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Frau Schädel – Dienstag 2

Da sitze ich nun in meinem Büro und mir gehen so allerlei Mordtheorien durch den Kopf. Das was die junge Polin da erzählt hat, klingt plausibel, passt zu dem Eindruck, den ich von Frau Schädels Tochter und ihrem Mann gewonnen habe und dennoch habe ich ein merkwürdiges Gefühl bei der Sache.

Ich bin weder Herlock Sholmes, noch von übertriebenem Meldeeifer getrieben und es widerstrebt mir, mich in dieser Sache zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Aber warum eigentlich? Es ist doch meine Pflicht, bei allem was mir merkwürdig vorkommt, die Behörden zu benachrichtigen. Sicher, aber es bleibt dabei, ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache.

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Frau Büser platzt in meine Gedanken, das ganze Büro diskutiert den Fall Danuta und Frauen neigen ja dazu, gleich Allianzen zu schließen. Frau Büser hat was gesammelt, Praktikantin Antonia, die ich bis jetzt noch nicht einführte und was sich im weiteren auch nicht lohnt, würde sich bereit erklären, Danuta ein paar Nächte Unterkunft zu gewähren.
Kurz darauf kommen Sandy und Danuta wieder und alles geht, ich bin da machtlos, den von Frau Büser vorgegeben Weg. Danuta geht mit Antonia, Frau Büser ist zufrieden und als wir alleine sind, legt Sandy ihre Füße auf meinen Tisch.

„Puh, Chef, hör mal, das ist ja mal heavy!“ sagt sie, seufzt und will von mir wissen, was ich zu tun gedenke.

„Irgendwas müssen wir tun, soviel ist klar“, denke ich laut nach: „Aber ich habe keinen Bock darauf, daß wir morgen in der Zeitung stehen, ein Riesentheater veranstaltet wird und dann kommt am Ende nichts dabei heraus. Wir sind dann die Doofen!“

„Aber die Hände können wir auch nicht in den Schoß legen, oder?“

„Nee, gewiss nicht, aber was soll ich denn machen? Die Polizei anrufen?“

„Und was ist mit Dr. Frost?“

„Dem Amtsarzt?“

„Ja genau! Den könnte man doch anrufen und ihn drauf anspitzen, oder?“

Da hat Sandy Recht. Dr. Frost ist der Amtsarzt, der im Krematorium die zweite Leichenschau durchführt. Würde ich ihm einen Tip geben, würde er sicherlich seine Einwände geltend machen und eine Leichenöffnung verfügen. Dann würde sich ja sicherlich herausstellen, ob die Kinder von Frau Schädel ihre Finger im Spiel hatten. Ja, oder auch nicht!

Sandy rät meine Gedanken und sagt: „Aber wahrscheinlich kommt ja gar nichts dabei raus. Wie soll man das denn nachweisen? Ob die Oma jetzt ein paar Pillen zu wenig bekommen hat, wie will man das beweisen? Und ansonsten heißt es, das sei ein Pflegeversäumnis und es bleibt noch an Danuta hängen.“

„Macht nichts“, sage ich, greife zum Hörer und wähle die Nummer von Dr. Frost. Während ich dem Rufzeichen lausche, sage ich zu Sandy: „Wenn der was findet, bleibt es nicht an uns hängen und wenn er nichts findet, können wir sowieso nichts machen.“

Dr. Frost meldet sich, ich schildere ihm kurz, daß wir diesen und jenen Verdacht haben und ich gebe ihm den Namen durch. Morgen um 11 Uhr wird er ins Krematorium fahren, dann muß Frau Schädel da sein.

Ich komme mir feige und schäbig vor, doch Sandy macht mir Mut und versucht mich wieder aufzubauen: „Ey Chef, komm schon, das war richtig so. Wir können ja morgen noch mal mit Danuta sprechen und wenn es sich so ergibt, kannste ja immer noch die Polizei anrufen.“

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#dienstag #frau #schädel

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