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Frauen, Pümpel und Klos

Eigentlich fühle ich mich ja etwas überqualifiziert, um morgens kurz vor acht mit einem Pümpel ein verstopftes Klo zu bearbeiten. Und normalerweise würde ich ja da einen unserer Männer mit beschäftigen, man ist ja schließlich der Chef. Aber ich glaube das ist jetzt das dritte oder vielleicht auch schon das vierte Mal, daß dieses Besucherklo in der Parterre verstopft ist und beschlossen hat, ausgerechnet am Wochenende verstopft zu sein.

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Ich will da so ein Abflussfrei-Zeugs reinschütten, doch meine Frau meint, dann könnten die Rohre explodieren. Was wissen Frauen schon von Rohren und Abflüssen, denke ich, und überlege weiter, daß ich trotz der Warnungen meiner Gattin jetzt dieses Zeug da ins Klo schütten werde. Immerhin verheißt der Packungsaufdruck, daß das Wunderzeug aus heimischer chemischer Industriefertigung, sofort und wirksam jede -auch hartnäckige- Verstopfungen beseitigen soll.
„Lass es!“ sagt meine Frau.
Ich sage: „Was verstehst Du denn davon?“ „Jedenfalls mehr als Du!“
„Ach“, sage ich, „man hat ja auch schon so viel von Frauen gehört, die sich mit der Erfindung, Planung und Wartung von Kloabflüssen beschäftigt haben.“
„Chauvi“, sagt sie und fügt hinzu: „Mach doch was du willst, du wirst schon sehen, was du davon hast.“

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Man soll also eine Kappe voll von dem Zeug ins Klo schütten und dann etwas warten. Vorsichtshalber schütte ich die halbe Flasche in den Abfluss, denn erstens ist die Flasche sowieso nicht mehr ganz voll und zweitens woher wollen die in der Fabrik wissen, wie stark das Klo verstopft ist?

Es passiert gar nichts, es schäumt nur ein bißchen und das war es. Also schütte ich auch noch den Rest des weißen Pulvers hinterher. Nun schäumt es noch ein bißchen mehr.

Und während ich da stehe und dem leichten Schäumen zuschaue, kommt meine Frau von oben und fragt, was ich jetzt mache, es würde oben im Klo gurgeln.

„Wie, das gurgelt?“

„Na, es gurgelt eben.“

„Ich mach doch aber oben gar nichts, ich bin hier unten.“

„Aber oben gurgelt es.“

„Wie denn?“

„Du erwartest jetzt aber nicht, daß ich dir das Gurgeln unseres Klos vormache, oder?“

Mit solchen Fragen kann sie mich auf die Palme bringen, sie zeigen doch nur, dass die Frau an sich und meine Frau im Speziellen von solchen Sachen überhaupt nichts versteht. Da ich mich aber noch zu jung fühle um auf die Freuden der körperlichen Zuneigung auf Dauer zu verzichten, sage ich ihr das lieber nicht.

Sie schaut auf die leere Flasche und fragt: „Nee, oder? Du hast doch wohl nicht etwa das ganze Zeug da reingekippt?“

„Die war nicht mehr voll.“

„Hör mal, das weiß doch jedes Kind. Wenn das Zeug jetzt gleich anfängt zu wirken, gibt es nach hinten einen enormen Druck und das ganze Abflusssystem kann explodieren.“

„Ich glaube eher, daß da gar nichts passiert.“

„Es kann auch sein, habe ich mal gehört, daß das Zeug bloß hart wird wie Beton und erst recht das Rohr verstopft.“

„Frau, hast du oben nichts zu tun?“

„Banause!“

Sie geht.

Unser Haus ist ja relativ schallgedämmt. Da hat mein Schwiegervater schon vor einer Generation viel investiert. Ganz oben wohnen wir mit unseren Kindern, die auch nicht immer leise sind, hier unten finden Trauerfeiern statt, in den Beratungszimmern sitzen oft verschiedene Familien in den Räumen, da ist es angebracht, wenn nicht jeder Laut von hüben nach drüben oder von oben nach unten dringt.
Nur eins kann man jetzt, da alles ruhig ist, hören: Unsere Waschmaschine. Diese Frau lässt jetzt, da die Rohre verstopft sind, tatsächlich die Waschmaschine laufen. Ich stürme hoch: „Sag mal, spinnst du? Du kannst doch jetzt nicht Wäsche waschen! Unten ist alles verstopft und du lässt Wasser laufen.“

Sie sagt gar nichts, funkelt mich an und schaltet die Maschine ab.

Unten angekommen beginne ich zu pümpeln. Aber diese Maßnahme ist nur von mäßigem Erfolg gekrönt. Irgendwie stoße ich die weiße Abflussreinigermasse nur tiefer in den Schlund des verstopften Abortes und mir schwant, daß ich mit den üblichen Hausmitteln hier nicht weiterkommen werde.
Ich werde Hansen anrufen müssen, den Klempnermeister unseres Ortes, der früher schon mal unsere Abwasseranlagen entstaut hat und sich mit dem komplizierten System gut auskennt. Es ist nämlich so, daß wir nicht nur ein Rohr haben, das einfach in die städtische Kanalisation mündet, sondern daß wir im tiefliegenden Keller ein Hebewerk haben, das die Abwässer auf Straßenniveau anheben muss, daß es Abscheider gibt, die die Abwässer aus dem Einbalsamierungsraum abtrennen und daß es noch diverse Tanks und Sammelbehälter gibt, in denen all das zwischengelagert wird, was nicht in die Kanalisation gehört. Da kommt alle paar Monate eine Firma und entleert die für teures Geld.

„Is‘ Wochenende“, sagt Hansen und meint damit, daß es teurer wird, er käme so in zwanzig Minuten. Das tut er dann auch, steht vor dem Klo, kratzt sich am Kopf, schaut auf die leere Reinigerflasche und sagt: „Sie hätten ihre Frau daran hindern sollen, dieses Zeug da reinzuschütten. Frauen schütten immer nur so’n Zeug da rein. Die verstehen von sowas nichts. Es zeugt von Hirnlosigkeit, so einen Mist in den Abfluss zu kippen, da wird die Verstopfung nur schlimmer.“

Ich nicke verlegen und stammele nur: „Jaja, die Frauen…“

Eine knappe Stunde lang benötigt Meister Hansen. Erst muss er das Klo abschrauben, dann mit einer motorbetriebenen Spirale durch das Rohr fahren und anschließen mit einer Minikamera das Rohr durchleuchten. Auf dem Bildschirm sieht das ähnlich aus, als wenn jemand beim Arzt so einen Schlauch schlucken muss….
Ich halte das ja für übertrieben und bin der Meinung, daß er nur noch zusätzlich Geld machen will, doch Hansen sagt: „Sehen Sie! Hier haben wir das Malheur. Die Reinigermasse ist durch das Spülen bis zum Abzweig gedruckt worden und ich muss jetzt noch im Keller mit der Spirale ran.“
Er montiert das Klo wieder und schafft sein ganzes Zeug in den Keller, wo der Spaß von vorne losgeht.
Nach gut 30 Minuten verkündet der Abfluss-Spezialist, daß er fertig sei, packt seinen Krempel in den Aufzug und lässt mich noch den Arbeitszettel unterschreiben, Rechnung kommt.

„Was wird das denn kosten?“ will ich wissen.
Hansen zuckt mit den Schultern: „So um die 250 bis 300 Euro. Anfahrt, Stundenlohn, Maschineneinsatz. Muss ich erst ausrechnen. Ich wäre aber nach ’ner Viertelstunde fertig gewesen, wenn ihre Frau nicht den Abflussreiniger reingekippt hätte.“

Ist doch wirklich wahr, man sollte Frauen nicht mit Abflussreiniger hantieren lassen!

Bildquelle: Wikipedia, GNU, Fotograf: RKraasch

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