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Ein Leben in Bildern erzählen

Du kannst ein Fotoalbum gestalten, um die Geschichte eines verstorbenen lieben Menschen zu erzählen. Diese Chance habe ich bei meinen Eltern verpasst, was ich manchmal bereue.

In den 50er und 60er Jahren wurde die Fotografie für die meisten erschwinglich. Die Flut an Fotos, die in den folgenden Jahrzehnten in unserer Familie gemacht wurden, ist unermesslich. Selbst nachdem ich hunderte Fotos nach dem Tod meiner Mutter aussortiert hatte, blieben noch mehrere Umzugskisten Bilder übrig. Irgendwann einmal wollte ich sie sortieren. Irgendwann einmal wollte ich sie in Alben kleben. Irgendwann einmal wollte ich sie digitalisieren.

Ja, irgendwann…
Heute stellt sich diese Frage für mich nicht mehr, es gibt keinen Grund mehr, diese Arbeit zu leisten. Meine Kinder kennen meine Eltern gar nicht, sie vermissen sie logischerweise auch nicht und sie kennen niemanden, der auf den hunderten von Bildern abgelichtet ist. Und die, die da abgelichtet sind, ja, die sind auch inzwischen schon tot. Ich bin halt um eine Generation verschoben nachgeboren worden.

Hätte ich damals die Möglichkeiten gehabt, die es seit vielleicht 20 Jahren gibt, dann sähe das alles anders aus. Das Digitalisieren gelingt schon durch das bloße Abfotografieren mit dem Smartphone erstaunlich gut, ansonsten gibt es Scanner für kleines Geld. Und digital vorliegende Bilder kannst Du heutzutage mit wenigen Klicks in sehr ansprechende Fotobücher und Alben verwandeln. Software zum Runterladen, kluge Apps und Sachen, die im Browser laufen, machen es möglich, Dutzende von Fotos schnell und einfach zu bearbeiten und zu arrangieren. Wenige Tage später hält man dann ein geschmackvolles Album in den Händen.

Wenn ein geliebter Mensch verstirbt, möchten wir diesem Menschen die letzte Ehre erweisen. Wir möchten an ihn denken und das Leben, das dieser Mensch geführt hat, feiern. Die Trauer über den Verlust ist ein ganz natürlicher und selbstverständlicher Teil einer Trauerfeier. Doch auch Freude darf sein. Die Freude darüber, einen so wunderbaren Menschen kennengelernt und mit ihm Zeit verbracht haben zu dürfen, die Freude darüber, welche schöne Erinnerungen dieser Mensch hinterlässt. Denn Erinnerungen sind es, die auch den Tod überleben. Ich sage es Euch immer wieder, von dem Menschen, den ihr betrauert, bleibt nichts übrig. Nur das, was Ihr im Herzen und in Euren Erinnerungen bewegt, kann von Dauer sein.

Eine besonders schöne Form, den Verstorbenen zu ehren und seine eigenen Erinnerungen zu feiern, sind Bilder. Ob als Diashow auf der Trauerfeier oder ob Du daheim ein Fotoalbum gestaltest – indem Du die alten Bilder sortierst, weckst Du in Dir schöne Erinnerungen und feierst das Leben des Verstorbenen auf eine ganz eigene, wunderschöne Weise. Wenn auch Du ein Fotoalbum gestalten oder eine Diashow für die Trauerfeier organisieren möchtest, habe ich hier einige nützliche Tipps, wie Du dabei am besten vorgehen kannst.

Fotoalbum gestalten oder Diashow? Was ist das richtige Format?

Die erste Frage, die Du Dir stellen solltest, ist das Format. Ist das Album später nur für Dich oder den engsten Kreis ganz persönlich, oder sind die Fotos für viele Menschen gedacht, zum Beispiel als öffentliche Diashow auf der Trauerfeier? Davon hängt ja logischerweise ab, welche Bilder Du auswählen wirst. Ein privates Fotoalbum für Dich oder einen bestimmten Menschen (zum Beispiel den Ehepartner des Verstorbenen) kannst Du unter anderem ganz einfach hier selbst gestalten.
Da kannst Du Dich dann ganz frei entscheiden und Dich kreativ einbringen. Für eine öffentliche Diashow auf der Trauerfeier hingegen solltest Du einige Aspekte bedenken, auf die ich in den nächsten Abschnitten noch eingehen werde, sonst kann es echt zu Peinlichkeiten kommen. Ich habe da schon einiges erlebt.

Welche Fotos des Verstorbenen kannst Du verwenden?

Wie ich schon sagte: Wenn Du ein Fotoalbum gestaltest, kannst Du das ganz frei selbst entscheiden. Achte darauf, für wen das Album gedacht ist, und schaue, dass wichtige gemeinsame Momente und besonders schöne Erinnerungen enthalten sind, wie gemeinsame Urlaube, Hochzeiten oder Geburtstage. Ist die Erinnerung in Fotoform für alle Trauergäste bestimmt, dann achte auf Vielseitigkeit. Ist ja klar, Deine Erinnerungen sind nicht immer auch die Erinnerungen, die andere Leute mit dem Verstorbenen teilen. Es ist auch gar nicht doof, hier bei anderen vorher nachzufragen. Vielleicht haben andere Trauergäste auch noch Fotos aus längst vergangenen Zeiten.

Als mein Vater 1986 verstorben ist, war ich hinterher ganz erstaunt, welche Erinnerungen seine Arbeitskollegen an ihn hatten. Da kamen Geschichten zutage, die so ganz anders waren, als ich meinen Vater kannte. Und sie hätten bestimmt ganz andere Erinnerungsfotos beigetragen, als ich.

Schritt für Schritt ein Leben dokumentieren

Wenn Du eine Auswahl an Bildern hast, kannst Du damit beginnen, die Erinnerung in Bildform zu gestalten. Du könntest z.B. chronologisch vorgehen oder einfach besonders wichtige Aspekte des verstorbenen Menschen zeigen. Damit Du selbst eine Struktur in die ganze Sache bekommst, finde ich es besser, wenn Du chronologisch vorgehst. Beginne mit Kinderfotos und arbeite Dich durch wichtige Erlebnisse, über Einschulung, Studium und wichtige Meilensteine des Erwachsenenlebens. Schau Dir alte Bilder und Tagebucheinträge an und frage andere Verwandte und Freunde nach Ihren Erinnerungen, Ideen und Fotos.

Eine Diashow muss nicht nur aus Bildern bestehen

Wenn Du eine klare Struktur hast, kannst Du Deiner Kreativität freien Lauf lassen. Sei mutig! Du kannst auch bei einer Diashow Musik hinzufügen, die der Verstorbene zu der Zeit der Bilder besonders gern gehört hat. Gerade Musik weckt bei vielen Menschen Erinnerungen und bei einer Trauerfeier ist es ja genau das, was Du mit der Diashow bezwecken willst: Das Leben des Verstorbenen feiern, indem man an ihn denkt.
Wenn Du also Fotos und Musik bei einer Trauerfeier abspielst, erweist Du dem Toten eine letzte Ehre, bei der geweint, aber auch gelacht und dankbar erinnert werden darf.

Auch ein Fotoalbum bietet Platz für mehr als nur Bilder

Bei einem Fotoalbum verhält es sich ähnlich. Statt Musik kannst Du hier Texte und Tagebucheinträge hinzufügen, um die Erinnerungen noch lebhafter zu halten. Vielleicht habt ihr Eintrittskarten aufbewahrt, vielleicht ist Dir ein Gedicht besonders in Erinnerung geblieben oder der Text eines geliebten Liedes… Du bist der Meister in diesem Universum und kannst eine ganze Welt an Erinnerungen schaffen. Du entscheidest, welche Erinnerungen die kostbarsten sind und was alles in dieses Fotoalbum gehört. So erschaffst Du eine wahre Dokumentation eines lieben Menschen in Bildform und erzählst auch nach dem Tod noch seine oder ihre Geschichte.

BILDQUELLEN

  • fotos98: pixabay
  • album01: ©bojan

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In dieser Rubrik landet alles, was anderswo keinen richtigen Platz gefunden hat. Wichtig und wertvoll ist es trotzdem.

Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 26. Dezember 2022 | Peter Wilhelm 26. Dezember 2022

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2 Kommentare
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Felix
1 Jahr zuvor

Hallo Peter, auch wenn der Genitiv selbst in der Tagesschau langsam ausstirbt, so gedenkt man doch in korrektem Deutsch immer noch „jemandes“ und nicht „jemandem“. Wenn dir oder sonst jemandem „man möchte seiner gedenken“ zu geschwollen klingt, so kann man einfach „an ihn denken“ schreiben. Sicher, die Zahl der Menschen, denen so etwas wichtig ist, und denen sich z.B. auch bei „Deppen Leerzeichen“ (sic) und „Würstchen-Plural’s“ (sic) die Nackenhaare kräuseln nimmt täglich ab. Aber wenn alles egal ist, darf man sich auch über „Letzt Christmas“ nicht beschweren, n’est-ce pas?




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