Irgendwie tut mir das ja gut. Für den Geschäftsführer von Eichenlaub muss das ein Gang nach Canossa gewesen sein, bei uns anzurufen.
Die „Pietät Eichenlaub“ hat heute am frühen Nachmittag eine Verstorbene aus einem Altenheim abgeholt. Dieses Altenheim liegt etwas außerhalb und die Eichenlaub-Leute hielten es wohl für wahrscheinlich, daß die Tote dort außerhalb auf dem kleinen Friedhof beigesetzt wird. Also haben die Fahrer die Verstorbene gleich mit der Trage dort auf dem Friedhof in die Kühlkammer gestellt.
(Hier in der Gegend haben alle Bestatter Generalschlüssel für die Friedhöfe.)
Später hat dann die Familie im Büro der Eichenlaubs aber einen ganz anderen Friedhof gewählt und so war es nix mit der schnellen Nummer, die Eichenlaub vorhatte. Die wären dann nämlich mit dem Sarg nach außerhalb gefahren, hätten auf dem Friedhof ruckzuck umgebettet und gut wär’s gewesen. Jetzt mussten sie die Verstorbene aber wieder von außerhalb holen. Als sie aber dorthin kamen, war die Verstorbene verschwunden. Ha!
Jetzt rief der gute Herr Eichenlaub (so nennen wir den Geschäftsführer, obwohl es keinen Herrn Eichenlaub gibt, das ist ein Konzern) bei uns an und erkundigte sich kleinlaut, ob wir eventuell die Tote haben.
Tja, die hätten wir beinahe gehabt!
Und das kam so: Ich weiß ja auch nicht, warum sich Friedhofswärter auch sonntags mal auf ihrem Friedhof herumtreiben, aber da außerhalb ist das eben so. Und da hat der gute Friedhofsmitarbeiter eine Leiche in seinen Kühlkammern entdeckt, die nicht vorschriftsmäßig gekennzeichnet ist. Ein kleiner Zettel mit den Lebensdaten und dem Namen der Verstorbenen und der Adresse des Bestatters reicht da vollkommen. Auf diesem Friedhof dürfen nur „angemeldete Leichen“ eingeliefert werden und nur ganz ausnahmsweise auch mal eine unangemeldete, wenn eben dieses Zettelchen da ist. Man kann Verstorbene nicht einfach so irgendwo abstellen, noch nicht einmal auf einem Friedhof.
Also hat er streng nach Dienstvorschrift den Bestatter angerufen, der für die Polizeiabholungen zuständig ist und das sind eben an diesem Wochenende wir. Da wir aber Anderes/Besseres zu tun hatten, als dem eine Verstorbene wegzuholen, habe ich die Sache auf später verschoben. Wir wissen ja: Die ist später auch noch tot.
Das war dem Friedhofsbüttel aber nicht schnell und wichtig genug und da hat er einen anderen Bestatter angerufen. So und welcher das ist, weiß ich nicht, wie man den Friedhofsmann jetzt erreicht, weiß ich auch nicht und wo man die Verstorbene hingebracht hat, kann ich auch nicht sagen.
Jetzt haben die Eichenlaubs aber ein Problem, denn die Familie möchte gerne morgen früh ihre Tante sehen.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Wir sind aber heute gar nicht Schadenfroh….
Doch!
Schadenfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude!
hehe….verständlich…
bei dem was er von denen manchmal so schreibt
Das gibt wohl für ein paar Leute eine unruhige Nacht 😀
Ups… Gut, dass die Tante nichts mehr davon mitbekommt. Ist sie jetzt da, wo die Verwandschaft sie haben will?
Die werden schon ne Ausrede haben.. "Ihre Tante sieht aber fürchterlich aus, möchten Sie sie nicht in guter Erinnerung behalten und jetzt nicht mehr sehen?" Oder der Schlüssel zur Kühlkammer ist abgebrochen, das dauert bis Montag (bis wir den blöden Friedhofswärter erreicht haben)… Mir würde schon was einfallen.
Schön zu lesen, das es diese kleinen alltäglichen Probleme bei Euch auch gibt. ,-)
Ehem… Pietät Eichenlaub… soso. Könnte es rein hypothetisch sein, dass es sich um "Ahorn-Grieneisen" handelt? Die haben ja auch einige Filialen mit dem Namensbestandteil "Pietät". Und "Eichenlaub" und "Ahorn" sind auch nich so weit auseinander… *grübel*
Geh bitte einmal mit Taschenlampe auf Wanderschaft. Vielleicht liegt noch jemand in deinem Fledermauskeller?
[…] Auf einem deutschen Friedhof d?rfen nur angemeldete Leichen in die K?hlkammer stellt Euch vor, was neulich passiert ist: Eichenlaub sucht eine Leiche | Bestatter-Weblog […]
@Jupp: Könnte man fast meinen, nicht wahr? Aber nein, wenn ich die gemeint hätte, hätte ich auch einen Doppelnamen genommen, so wie Eichenlaub-Zwickmühl oder Eichenlaub-Bimsstein.
Und Pietät heißen Hunderte von Bestattern bzw. haben es im Firmennamen. Eichenlaub gibt es m.W. nicht als Bestattername, das war mir wichtig.
Mein Lieblingssatz in diesem Artikel: "Die ist später auch noch tot."
@ Anke: Und wer schneller fährt ist (manchmal) länger tot 😉
Pietät Eichenlaub – ich amüsier' mich immer noch königlich über diesen Namen. Den hätte Loriot auch nicht besser wählen können!
Dazu sei Bemerkt, daß diese Namensgebung hier eher ungewöhnlich ist, die Bestatter hier firmieren meist unter "Bestattungen Schmitz" o.ä.
In Portugal nennt man eine Pietät: "Armador".
Das Wort heisst auch "Reeder" und "Dekorateur".
So ne Vorbereiter für die Seefahrt hinüber zu den Gestaden des Hades….
Sehr einfühlsam finde ich den Brauch, einen Verstorbenen in einer "camara ardente" (wörtlich: Brennkammer)aufzubahren, damit dort seine Seele sich in Rauch verflüchtigt bzw. verbrennt und man Zeit hat, sich zu verabschieden.
Ralf