Excel-Tabellen führen, das ist eine von Dominics Hauptbeschäftigungen. Will man wissen, wie sich der Verbrauch an Klopapier in seinem Haushalt in den letzten 12 Jahren verändert hat, und wie der Verbrauch in 344 Jahren einmal sein wird: Dominic hat eine Excel-Tabelle, die genau das ausrechnet. Nun ist Dominic aber ein Internet-Ausdrucker. Von jeder Mail, von jeder Bestellung, von jeder Excel-Tabelle fertigt er Ausdrucke an. Stapelweise.
Und um diese Unfluten an unnötigem Papier bewältigen zu können, dafür gibt es Kevin.
Kevin wohnt in der Nachbarschaft, ist leise, schüchtern und von einem eher devoten Naturell. Wie sich die beiden kennenlernten, entzieht sich meiner Kenntnis, jedenfalls ist Kevin so etwas wie der Laufbursche von Dominic. Kevin hier, Kevin da, Kevin dort…
Der Junge schreibt jeden Tag die Stände der Wasserzähler, des Stromzählers und der 126 Thermometer in Dominics Wohnung auf, Dominic verarbeitet das zu Excel-Tabellen und Kevin heftet das dann ab. Auch Einkäufe, Geldholen am Automaten, Wege zur Apotheke und diverse andere Besorgungen übernimmt der Junge.
Nun wäre das ja ein Beschäftigungsverhältnis, wie es viele gibt. Der eine leistet Dienste für den anderen und erhält dafür eine Entlohnung.
Das wäre eigentlich ganz einfach. Man schaut, wie viele Stunden der Junge gearbeitet hat, multipliziert den vereinbarten Stundenlohn mit der Anzahl der Stunden und händigt dem Burschen dann seine Kohle aus.
Wir sind aber nicht bei Familie Eigentlich und auch nicht im Hause Normalerweise, sondern wir sind bei Dominic.
„Ich zahle Kevin 5 Euro die Stunde. Das ist sein Grundgehalt. Wenn er bei Regen kommt oder Besorgungen macht, gibt es pro Stunde einen Regenaufschlag von 50 Cent. Muß er handwerklich arbeiten, dann bekommt er 80 Cent Zuschlag. Arbeitet er besonders gründlich und gut, gibt’s nochmal 65 Cent obendrauf. Muß er samstags kommen, zahle ich ihm 1,11 Euro Wochenendzuschlag, und ab 18 Uhr gibt es immer 37 Cent Spätzulage.“
Großzügig!
Nicht allein, daß ich das als Entlohnung für diese Sklavenarbeit für viel zu wenig halte, nein, es kommt noch schlimmer.
Sagen wir, Kevin war vier Stunden bei Dominic.
Das macht 4 x 5 € Stundenlohn.
Gekommen ist Kevin bei Regen. Dafür hat er 15 Minuten benötigt. Es wird also der Regenzuschlag von 50 Cent pro Stunde fällig, allerdings geteilt durch vier. Da bleiben dann 12,5 Cent Zuschlag.
Macht bis hierhin 20,13 Euro.
Gründlich und gut hat er nach Dominics Urteil eine Stunde gearbeitet, also gibt’s einmal 65 Cent oben drauf.
Damit hat Kevin schon Anspruch auf 20,78 Euro.
„Ja, die Zuschläge können auch in Abschläge verwandelt werden. Ist doch selbstverständlich! Wenn ich ihm 50 Cent bei Regen drauflege, ziehe ich ihm auch 50 Cent ab, wenn es besonders schönes Wetter ist. Durch mich kommt der Junge dann ja wenigstens an die frische Luft; ist ja eh so ein Stubenhocker.“
Also zieht Dominic 12,5 Cent für den Heimweg bei schönem Wetter wieder ab und weil Kevin 3 Stunden eher nicht so gut gearbeitet hat, wird hier auch 3 x 65 Cent als Strafe abgezogen.
20,78 minus 2,08 Euro ergibt dann 18,70 Euro.
Ja und das alles wird natürlich nach Beendigung der offiziellen Arbeitszeit in einer aufwendigen Excel-Tabellen-Operation errechnet. Zeitaufwand für das Ausrechnen, Ausdiskutieren des Wetters, das Ausdrucken und Abheften: sicherlich eine gute Stunde.
Episodenliste:
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: cent, Dominic, Kevin
Kevin kriegt ja nichtmal Mindestlohn …
Und die Abzüge erinnern doch an Gutsherrenart. Finde es erschreckend, dass er das so macht und frage mich, ob man ihm erklären sollte, dass das eigentlich nicht geht.
@Im-chaos-daheim.de:
Hmm, ich befürchte das mit dem (man ihm erklären sollte) hat sich erledigt.
@Glückauf: kann natürlich sein. Ist ja noch nicht klar, wie die Geschichte weitergeht
Und schon hat man wieder eine Stunde mit jemandem gequatscht. Gäbe es hingegen einfach grundsätzlich einen Zwanziger auf die Flosse, hätte man sich ja nicht mehr viel zu sagen…
Salat
Könnte sich um eine völlig ausgedachte Sache handeln, könnte aber auch wahr sein. Unglaublich,wie es viele Sachen heute gibt: man denkt,so etwas darf es nicht geben und es gibt sie doch!