Der Aufreger der Woche: Mit dem Sarg durch den Speisesaal – Senioren geschockt. Die Leichen-Szene sorgt mal wieder für Aufregung. Mit Leichen-Szene ist der Berufsstand der Bestatter gemeint. Und aufgeregt sollen bitteschön die Leser der Kronen Zeitung und der BILD sein.
Leiche durch Speisesaal gekarrt
In einem Seniorenheim in Salzburg wurde ein Sarg durch den Speisesaal geschoben
Die Bewohner eines Seniorenheims in Salzburg/Österreich saßen gerade beim Mittagstisch, als ein Sarg mit einem Verstorbenen durch den Speisesaal geschoben wurde.
Diese schaurige Szenerie werden die Bewohner dieses Seniorenheims wohl nie vergessen!
Der Vorfall geschah laut der österreichischen „Kronen Zeitung“ am Ostermontag in Salzburg.
Laut BILD erklärte eine Augenzeugin: „Plötzlich ging die Tür auf, und die Stimmung wurde mit einem Schlag gespenstisch. Dann schoben zwei Bestatter einfach einen Sarg durch den vollen Speisesaal. Kein Wort des Bedauerns oder der Entschuldigung folgte, man hat beinahe noch an einen schlechten April-Scherz gedacht.“
Senioren bleiben geschockt im Heim zurück
Pietät? Fehlanzeige. Eine Entschuldigung? Kein Thema. Viele geben der Heimleitung die Schuld. Doch die weist die Kritik zurück. „Ethisch ist das natürlich eine Katastrophe, aber die städtische Bestattung ist ein Dienstleister. Da haben wir oft keinen Einfluss auf den Termin“, sagte der Heimleiter zur „Krone“. Künftig wolle man aber solche Bilder vermeiden, „denn der Pflegebereich habe ja ganz andere Probleme.“
kursiv Originaltext BILD
Hammer! Sensation!
Ich schrieb schon vor Jahren hier im Bestatterweblog von genau der gleichen Szenerie. Damals waren wir zu einem Altenheim gerufen worden, wo wir zuvor noch nie waren.
Ich war völlig baff, dass wir angewiesen wurden, mit dem Sarg quer durch den Speiseraum zu fahren. „Die sind das gewohnt. Die kennen das nicht anders“, hieß es lapidar vonseiten der Pflegekräfte.
Ich habe mich geweigert, das zu machen und nach der Heimleitung verlangt. Die sichtlich genervte Chefin war sehr in Eile, blieb aber trotzdem sehr freundlich. Sie meinte: „Wir haben keinen anderen Weg, als quer durch den Speisesaal. Sonst müssen Sie den Sarg vorne herum über die Treppe runtertragen. Das ist eine Fehlplanung des Architekten, der nicht bedacht hat, dass hier auch Leute sterben.“
Dann fügte sie noch hinzu: „Das gleiche Theater haben wir, wenn der Rettungswagen mal kommt. Aber machen Sie sich nichts draus, die alten Leute wissen alle, dass der letzte Weg hier raus immer im Sarg stattfindet.“
Und in meiner Zeit als Bestatter ist mir das nicht nur in diesem Heim so untergekommen. In einem anderen Heim war es später dann genauso.
Ein weiteres Heim war so gestaltet, dass man immer durch die Eingangshalle musste, wo sich ständig Leute und vor allem auch Besucher aufhielten.
Manche Seniorenheime, die so eine Problematik hatten, baten um Abend- oder Nachtabholungen, aber eben nicht alle. Die meisten haben gar keine Lager- oder Kühlmöglichkeit für Verstorbene und gerade, wenn es Mehrbettzimmer sind/waren, musste häufig sofort, d.h. auch tagsüber abgeholt werden.
Als Bestatter, der die Situation und Örtlichkeit kennt, sollte man so viel Fingerspitzengefühl haben und eine möglichst passende Zeit und nicht gerade das Mittagessen einplanen.
Aber, was willste machen? Das Sterben gehört zum Leben dazu.
Belustigend finde ich allerdings die Zwischenüberschrift der BILD „Senioren blieben geschockt zurück“. Ja, was denn sonst? Hätte der Bestatter die anderen auch gleich mitnehmen sollen?
Was meinst Du dazu?
gemeldet vom Venlomann
- Leiche-zum-Dessert: Peter Wilhelm ki
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Ich arbeite seit fast 30 Jahren in der Altenpflege.
Tatsächlich haben meiner Erfahrung nach die meisten alten Menschen ein sehr entspanntes Verhältnis zum Tod, sehen ihn als normal und zum Leben gehörig dazu.
Schließlich haben die meisten ja schon viele Freunde und Familienmitglieder verloren.
Durch diese Weltsicht lassen sich die meisten auch durch eine vorbeirollenden Sarg nicht aus der Ruhe bringen.
Trotz alledem sollte nicht unbedingt die Mittagszeit mit einem vollbesetzten Speisesaal für den Transport genutzt werden.
In den meisten Einrichtungen dürfte es bei einer Abholung tagsüber allerdings unvermeidbar, dass der Sarg an Bewohnern und Besuchern vorbeikommt.
Dass man die Kisten nachts abtransportieren muss kenne ich auch….
Fehlplanung durch Architekten?
Die haben das geplant was die hirnlosen und sparsamen Träger wollten.
Zudem wäre es den Heimen am liebsten wenn der Bestatter auch den restlichen Krempel (Kleidung, Möbel) des Verstorbenen gleich mitnehmen würde…..
Mein Onkel verstarb in einem Heim, wo der Sarg bewusst an der Kapelle vorbei durch den Haupteingang gebracht wurde. Ich war dabei und fand es sehr würdig gemacht. Es gab sogar Bewohner, die sich die Szene bewusst angeschaut haben. Der Tod ist nun einmal Teil des Lebens.
zu dem Fall oben: Was glauben die feinen Senioren denn, wo ihr Gulasch herkommt. Die Heime müssen sparen!!! Immerhin brachten die Bestatter den Sarg nicht in die Küche.