Internes

Er flattert und flattert und plustert sich auf

Eine ganze Reihe Leser des Bestatterweblogs zeigen sich seit geraumer Zeit für die Unterhaltung und die Information, die sie hier bekommen, in gewisser Weise erkenntlich. Eine Leserin schreibt dazu:

Mit Deinem Bestatterweblog habe ich viele schöne und lustige Momente, welche für mich unbezahlbar sind.
So überlegte ich mir: Was ist mir diese Lektüre pro Tag wert und kam auf einen Betrag von sagen wir mal gut 3 Euro, das mach im Monat etwa 100 Euro, was sicher nicht übertrieben ist. Diesen Betrag will ich Dir gerne regelmäßig per Paypal schicken.

Diese Großzügigkeit hat mich einen Moment sprachlos werden lassen und, ich gestehe es, mir ein bißchen Wasser in die Augen getrieben. Ich finde das ganz großartig und sehr großzügig.
Nun kann diese Leserin diesen Betrag vermutlich auch aufbringen, was nicht bei jedem der Fall ist. Ich weiß, daß auch sehr viele Leser mit den Mindestsätzen auskommen müssen.
Deshalb kann diese Leserin nur ein Beispiel, ein Vorbild, aber kein Maßstab sein.

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Doch mit ihren Zeilen hat sie ein Thema angeschnitten, das derzeit sehr aktuell ist und in vielen Weblogs und Foren diskutiert wird.

Micropayment und Monetarisierung heißen die Stichwörter.
Ein Weblog zu erstellen und regelmäßig mit Inhalten zu füllen, das kostet Geld, das wird niemand bestreiten und jeder der klar denkt, wird dem zustimmen.

Dennoch sind viele Angebote im Internet „für umsonst“, sie tun wenigstens mal vor der Hand so, als wären sie es. In Wirklichkeit bezahlt jeder von uns für alles im Netz irgendeinen Preis. Selbst die von Regierungsstellen selbstlos gebastelten „kostenlosen“ Informationsangebote werden mit ganz viel Steuergeldern letztlich von uns allen mitbezahlt.

Kleinere Angebote, erstellt von Privatleuten, gemacht für Hobbyisten, na die bezahlt eben unter Umständen derjenige, der die Seite gebastelt hat, aus Enthusiasmus, Spaß an der Freude oder notgedrungen, weil’s sonst eben keiner macht.

Wer aber ein halbwegs brauchbares, informatives und unterhaltsames Programm anbietet, der macht sich früher oder später Gedanken über die Refinanzierung. Das ist hier im Bestatterweblog auch nicht anders.
Selbst wenn es so aussieht, als sei dieses Angebot hier ein kostenloses, so ist es hier doch auch nicht anders, als auf anderen Seiten. Jeder Leser bezahlt durch seine Aufmerksamkeit.
Da läßt sich wunderbar eine Parallele ins Englische ziehen: pay attention
Mit seiner Aufmerksamkeit (seiner attention) bezahlt man für die Inhalte und gefordert wird die Aufmerksamkeit für die Werbeeinblendungen in der Seitenleiste und über den Kommentaren.

Hierfür gibt es eine ganze Reihe von Werbepartnern, die um gute Weblogs geradezu buhlen und die gutes Geld für die Aufmerksamkeit der Blogleser bezahlen würden.
Am meisten Geld würde ich für Layer-Werbung bekommen. Da schöbe sich dann bei jedem Seitenaufruf erst eine Werbeseite über den Text, die man als Leser wegklicken muß.
Und wie das immer so ist: Statt dann wegzugehen, öffnen sich die Seiten der Werbenden dann erst recht, entweder frecherweise sofort oder dubios im Hintergrund.
In meinen Augen ist eine solche Art der Werbung unseriös und ein Ärgernis.
Ergo: Kommt mir nicht ins Haus.

Wieder andere Agenturen bieten sehr viel Geld, würde ich für Glücksspiele, erotische Seiten oder Downloadportale mit zweifelhaften Angebot werben. Ganz vorne dabei sind die Anbieter von Handy-Abo-Fallen und Klingeltönen.
Aber auch diese Werbungen halte ich persönlich größtenteils für unseriös und möchte nichtmal in die Nähe der beworbenen Produkte/Dienstleistungen geraten. Vieles davon ist das, was Google als „bad neighbourhood“ bezeichnet, als „schlechte Nachbarschaft“.
Kommt mir also auch nicht ins Haus.

Ja und dann gibt es noch diese ganzen Affiliate-Marketing-Systeme und kontextsensitiven Klickbezahlsysteme.
Hier ist es aber so, daß das Bestatterweblog, im Gegensatz zu anderen Seiten, eben nicht mit Werbung überflutet ist. Deshalb sind die wenigen Plätze die dafür vorgesehen sind, auch entsprechend rar.
Vorübergehend war ja auch hier hin und wieder mal affiliate-Werbung oder Google-Adsense als Lückenfüller zu sehen. Aber all diesen Werbeformen ist eines gemein: Ich werbe den ganzen Monat für die dargestellten Produkte und bekomme unter Umständen am Monatsende gar nichts dafür.
Die Werbefirmen blenden auf meiner Seite Reklame ein, damit wird der Werbeeffekt ja bereits höchst wirksam erreicht und irgendwann kommt dieser Effekt zum Tragen und vielleicht kauft tatsächlich einer meiner Leser etwas bei einer der werbenden Firmen. Ich bekomme aber trotzdem nichts dafür, weil der Kauf nicht durch einen Klick auf den aktuell angezeigten Werbeklotz erfolgt.
Letztlich wirbt man da also für lau und für lau kann ich mir nichts kaufen.
Also taugt auch das nichts.

Immer wieder unterbreiten mir auch Firmen sehr lukrative Angebote, die gerne hätten, daß ich alle Artikel auf mehrere Unterseiten verteile. Auf jeder Unterseite würden dann nur 3-4 Sätze angezeigt und man müßte als Leser immer sehr viel auf „weiter“ klicken. Natürlich gäbe es auf jeder Unterseite 3-7 Werbefelder des Anbieters.
Nee, nee, auch wenn das viel Geld wäre, sowas mache ich auch nicht mit.

Das Einzige was wirklich interessant ist, ist die Vermarktung der Werbeflächen an feste Kunden. Diese mieten die Plätze für eine bestimmte Zeit und zahlen einen festen Betrag dafür. Davon wird man nicht reich, aber man weiß wenigstens, was da regelmäßig reinkommt.

Bliebe noch die Möglichkeit, darüber nachzudenken, wie man seinen Lesern eine Möglichkeit anbietet, sich selbst auch für die geleistete Arbeit des Bloggers erkenntlich zu zeigen.
Ganz beliebt sind hier ja die „PayPal-Spenden-Buttons“. Das funktioniert prima und zuverlässig. Kein Wunder also, daß man diese Schaltflächen auf sehr vielen Seiten findet.
Nun haben sehr viele Internetbenutzer bereits ein PayPal-Konto. Das ist auch sinnvoll, denn man kann kaum schneller und einfachr bei Ebay und anderswo bezahlen, als mit PayPal, so empfinde ich das wenigstens. Ich suche mir meine Handelspartner bei Ebay oft sogar unter dem Gesichtspunkt aus, ob ich da anschließend mit PayPal bezahlen kann. Das ist wesentlich bequemer, als wenn ich mich bei meiner Bank einloggen und PIN und TAN eintippen muß.
Doch leider wollen viele, aus ganz unterschiedlichen, teils grundsätzlichen Erwägungen, keinen PayPal-Account und schreiben mir deshalb, sie könnten nie was „spenden“ weil sie kein PayPal-Konto haben.

Natürlich kann man bei mir auch eine richtige Bankverbindung erfragen, kein Problem.

Bleibt aber die Frage, wieviel einem das Lesen eines Weblogs, das Hören von Musikstücken oder das Herunterladen von Software wert ist. Wiegesagt, wir sprechen hier von Inhalten, die ansonsten kostenlos angeboten werden.
Wir brauchen uns ja nichts vorzumachen, für das Herunterladen eines kostenpflichtigen Klingeltons oder eines Liedes auf dem Download-Store oder einer Äpp bezahlen die Leute bereitwillig zwischen 39 Cent und etlichen Euro. Für gute Inhalte, die sie ohne Bezahlung einfach so dargeboten bekommen, sind nur die allerwenigsten bereit, auch nur einen einzigen Euro springen zu lassen.

Man müsste also irgendetwas haben, das es einem ermöglicht, so ganz nebenbei und ohne großen Aufwand mal eben seine Anerkennung für Texte, Musik, Software und ähnliche Inhalte auch finanziell auszudrücken.
Ein paar Cent ab und zu, das würde den meisten Anbietern solcher Inhalte ausreichen, die Masse macht’s.

Und hier kommt ein neuer Dienst namens flattr in Spiel.
Die Leute von flattr haben sich das so gedacht:

Das System ist derzeit noch in der Beta-Testphase, soll aber bald frei zugänglich an den Start gehen.
Kurz auf Deutsch erklärt, stellen sich die Leute von flattr das so vor:

Man meldet sich bei flattr an und gibt einen Betrag an, den man monatlich für seine Lieblingsinhalte im Internet auszugeben bereit ist. Der Mindestbetrag sind 2 Euro, also wahrlich nicht besonders viel.
Sieht man nun auf einer Seite, die einem gefällt oder die einem geholfen hat, einen flattr-Button, ja dann klickt man einfach darauf. Fertig.
Über die Summe, die man da eben gespendet hat, entscheidet es sich erst am Monatsende. Dann schaut flattr nämlich wie oft der Benutzer „geflattrt“ hat und teilt den zur monatlichen Verfügung bereitstehenden Betrag (mindestens also 2 Euro) auf alle „geflattrten“ Seiten auf.
Also angenommen, der Benutzer hat 10 mal auf einen Flattr-Button geklickt, dann hat er seinen „Cake“, sein Guthaben, auf 10 Häppchen aufgeteilt und jeder „angeflattrte“ Anbieter bekommt ein Zehntel des Betrages.
Hat man also 5 Euro im Monat bereitgestellt, so bekommt jeder „Geflattrte“ 50 Cent davon.
Hat man 100 mal geklickt, bekommt jeder nur 5 Cent.

Hier wird also nicht dem Leser nach dem Gieskannenprinzip ungewollte Werbung übergestülpt, hier muss der Leser nicht vor Scham im Boden versinken, weil er vielleicht nur 46 Cent für irgendwas bezahlen möchte/kann und hier wird auch kein Bezahlzwang durch Mitgliedschaften in Blogs oder Foren aufgebaut.

Grundsätzlich finde ich den Ansatz von „flattr“ also gut.
Allerdings kann ich nicht verhehlen, daß es auch noch ein paar Ungereimtheiten, Anfangsschwierigkeiten und offene Fragen gibt.
Zum einen kann derzeit noch nicht jeder mitmachen, flattr läuft noch im Beta-Betrieb, und so kommt es, daß sich die bisherigen Teilnehmer fast ausschließlich gegenseitig beflattern. Das ist natürlich Unfug, ich flattere Garvin Hicking was rüber, mir flattert ein anderer Blogger was zu uns letztlich flattert da das Geld derzeit irgendwie im Kreis von Blogger zu Blogger, nur die Flatter-Leute verdienen ihre paar Prozentchen daran.

Dann funktioniert der Flatterknopf immer noch nicht zufriedenstellend. Es gibt da statische, dynamische und sonstige Knöpfe zur Auswahl und inzwischen auch für meine Blogsoftware serendipity ein Plugin. Aber damit das Ganze richtig funktioniert und die geflatterten Beträge auch richtig zugeordnet werden können, müssen hinter jeder angezeigten Schaltfläche auch die richtigen artikelbezogenen Daten verborgen sein und das scheint, derzeit zumindest, nicht immer und nicht richtig zu funktionieren.

Ja und dann müssten bei flattr auch ganz viele Leute mitmachen. Nur dann macht so ein „Liebe verteilen“-System auch wirklich Spaß und bekommt einen Sinn.
Ich habe aber auch noch nicht richtig verstanden, wie man jemandem besonders viel „Liebe“, sprich flattr-Geld, zukommen lassen kann. Ich finde irgendwo einen Tipp auf einer Webseite sehr hilfreich, also flattere ich dort auf den Flatterknopf und hinterlasse dem Seitenbetreiber etwas „Liebe“, ein Stück vom „cake“ oder ein bisserl Geld.
Aber ich finde den Tipp jetzt nur gut, aber nicht super-super-super-gut. So würde ich vielleicht 50 Cent angemessen finden. Auf einer anderen Seite finde ich hingegen eine ganz tolle Nummer. Da turnt in einem Video zum Beispiel ein Dreijähriger Ludwig van Beethovens vierundzwanzigste Knöchelsonate am Hochreck und trägt dabei den Unterrock seiner Mutter. Ich lache den ganzen Tag darüber und möchte dem Knirps 3 Euro dafür spenden.
Wenn ich aber einmal beim guten Tipp klicke und einmal beim Dreikäsehoch, dann bekommt jeder die Hälfte meines monatlichen Betrages, oder sehe ich das falsch?

Auf jeden Fall ist flattr ein guter Schritt in die richtige Richtung. Die Leser könnten ihre Anerkennung ausdrücken und langfristig könnte man auf Werbung in jeglicher Form eventuell verzichten.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

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(©si)