Frau Kutscher ist eine sehr schöne alte Frau. Ich finde ja fast alle Frauen schön, jede hat auf ihre Weise etwas ganz Besonderes. Kompliment, lieber Gott, da ist Dir was gelungen.
Aber Frau Kutscher hat es Damenhaftes, etwas Würdiges und aus ihren Augen sprüht Intelligenz und ein wacher Verstand. Schon wie sie ihre Worte zu setzen weiß, zeigt mir, daß ich es mit einem gebildeten Menschen zu tun habe. Sie ist 81 Jahre alt, erscheint vielleicht ein paar Jahre jünger, aber das ist es nicht, was mich dazu bringt, sie schön zu finden. Ich kann es auch nicht näher beschreiben, es ist die Art, wie sie sich gibt, wie sie spricht, wie sie sich bewegt. Wirklich, für so eine alte Frau strahlt sie etwas Besonderes aus.
Ihr Mann war etwas älter, 85, und jetzt ist er tot.
Ethnologe sei er gewesen, Professor an der Uni, Autor mehrerer Bücher über Völkerkunde und es gäbe kaum einen Flecken auf der Landkarte wo er noch nicht gewesen sei und kaum ein Naturvolk, das er nicht irgendwann besucht habe.
„Aber nachdem er diese Krankheit bekommen hat… Meine Güte, das war schrecklich. Dieser geistreiche Mann, ich habe förmlich an seinen Lippen gehangen… und dann, was ist aus ihm geworden? Ein sabbernder Greis mit weniger Verstand als ein Kleinkind…“
Frau Kutscher wischt sich mit einem Stofftaschentuch eine feuchte Stelle aus dem Augenwinkel, man merkt, daß ein Ruck durch sie geht und sie diesen kleinen Einblick ins Private auf irgendeine Weise bereut. Sie wird förmlicher, möchte jetzt die Formalitäten erledigen, doch eine kurze Weile später, sie hat Kaffee bekommen und wir haben schon über dies und das gesprochen, kommt sie doch noch einmal auf ‚diese Krankheit‘ zurück. Alzheimer, vermute ich, sie nennt es nicht beim Namen.
„Aufgefallen ist mir das zunächst, weil mein Mann mir Sachen zweimal erzählt hat. Das war überhaupt nicht seine Art. Dieser Mann hat jederzeit aufs Wort genau gewußt, was in Gesprächen gesagt worden ist, die schon Jahrzehnte zurücklagen. Er hat es nicht einfach nur so erzählen können, sondern tatsächlich noch den exakten Wortlaut wiedergeben können. Ach, was konnte mein Mann erzählen! Sie können es sich nicht vorstellen, wie er die Menschen fesseln konnte, wenn er von seinen Reisen berichtete. Aber ein überflüssiges Wort? Nein, das hat es nie gegeben. Und dann beginnt er, Sachen doppelt zu erzählen. Ganz banale Dinge, er sagt es zu mir, ich nicke oder sage etwas Zustimmendes, wir sind uns einig, alles ist besprochen und eine Sekunde später sagt er das Gleiche, so als habe er es niemals zuvor gesagt.
Zunächst dachte ich an einen Spaß, den er sich machen wollte, doch er wurde richtig böse, wenn ich sagte, daß er das schon einmal gesagt habe. Ansonsten war überhaupt nichts zu merken, nur dieses Doppeltsagen.
So blieb das auch, es wurde auch nicht mehr, zwei-, dreimal am Tag kam das vor und ich schob es schließlich auf sein Alter und begann mich schon daran zu gewöhnen, da kam mein Mann eines Tages nicht von seinem Morgenspaziergang zurück. Dieser Spaziergang war ein Ritual. Den machte er seit fast 20 Jahren jeden Morgen. Vom Haus aus zum Volksgarten, dort die Enten und Schwäne füttern, dabei eine Pfeife rauchen, das durfte er nämlich nicht, Zigaretten ja, aber keine Pfeifen und Zigarren, die stinken so lange. Auf dem Rückweg holte er Brötchen und wenn ich aus dem Bad herunterkam, war der Kaffee gekocht und die Brötchen lagen im Körbchen. Nur Eier hat er nie gekocht, das bekam mein Mann nicht hin, da hatte er kein Händchen für.“
Sie lächelt, knetet ihr Taschentuch, seufzt und fährt fort:
„Und dann kam dieser Tag, an dem er nicht zurückkam, ich komme herunter, kein Kaffee, keine Brötchen, mein Mann nicht da. Nun, vielleicht ist er aufgehalten worden, dachte ich, aber nachdem dann eine Stunde herum war, habe ich mich fertiggemacht, um nach ihm zu suchen. Ein Handy hatte er zwar, aber das nahm er nie mit, nie! So was von stur!“
Sie klopft mit der Faust auf den Tisch, so als ob die Mitnahme eines Handys an der eingetretenen Situation etwas hätte ändern können.
„Ich will gerade das Haus verlassen, da fährt ein Polizeiwagen vor. Haben Sie dafür Töne? Ein Polizeiwagen! In unserer Straße! Und der hält auch noch vor unserem Haus. Wir haben nie etwas mit dem Büttel zu tun gehabt und das war auch gut so. Mein Mann konnte Polizisten nicht ausstehen. Kanzlerknechte nannte er die Beamten abschätzig, vielleicht zu Unrecht. Aber mein Mann hat sich zeitlebens immer sehr darüber aufgeregt, daß während der Diktatur die Dümmsten und die größten Proleten auf einmal eine Uniform anhatten und die Leute schikanieren konnten. Dann kamen die Besatzer, hier bei uns waren das die Tommies, und ehe man es sich versah, waren die allergrößten Hitlerverehrer über Nacht auf einmal wieder in Amt und Würden. Mein Mann hat immer gesagt, daß die ja nur Glück gehabt haben, daß sie nicht in der sowjetischen Zone gewesen sind, da sollen alle eingesperrt worden sein, die Uniform trugen, Straßenbahnschaffner, Soldaten, eben alles, was Uniform trug.
Na ja, ich will Sie nicht langweilen, jedenfalls hatte mein Mann für Polizisten immer nur so etwas wie Verachtung übrig. ‚Was ist das denn für ein Beruf, bei dem man die meiste Zeit die Leute schikaniert und dann letztlich doch nicht versteht, was die einem sagen?‘ Das hat mein Mann immer gesagt. Und jetzt steht so ein Auto vor unserer Tür und ein Beamter steigt aus. Ich muß ja sagen, daß der sehr nett war. Erst da entdeckte ich, daß mein Mann hinten im Polizeiauto saß, können Sie sich meinen Schrecken vorstellen?
Er sei in den Volksgarten gegangen, habe sich dort seiner sämtlichen Kleidung entledigt und sich dann nackt auf eine Parkbank gelegt, wo ihn dann Leute entdeckt haben.
Ich solle besser auf ihn aufpassen, meinte der Beamte noch zu mir und der andere fragte, ob ich denn meinen Mann und seine Neigungen nicht im Griff habe. Fürchterlich! Neigungen, so eine Frechheit!“
Frau Kutscher ist erregt, stößt beinahe ihre Kaffeetasse um, dann putzt sie sich ihre Nase und stopft das mit Spitze umhäkelte Stofftaschentuch mit einer eleganten Bewegung unten in den Ärmel ihrer Bluse.
„Mein Mann war fix und fertig. Ich weiß nicht, ob er verstand, was da passiert war oder ob er es nicht wahrhaben wollte, ich konnte auf jeden Fall nicht mit ihm darüber sprechen. Er ist dann hoch, hat diese Decke von der Polizei abgelegt, sich geduscht und komplett neu angezogen. Kein Wort über den Zwischenfall und er war vollkommen normal, völlig normal!
Kaum zwei Tage später werde ich in der Nacht wach. Ich schlafe sowieso nicht besonders gut, nehme immer Brom das hilft. Aber in dieser Nacht weckte mich ein Rauschen und ich bin aufgestanden. Mein Mann lag nicht mehr im Bett und ich fand ihn im Badezimmer. Er hatte sein Kopfkissen mitgenommen, die Wanne volllaufen lassen und das Kissen komplett eingeweicht. Er müsse das jetzt waschen, da seien Tiere drin, sagte er. Im ganzen Haus hatte er die Wasserhähne aufgedreht. Ich habe dann alle wieder zugedreht und als ich zurückkam, hatte er sich ins Bett gelegt, ohne sein Kissen und schlief wie ein Engel.
So konnte das doch aber nicht weitergehen und schon am nächsten Tag habe ich einen Termin bei Professor Neumann gemacht. Mein Mann wehrte sich zwar, aber dieses Wehren, das war nur vor der Hand, das war nur vorgeschoben, um sein Gesicht nicht zu verlieren. In Wirklichkeit hatte er ja sehr wohl bemerkt, daß da etwas nicht stimmt. Tja, und in der Röhre wurde es dann offenbar. Ein schnell wachsender, inoperabler Tumor im Gehirn. Professor Neumann hat es mir so erklärt, daß es sich um einen Tumor handelt, der nicht eine feste, kompakte Struktur bildet, die man herausschneiden kann, sondern es seien förmlich lange weiße Fäden, die sich wie Würmer ins Gehirn bohren. Die Prognose war niederschmetternd, ein halbes Jahr, mit viel Glück ein ganzes, hieß es.“
„Ja und ihr Mann, hat der das gewußt?“
„Wir haben es ihm nicht gesagt, nicht die Prognose; die Krankheit ja, das hat er erfahren, aber er war der Meinung, daß die Tabletten, die er ab sofort nehmen mußte, ihm helfen werden. Ich weiß nicht, ob es richtig ist, jemandem so etwas zu verschweigen… Keine Ahnung, aber schließlich war es gut so! Es ging dann so rapide. Das mit dem Wasser hat er noch viele Male gemacht und er ist auch noch einmal weggelaufen. Da haben sie ihn im Zoo gefunden, dort lag er vor dem Schauaquarium auf dem Boden und machte Schwimmbewegungen, wie peinlich!
Die Tabletten haben gar nicht geholfen, obwohl er immer stärkere bekam. Schließlich ist es soweit gekommen, daß er ruhig gestellt werden mußte. Er bekam so starke Mittel, daß er gar nicht mehr aus dem Bett konnte. Fürchterlich!
Wie dieser Mann abgebaut hat, das kann man sich nicht ausmalen, dafür hat man keine Töne. Innerhalb von drei Monaten hat er bestimmt 30 Kilo Gewicht verloren, wenn nicht sogar mehr. Er hatte Phasen, da sprach er ganz klar, dann wieder sabberte er nur, sang Kinderlieder, sprach mit Leuten, die gar nicht da waren oder in Reimen. Dieses Reimen hat mich verrückt gemacht!
Die Prognose von Professor Neumann war falsch, verstehen Sie mich jetzt nicht falsch, seine Diagnose hat gestimmt, nur die Prognose von einem halben bis zu einem Jahr, die hat nicht gestimmt. Zwei Jahre, genauer gesagt 22 Monate, hat es gedauert. Das ganze letzte halbe Jahr hat mein Mann nur noch mit offenem Mund im Bett gelegen, die Augen starr an die Decke gerichtet und alle 30 bis 40 Sekunden hat er ‚Tamata‘ gerufen. Kein Mensch weiß, was dieses Tamata sei soll, vielleicht irgendeine Eingeborenensprache, vielleicht nur eine Fehlzündung im Kopf.
Mir war das egal. Ich liebe diesen Mann doch, ich bewundere ihn doch so…“
Frau Kutscher zückt das Taschentuch und tupft ihre Tränen auf, sie nippt am Kaffee, läßt es sich nicht nehmen, den Kaffee zu loben, und fährt nach einem Seufzer fort:
„Sie müssen verstehen, daß mich mein Mann all die Jahre so beeindruckt hat, wenn er einen Raum betrat, dann war der Raum voll, voll mit Persönlichkeit. Neben ihm konnte keiner bestehen, ich habe niemals einen klügeren und humorvolleren Menschen erlebt, einfach ein wunderbarer Mann. Und dann muß ich ihn da so liegen sehen, so hilflos, wie ein Narr, der mich nicht mehr erkennt.
Als er noch sprechen konnte, sagte er einen Morgen zu mir: ‚Wer sind Sie? Wollen Sie mir meine Wäsche stehlen?‘ Ich sagte: ‚Ich bin’s doch, deine Mimi!‘ Und wissen Sie, was er sagte? Er sagte: ‚Mimi, Mimi ist doch schon lange tot und die war viel schöner als Sie!‘
Ich habe es nicht krumm genommen, am Nachmittag hat er dann meine Hand gestreichelt und so dankbar gelächelt.
So wie er da lag, hätte ich ihn noch gerne behalten, auch mit den ganzen Nebenerscheinungen. Das war mir egal, wenn ich ihn nur hätte noch ein paar Jahre behalten dürfen. Aber ich bin jetzt ganz ehrlich. Als er dann gestern gestorben ist, da hatte ich nur einen Gedanken im Kopf: Endlich!
Darf man so einen Gedanken haben?“
Ich nehme ihre Hand und drücke sie, ja, ich glaube solche Gedanken darf man haben.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: endlich, Lektorin A
Scheiße, jetzt heule ich…
Sehr traurig. Aber diese Erleichterung kann ich sehr gut verstehen. Es muss schrecklich sein, einen Menschen der einem so nahe steht, so dahinvegetieren zu sehen.
Gruss
S.
Ich heule gerade in meinen Kaffee…
ja solche gedanken darf man haben.
er ist erlöst, und sie in gewisser weise auch.
es ist schlimm wenn man einen menschen so abbauen sieht, aber man kann nur zusehen, man kann ihm nicht helfen, egal wie sehr man es will. das ist hart, sehr hart.
Finde ich auch so. Natürlich nur, wenn der Gedanke „Endlich hat er Frieden gefunden“ bedeutet und nicht „Endlich ist der Alte weg und wir können uns ums Erbe streiten“.
Ich weiss das von meiner Oma. Sie war eine willensstarke und selbständige Frau, die ihr Leben schon oft verbissen kämpfen musste. Als sie in den letzten Lebensmonaten aufgrund einer Krebserkrankung (welche sie schon fast besiegt hatte, die aber wieder ausgebrochen war) körperlich immer schwächer wurde und zuletzt bettlegerisch war, wünchte ich mir auch insgeheim, dass sie nicht lange leiden soll.
Ja, ich glaube auch, dass man solche Gedanken haben darf.
schöne Pfingsten
„Ja, ich glaube auch, dass man solche Gedanken haben darf.“
… und trotzdem wird man sich immer wieder ein schlechtes Gewissen einreden.
@Jacky
Stimmt, wenn man bedenkt welche Belastung pflegebedürftige (alte) Menschen sein können. Da kann man bei „Endlich“ schon ein schlechtes Gewissen kriegen.
Als meine Oma im Endstadium ihrer Krebserkrankung war, hab ich jeden Tag gebetet, dass sie endlich sterben darf. Hat trotzdem noch ein halbes Jahr gedauert. Und dieses halbe Jahr bestand nur noch aus Schmerzen fuer sie. Und nein, ich habe kein schlechtes Gewissen deswegen.
jaja, die „martina“-geschichte wird kein cliffhänger… aber für die ganzen beiträge hast du zeit… is klar!
Was für eine schöne, rührende Geschichte *snief*
DAS ist wahre Liebe!
@patrick: Entschuldigung, ich wußte nicht, daß Du hier auf irgendwas einen Anspruch hast.
@tom: es geht hier nicht um irgendwelche ansprüche die ich habe, sondern um die dinge, die du hier sagst.
ich hab kein problem mit cliffhängern, aber du widersprichst dich in dem thema permanent… leider.
nix für ungut, aber dann schreib eben mehr mit bedacht über das thema und dann is gut!
@ Karschdn
Man bekommt es nicht nur, wenn die Belastung groß gewesen ist. Selbst, wenn man gehofft hat alles möge ein Ende nehmen, weil man weiß, was noch alles an Übeln auf den Sterbenden zukommen kann.
Vielleicht lenkt einen das schlechte Gewissen später auch nur vor der Trauer ab, wenn man das Gefühl hat den Schmerz nicht aushalten zu können.
@ patrick
Das stimmt schon mit der Anspruchshaltung. Sei mal ein bisserl lockerer und freu Dich einfach, wenn eine Geschichte weiter geht. Muss ja nicht alles nach Deinem Kopf gehen. 😉
@ Tom
Noch was Technisches. Seit kurzem wird mein Kommentar so breit, dass ich stellenweise nicht lesen kann, was ich schreibe und man kann auch nichts verschieben, so dass ich den Text wenigstens hinterher auf Rechtschreibfehler kontrollieren könnte. Kann man da ev. an der Einstellung noch was ändern? Blindschreiben verunsichert mich etwas. :-/
Danke übrigens Dir und Deinen ganzen Helfern für die Mühe, die Ihr Euch gemacht habt mit Schriften und Co.
also prognosen von ärzten beruhen idR auf einer oder mehreren statistiken. statistisch gesehen hätte der mann bald tot sein müssen. nur in jeder statistik gibt es krasse ausreisser wie ich aus eigener erfahrung weis. in der regel sagen dass aber auch genau so die ärzte: ausreisser gibt es. nach oben und nach unten. warum der das nicht gemacht hat ist mir schleierhaft.
ansonsten: ja man darf so denken. vielleicht muss man das auch.
und das mit dem nicht mitteilen der prognose. nunja…es kommt darauf an. was würde es bei dem betroffenen auslösen und kann er es überhaupt richtig verstehen? aber im endeffekt bin ich der meinung, dass es auch vor dem betroffenen ausgesprochen werden muss. v.a. wenn er zu dieser zeit noch seine hellen momente gehabt hat (müsste das nicht auch der arzt machen? ich meine: die ehefrau ist nicht der patient, sondern der mann. und der hat, egal wie sehr er was mitbekommt, das recht auf eine diagnose und in diesem fall auch auf eine prognose. oder?)
PS: des ständige cliffhanger-gemeckere geht mir mächtig auf die nüsse! mein gott…dann lasst eure F5 taste halt mal n bisschen ruhe. is so schönes wetter. da gibt es schöneres als sich darüber aufzuregen dass eine geschichte in mehreren teilen erzählt wird.
anbei eine frage: wie lesen diese leute ein buch? in einem rutsch durch? oder ist das dann was anderes weil man ja die grundsätzliche möglichkeit hat sofort weiterzulesen wann man will?
nee ich verstehs echt nicht. ohne die geschichten in mehreren teilen wärs hier doch nur halb so schön zu lesen. und ich kann mich immer wieder freuen wenn eine geschichte fortgesetzt wird.
die einzige gefahr die besteht ist, dass geschichten unter den tisch fallen. aber sowas darf auch passieren. tom ist nunmal von beruf nicht blogger sondern immernoch bestatter und hat ein privatleben. wer meint ansprüche anmelden zu können der sollte tom ein gehalt hierfür zahlen…
Ich bin bei solchen Sachen immer etwas ambivalent… Einerseits ist es für Menschen, die sich nur quälen, oft tatsächlich eine Erlösung, wenn sie endlich sterben „dürfen“. Andererseits kriege ich die Vorstellung nicht aus dem Hinterkopf, dass die pflegenden Angehörigen und/oder erwartungsvollen Erben das Leiden der armen Oma möglicherweise lieber etwas früher als später als „unerträglich“ einstufen. Aber vielleicht habe ich nur zu viele Krimis gelesen. Das „Tamata“ finde ich ganz interessant. Tama, Plural Tamata, sind Votivgaben in der griechisch-orthodoxen Kirche. Auf Metallplättchen, die je nach Umfang von Glauben und Geldbeutel aus Blech, aber auch aus Silber oder Gold sein können, ist das Thema des Gebets, des Wunschs an Gott, eingraviert. Es kommt aber auch vor, dass als „Tama“ ganze Kapellen und Kirchen gebaut werden. Vielleicht wollte der Verstorbene ausdrücken, man möge für seine Seele beten? Daneben gibt es noch reichlich andere Möglichkeiten. Beispielsweise sind die „Thamata“ die Ältesten eines kleinen Volkes aus der Kaukasusregion, und im Sudan leben die „Tama“. In Polynesien heißt „Tamata“ so viel wie „Warum nicht?“ und bezeichnet auch etwas im Zusammenhang… Weiterlesen »
*seufz* Solche Krankheiten sind schrecklich. Man verliert erst den Menschen den man liebt und am Ende auch noch die Hülle. So ein langer Tod mit Nebenerscheinungen ist glaube ich deutlich schlimmer als ein schneller Tod…
…traurige geschichte. aber man darf solche gedanken haben, denn egal wie sehr man den menschen liebt, es ist auch eine belastung für die angehörigen, und sowieso eine schlimme belastung für den sterbenden. ja, ich denke man darf sich sogar freuen das es für ihn vorbei ist, und hoffen das es ihm jetzt besser geht. und das man selber auch wieder ein stückchen normalität zurück erhält, auch wenn nichts mehr so wird wie es einmal war…
So schrecklich diese Krankheit war, aber das Ende war doch absehbar, selbst wenn es über das prognostizierte halbe Jahr hinausging. Bei Alzheimer wäre das mit großer Wahrscheinlichkeit länger gegangen.
Als Sohn hab ich zwei Möglichkeiten:
– Pflegeheim,
– chem. Fessel im Rollstuhl,
– sabbert halt den ganzen Tag vor sich hin,
bekommt aber zweimal am Tag die Windel
gewechselt. Wird gefüttert, wenn er nicht will
hat er schon gehabt. Macht nimmer lang.
oder: ich liebe meinen Vater, habe eine liebe Frau oder engagiere eine verständnisvolle Polin und habe Geduld bis er gehen darf. Es ist eine Erkrankung, die diesen Menschen die Würde nimmt.
Sie sind auf unsere Toleranz und *unser* Vergessen angewiesen.
Reagan, Wehner und viele, viele andere gingen den Weg in den Schatten. Es wird still um sie, und plötzlich und unerwartet lesen wir noch einmal von ihnen und ihren großen Verdiensten.
ich les den blog wirklich gerne und auch wenn es mir als korinthenkackerei ausgelegt wird:
Brom als Schlafmittel ist in Europa seit Jahrzehnten obsolet. Mir fällt kein bromhaltiges Schlafmittel auf dem deutschen Markt ein (abgesehen von Bromazepam, einer Valiumvariante).
Es ist mir nur aufgefallen, weil „Brom“ als Synonym für Schlafmittel schon mindestens einmal im Blog verwendet wurde.
Bromazanil zum Beispiel.
Bromazanil = Bromazepam. Eine „Valium“-Variante.
Mir ist aber noch nicht begegnet, dass jemand „Brom“ zu diesem Wirkstoff sagt. „Valium“ oder der Handelsname schon eher.
Früher hat man tatsächlich Brom (in Form seines Salzes) verwendet. Ist aber schon sechzig Jahre her.
Und da der Blog so faszinierend war, dass ich mich durchs gesamte ARchiv lesen musste, ist es mir eben zweimal aufgefallen, nix für ungut.