Es gibt ja viele Ein-Mann Bestattungsunternehmen, gerade in ländlichen Gebieten. Ich weiß von unserem, dass er im Jahr 300-350 Bestattungen hat. Ist das nun viel, normal oder noch wenig? Wie sind da Ihre Erfahrungen? Die Trauerfälle hat man ja nicht schön geordnet, täglich einen, sondern bestimmt dann auch an manchen tagen 2-3 zugleich. Stelle ich mir schwierig vor, dann keinen fehler zu machen, der ja in ihrer Branche nun gar nicht passieren sollte. Oder haben Sie pro Fall eine Art To-Doo Liste um nichts zu vergessen? Danke. Und danke nochmals für den Blog!
Selbstverständlich arbeitet man, in welcher Form auch immer, eine To-Do-Liste ab. Es ist auch für eine Person überhaupt kein Problem, drei oder vier Sterbefälle gleichzeitig abzuarbeiten. Dreihundert bis dreihundertfünfzig Bestattungen jährlich kann man durchaus alleine abarbeiten, von der notwendigen Hilfe beim Transport mal abgesehen.
Vor allem in ländlichen Gebieten geht das recht gut, da die Infrastruktur und die Anlaufstellen bei den Behörden sehr gut bekannt sind und die Abläufe sich immer wiederholen.
Erfahrungsgemäß sollte der Kollege bei dieser Arbeitsweise auf einen Jahresverdienst von rd. 150-200.000 Euro kommen. Ein guter Verdienst also, aber keiner der ihn innert zwei Jahren zum Multimillionär macht.
Das Problem: Er könnte sich also einen Beschäftigten durchaus leisten, aber vermutlich würde der 50% des Jahres nur mehr oder weniger nutzlos herumsitzen.
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350 Bestattungen? Jährlich?
Bei 250 Arbeitstagen müssten das ja teilweise zwei Bestattungen sein am Tag… kein Urlaub, kein Krank.
Da muss man aber eine stramme Kette halten.
Ist das realistisch?
@1 Fraggel
Das ist nichts besonderes, das geht vielen Selbständigen so.
auch wenn der spruch bereits abgedroschen ist, bedeutet es auch selbst & ständig zu arbeiten…
Wieviel Stunden Arbeit (Beratung, Leichenversorgung, Behoerdengaenge, Beerdigung,…) fallen bei so einem Ein-Mann-Betrieb pro Bestattung ungefaehr an?
Ausserdem würde sich die Freiwillige Feuerwehr oder eine Land-Menschenvereinigung doch recht grämen
.. wenn die – halbwegs regelmässige, aber zumindest sichere – „Naturalienspende“ entfallen würde 😉
Ei, isch find des werklich gud 😀
@Marius
Ich bin auch selbst und ständig, allerdings bekomme ich das nicht hin die ganze Zeit nur Umsatz zu produzieren, da gibt es die Buchhaltung, den Schriftverkehr usw.
Material einkaufen usw muss der gute Mann ja auch!
Verratet mir euer Geheimnis 🙂
@Fragel
Da schließ ich mich mal vorbehaltlos an. So leid es mir tut unserem Tom Wiederworte zu sagen, das ist nicht realistisch, wenn man alles mit Niveau und Stil über die Bühne bringen will. Da ist ja nun nicht nur der Transport, die Begleitung auf dem Friedhof zum Beispiel ist immens wichtig, kostet viel Zeit, die Nachbereitung mit Danksagung usw., wenn einer vor 300 Sterbefällen allein sitzt, ist er bald sein eigener Patient. Nicht umsonst hat Tom eine ganze Schar von guten Geistern um sich geschart – oder hat er etwa 1200 Sterbefälle? Boah…
Nun, Buchhaltung kann man auslagern, Fahrdienst machen offenbar Hilfskräfte. Und vielleicht kommt noch 2-3 Mal die Woche eine Schreibkraft?
150.000 Verdienst bei 300 Bestattungen = 500,- pro Fall
Ich hätte jetzt gemeint, pro Fall verdient der Bestatter im Schnitt mehr, nämlich um die 800,-?!?! Oder meinst du 150 T€ nach Abzug aller Kosten für den Bestatter und nach Steuern? Also reines netto? Ich halte 800,- pro „normaler“ Bestattung mit allem drum und dran für durchaus gerechtfertigt. Wie ist sonst so die Meinung bzw. Kalkulation?
Das finde ich eine tolle Idee, legt doch mal bitte eure Kalkulation offen damit ich mir überlegen kann das Gewerbe zu wechseln 🙂
verdienst ist gewinn nach steuern, nicht umsatz vor steuern 🙂
und viel Arbeit kann man/frau gut mit 400€ „Arbeitnehmer“ bewerkstelligen.
Behördengänge fallen nicht einzeln an. kann man zusammen erledigen.
@Qlance, dann lag ich ja mit meiner Annahme, pro Sterbefall werden durchschn. so ca. 800,- verdient ja doch ziemlich richtig, dann sind die 800,- eben brutto.
Die Zahl ist realistisch. Alles eine Frage der Organisation. 4 Kräfte auf 400 € Basis und dann geht das. Und für dieunngläubigen. Ich kann mich an Montage erinnern da bin ich nur mit meinem Kollegen gefahren und habe die Leichen abgeholt. Am Wochenende wurde dann die Beratung bereits durchgeführt.
Zum Thema Beerdigung ab 3 Stück am Tag auf unterschiedlichen Friedhöfen wird es zwar etwas hecktisch, aber auch das geht in der Regel. 1 Beerdigung Sarg, 2 Urne, 3 Sarg. Dazwischen jeweils 1,5 Stunde luft für Fahrt und Vorbereitung…..und die Vorbereitung macht eine 400 € Kraft.
@Fraggel
das kann sich nur lohnen……
Die oder derjenige der 350 SF (zzgl. Aushilfen) pro Jahr alleine macht, möchte ich gerne kennenlernen und einstellen. Biete Garantieeinkommen von 60T€ zzgl. Firmenwagen zur privaten Nutzung.
Reine Ein-Mann-Betriebe gibt es bei uns nicht. Die meissten Bestatter haben auch ein zweites Standbein (Schreinerei, Fuhrunternehmen,…)
Bei uns hier bekommen die Bestatter des öfteren Hilfe von den Friedhofsgärtnern oder Sargträgern wenn es z.B. ums Ausladen und Aufbahren eines Sarges geht. Gibt halt ein Trinkgeld. Die Formalitäten auf dem Standesamt erledigt bei dem ein oder andern Bestatter ein Rentner.
Also wenn ein Bestatter 350 Sterbefälle im Jahr hat, kann er dieses ohne eine Hilfe nicht schaffen, das ist völlig utopisch! Auch trifft die Aussage von Tom nicht zu, dass die Mitarbeiter so eines Bestatters die Hälfte der Arbeitszeit rumsitzen!! Ich habe in einem Unternehmen dieser Größe länger gearbeitet, und über Langeweile konnte ich mich nicht beklagen, das war 1980-1985. Sogar die Ehefrauen der beiden Besitzer mussten Botengänge übernehmen, Traueranzeigen schreiben und auch schon mal Särge abladen. Die Särge wurden als lackierte Rohlinge angeliefert und dann sehr aufwendig weiter verarbeitet: Füße drunter, Erdruckwiderstandstrebe selbst rein genagelt, Ober und Unterkasten angebohrt, sowie den Unterboden nachgenagelt. Die Art wie mein damaliger Arbeitgeber dieses macht war sehr umständlich, er schraubte zum Beispiel die Rosetten mit einfachen Schlitz Schrauben fest, haute mit einer umgedrehten angespitzten Feile die Löcher dazu vor, dann ging man um den Sarg rum und prukelte die Bohrspäne aus den Löchern. Dass auskleiden des Sarges machten wir dort mit Hammer und Nagel!! Eine Methode die damals schon out war, so saß man an einem Sarg im Schnitt 1,5 Stunden! Und wenn es mal ganz ruhig war, hatte man ja noch diverse Häuser, wo auch etliches zu tun war. Ein paar Mal musste ich auch mit aufs Land zu den Verwandten, zum Pflaumen pflücken, bekam aber dann auch ein Stück Kuchen ab. Diese Firma macht heute noch 50 Sterbefälle mehr im Jahr und hat vier Mitarbeiter zuzüglich der beiden Chefs. Der Aufwand bei den Aussegnungsfeiern wird ja immer grösser: Mikrofon am Grab, Aufstellen eines Baldachins, Musik in der Kapelle, Tücher und Teelichter, Begleitung des Trauerzugs zum Grab, Beaufsichtigen des Kondolenzpults, um nur einige Sachen zu nennen. Auch in der Versorgung der Verstorben hat sich sehr viel verändert, es ist alles in allem sehr viel aufwendiger geworden. In der Gegend aus der ich komme gab es früher diesen ganzen Aufwand nicht, aber wenn es einmal Einzug findet, muss es irgendwann auch der letzte machen. In meiner letzten Firma wo wir um die 170 Fälle hatten traf das was Tom sagte zu, man saß viel herum, wobei ich mir immer wenn es ging Arbeit gesucht habe, irgendwann jedoch ist alles erledigt. Das hat sich mein Arbeitgeber dann wieder rein geholt mit Dauerbereitschaft natürlich unbezahlt, kein Weihnachtsgeld und auch kein Urlaubsgeld! Dafür hatte man ein sicheres Einkommen, und in vielen Dingen freie Hand. Das Gefühl sein eigener Herr zu sein ist schön, und es meinen alten Arbeitgeber auch nicht zum Nachteil gereicht! Im Rahmen meiner dann leider durch Firmenpleite verursachten Arbeitslosigkeit bekam ich dann einen Vermittlungsvorschlag des AA (Würg). Dieser Kollege?? suchte wohl nur jemand der ihm Haus und Hof aufräumte, nach der Maßnahme hatte er noch nicht mal den Anstand seiner Bringschuld betreffend der Unterlagen für das AA nach zu kommen, was mir dann ein unangenehmes Gespräch mit dem Berater einbrachte. Er dachte wohl was dieser böse Sozialterrorist wohl wieder ausgefressen hat, dass er die Unterlagen der Firma XY nicht zurückbekommen hat!? Nur mühsam konnte ich ihm seine eigenen Regeln erklären, nämlich das ich meine Bringschuld erfüllt habe, und es nicht zu meinen Lasten gerechnet werden kann, wenn der nette Herr xy dieses eben nicht macht. So muß man sich behandeln lassen, nachdem man Jahrzehnte in die Sozialkassen einbezahlt hat! Aber ich will nicht klagen, heute mache ich etwas anderes und komme gut zurecht.