Beinahe hätte ich einen Fehler gemacht und ein paar Handvoll Stimmen gar nicht gezählt, die ich in einem anderen Mailordner hatte. Am Gesamtergebnis ändert sich aber groß nichts.
Die Abstimmung ist so eindeutig gelaufen, daß der Sieger einwandfrei feststeht, die nächsten drei Plätze liegen dann aber wieder doch recht nah beieinander, sodaß ich einen Gewinner und drei zweite Plätze bekanntgeben kann. Das tue ich, weil der Abstand dieser Vierergruppe zu allen anderen Teilnehmern beträchtlich ist, der vierte Platz hat immer noch mehr als doppelt so viele Stimmen wie der nächste in der Liste.
Mit insgesamt 29 Stimmpunkten preschten die Kartoffelmännchen von Blogbrother-Schnitzel Oliver auf die vierte Stelle:
Mit knappem Abstand (33 Punkte) plazierte sich Jörg auf dem dritten Platz und zwar mit einem Foto;
Ganze zwei Stimmen mehr (35) bekam der Beitrag von Philipp, er hatte sich Gedanken zur Pietät Eichenlaub gemacht und folgendes Design entworfen (groß durch Anklicken):
Ja und unangefochten auf Platz 1 mit sagenhaften 53 Stimmen landete der Textbeitrag von Kerstin, die uns die Geschichte „Der alte Mann“ geschrieben hat:
Der alte Mann
Der alte Mann nahm seine Sachen zusammen und blickte sich noch einmal um. Die Hütte…lange Jahre war sie sein Refugium gewesen. Sein Rückzugs- und Fluchtort vor einer oftmals grausamen Welt.
Doch jetzt wurde es Zeit, aufzubrechen. Sie warteten draußen schon auf ihn und der Weg war lang, den er zu gehen hatte.
Er drehte sich um und besah das Bett, in dem er so viele Jahre verbracht hatte. Seine Kinder wurden hier geboren, um die mussten sich jetzt andere kümmern. Und die Älteste war auch schon groß genug. Verheiratet sogar. Und eigene Kinder. Richtig. Er hatte es fast vergessen.
Er ging zur Tür, öffnete sie und trat in den warmen Frühlingsmorgen. Sie begrüßten ihn mit einem Lächeln, es wurde Zeit, höchste Zeit zu gehen. Vor dem Sonnenuntergang mussten sie ihr Ziel erreicht haben.
Er schulterte sein Päckchen und sie gingen los, immer Richtung Westen. Die Wiesen und Felder waren ihm so vertraut, seit seiner Jugend waren sie immer gleich geblieben. Sommer wie Winter kamen und gingen. Die Bauern, sie wurden älter, gingen fort und die Nachkommen sorgten für den Anbau, doch war tröstlich zu wissen, dass das Land sich niemals änderte.
Niemals?
Er sog tief die süße Frühlingsluft ein. Die Farben waren frischer als alles, was er je kennengelernt hatte. Die Luft wirkte wie Seide auf der Haut. Es war sein Land, und doch war es das nicht. Es wirkte verändert – oder hatte er sich verändert? Er wusste es nicht.
Er bewegte sich schneller und elastischer als seit langer Zeit…wie lange war es her, dass er einfach loslaufen konnte, aus purer Freude am Dasein? Er wusste es nicht und es kümmerte ihn nicht. Seine Gefährten folgten ihm lachend und voll Freude über seine neu gewonnene Kraft. Auch ihnen ist es einst so gegangen.
Mit einemmal ging ihm auf, dass alle Zwänge von ihm abgefallen waren. Zum erstenmal seit er denken konnte, gab es nichts, was er tun musste, was von ihm verlangt wurde. Er war frei, im absoluten Wortsinne. Er konnte tun und lassen was er wollte. Er hielt an und drehte sich um. Einer seiner Gefährten legte ihm die Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf.
„Nein“, sagte er. „Der Rückweg ist verschlossen.“ Ein vages Gefühl der Trauer wollte in ihm aufsteigen, doch dann überwog die Freude dessen, was er jetzt war.
Gegen Mittag wurde die Landschaft ebener, nicht mehr die sanften Hügel, die sie hinter sich gelassen hatten. Die Luft wurde feuchter und der Boden morastiger. Offenbar näherten sie sich einer Sumpflandschaft.
Plötzlich erhob sich ein leichter Nebel und zum erstenmal seit Beginn seiner Reise regte sich in ihm so etwas wie Angst.
„Ich will da nicht hin.“ dachte er und seine Schritte stockten.
Seine Gefährten umringten ihn, besorgt. Aber ebenso entschlossen, ihn mit durch den Sumpf zu nehmen. Einer legte den Arm um seine Schultern und zog ihn mit sich, ein anderer nahm seine Hand. „Komm“ lockten sie. „Nur ein kleines Stück“. Er machte einen Schritt, und den nächsten und mit einemmal war er mitten im Sumpf, knöcheltief stand er im Morast, der Boden drohte, unter ihm nachzugeben.
Seine Gefährten sprachen ihm Mut zu und zogen ihn mit sich. Zögernden Schrittes folgte er ihnen. Das Licht verdunkelte sich zusehends, Wolken zogen auf und kühlten die Luft merklich ab.
Der Wind flüsterte in den toten Bäumen, von denen die Algen wehten. War es wirklich der Wind? Seit wann hat der Wind denn Stimmen? Er schauderte vor Angst. Die Dunkelheit dräute von allen Seiten herein. Seine Angst wuchs und wuchs, bis er kaum noch in der Lage war, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
Seine Gefährten hatte er längst verloren, sie waren nicht mehr da, er war alleine. Zu seiner wachsenden Angst gesellte sich auch unendliche Einsamkeit.
Die Stimmen im Wind flüsterten von seinen vergangenen Sünden, von den Boshaftigkeiten, die er begangen hatte, von den Leuten, denen er weh getan hatte und von den unendlich vielen Kleinlichkeiten und Engherzigkeiten in seinem Leben.
Er kauerte auf dem Boden, unfähig, auch nur noch einen Schritt zu gehen. War er wirklich so schlecht?
Er sah ein Gesicht, dass er einst gut kannte. Die Frau sah ihn anklagend an. Sie starb seinetwegen, um das Kind zu gebären, dessen er so sehr bedurfte, dass er darüber vergaß, wie schwer es für sie sein würde.
Nein, er hatte es nicht vergessen. Wenn er ehrlich zu sich war, hatte es ihn nicht interessiert. Er wollte das Kind, was sie ihm schenken sollte, aus reinem Egoismus. Ein Kind sollte weiterleben und seine Genialität weitertragen.
Es kostete sie das Leben.
Und weil er nicht ertrug, an ihrem Tode schuldig zu sein, betrank er sich täglich, um zu vergessen.
Die Stimmen peitschten nun auf ihn ein. Er spürte, dass nur noch Ehrlichkeit vor sich selbst ihn retten konnte. Nur noch dieser kleine Bereich, in dem sich niemand betrügen kann, blieb ihm um sich hier zu retten.
Zögernd gestand er sich ein, dass er nicht trank, um seine Trauer zu verdecken, denn er spürte kaum welche. Es ging ihm darum, vor seinen Pflichten zu verstecken. Vor diesem Kind, das zu pflegen er sich nicht zutraute.
Nein, dass zu pflegen er nicht wollte. Er wollte Nachkommen haben, doch kümmern wollte er sich nicht um sie.
Stück für Stück nahmen die Stimmen seine ganze, erbärmliche Existenz auseinander. Alles, worauf er je stolz gewesen war, wurde Stück für Stück von ihnen weggenommen. Ganz zum Schluß stand er nackt und bloß zitternd im Wind – ihm war nichts geblieben. Seine Selbstachtung, sein Stolz, sein Mut, unerbittlich wurde es weggerissen von den Stimmen. Nichts ließen sie ihm.
Gerade, als er auch die letzte Hoffnung aufgeben wollte bemerkte er unten am Fuße des Hügels auf dem er stand ein Licht, was sich langsam nach oben bewegte.
Er beobachtete das Licht, wie es langsam nach oben ging, während der Sturm und die Kälte weiter zunahmen und inzwischen eisig genug waren, um ihn mit einer dünnen Eisschicht zu versehen.
Doch das Licht wärmte ihn und er beobachtete hungrig, wie es stetig und unaufhaltsam auf ihn zukam.
Endlich war das Licht oben bei ihm angekommen und ihn erfüllte Wärme bei seinem Anblick.
Es waren seine Gefährten, die ihn gefunden hatten.
Er war noch nie so glücklich gewesen, sie bei sich zu haben. Doch waren sie seltsam verändert, sie wirkten klarer und schöner als alles, was er je sah. Wann hatten sie sich so verändert?
Doch plötzlich wurde ihm bewusst, dass nicht sie sich verändert hatten, sondern er. Seine Gefährten, sie waren dieselben wie den ganzen Weg über, doch er nahm sie jetzt ohne dieses Gefühl der Überlegenheit wahr, ohne das Gefühl, etwas besseres zu sein. Die Stimmen hatten ihm nichts gelassen – außer sich selbst. Und das gab er ihnen, mit vollem Herzen.
Und sie nahmen es dankbar an. Dankbar dafür, ihn zu haben, ihn nicht endgültig an die Stimmen verloren zu haben, wie so manchen anderen, den sie durch den Sumpf begleiteten.
Gemeinsam gingen sie weiter. Gemeinsam verließen sie den Sumpf und betraten die weiten Ebenen, die ihm folgten.
Als die Sonne unterging, erreichten sie ihr Ziel. Und als sie über die Brücke aus reinem Licht gingen, ließ er sein Leben und alles, was ihm einst bedeutete, freudig zurück um das zu werden, was er immer gewesen war.
Herzlichen Glückwunsch an Kerstin, die wie ich finde auch verdient gewonnen hat. Mein Dank gebührt aber allen Einsendern, jeder hat sich auf seine Weise etwas einfallen lassen und es waren sehr schöne Ergebnisse dabei. Nun ist es an Kerstin, sich zu überlegen, welchen der beiden Hauptgewinne sie in Anspruch nehmen möchte. Die anderen (Oliver, Jörg und Philipp) mögen mir doch bitte ihre Adresse zukommen lassen, für sie habe ich auch noch eine kleine Belohnung.
Nochmals herzlichen Glückwunsch an die Gewinnerin und vielen Dank an alle Teilnehmern und die vielen Abstimmer.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: gefallen?, sind, würfel
Zumindest bei mir ist das oberste Bild bzw Platz 3 schrecklich verzogen und unleserlich.
Einmal draufklicken, dann geht eine Seite auf wo es normal zu erkennen ist. 😉
Glückwunsch 🙂
Herzlichen Glückwunsch an die Gewinner!
Verdient gewonnen, tolle Ideen.
Aber jetzt kann ich ja fragen, um was geht es in der Gewinnergeschichte? ich hab sie nämlich nicht verstanden *schäm*
@ tanja,
Die Seele des alten Mannes verlässt den Körper und geht zurück ins Jenseits.
Die Geschichte erinnert an „Nahtoderlebnisse“ also an Geschichten von Menschen, die bereits klinisch tot waren und ins Leben zurückgeholt wurden z.B. Beschreibungen, wie sie diesen Zustand erlebten, als ein Abholen durch Engel, (seltener durch dunkle Schatten) oder vertraute bereits Verstorbene. Einige nehmen dies als Beweis für ein Jenseits, Andere halten es schlichtweg für einen „Kurzschluß“ im Gehirn.
Ein sehr guter Bekannter, fast ein Freund, ist vor kurzem und viel zu jung verstorben.
Viele würden sein Leben als verpfuscht ansehen, eine Zeitlang tat ich das auch. Aber dem ist nicht so.
Er hat sich nie hingesetzt, gesagt „alle sind böse zu mir“ und dann aufgegeben. Er hat sich berappelt, hat sich durchgebissen, hat weitergemacht, wo andere längst aufgegeben hätten.
Meine Herren, hab ich mich mit ihm gezankt. Mehr als einmal. Und die Funken sind immer ordentlich geflogen.
Die Geschichte ist nicht zuletzt eine Hommage an ihn. Und der Gewinn nicht zuletzt seiner.
Ohne ihn hätte es die Geschichte nicht gegeben.
Danke an euch. Und Respekt an alle, die mitgemacht haben. Die Beiträge waren durch die Bank klasse.
@Kerstin: Eine wunderbare Geschichte! Sehr schön geschrieben und erlebbar. Herzlichen Glückwunsch zu Deinem verdienten 1. Platz.
Liebe Grüße,
Werner
Gratuliere den Gewinnern.
Achso, Tom?
Ich nehm den Telefonjoker ;-9
herzlichen glückwunsch allen gewinnern, besonders natürlich kerstin.
Ein junger Vater, dessen Frau die Geburt des Nachwuchses nicht überlebte, hat sich totgesoffen?
Heh, ich bin Oliver. Und Jörg und Philipp! Jehova.
Glückwunsch an Kerstin. Wirklich gut geschrieben. 🙂
Herzlichen Glückwunsch an Kerstin und die weiteren Gewinner 🙂
Hab lange gebraucht um mir die ganzen tollen Beiträge anzuschauen und dann überlegt, für wen ich stimmen würde und das dann aber vergessen. Macht aber nix, Kerstins Geschichte hat ja auch so mit Abstand gewonnen 🙂
Übrigens eine schöne Idee, die den Blog sicher bereichert hat, diese Geburtstagsaktion. Wusste bis vor kurzem gar nicht, dass der Blog noch so jung ist (okay, ist relativ, aber mich hat’s erstaung).
Herzlichen Glückwunsch an Kerstin, aber auch an die weiteren Teilnehmer! Das waren allesamt schöne Beiträge.
Herzlichen Glückwunsch den Erstplazierten und Danke für die Beiträge! 🙂 Die Wahl fiel mir nicht leicht…
Gratz, wie wir Ex-WoWler so sagen.
Die Tante sagt Danke 😉
Tom denkt sicher schon über den nächsten Grund zum Feiern nach. Es findet sich immer was.