Allgemein

Florian

Frau Künzel bestellt mich zur Beratung zu sich nach Hause. Ihr Mann ist verstorben und es gilt eine Beerdigung auszurichten. Neben den üblichen Fragen, die zu klären sind, hat Frau Künzel so allerhand Zusatzwünsche. Das habe ihr Mann ihr alles so aufgeschrieben, sie kenne sich ja nicht aus, er habe sich immer um alles gekümmert.

Etliche Versicherungen sind abzumelden und allerlei Vereinsmitgliedschaften. Ganz unten auf der Liste hat der Mann das Wort Auto notiert und mit einem Ausrufungszeichen hervorgehoben.

Werbung

„Ach ja“, sagt Frau Künzel, „der Wagen müsste ja auch abgemeldet werden. Ich habe ja keinen Führerschein. Der Wagen ist ja noch ganz neu, mein Mann hat immer so Jahreswagen gehabt, Männer wollen immer neue Autos.“

Sie lächelt mich an, guckt ein wenig verträumt und sagt: „Da war er ganz verrückt drauf, der Franz und sein Auto. Ach ja. (seufzt) Sagen Sie mal, wissen Sie nicht jemanden, der den abkaufen würde? Ich brauche den Wagen doch nicht.“

Nun ist es ja nicht unbedingt die Aufgabe eines Bestatters, Autos zu verkaufen. Was wir wohl machen, wir kümmern uns gerne um die Ab- oder Ummeldung. Allerdings hatte ich vor einem Jahr einen Fall, da mussten wir einen Verstorbenen aus einer Kurklinik etwa 300 km entfernt abholen. Er war mit dem eigenen Wagen dorthin gefahren und dann dort verstorben. Im Auftrag der Witwe hat einer unserer Fahrer dann das Auto hierher überführt. Anschließend bat sie uns, wir möchten uns doch um den Verkauf des Autos kümmern. Damals habe ich ihr die Adresse meines Werkstattmannes Heinz gegeben, der manchmal auch Gebrauchte verkauft.

Das fällt mir jetzt auch bei Frau Künzel ein und ich schreibe ihr die Nummer von Heinz auf einen Zettel. Später rufe ich dann bei Heinz an und er verspricht, bald mit Frau Künzel Kontakt aufzunehmen. Er selbst braucht zwar derzeit keinen Gebrauchten, aber er will ihr für eine kleine Provision gerne behilflich sein.

Es vergehen zwei Monate und ich muß mit meinen Privatwagen wegen einer verlorenen Auspuffschelle zu Heinz. Bei der Gelegenheit erkundige ich mich, ob aus dem Verkauf des Autos was geworden ist.

Heinz lacht und schüttelt den Kopf. Er sei dahin gefahren und habe sich den Wagen angeschaut. Der sei ja tip top in Schuss gewesen und hätte wie neu dagestanden. Allerdings sei Frau Künzel ständig von Florian, einem etwa 25jährigen jungen Mann aus dem Haus umgarnt worden.

Später habe Frau Künzel ihn dann angerufen und gesagt, aus dem Autoverkauf würde nichts und er bräuchte sich nicht weiter bemühen. Der Florian hat sich bereiterklärt, für ihren Mann einen schönen Grabstein zu stiften und dafür bekommt der Florian das Auto. Dann sei sie den Wagen schnell los und allen sei geholfen.

Naja, den Grabstein für 3.000 Euro hätte ich ihr auch besorgt und dafür einen fast neuen Benz genommen…

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#florian

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden


Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)