Hallo Undertaker,
hast Du schon mal erlebt,das die Angehörigen ,keine Trauerfeier möchten (aus welchen Gründen auch immer )und der Tote ganz „einsam“ beigesetzt wird? Das praktisch nur das Beerdigungsinstitut anwesend ist?
Ja, das kommt leider immer häufiger vor.
Es ist jetzt nicht so, daß wir feststellen müssen, daß diese einsamen Bestattungen in auffälliger Weise drohen, die Mehrheit der Bestattungen auszumachen, aber das anonyme Leben in der Großstadt, die recht hohe Lebenserwartung und besondere familiäre Umstände sorgen dafür, daß es immer mal wieder solche Fälle gibt.
War es früher vielleicht einmal im Jahr bei uns so, haben wir jetzt so alle 2-3 Monate so einen Sterbefall.
Mit diesen einsamen Verstorbenen haben wir es vor allem dann zu tun, wenn die Menschen zu Lebzeiten -wohl wissend, was eines Tages passieren wird und daß niemand kommen wird- eine Bestattungsvorsorge abschliessen.
Haben wir es mit einem solchen Einsamen zu tun, dann behandeln wir ihn so, als sei es ein ganz normaler Fall.
Wir richten eine kleine Trauerfeier aus, bestellen -sofern der Verstorbene zu Lebzeiten nichts anderes verfügt hat- einen Pfarrer und rufen alle verfügbaren Mitarbeiter unseres Hauses zur Trauerfeier zusammen.
Ich finde es sehr armselig, wenn jemand nur im Beisein von Sargträgern in die Grube abgelassen wird. Niemand sollte alleine gehen müssen. Leider kommen wir immer erst hinzu, wenn der Mensch bereits gestorben ist. Denn viel schlimmer noch, als allein und einsam beerdigt zu werden, finde ich es, wenn Menschen allein und einsam, vielleicht noch zwischen Maschinen und Schläuchen oder unbemerkt sterben müssen.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: doch, einsam, nicht, verlassen
Vor 3 Wochen ist mein Bruder (48) plötzlich gestorben, im Süden Deutschlands. Die Umstände waren sehr schwierig, sodass wir erst nach 4 Tagen bescheid erhielten. Am nächsten Tag fuhren Mutter und Schwester runter (Ruhrgebiet/Eifel). Da lag mein Bruder bereits 3Tage „auf Eis“ wie die Bestatterin sich ausdrückte, also mußte alles sehr schnell gehen/entschieden werden. Nun sind meine Eltern Rentner, das „auf Eis“ liegen kostete pro Tag 60 Euro und eine Überführung ins Ruhrgebiet hätte sich keiner leisten können.
So wurde er eingeäschert und wird anonym bestattet. Für mich ist es eine Beerdigung auf Raten und sehr schlimm.
Deshalb mache ich eine Bestattungsvorsorge.
In Köln hat sich mittlerweile ein schöner Brauch etabliert: Für die ohne Familienbeteiligung (vermutlich auf Kosten der Kommune) bestatteten Verstorbenen wird einmal im Monat ein gemeinsamer Gedenkgottesdienst veranstaltet. Der Oberbürgermeister und die großen Konfessionen laden dazu in einer gemeinsamen Zeitungsanzeige ein, in der auch noch einmal die Namen der Verstorbenen genannt werden.
Ich halte das für eine gute Sache, zumal dazu ja eigentlich niemand verpflichtet wäre – so sieht man, daß es den Verantwortlichen offenbar ein Bedürfnis ist, niemanden ohne Gedenken beizusetzen.
Ich bin Pfarrer, und zu meiner Gemeinde gehört ein kleiner Friedhof im Zentrum Berlins. Wir haben hier relativ häufig Trauerfeiern, zu denen keine Angehörigen kommen (können), was meistens auch vorher klar ist. Trotzdem machen wir immer eine kleine Feierandacht in der Kirche, tragen die Urne zum Grab und setzen sie nach einem Gebet und Vater unser bei.
Für mich ist das eine Pflicht, die schon die Menschenwürde der Verstorbenen gebietet. In kirchlicher Tradition ist die Beisetzung Unbekannter eines der sieben Werke der Barmherzigkeit…
Ich kann nicht verstehen, warum manche Kirchengemeinden es zulassen, dass Menschen ohne solche Begleitung „verbuddelt“ werden, vielleicht gar noch vier Urnen gleichzeitig von einer Schubkarre herunter, wie es mir mal von einem (entsetzten) Bestatter erzählt wurde. Wenn er mir gesagt hätte, welche Gemeinde das war… >8-O Aber das wollte er nicht…
Ein wenig neige ich dazu, dem Misanthropen zuzustimmen. Sicher ist eine würdige Abschiednahme der Angehörigen und das Gedenken an den Verstorbenen eine feine Sache – wenn Angehörige da sind, die ein Bedürfnis danach verspüren und denen es ernst ist, nicht nur, weil „man“ das von ihnen so erwartet, „es sich einfach so gehört“. Aber seien wir doch mal ehrlich: Oft war die Lebensweise der Leute, die auf diese Art „entsorgt“ werden, auch schon Jahre und Jahrzehnte vor deren Tod durch innere und äußere Einsamkeit bestimmt und es bestehen – wenn überhaupt – nur noch wenige Kontakte. Der Undertaker hat Recht, wenn er schreibt, dass das einsame Sterben schlimmer ist als eine einsame Beerdigung – aber wenn die Lebensweise schon lange vorher darauf hindeutete und keiner der Beteiligten – aus welchen Gründen auch immer – daran etwas ändern konnte oder wollte, dann ist eine Entsorgung der geschilderten Art wohl das konsequente Ergebnis. Wenn man den Verstorbenen wirklich so sehr schätzte und so lieb hatte, wie auf manchen Beerdigungen hinterher behauptet wird, hätte man in vielen Fällen… Weiterlesen »
Moin Moin, kann das Gejammere grad (ausnahmsweise) nicht nachvollziehen. Was daran „leider“ sein soll, erschliesst sich mir nicht wirklich. Zumindest aus dem Blickwinkel eines Menschen, der 2 solcher Bestattung bereits erlebt hat, selber so entsorgt werden moechte und dessen Bruder auch so denkt.
Wo ist das Problem? Ist Ansichtssache, aber in diesem Denken bitte davon ausgehen, dass es Menschen gibt, denen dass so mehr als Recht ist!
Nur weil sich die meisten das grosse Wehklagen auf eigener Beerigung wuenschen … bedeutet das wie gesagt nicht, dass alle …
Zudem sind mir die haeufigen Luegen der Nachredner/Todesanzeigen schon immer zuwider gewesen. Heuchlerei und Extremluegen.
Waeren alle Menschen so, wie die Todesanzeigen behaupten, dieser Planet haette keine Probleme durch uns.
In diesem Sinne
Kuesschen
Das ist ein sehr schöner Brauch. Es wird durch unsere Single Gesellschaft, oder die örtliche Entfernung der Verwandten (Stichwort flexibel sein im Beruf), später vermehrt Beerdigungen ohne Angehörige geben.
mmh…. also falsch oder einsam?!?
@Rust:
Nö, manchmal gibt es ja auch funktionierende Freundeskreise / Familien – und das merkt man den Trauerfeiern ganz sicher auch an.
@Chaoshexchen:
das glaube ich auch….
Ich bin auch dafür das jeder Mensch eine würdige Beerdigung bekommt. Nun leben wir schon 16 Jahre mit der Schwiegermutter zusammen. Sie hatte sich bei dem Tod ihres Mannes um gar nichts gekümmert. Zur Trauerfeier die wir organisierten durfte der Sarg nicht dabei stehen. Das Grab hat sie bis heute nicht besucht. Die Dame ist 94 Jahre alt. Wir müssen irgendwann mit ihrem Ableben rechnen. Was sollen wir dann machen? Fragen können wir sie nicht, sie ist total dement.
Und was ist, wenn es sich z.B. um einen Mörder handelt, zu dem alle, auch die nächsten Verwandten, ihre früheren Kontakte aus diesem Grund abgebrochen haben?
Wenn ich keine Angehörigen mehr habe, dann kann man mich ruhig sang- und klanglos einbuddeln; das ganze Pipapo rundherum dient ja den Angehörigen, weil als Toten wird mir das ziemlich wurscht sein. Und ohne mein Einverständnis (welches ich ja im verstorbenen Zustand schwer geben kann, außer man würde mein Schweigen als Zustimmung deuten) mögen sich die Pfaffen unterstehen mich posthum an einem Gottesdienst zu beteiligen.
Ich finde, es ist eine grundsätzliche Frage der Humanität, wie man mit Toten umgeht. Wenn man anderen Menschen eine eigene Würde zuerkennt und sie als (wenn auch möglicherweise randständige) Mitglieder eines Gemeinwesens begreift, kann man ihr Sterben nicht als reines Entsorgungsproblem betrachten.
Eine Trauerfeier auszurichten (ganz gleich ob religiös oder profan geprägt) und bei der Bestattung eine gewisse Form zu wahren, ist ein sozialer Akt, in dem zum einen die Überlebenden einander eine Grundsolidarität als menschliche Wesen versichern, zum anderen auch die generelle Wertschätzung gegenüber menschlichem Leben ausgedrückt wird.
Natürlich wäre es bei weitem besser und wichtiger, andere Menschen zu Lebzeiten in gesellschaftliche Prozesse einzubinden und in sozialen Zusammenhängen zu halten, aber das schlichte Verbuddeln eines Toten, wenn das nicht geschehen war, ist letztlich dann der bestätigende und bekräftigende Schlußpunkt einer Ausgrenzung zu Lebzeiten.
Wieso muss ich bei dieser Diskussion die ganze Zeit an den Film „Jahr 2022 – die überleben wollen“ denken?!
Ich war eigentlich immer eher der Meinung, dass so eine Beerdigung in erster Linie für die Angehörigen und nicht für den Verstorbenen da ist (obwohl ganz klar er es ist, der unter die Erde kommt.). Eine Art der Abschiednahme, des Hintersichbringens. Ähnlich wie der Abschied am aufgebahrten Sarg (, der mir persönlich vollkommen reicht). Ich finde also eine Beerdigung, an der keine Angehörigen teilnehmen, weil sie es aus bestimmten Gründen nicht können durchaus traurig/schlimm, aber eine Beerdigung, bei der kein Angehöriger teilnimmt, weil es gar keine mehr GIBT, ist doch eigentlich was Schönes. Niemand, der einen lieben Menschen verloren hat (und jeder Mensch hat irgendwo gute Seiten und wenn man die an einem Ehrentag, wie dessen Beerdigung hervorhebt, hat das für mich gar nichts mit Heuchelei zu tun. Zugegeben, ich habe noch keine Trauerrede gehört, bei der allzu dick aufgetragen wurde) und jemand, dessen zuletzt einsames Leben ein Ende gefunden hat. Was einen auch immer danach erwartet. Ich finde es aber durchaus nett, wenn jemand den Tod eines ihm fremden Menschens wahrnimmt und an dessen… Weiterlesen »
@ Fabian, #14
Genau! Die Friedhöfe werden dichtgemacht, und Tom rüstet um auf die Produktion von Soilent Green.
Das bezog sich eher auf die „Euthanasiezentren“ in das sich Sol begibt…
Euthanasie ist hier bestimmt OT 😉
Nein, ganz bestimmt geht es mit nicht um Euthanasie!
hast du denn den Film gesehen? Bzw. genau hingeschaut wer da alles hinging?
Wenn nicht, mach das mal
Den Film habe ich vor etlichen Jahren gesehen und noch einige Jahre früher die Romanvorlage gelesen (Harry Harrisons „Make Room! Make Room!“). Ich weiß, worum es darin geht.