Allgemein

Friedhof zu teuer? Denk drüber nach

Bestattungen im Wald, Seebestattungen, Verstreuung der Asche auf einer Almwiese oder im Gebirgsbach, Asche auf dem Kaminsims, mittlerweile tun sich für Angehörige ganz viele Möglichkeiten auf, wie sie mit einem Verstorbenen umgehen. Der klassische Friedhof kommt in den Überlegungen der Menschen zunehmend weniger vor.

Die Gründe hierfür sind mannigfaltig:

  • Betonung einer besonderen Lebensweise / Anschauung
  • Finanzielle Aspekte: Geld sparen
  • Wegfall der Grabpflege aus Bequemlichkeit
  • Entfall der Grabpflege aus finanziellen Erwägungen

Fallen Dir noch mehr Gründe ein? Dann schreib mir/uns das in die Kommentare.

Werbung

Der erfahrungsgemäß am häufigsten genannte Grund beim Bestatter lautet: „Das wollte der Verstorbene so.“ Diese Begründung geben Hinterbliebene immer ab, egal um was es geht. Der günstige Sarg, die Bevorzugung der günstigeren Einäscherung, das kleine Grab, das anonyme Grab, alles das hat sich meist „der Verstorbene so gewünscht“.
Dabei passt diese häufig vorgetragene Aussage gar nicht mit den vielen Vorsorgen zusammen. Denn wenn Menschen selbst zum Bestatter gehen, um ihre eigene Beerdigung zu planen, spielen diese Sparaspekte oft überhaupt keine Rolle.

Um es gleich zu sagen: Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn Leute sparen möchten. Den Bestattern wäre es aber viel lieber, wenn das die Betroffenen einfach sagen würden.

Ich bin auch der Auffassung, dass die Bestattungsgesetze durchaus an der einen oder anderen Stelle etwas gelockert werden könnten.
Grundsätzlich gilt aber, dass Bestattungsgesetze nicht vom Himmel gefallen sind, sondern der vom Gesetzgeber so verstandene Wille der Mehrheit der Bevölkerung ist. Die Regeln gibt es also, weil wir alle -oder doch die meisten von uns- das so richtig und wichtig finden, oder mal gefunden haben.

Da können sich einzelne Schaumschläger auf den Kopf stellen und mit den Zehen wackeln: Es ist kein böser Wille eines geheimnisvollen Zombie-Götzen, dass man beispielsweise meistenteils Urnen nicht mit nach Hause nehmen darf. Diese Regelung entspringt unserem allgemeinen Verständnis vom ordentlichen Umgang mit einem Toten.
Das mögen Menschen heute teilweise anders sehen oder anders handhaben, aber dann muss man den demokratischen Weg beschreiten und sich laut machen. Man muss einfach den entsprechenden Druck auf die Politiker aufbauen oder erhöhen, damit die Gesetze entsprechend geändert werden. So lange das aber nicht der Fall ist, empfinde ich das leichtfertige Bewerben irgendwelcher Umwege als kostengünstige Alternative auf Basis von Gesetzesumgehungen sehr fragwürdig.
Es ist gut, dass erfahrenen Bestattern dieser Umweg bekannt ist. Er sollte aber -so wie ich es immer gehandhabt habe- besonderen Einzelfällen vorbehalten bleiben, in denen die Einhaltung der Friedhofsordnung der Vernunft entgegensteht.

Denn im Umkehrschluß machen alle Varianten von friedhofsfernen Beisetzungen die Bestattungen teurer. Und zwar deutlich teurer.

Das Bereithalten von Friedhöfen, Friedhofslogistik, Hallen, Kapellen, Musikinstrumenten, Trägern/Personal und die gesamte am Friedhof stattfindende Leichenversorgung gehört unabdingbar zu den wichtigsten Aufgaben einer Kommune. Sie gehören zum Bereich der unverzichtbaren Daseinsfürsorge.

Ich hörte neulich, die Krankenkassen sollten wieder die Bestattungen bezahlen. Als Argument wurde vorgebracht, die Krankenkassen würden ja auch Geburten bezahlen. Der Vergleich hinkt aber total. Die Krankenkassen bezahlen das Sterben immer, sofern es von Pflegepersonal im Krankenhaus oder Ärzten begleitet wird. Das Sterben kostet auch eigentlich nichts.
Aber genauso wenig, wie die Krankenkassen die Geburts- oder Tauffeier oder die Erstausstattung des Kinderzimmers bezahlen, bezahlen sie auch nicht das, was nach dem Sterben an Ausstattung benötigt wird.

Auch das Argument, man könne doch eine Grundbestattung vom Staat bezahlen lassen, ist vor der Hand zwar eine schöne Vorstellung, aber letztlich doch keine so gute Idee. Denn wer eine simple Sterbeversicherung für kleines Geld abschließt, kommt günstiger an eine würdige Bestattung, als wenn das durch eine Steuer- oder Beitragserhöhung finanziert werden müsste.

Wie viel würdest Du denn monatlich mehr an Krankenkassenbeitrag zahlen wollen, damit Deine Bestattung einst von der Kasse bezahlt wird?

Schlimmer aber noch ist der Effekt, der dadurch entsteht, dass immer mehr Menschen fernab vom Friedhof bestattet werden oder nur ganz kleine oder anonyme Gräber wünschen.
Denn die bereitgestellte Friedhofslogistik kostet immer weiter. Kommunen sparen schon Personal ein und fahren den Friedhofsbetrieb an allen Ecken und Kanten weit herunter. Aber ein Mindestmaß an Logistik und Personal muss aufrecht erhalten bleiben. Sonst ist der Betrieb der Friedhöfe nicht mehr gewährleistet. Friedhöfe sind auch immer eine Parkanlage, Ruhefläche und Grünanlage. Sie tragen zum Stadtklima in positiver Weise bei.

Wenn aber immer weniger Menschen eine richtige Bestattung auf einem Friedhof in Anspruch nehmen, werden für alle anderen die Bestattungen teurer. Denn die nahezu gleichgebliebenen Kosten müssen nun auf weniger Bestattungen umgelegt werden. Mithin steigen die Preise für Gräber, Hallenbenutzung usw.

Das sind mal meine Gedanken dazu.
Welche Meinung hast Du zu dem Thema?

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

Keine Schlagwörter vorhanden

Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden


Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)