandertalern, die ja ziemlich lange als primitive, keulenschwingende Halbaffen ohne jegliche Intelligenz dargestellt wurden. Heute wissen wir, daß die Neandertaler eine durchaus ausgeprägte Bestattungskultur kannten, also offenbar auch eine Vorstellung von einer jenseitigen Welt gehabt haben könnten. Ganz so tumb sind sie also offenbar gar nicht gewesen.

Bleibt die Frage, ob sich Homo Sapiens und der Neandertaler hin und wieder auch vermischt haben. Ach, da würde ich mal sagen: Wenn man so betrachtet, was manche Männer heute alles so koitativ beglücken…. Also wundern würde es mich nicht.

Herr Frühborn, der mir gestern Abend hier gegenübersaß, ist aber der lebende Beweis! Mittelgroß, etwas gedrungen, ziemlich lange Arme, ziemlich behaart, ausgeprägte Stirnwulst, fliehendes Kinn…
Ehrlich, der kann nicht aus der selben Linie stammen wie ich…
Immerhin übt er einen mehr oder weniger anspruchsvollen Beruf aus, er ist Finanzbeamter. Aber dennoch bin ich froh, daß ich meine Steuern von einem guten Steuerberater machen lasse und nie genug Geld gehabt habe, daß es sich gelohnt hätte, es nach Liechtenstein zu schaffen.

So beim Bestattung-in-Auftrag-Geben war er sehr nett, ich will aber gar nicht erst wissen, wie er wäre, wenn er amtlich wird.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#coffeins #neandertaler #wirkungen

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