wie gestaltet sich eigentlich euer zusammenarbeit mit fw, rd, pol, statsanwaltschaft, thw usw? ich beobachte halt immer wieder das die bestatter allein auf weiter flur sind, zuminedest wennst jetzt kein “standarttoter” ist. gerade bei verbrannten körpern will immer keiner so richtig mit anpacken. hattest du die situation auch schon andersrum? z.b. verstorbener zu schwer oder aus anderen gründen nicht normal zu bewegen. fordert ihr dann die feuerwehr nach? wenn ja wie?
Das ist ja eine ganze Reihe von Fragen auf einmal 🙂
Wie gestaltet sich eigentlich euere Zusammenarbeit mit fw, rd, pol, Staatsanwaltschaft, thw usw?
Sehr gut.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Feuerwehr, THW, Rettungsdienste, Polizei usw. sehr kooperativ sind, wenn es um unsere Arbeit geht. Oftmals übernehmen wir ja einen Teil, den diese Kräfte als sehr unangenehm empfinden und werden deshalb sehr bevorzugt behandelt. Auch diese Kräfte sind daran interessiert, dass wir unsere Arbeit gut und reibungslos erledigen können.
Ein ganz besonderes Lob möchte ich an dieser Stelle einmal den Feuerwehrleuten aussprechen. Ganz oft übernehmen sie im Vorfeld schon die Leichenbergung und setzen sich damit psychischen und physischen Belastungen aus, die weit über das hinausgehen, was sich ein Durchschnittsbürger vorstellen kann. Das gilt im Übrigen auch für die anderen angesprochenen Organisationen.
Mit Rettungsdiensten haben wir eher selten zu tun, oftmals beschränkt sich unsere Zusammenarbeit auf die Übernahme. Viele Rettungsdienste befördern gar keine Verstorbenen in ihren Fahrzeugen. Sogar wenn unterwegs ein Patient verstirbt halten diese Fahrzeuge an und rufen den Bestatter, damit dieser den Totentransport durchführt. Sieht man einen Rettungswagen irgendwo am Straßenrand stehen, während einer von der Besatzung nach dem Straßenschild und einer Hausnummer sucht, liegt der Grund meistens darin, dass eben im Wagen jemand verstorben ist und die Retter die genaue Ortsbestimmung für die Totenpapiere vornehmen.
Ich beobachte halt immer wieder dass die Bestatter allein auf weiter Flur sind, zumindest wenn es kein “Standardtoter” ist. Gerade bei verbrannten Körpern will immer keiner so richtig mit anpacken.
Manchmal ist das so. Aber da können wir auch keinem böse sein, weil das eben unser Job ist. Ansonsten gilt das oben Gesagte: Polizei und vor allem Feuerwehr fassen da schon mit an und erledigen vieles auch schon bevor wir kommen.
Hattest du die Situation auch schon andersrum? Z.B. Verstorbener zu schwer oder aus anderen Gründen nicht normal zu bewegen
fordert ihr dann die Feuerwehr an? Wenn ja wie?
Zuerst der letzte Teil der Frage: Mit dem Telefon.
Ansonsten: Ja natürlich rufen wir die anderen Dienste. Die Polizei rufen wir z.B. wenn ein Verstorbener nur schwer zu bergen ist und Absperrungen vorgenommen werden müssen. Außerdem wird immer die Polizei verständigt, wenn wir Zweifel an der Todesursache haben.
Die Feuerwehr müssen wir leider ganz oft rufen und es wird mehr. Die Zahl der übergewichtigen Verstorbenen, die nicht mehr auf normale Weise zu bewegen sind, nimmt zu. Im extremsten Fall musste die Feuerwehr den Verstorbenen mit der Drehleiter (Trage vorne am Korb) durch das Fenster hieven. Es nehmen leider auch die Fälle zu, in denen der Anblick unseres Fahrzeuges Dutzende von Schaulustigen anlockt. Hier hat die Feuerwehr auch schon mal Sichtblenden aus weißen Tüchern aufbauen müssen, damit wir ungestört arbeiten konnten. Auch bei der Bergung von Verstorbenen, die an besonderen Orten verunglückt sind (z.B. in Aufzugsschächten usw.) ist die Feuerwehr gefordert.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: feuerwehr, rettungsdienste
Zum Rettungsdienst und anhalten an der Strasse: Die *müssen* anhalten. Dem RD ist es verboten Tote zu transportieren. Deswegen wird nach Möglichkeit derjenige welcher lange genug am Leben gehalten, dass man zumindest noch die Klinik erreicht. Und nicht irgendwo "mitten in der Pampa" umladen muss…
Ich ging bisher immer davon aus, dass man gerade aus dem im ersten Kommentar genannten Grund niemanden auf dem Transport versterben lässt, sondern "er verstarb an der Unfallstelle" oder wenn man ihn schon mal im Rettungswagen hat und Unterwegs ist, dann fährt man halt noch die fünf Kilometer und der Notarzt stellt den Tod drei Minuten später fest: "er erlag im Krankenhaus den schweren Verletzungen
In Aufzugsschächten – das erinnert mich so an diese eine Six Feet Under Folge wo jemand sehr sehr ungeschickt verstorben ist….
Wie Ganeff schon richtig sagte: Rettungsdienste *dürfen* keine Verstorbenen transportieren.
Das liegt schlicht und einfach an der Tatsache, dass es früher Unternehmen gab, die sowohl Krankentransport (und evtl. sogar Rettungsdienst) durchgeführt haben und nebenher noch ein Bestattungsunternehmen haben. Das sorgte natürlich für Gerüchte was die Beschaffung von Aufträgen angeht. Deswegen ist das heute verboten.
Mir hat man während meiner Ausbildung (ich bin Rettungsassistent) einen kleinen Merksatz beigebracht: Patienten sterben grundsätzlich am Einsatzort oder im Krankenhaus – aber niemals im Rettungswagen. Folgende Meldung geht in solchen Fällen an die Leitstelle: "Der Florian Y-Stadt 1-83-1 fährt unter Reanimationsbedingungen Krankenhaus Soundso…"
>>Sieht man einen Rettungswagen irgendwo am Straßenrand stehen, während einer von der Besatzung nach dem Straßenschild und einer Hausnummer sucht, liegt der Grund meistens darin, dass eben im Wagen jemand verstorben ist und die Retter die genaue Ortsbestimmung für die Totenpapiere vornehmen.
Hallo lieber Undertaker,
erstmal vielen, vielen Dank für deinen Weblog. Super interessant – man erfährt ja sonst nichts aus deiner Branche!
Nun zu meiner Frage: Du schreibst, dass die Polizei benachrichtigt wird, wenn Zweifel an der Todesursache bestehen.
Ist es denn schon vorgekommen – bzw. wie oft kommt es vor – dass nur durch eure Aufmerksamkeit ein Tötungsdelikt aufgeklärt wird? Oder erfährt der Bestatter gar nicht davon, wie der Fall ausgeht?
Auch wenns mich wohl aus geographischen Gründen nicht direkt betrifft, danke für die warmen Worte für die Feuerwehr. 😉
Schön, dass manche sowas doch noch wahrnehmen.
Was die Übergewichtigen betrifft, sind es bei uns zwar nicht soo viele, aber es nimmt eindeutig zu. Den bisher schwersten (allerding noch lebenden) Fall mustten wir mit 12 Mann tragen. Wenn man bedenkt, das 2-3 Mann notfalls schon reichen, um einen Kleinwagen aus dem Weg zu wuchten…
Wer bezahlt denn die Bergung durch die Feuerwehr ? Ich nehme mal an die Hinterbliebenen, aber holt sich die Feuerwehr das Geld selbst von denen, oder müsst ihr das Geld auslegen ?
@Simon: Die Feuerwehr wird durch die Kommunen getragen und arbeitet in den meisten Fällen für den Bürger kostenlos. Nur, wenn sich ein (fahrlässiger) Verursacher ausmachen lässt, werden die Kosten oft weitergegeben. Hier greift dann aber meistens auch eine Versicherung. z.B. Haftpflicht bei PKW-Brand oder Ölverlust.
Persönlich musst du i.d.R. nur zahlen, wenn du den Einsatz durch Böswilligkeit (z.B. bösw. Fehlalarm, Brandstiftung u.ä.) verursacht hast oder keine Dringlichkeit besteht (z.B. Katze vom Baum holen, Wespennest entfernen usw.).
Geregelt wird das über die Landesbrandschutzgesetze und im einzelnen dann kommunal. In Niedersachen ist es z.B. §26 des nds. Brandschutzgesetzes(NBrandSchG). Dort steht unter anderem aber auch, dass die Kosten nicht auferlegt werden, wenn "das Verlangen eine unbillige Härte" wäre.
@ Carsten: laut unserer Feuerwehr hier in Ba-Wü gehört das Katze-vom-Baum-retten zur Tierrettung und damit zu den kostenlosen Aufgaben der Feuerwehr.
also im NBrandSchG heissts unter §26 Abs. 1:
"Der Einsatz der Feuerwehren der Gemeinden und der Kreisfeuerwehren ist bei Bränden, bei Notständen durch Naturereignisse und bei Hilfeleistungen zur Rettung von Menschen aus akuter Lebensgefahr unentgeltlich."
Alles andere entscheiden mehr oder weniger die Kommunen. In der Praxis werden die Leute aber wirklich für die wenigsten Einsätze zur Kasse gebeten. Bei uns ist das z.B. in der Regel bei Ölspuren und bei privaten Anfragen so. Selbst bei einer fehlerhaften Brandmeldeanlage, die uns eine Woche lang jeden Morgen um 6 alarmiert hat, haben wir erst beim 5. Mal mit den Kosten gedroht, damit der Besitzer endlich zur Reparatur motiviert wurde.
Dabei sei gesagt das die Drehleiter der Feuerwehr auch nicht immer das Allerheilmittel bei solchen Situationen ist. Es ist nunmal so, das dort bei neueren Fahrzeugen der Korb je nach Abstand zum Gebäude und ausgefahrener Leiter max. 270 kg fasst (Ausgelegt für 3 durchschn. Personen inkl. Ausrüstung, bei älteren sinds sogar "nur" 180 kg). Und man hat ja auch häufiger schon Personen gehabt die dieses Limit schon überschritten haben. Dann hilft nur noch der Kran. In München wird das schon so gehandhabt, das der Kran der Berufsfeuerwehr mit einer Speziellen Plattform angefordert wird.
@Eric: Das stimmt. Die achten immer darauf, dass sie möglichst nah am Haus stehen können und die Leite so wenig wie möglich ausfahren müssen. An der großen Drehleiter hier ist sogar so eine Display angebracht, auf der die mögliche Belastung angezeigt wird.
Wenn die Feuerwehr nicht mehr helfen kann, hilft uns ein Klavierbauunternehmen.
Hier noch ein Einsatzbericht zum Thema Zusammenarbeit Feuerwehr/Polizei + Bestatter…
http://www.wiesbaden112.de/wordpress/?p=296
Hey Tom, der Rettungsdienst ist oben gar nicht gut weg gekommen. Zum einen mein Mann muß stehen bleiben und auf den Bestatter warten weil es ihm verboten ist eine Leiche zu transportieren. Deswegen gibt es häufig den Leitspruch "In meinem Auto stirbt niemand" entweder davor oder erst wenn der Patient unter laufender Reha im Krankenhaus abgeliefert wurde, gerade weil sie keinen Bock haben Stundenlang am Straßenrand zu warten und das Auto ja auch wieder gebraucht wird um eine weitere Leiche zu verhindern. Punkt zwei: ich arbeite im Krankentransport habe also mit Rettung nicht viel bis gar nichts zu tun und somit auch nicht mit Verstorbenen. Und trotzdem steh ich ab und zu am Straßenrand und ein Kollege schaut nach Hausnummer und Straßenschild. Schlicht und ergreifend weil wir das richtige Haus zu suchen um Patient zu holen oder abzuliefern.