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Ereminus Lohdenhos II

orgel

Frau Lohdenhos war da und hat einen Sarg für ihren Mann ausgesucht. Er bekommt eine große mahagonifarbene Truhe mit messingfarbenen Stangenbeschlägen. Statt einzelner Griffe läuft eine lange Stange an der Seite des Sarges entlang, das sieht sehr edel aus.

Bestattet wird Ereminus Lohdenhos in einem schwarzen Anzug mit -man rät es schon- seinem geliebten weißen Seidenschal. Ein Notenbuch und eine Stimmgabel soll er als Sargbeigaben erhalten. Frau Lohdenhos wünscht sich ein Doppelgrab für sich und ihren Mann, hat aber, schon wegen der späteren Grabpflege, die eine Nichte machen will, ein doppelstöckiges Grab gewählt.

Bei Wahl- oder Familiengräbern, auch mehrstellige Gräber o.ä. genannt, gibt es solche, bei denen die Verstorbenen nebeneinander liegen und solche bei denen sie übereinander liegen. Man kann sich leicht denken, daß in einem Grab, in dem 4, 6 oder gar 8 Personen beigesetzt werden können, nicht alle nebeneinander liegen können.

Die erste Bestattung erfolgt dann „tief“, das heißt, das Grab wird besonders tief ausgehoben, damit die nächste Bestattung „hoch“, also über dem ersten Sarg erfolgen kann. Bei 4-Personengräbern kann man bei der zweiten Bestattung dann wählen, ob „hoch“ über dem erste Sarg oder „tief“ neben ihm bestattet werden soll. Es wird manchmal auch von Friedhofsmitarbeitern gesagt, daß spätestens die dritte Bestattung immer „tief“ erfolgen müsse. Das stimmt aber nicht wirklich und nicht immer. Die einzelnen Stellen, also auch eine „hohe“ können nämlich wiederbelegt werden, wenn die Ruhezeit (z.B. 15 oder 20 Jahre) der dort bestatteten Person abgelaufen ist.
So kommt es, daß in manchmal recht kleinen Gräbern, die gerade einmal doppelt so breit sind wie ein normales Grab, 10 oder 12 Personen bestattet wurden. Ausschlaggebend ist die Laufzeit des Grabes. Wenn die Familie über Generationen ein Grab immer wieder ankauft und damit die Laufzeit verlängert, laufen die Ruhezeiten der darin bestatteten Personen irgendwann ab und das Grab kann wieder bis zur maximalen Personenzahl belegt werden.
Manchmal ist gar kein Platz mehr auf dem Grabstein, weshalb die Angehörigen oft kleinere Felssteine mit den weiteren Namen aufstellen lassen.

Das muß nicht auf jedem Friedhof so sein, ist aber auf ganz vielen Friedhöfen so.

Frau Lohdenhos will aber nur ein zweistelliges Grab, in dem ihr Mann unten bestattet wird und sie später mal die obere Grabstätte bekommt.

Über alles hat sie sich Gedanken gemacht, sogar schon aus eigenem Antrieb mit dem Pfarrer gesprochen und die Blumen ausgesucht, nur das Stammbuch kann sie nicht finden.

Gut, ich warte nochmal den heutigen Nachmittag ab, dann müssen wir gucken, wo wir eine Heiratsurkunde beschaffen können, das sollte ja kein Problem sein.


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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 28. Mai 2012 | Peter Wilhelm 28. Mai 2012

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16 Kommentare
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Udo
16 Jahre zuvor

Ha! Laß mich raten – Wilde Ehe!!! Und es jetzt unter den Tisch kehren wollen!

Jaja, die 60er…

Neuling
16 Jahre zuvor

Ich ahne, dass die fehlenden Dokumente zum Kern der Geschichte werden könnten.

16 Jahre zuvor

Bestimmt Illegale Einwanderer, die Posthum Abgeschoben werden!!

wsl
16 Jahre zuvor

Hallo.

Mein erstes Kommentar hier, aber bei dem Beitrag ist mir eine Frage eingefallen. Klingt vielleicht eigenartig, und ist auf keinen Fall pietätlos gemeint oder so.. also:

Bei einem 2 Personen Grab, für sich und seinen Partner, ist es da möglich, dass der spätere verstorbene „verkehrt“ im Sarg liegt? Gesicht nach unten meine ich, sodass die 2 sich sozusagen ansehen.

Ein Freund dem ich das auch gerade erzählt habe, meinte das da dazu ja der Sarg im Weg ist (um sich zu sehen), aber wenn der dann mal vergammelt ist, würden die Knochen der Beiden sozusagen aneinander „gekuschelt“ im Grab liegen.

Abstruse Vorstellung?

lg, wsl

16 Jahre zuvor

@wsl

Das hat Tom schon geschrieben, das es wohl kein Problem ist „bäuchlings“ bestattet zu werden.

Aber die Vorstellung die du da BEschreibst, ist wirklich etwas abstrus…

cTd
16 Jahre zuvor

@edge:

Kunde ist König 😉 Ich finde die Vorstellung zwar auch nicht so schön, aber naja, jedem das seine…

16 Jahre zuvor

Ich stelle mir das als komplizierten Moment beim Herablassen vor, wenn der „hoch“ bestattete Sarg abgelassen wird, gefolgt von einem Knirschen, Knacken und ruckartigem Abfallen aufgrund des bereits durch Verfall instabilen, „tief“ bestatteten Verwandten.

Anna-Lena
16 Jahre zuvor

@wsl: ich finde die Idee irgendwie süß! Wenn man schon nicht zusammen in einen Sarg darf, dann wenigstens so. Da darf man nur nicht ungeduldig sein oder man nimmt Pappsärge! 😉

@andreas: hmmmm, da hatte ich dem lieben Tom vor einiger Zeit mal eine Frage zu gemailt… *wink* 🙂

Lukas
16 Jahre zuvor

„So kommt es, daß in manchmal recht kleinen Gräbern, die gerade einmal doppelt so breit sind wie ein normales Grab, 10 oder 12 Personen bestattet wurden.“

Wenn man dann die „Neuen“ in das Grab legt, liegen dann da nicht noch Sachen von den „Alten“?
Ich frag nur, weil ich nicht weiß, wie schnell sich Sarg und Leichnam zersetzen…und ich es mir nicht vorstellen kann, dass Grab wieder freizugraben und dabei irgendwelche Knochen oder Sargteile entfernen zu müssen, um dann die nächste Person reinzulegen!

Newty
16 Jahre zuvor

@Lukas
Das ist gängige Praxis, auch wenn sich die Verstorbenen im Leben nie gekannt haben… Die Laufzeiten sind zu kurz, der Boden zu schlecht als dass man in „Jungfräulicher“ Erde bestatten könnte…

Buchstabensalat
16 Jahre zuvor

Wer mitliest, weiß, daß beim neuen Grab dann die größten „Überbleibsel“ aus der Erde entfernt werden. Und wenn man logisch denkt, kommt man auch darauf, daß bei Laufzeiten von 10 – 15 Jahren wohl davon ausgegangen wird, daß der Leichnam nach dieser Zeitspanne und unter normalen Umständen „restlos“ zersetzt ist.

Salat

Mac Kaber
16 Jahre zuvor

Ich möchte mal niemand auf mir drauf liegen haben. Erst recht keine Kiste. Da würde ich mich beengt fühlen.

Matthias
16 Jahre zuvor

Die Idee von wsl ist wirklich süß.

Hat sowas romantisches *schnief*

Christoph
16 Jahre zuvor

Großartige Pseudonyme, die du deinen Leuten immer aufdrückst. 🙂

Louffi
16 Jahre zuvor

Diese fehlende Heiratsurkunde… hatten wir das nicht schon bei Curt Goetz, „Das Haus in Montevideo“?

„Papa, Lohengrin popelt!“

Bin sehr gespannt, was sich jetzt tut bei Lohdenhohsens.

Ute Gerhardt im World Wild Web
16 Jahre zuvor

[…] aus dem Bestatterweblog. Die Geschichte der beiden hat nat?rlich auch noch einen Teil I, II und IV, aber der oben verlinkte dritte ist mit Abstand der anr?hrendste. 0 Kommentare (0 […]




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