Das deutsche Berufsausbildungswesen ist das beste der Welt und viele andere Nationen beneiden uns darum. Gemeint ist hierbei in erster Linie die duale Ausbildung mit einer praktischen Ausbildung im Betrieb auf der einen Seite und einer Ausbildung in einer Berufsschule.
Oft wird das noch um überbetriebliche praktische Ausbildungsmaßnahmen ergänzt, etwa um Fertigkeiten zu vermitteln, die im eigenen Betrieb nicht ausgeübt werden, die aber zum Berufsbild dazu gehören.
Eine solche Ausbildung endet typischerweise mit der Ablegung einer mündlichen, schriftlichen und evtl. auch einer praktischen Prüfung. Danach erhalten die neuen Gesellen ihren Gesellenbrief, Facharbeiterbrief oder ein adäquates Zeugnis der IHK oder Handwerkskammer (HWK).
Für manche Berufe ist dieser Werdegang unerlässlich, will man später vielleicht noch die Meisterprüfung ablegen oder einen anderen Abschluss erlangen. Ohne diese Qualifikation darf man bestimmte Berufe oft auch gar nicht ausüben.
Aber das trifft nicht auf alle Berufe zu. Als Beispiel möchte ich mal den Beruf des Verkäufers bzw. der Verkäuferin nennen. Diesen Beruf kann man im Rahmen einer Berufsausbildung erlernen, man muss das aber nicht tun, um beispielsweise in einem Klamottengeschäft als Verkäuferin oder Verkäufer arbeiten zu können.
Ganz ähnlich ist es mit dem Beruf des Bestatters. Ich sage es gleich vorweg: Bestatter kann jeder werden.
Man geht zum Gewerbeamt und meldet ein entsprechendes Gewerbe an, fertig.
Seit vielen Jahren existiert eine Berufsausbildung zur Bestattungsfachkraft. Ich habe hier im Bestatterweblog schon viel darüber geschrieben. Die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft ist eine sehr schöne und sehr interessante Ausbildung und ich kann nur empfehlen, diese Ausbildung zu machen.
Daneben kann man sich noch zum Bestattermeister oder zum Fachgeprüften Bestatter ausbilden lassen.
Aber alles das ist nicht Voraussetzung, um als Bestatterin oder Bestatter arbeiten zu können. Sie ist nicht einmal Voraussetzung dafür, um ein Bestattungsunternehmen zu führen.
Die Verbände streben an, dass die Ausbildung zum Bestatter und die Ablegung der Meisterprüfung eines Tages so obligatorisch wird, wie es bei anderen Berufen, etwa bei Friseuren, längst der Fall ist.
Doch die demographische Entwicklung macht nicht nur den Bestattern einen Strich durch die Rechnung. Auch in der Bestattungsbranche herrscht nämlich ein akuter Fachkräftemangel. Und nicht nur das, es herrscht, wie in fast allen Branchen, ein eklatanter Mangel an Personal überhaupt.
Ob es vor diesem Hintergrund sinnvoll ist, die Zugangshürden zu einem Beruf noch höher zu setzen, ist fraglich.
Bei den Hörakustikern geht man inzwischen sogar den entgegengesetzten Weg. Dieser handwerkliche Beruf an der Schnittstelle zur Hörgesundheit ist einer der beliebtesten Berufe und produziert traditionell jedes Jahr besonders viele frischgebackene Gesellinnen und Gesellen.
Aber mit diesem Personal bekommt es die Branche nicht mehr hin, den gleichzeitig steigenden Bedarf an Hörgeräteberatungen zu stemmen. Das führt dazu, dass immer mehr angelernte oder in kurzen Schulungen unterwiesene Personen als sogenannte Hörberater tätig sind. Diese dürfen zwar vieles, was gesetzlich dem Meister vorbehalten ist, nicht ausführen, können aber in der Beratung und beim Verkauf mithelfen.
Bei manchen Berufen ist es mir auch lieber, dass ein Meister die entscheidenden Tätigkeiten ausübt oder zumindest überwacht, und dass wirklich hierfür ausgebildete und geprüfte Menschen diese Arbeiten durchführen. Als Beispiel nenne ich jetzt mal Arbeiten an Strom- und Gasleitungen usw.
Bei anderen Berufen erschließt sich mir der Meisterzwang nicht ganz so deutlich. Hier nenne ich mal die Friseure. Ich möchte den Friseurinnen und Friseuren nicht ans Bein pinkeln, um Himmels Willen!
Aber bei diesem Beruf reicht es doch, wenn einer das kann. Wie und wo er sich seine Kenntnisse erworben hat, spielt doch im Grunde gar keine Rolle. So funktioniert das bei Millionen von Friseuren fast überall auf der Welt.
Und gerade in den letzten Jahren haben sich ja mit den Barbershops Läden etabliert, in denen reihenweise den Herren die Haare geschnitten werden, obwohl die meist ungelernten Barbiere eigentlich nur rasieren dürften.
(Und nebenbei bemerkt, die Barbiere haben im Moment Pech, weil sich angeblich über Barbershops irgendwelche Kopfpilze verbreiten. Das läge, so wird behauptet, an mangelhafter Hygiene. Ich weiß aber aus eigener Erfahrung, dass in dem ganz normalen Friseurladen, den ich früher besuchte, die Kämme oder Klingen nicht desinfiziert wurden.
Die Kämme und Scheren zieht „Uschi“ aus der Kitteltasche, wo sie nach der Behandlung des vorherigen Kunden gelandet waren. Bei dem Barber, bei dem ich zuletzt immer war, wurde alles eingesprüht und sowieso nur Einwegklingen verwendet, schon wegen AIDS und so.)
Ich erzähle das alles, weil mal wieder Pressemitteilungen herumgeistern, in denen es sinngemäß heißt, Trauernde sollten bei der Wahl des Bestatters unbedingt darauf achten, dass dieser auch in diesem oder jenem Verband sei, irgendwelche Zertifizierungen habe oder fachgeprüft bzw. mit einem Meisterbrief ausgestattet ist.
Das sei ein Garant für eine seriöse Beratung, eine professionelle Abwicklung und eine korrekte Behandlung der Kunden.
Das ist Quatsch!
Kein Meisterbrief der Welt und auch sonst keine Bescheinigung schützen vor Scharlatanen, Betrügern, Arschlöchern und Verbrechern. Vor allem schützt nix auf der Welt vor Fehlern, die überall passieren können. Auch hochtrabende und wichtig klingende Titel schützen vor gar nichts.
Piloten, die eine der schwierigsten Ausbildungen überhaupt absolvieren, können psychisch krank sein und ein vollbesetztes Flugzeug absichtlich in einen Berghang steuern. Ärzte mit Doktorgrad und Approbation haben in KZs selektiert und gemordet. Priester haben geschändet und vergewaltigt. Bankkaufleute haben Millionen Menschen um ihr Geld gebracht. Pflegekräfte haben reihenweise Menschen getötet. Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen; sie beweist aber in plakativen Worten, dass Zettel, Titel und Lizenzen eben für nix eine Garantie sind.
Tausende Bestatter arbeiten ohne Verbandszugehörigkeit, ohne Meisterbrief und ohne eine Fachprüfung. Sie haben ihren Beruf von der Pieke auf gelernt, so wie Millionen Menschen auf der Welt ihren Beruf durch Anleitung, Hinschauen, Lesen, Lernen und Übung gelernt haben.
Eine Anti-Arschloch-Garantie gibt es eben nicht.
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Du sagst es. Hier muss man sich am Ende wohl auf sein Bauchgefühl verlassen.
So habe wir, vielleicht nicht zum besten Preis, unsere Küche in einem Möbelhaus ohne 1000% Rabat auf alles gekauft. Die Chemie hat einfach gestimmt. Ohne große Worte hat der Berater uns Vorschläge gemacht, günstige alternativen aufgezeigt und immer gesagt „Ist ja viel Geld, schlafen sie ruhig noch ein paar Nächte drüber. Wenn was ist rufen sie mich gerne an.“. Der Aufbau lief zu 99,9% Problemlos, nur eine Zierleiste hatte einen Kratzer und wurde binnen 2 Wochen kostenlos per Post nachgeliefert. Das ich diese selbst Montiere war ein Wunsch von mir, da einfach und keine neuen Termin absprachen notwendig.
Nicht nur sind sie keine Garantie, ich habe eigentlich eher den Eindruck, dass sich gerade Scharlatane, Lügner und Bertrüger um eben diese Zertifikate und titel bemühen um ihren Anschein der Seriösität zu untermauern.
Mit Einschränkungen stimme ich dir da zu. So ein Zertifikat zu machen mag ja ein „nice to have“ sein und bringt einem hin und wieder vielleicht Vorteile. Aber wenn jemand damit wirbt oder sich sogar sein „Diplom“ eingerahmt hinterm Schreibtisch aufhängt (schon erlebt), dann steigt mein Misstrauen ins Unermessliche.
Das ist aber eine Haltung, die in der deutschen Mentalität verwurzelt ist. So eine Diplomwand ist bei uns eher unüblich. Diese Grundhaltung besteht darin, ja nicht anzugeben und mit dem, was man hat und was man kann, bloß nicht nach außen zu treten, sich dann aber zu ärgern, wenn niemand das würdigt. In den USA und auch in England ist das anders. Teilweise auch in Frankreich und Skandinavien. Dort gehört es zum guten Ton, sein Büro mit möglichst vielen Urkunden zu schmücken. Das gilt sogar für subalterne Tätigkeiten und geht so weit, dass u.U. sogar ein Hausmeister drei oder vier Zertifikate über abgelegte Sicherheitsprüfungen usw. aufhängt. Ja, Kunden, Mandanten und Patienten bewerten sogar danach, wer mehr Urkunden hängen hat. Das nimmt mittlerweile auch hier in Deutschland zu. Also würde ich grundsätzlich nichts Schlechtes dabei vermuten, wenn jemand stolz auf seine Abschlüsse ist und diese aushängt. Ich habe hier in meinem persönlichen Büro meine Zertifikate alle aufgehängt. Meine Frau wollte das so, als sie eines Tages eines meiner Diplome zusammengerollt in einer Schublade fand. Das sei… Weiterlesen »