Geschichten

Frühbier -III-

Da sitze ich in meinem Sessel hinter meinem Schreibtisch, vor mir wird der Kaffee in der Tasse langsam kalt und ich wage es kaum, zu atmen, so fesselt mich die Geschichte der alten Frau Frühbier. Und als sie endet, da steht für mich fest, daß ich noch niemals einen so niederträchtigen und schrecklichen Menschen wie diesen Herrn Frühbier gekannt habe und ich bereue jedes einzelne mit ihm gewechselte Wort.

Sagen wir es so, es gibt und gab kaum eine Gemeinheit und kein Verbrechen, dessen sich Horst Frühbier nicht schuldig gemacht hat. Für einiges davon hat er im Gefängnis gesessen, das meiste ist ungesühnt geblieben.

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So wie es mir seine Mutter erzählt, hat das schon in seiner Kindheit angefangen. Ein Raufbold und ungezogener Lümmel sei er gewesen und er habe keine Gelegenheit ausgelassen, die anderen Kinder im Kindergarten zu quälen. Mit den Jungs habe er sich ständig geprügelt und bei den Mädchen habe er damit glänzen wollen, Tieren etwas Grausames anzutun, um die Mädchen damit zu verschrecken.
Zuerst habe er Katzen die Schwänze zusammengebunden, dann Frösche aufgeblasen und vor den Augen der Mädchen zertreten, dann habe er den Spitz des praktischen Arztes Dr. Möllermann mit einer Schnur an die heruntergelassene Schranke am Bahnübergang gebunden und unter lautem Gejohle, angeregt durch die Angstschreie der anderen Kinder, zugesehen, wie der Hund erhängt wurde, als die Schranke sich nach der Durchfahrt des Zuges automatisch wieder öffnete.

In der Schule sei es nicht viel anders gewesen, da habe er aufgrund seiner Größe und Kraft keine Probleme damit gehabt, von anderen Kindern allein durch drohendes Auftreten das Milchgeld zu erpressen und wer nicht spurte, dem drohte er damit, mit ihm das Gleiche zu machen, wie mit dem Hund des Doktors.

Immer hat Mutter Frühbier alles ausbügeln können, hat ihn bestraft, geschlagen, gedroht, ihm Hausarrest erteilt, ihm prophezeit, er käme bald ins Kinderheim… Nichts habe geholfen, nach einer kurzen Weile des Wohlverhaltens sei immer wieder irgendwas gewesen.
„Irgendwann habe ich dann erkannt, daß der einfach nicht wohlgeraten ist und dann habe ich einfach aufgegeben. Bei dem war Hopfen und Malz verloren. Der hat geklaut wie ein Rabe, der hat alles gemacht was verboten ist.“

Dort wo sich heute der Hof des Frühbier’schen Hauses befindet, stand früher ein Schuppen, eine Art Anbau.
„Nach dem Krieg, als alles in Trümmern lag, da haben wir da aus Trümmersteinen so ein Stück angebaut gehabt, da wohnten dann zwei ausgebombte Familien drin. Später hat da ein blinder Invalide mit seiner behinderten Tochter Angela gewohnt, die war nicht ganz gebacken, wenn Sie verstehen was ich meine. Die hatte nicht alle Riemen auf der Orgel, war aber ein ganz liebes Mädchen. Als Angelas Vater gestorben ist, hat die beim Schwanenwirt als Geschirrspülerin angefangen und hat sich was verdient. Da war sie gerade mal 18. Wir haben sie dann da wohnen lassen, sauber war sie ja, kann man nicht anders sagen.“

Die alte Frau Frühbier stockt, putzt sich umständlich die Nase, das Taschentuch könnte man, wäre es nur sauber, auch problemlos als Tischdecke nehmen.
Sie fährt fort: „Ich hab das doch alles erst mitbekommen, als eines Tages die Polizei gekommen ist und den Horst mitgenommen ist. Diese Schande! Meine Güte, diese Schande! Alle haben sie mich angeschaut und ich habe jahrelang ihre bohrenden Blicke in meinem Rücken gespürt. Aber ich habe ja nichts gemacht, also bin ich nach wie vor jeden Tag einkaufen gegangen und habe mir nichts anmerken lassen.“

„Was hat er denn gemacht?“ frage ich nach und sie schaut mich an, als könne sie gar nicht glauben, daß ich das nicht weiß.

Ich muß aber zwischendurch kurz die Geschichte von Rainer L. erzählen. Der war hier im Ort vor 25 Jahren sehr bekannt, man könnte sagen, daß er bekannter noch war als der sprichwörtliche bunte Hund.
Eines Tages hat Rainer im Suff seine Freundin Magdalena erschlagen und ihre Leiche von der Brücke in den Fluss geworfen. Es sollte so aussehen, als habe das Mädchen Selbstmord gegangen. Da man sich aber schlecht erst mehrmals mit einem Hammer den Kopf einschlagen und dann noch von einer Brücke springen kann, fiel der Verdacht recht schnell auf Rainer, der zügig der Tat überführt und in einem damals aufsehenerregenden Prozess abgeurteilt werden konnte.
Ich weiß nicht genau, ob da Jugendrecht eine Rolle spielte, oder ob am Ende alles auf Totschlag hinausgelaufen ist, jedenfalls kam Rainer nach etwa 9 Jahren wieder aus dem Gefängnis.
Ich meine, ich persönlich würde dann nicht unbedingt wieder in die gleiche Gegend ziehen, aber ich bringe ja auch niemandem um, ich quäle nur Leute mit Cliffhängselei.
Rainer ist aber wieder in diese Gegend gezogen und jetzt kommt das, wovon ich sprechen will.
In diesen neun Jahren haben alle Leute vergessen was damals passiert ist. Die Familie des Mädchens war inzwischen weggezogen und niemand sprach mehr über diese Geschichte.
Fragte man jemanden, dann erinnerte er sich allenfalls daran, daß da mal was gewesen ist, aber was… nee, irgendwas mit Mord, aber wahrscheinlich war das doch Selbstmord…, keine Ahnung.

Genau deshalb wußte ich auch von Horst Frühbiers Geschichten nichts, Da sprach niemand drüber und ganz offenbar hatte selbst das sonst doch allwissende Früchteorakel vom Gemüseladen keine Erinnerung mehr daran.

Frau Frühbier macht ein regelrecht enttäuschtes Gesicht, man könnte auch sagen, daß sie es augenscheinlich lästig findet, mir jetzt erklären zu müssen, was ihr Horst gemacht hat. Aber sie will mir ja alles erzählen, da kann sie das jetzt nicht auslassen.

„Der hat die Kleine vergewaltigt. Immer wieder, manchmal dreimal am Tag, ganz lange…“

Sie schaut mir direkt in die Augen, sie zeigt keinerlei Fremdschämen, Fremdreue oder sonstwas, nur ein kühler, nüchterner Blick. Man sieht, daß sie sich diesen Schuh nie angezogen hat.

„Unglaublich“, ist alles was mir dazu einfällt und sie zuckt nur langsam mit den Achseln: „Was soll ich denn sagen? So war’s. Die Angela hat sich nicht richtig gewehrt, er hat ihr mal eine runtergehauen und davor hatte sie dann immer Angst, die hat nichts davon gesagt, die hat sich das jeden Tag stumm und einfältig gefallen lassen und wenn er fertig war und wieder weggegangen war, hat man sie weit über den Hof schluchzen gehört. Wir alle haben immer gesagt: ‚Die weint weil ihr Papa tot ist, das arme Ding“, aber kein Mensch hat daran gedacht, daß der Horst nicht nur zum Kaninchenstall geht, sondern sich das Mädchen da hernimmt.“

„Und wie ist das rausgekommen?“

„Weil sich der Horst dämlich angestellt hat, weil er seine blöde Klappe nicht halten konnte. Der Esel hat in besoffenem Kopf im „Gasthof Sonnentau“ auch noch mit dem Mist angegeben und seinen Saufkumpanen angeboten, sie dürften auch mal… für Geld… Und einer von denen hat das alles der Polizei erzählt.“

Frau Frühbier putzt sich wieder die Nase, dann schaut sie mit einem abwesenden Blick auf ihre eigenen Hände, während sie den großen Lappen zusammenlegt: „Ach wissen Sie, ich bin doch die Mutter.“
Sie seufzt, atmet tief ein, blickt mich wieder an und sagt: „Man ist und bleibt die Mutter und der Horst ist doch mein Kind, verstehen Sie? Ich hasse ihn für das was er gemacht hat, er hat so viel Leid unter die Menschen gebracht, aber ist doch mein Kind – das Kind, das ich geboren habe.“

Sie stockt, überlegt und fragt: „Was habe ich denn falsch gemacht?“
Dann steht sie auf, nimmt ihre kleine schwarze Handtasche, die auch schon mal bessere Tage gesehen hat, geht zur Tür und dreht sich nochmals um. „Er ist doch mein Sohn und trotzdem ist er ein Schwein. Aber das kann sowieso keiner verstehen.“


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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Geschichten

Die Geschichten von Peter Wilhelm sind Erzählungen und Kurzgeschichten aus dem Berufsleben eines Bestatters und den Erlebnissen eines Ehemannes und Vaters.

Die Geschichten haben meist einen wahren Kern, viele sind erzählerisch aufbereitete Tatsachenerzählungen.

Die Namen, Geschlechter und Berufe der erwähnten Personen sind stets verändert.

Lesezeit ca.: 9 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 19. August 2010 | Revision: 19. Juni 2012

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Anja
13 Jahre zuvor

Die arme Frau, sowohl die Mutter als auch das Mädel und ich hoffe für seine Frau und siene Töchter und alle anderen, dass er es damals bei der einen belassen hat:(

klaus
13 Jahre zuvor

Oh man.

turtle of doom
13 Jahre zuvor

Ich hab so das Gefühl, dass „Frühbier IV“ folgt… vor 10 Jahren soll die Geschichte geschehen sein. Und die Vergewaltigung der jungen Frau ist in den Jahren nach dem Krieg geschehen. Horst hatte also genug Zeit gehabt, um noch und noch mehr Abscheulichkeiten zu begeben…

Irgendwie hab ich mir eine schlimmere Story vorgestellt als diese hier. Davon, dass jemand (Vater, Stiefvater, Onkel, Bekannter…) jemand über lange Zeit abhängig machen und vergewaltigen kann, kommt leider immer wieder vor. Leider kein Einzelfall – mit einem grossen „leider“. 🙁

Big Al
13 Jahre zuvor

Muttertriebe.
Ganz schwieriges Thema.
B. A.

Anja
13 Jahre zuvor

P.S. Ich fand das als Cliffhanger jetzt ehrlich gesagt etwas äh… blöd. Die Leute tagelang anstacheln um dann irgendwas zu erzählen finde ich nicht schlimm, auch wenn das Warten nervt. Aber mit dem Wissen, dass es dabei um vielfache Vergewaltigung geht ’ne lange Nase zu machen und was von Popcorn zu erzählen finde ich irgendwie merkwürdig. Ohne Cliffhanger wäre es „einfach“ eine traurige Geschichte, so hat es einen komischen Beigeschmack.

Yeti
13 Jahre zuvor

Okay, damit hat sich meine Vermutung von gestern, das sich noch gestritten wird wer die Beerdigung regeln darf (Schwiertochter vs. Schwiegermutter), wohl erledigt.
Aber was mir nicht in den Kopf will ist das der nie als Kind mal in psychiatrische Obhut genommen wurde. Spätestens nach der Geschichte mit dem Hund, hätte doch der Besitzer des Selbigen das KInd einweisen müssen…
Die Mutter kann einem echt leid tun.

Maschka
13 Jahre zuvor

Auweia…
Die Frau tut mir leid. Das ist ein riesen Zwist – einerseits ist er ihr leiblicher Sohn und andererseits ein (naja) „Monster“. Wie fühlt man da für sein Kind? Hasst man sich nicht irgendwann selbst – dass man diese Kind in die Welt gesetzt hat? Ich hoffe, die gute Frau konnte sich in dieser Hinsicht noch beruhigen, bevor sie gehen musste…
Wobei, vielleicht gut, dass er später immer ganz in ihrer Nähe wohnte, da hatte sie ihn etwas im Blick, sonst wäre womöglich noch mehr passiert…

Garfield
13 Jahre zuvor

Charakterlich ein hässliches Ungeheuer.

turtle of doom
13 Jahre zuvor

Entweder hab ich den Bezug überlesen, aber warum wurden Rainer und der Mord erwähnt?

Anja
13 Jahre zuvor

@ 7, Maschka

Ich befürchte ganz stark, dass da noch mehr passiert ist. Jemand der als Kind schon derart „böse“ ist, hört nach ein bisschen Knast nicht damit auf… Und wenn er Frau und Töchter hat, scheint er ja auch ne liebevolle Seite gehabt zu haben, was das Ganze irgendwie noch perverser macht.

Anja
13 Jahre zuvor

@ 9, turtle of doom

Ich glaub es ging mehr darum, dass Menschen solch schlimme Sachen schnell vergessen/verdrängen (wollen) und Tom deswegen erst nach dem Tod seines Nachbarn davon erfahren hat, was der alles für schlimmes Zeug gemacht hat, weil vorher keiner mehr drüber reden wollte

Klaus
13 Jahre zuvor

@Anja

Für Frau und Tochter muss man keine liebevolle Seite haben.

Warten wir mal ab ob noch ein Teil kommt.
Ich ahne schlimmes

Sonne
13 Jahre zuvor

Was für ein grausamer Mensch ! Die Geschichte ist schlimm und sehr traurig, die arme Mutter…aber ob sie wirklich so unwissend war die ganze Zeit über ? Wie auch immer, sie tut mir sehr leid….
Wahnsinn, was du alles zu sehen und hören bekommst, Tom.
Aber da sieht man mal wieder…man kann einem Menschen nicht in den Kopf schauen…ich möchte gar nicht wissen, wie vielen Triebtätern oder anderen Verbrechern ich schon mal im Bus/Zug oder sonstwo gegenüber saß, ohne zu ahnen, was das für Menschen sind….*grusel*

Christina
13 Jahre zuvor

Ich laß mich mal überraschen, wie es weitergeht.

Aufgrund des bisher Bekannten vermute ich mal, dass das nicht gerade die teuerste Bestattung wird, die die Mutter bestellt.

Lily
13 Jahre zuvor

Puh, das ist starker Tobak, dass sich der scheinbare Sonderling im Nachhinein als bösartiges Wesen entpuppt 🙁

Man kann den Menschen eben nur bis vor den Kopf schauen.

Rockige
13 Jahre zuvor

Ich weiß nicht was ich von dieser Geschichte halten soll…

ich glaub ich geh dann jetzt mal ein Buch lesen

Anja
13 Jahre zuvor

@ 12, Klaus

Welche Frau heiratet denn bitte jemanden, der grade aus dem Knast kommt und einen etwas merkwürdigen Ruf in der Stadt geniesst, wenn er nichtmal liebevoll mit ihr umgeht? Ich mein…man lernt doch niemanden kennen und steht ne Stunde später aufm Amt und heiratet, schon gar nicht „damals“. Für die Töchter musste er allerdings nicht liebevoll sein, aber allein die Vorstellung gruselt mir wie oben schon beschrieben

Cer
13 Jahre zuvor

Schade, dass der Blogbetreiber bei seinen Lesern scheinbar nicht mehr mit herkömmlichen Bestattungsgeschichten punkten kann. Je mehr Gewalt, je mehr Grausamkeiten, je mehr Entsetzen involviert ist desto lauter rufen die Leute nach Fortsetzungen.
Als ich die Jugendgeschichten des Protagonisten las, fühlte ich mich spontan an Patrick Hockstetter aus Stephen Kings „It“ erinnert.
Lieber Tom, auch unter Berücksichtigung der Tatsache dass dieser Blog dir auch zum Verarbeiten von Ereignissen (nach zehn Jahren?) dient, bitte nimm nicht an, wir würden deine Geschichten langweilig finden, nur weil sie nicht wie BILD-Artikel aussehen.

Peter
13 Jahre zuvor

*schluck* Sowas hab ich schon fast geahnt…

gast
13 Jahre zuvor

Der hat doch vier Toechter. Wie kann ein Mesch so etws nut tuen.

pogobi
13 Jahre zuvor

@17: Traurig, aber wahr – solche gibt es auch. Ich kenne eine, die ist nur „glücklich“, wenn ihr Freund sie betrügt, sie verarscht und sie allgemein schlecht behandelt etc.
Natürlich sind das Einzelfälle, aber die gibt es durchaus. Leider.

Anita
13 Jahre zuvor

Hab mal gehoert, dass Alkoholkonsum in der Schwangerschaft das Gehirn des Foetus so schaedigen kann, dass solche „Charakterstoerungen“ auftreten.
Und damals gab es noch keine richtige Psychologische Betreuung auffaelliger Kinder.
Da hiess es einfach nur: „Raufbold und Luemmel“ und niemand hat sich eingehender damit befasst, warum das Kind so war.
Und so ein Kerl wird viele Jahre alt und hat lange Zeit andere Menschen und Tiere zu quaelen, waehrend andere (nette) Leute schon im Kindesalter an Unfaellen und Krankheiten sterben und kaum Zeit haben, die Welt mit ihrer Liebenswuerdigkeit zu einem besseren Ort zu machen.
Und dann soll man daran glauben, dass es da oben jemanden gibt, der es gut mit den Menschen meint?

turtle of doom
13 Jahre zuvor

@ Anja, 17:

„Welche Frau heiratet denn bitte jemanden, der grade aus dem Knast kommt und einen etwas merkwürdigen Ruf in der Stadt geniesst, wenn er nichtmal liebevoll mit ihr umgeht?“

Es gibt nichts, das es nicht gibt. Nur so als Beispiel: Ich kenne eine ältere Frau, die drei Jahre lang mit einem 20 Jahre jüngeren Mann zusammenlebte. Er bedrohte sie, bespuckte sie, schlug sie und erleichterte sie in dieser Zeit um rund 75’000 €. Sie hatte ihn immer wieder aus der Wohnung geworfen – um ihm dann zwei, drei Tage später anzurufen: „Komm zurück, ich fühle mich so einsam.“

Es gibt die eine Menschenkenntnis – die Stärken eines Menschen schätzen und würdigen, ein wenig mithelfen, die Schwächen zu überwinden.

Dann gibts die etwas andere Menschenkenntnis. Man schätzt an einem Menschen dessen Schwächen, um sie auszunutzen.

Lianne
13 Jahre zuvor

@18: Der Kommentar wäre vielleicht passend, wenn solche Geschichten hier an der Tagesordnung wären. Solche Geschichten passieren nun mal auch und wie du schon sagst, das Blog dient zur Aufarbeitung.

Überhaupt sieht man an den Kommentaren auch, dass doch überraschend viele Leser zu zynisch sind, als dass so etwas als Köder eingesetzt werden könnte („Was, das wars schon? Ich hätt da jetzt mehr erwartet…“).

Wo siehst du denn noch lauteres Rufen nach Fortsetzungen als sonst? Ich seh eher weniger.

Aber hauptsache gleich mal anprangern…

So What?
13 Jahre zuvor

Kinder erben nix von fremde Eltern

Sensenmann
13 Jahre zuvor

Die Frau tut mir leid. Jahrzehntelang musste sie mit dieser Last leben und erst jetzt, da ihr Sohn tot ist, kann sie sich ausschütten.

Insbesondere der Gewissenskonflikt muss grausam für die Mutter sein. Lasse ich meinen Sohn fallen oder siegt doch der „Beschützerinstinkt“?

Man soll ja niemandem, nicht mal dem größten A***loch, den Tod wünschen, aber: Gut, dass das jetzt ein Ende hat.

also
13 Jahre zuvor

Ich finde diese Geschichte als Cliffhanger nicht besonders passend.
Wenn so etwas in der Realität passiert, muss man es nicht noch aufregender oder reisserischer darstellen. Es ist schon schlimm genug, dass so etwas passiert. Als Aufarbeitung ist es in Ordnung, auch das man so etwas schreibt. Nur die Inszenierung passt nicht. Der Schreibstil stimmt nicht mit BILD überein, aber man muss aufpassen, dass man auf dieser Gratwanderung nicht zu sehr ins Reisserische kommt.
Bei schönen Geschichten ist so ein Cliffhanger ja ganz lustig und spannend.

Neuling
13 Jahre zuvor

Warum gibt es solche Menschen? Was führt zu solchen dissozialen Verhalten? Erziehung, Sozialisationsprobleme, Gene?

Das erforscht die Wissenschaft seit einiger Zeit und stückweise kommt man der Wahrheit möglicherweise ein Stück näher. Bei der Gruppe der gewaltbereiten Serientätern ist z.B. festzustellen, dass bei Ihnen der Anteil an hirnorganischen Schäden höher ist, als in anderen Kontrollgruppen.

Sauerstoffmangel bei der Geburt, ein „falscher“ Schlag auf dem Hinterkopf beim Kleinkind, ein substanzieller Nährstoffmangel in der Frühkindheit und schon ist es u.U. passiert: das Empathiezentrum bildet sich nicht aus. Solche Leute verstehen nicht das Leid ihrer Mitmenschen, sie können es einfach nicht. Kein Weinen rührt sie, keine Einsicht, dass andere Schmerzen haben spielt bei ihnen eine Rolle. Nur as eigene Empfinden ist der Maßstab.

Aber ganz so einfach ist dann wieder auch nicht: Nicht alle mit diesem Defizit werden dissozial auffällig und nicht alle, sie auffällig werden, haben diese Pathologie. Es bleibt weiterhin komplex.

Aber das humanistische Konzept des „freien Willens“ ist schon etwas angeschlagen.

Anonym
13 Jahre zuvor

@18 , nach Fortsetzung wurde hier gebrüllt, das stimmt…jedoch wußte ja wohl niemand bis dato, wie grausam die Geschichte weitergeht, oder ?!
Wem das alles nicht gefällt, muß hier ja nicht lesen ^^.

Klaus
13 Jahre zuvor

@28 Deswegen fordert Kant ja auch immer die Vernunft ein.

Dauerleser
13 Jahre zuvor

@27 also: Ach komm, hier hat es schon ganz andere Geschichten gegeben. Was willst du denn? Solche Geschichten liest man Tag für Tag in der Zeitung, sie passieren überall. Wenn du nur einmal bei RTL durchzappst, siehst du was reisserisch wirklich bedeutet.

Tom hat wie immer einen sehr passenden Ton gefunden und das Ganze in einer sehr angebrachten Erzählweise rübergebracht. Ganz grosses Kino und sehr spannend geschrieben, auch wenn manche es als reisserisch empfinden mögen, ich mag besonders gerne diese Spannung die sich aus den Cliffhangern ergibt. Da ist Tom ein grosser Meister.

Anita
13 Jahre zuvor

Also _mich_ interessiert, warum er eine gefunden hat, die ihn geheiratet hat. Ganz ehrlich. Und das hat nichts mit Sensationslust zu tun sondern mit Neugier fuer die menschliche Psyche.

also
13 Jahre zuvor

@ 31 vielleicht solltest du mal genau lesen. Gegen den Schreibstil, Ton habe ich ja gar nichts. Und auch nicht das man darüber schreibt. Das ist NICHT reisserisch! Gut geschrieben,wirklich. Viele Zeitungen können sich da noch was abschauen! Nur die Aufmachung halt nicht. Und ja in BILD, RTL wird man sicher fündig. Aber mit denen möchtest du diesen Artikel doch nicht wirklich vergleichen, oder? Da können die echt noch was lernen.

Bruno Ganzherrschner
13 Jahre zuvor

@33: Was stört Dich an der Aufmachung?
Das mit dem Popcorn? Ich denke mal, das war eine zynische Antwort auf UNSER Popcorn-Geschreibsel nach nahezu jeder Fortsetzungsepisode.

Oder glaubst Du im Ernst, der isst morgens schon Popcorn? 🙂

Earonn
13 Jahre zuvor

Puh, manchmal bin ich doch froh, dass mir diese Art „Familiensinn“ abgeht. Hätte ich so einen in der Familie, der würde nicht mehr lange klauen, mobben, Tiere quälen und vergewaltigen. (Plus wer weiß was sonst noch).

Miriam
13 Jahre zuvor

@Anita: Menschen mit einer antisozialen Persönlichkeitsstörung (falls es sich um eine solche gehandelt haben sollte) sind oft exzellente Schauspieler, die es hervorragend verstehen, ihre Umwelt zu täuschen und Gefühle vorzuspielen. Ich könnte mir vorstellen, dass er eine Weile tatsächlich sehr liebevoll mit ihr umgegangen ist und erst später seine wahre Seite gezeigt hat. Und wenn man erst mal in so einem Netz aus emotionalem Mißbrauch gefangen ist, stelle ich es mir sehr schwierig vor, sich daraus wieder zu lösen. Vor allem in der Zeit und wenn auch noch Kinder im Spiel sind… Aber vielleicht klärt uns Tom auch darüber noch auf.

Uli
13 Jahre zuvor

Liebe Freunde … zum Thema „Wie kann eine Frau nur … usw.“

leider sieht man/frau nur die Außenansicht eines Menschen. Und NEIN, man merkt es nicht gleich … ich kann ein Lied davon singen und mit Schrecken erinnere ich mich heute noch an die glänzenden Augen und das gehauchte „OCH, hast Du einen tollen Papa!“ Ich hätte liebend gerne mit ihr getauscht und ihr den meinen für wenigstens 14 Tage überlassen … er stand dem Frühbier nicht viel nach. Ich habe, nachdem ich mit 18 endlich gehen konnte, Jahre gebraucht um die Angst los zu werden. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was für Kraft mich alleine der Schritt des „Gehens“ gekostet hat. Ich habe ihn wohl nur geschafft, weil mich der Dreckskerl nicht versucht hat aufzuhalten.

Mein Vater hatte 4 Frauen, keine kam unbeschadet aus der Sache raus … also bitte keine voreiligen Schlüsse, man sieht ein NIEMANDEN an, welche Hölle er seinen Nächsten bereiten kann …

13 Jahre zuvor

Alle die sagen „wie kann er nur“ missverstehen, wie grandios solche Typen auf der Klaviatur der Gefühle spielen können. Der Begriff Emotionaler Missbrauch ist exzellent gewählt. „Ich bin doch so krank, wie kannst du mich alleine lassen“. Hinzu kommt, dass solche Menschen sich immer Partner suchen, die schwächer sind, die emotionalen Halt brauchen. An der Oberfläche geben sie ihn, darunter jedoch tyrannisieren sie und mobben und manipulieren brutal zu ihren eigenen Gunsten. Ohne Hilfe sind diese Netze kaum zu sprengen, da man das ja überhaupt nicht versteht, was da abläuft. Aber eins sollte man sich IMMER bewusst machen: Wie diese Täter ticken, ist in erster Linie wumpe. Die kriegen Hilfe, wenn sie sie wollen. Wichtig sind deren Opfer. Da muss man HINgucken – nicht weg. Man muss hinsehen, das Leid wahrnehmen, es richtig einordnen und helfen. Und zwar nicht helfen, wie man selbst es für richtig hält, sondern dem Opfer erstmal helfen aus der Situation rauszukommen und es aufzubauen. Viel wird heute durch übereifrige Möchtegernhelfer kaputtgemacht, die in erster Linie an einer Täterverurteilung interessiert sind… Weiterlesen »

Gloria
13 Jahre zuvor

Ich muss Tante Jay und anderen Kommentatoren beipflichten. Es gibt Menschen (antizoziale Persönlichkeit, früher Psychopath genannt), die Mitmenschen höchst einfühlsam begegnen und sie geradezu bezaubern können, solange es ihnen Spaß macht oder nutzt, die sich im nächsten Moment jedoch eiskalt abwenden oder ihrem Gegenüber sogar ernsthaften Schaden zufügen können.

Auch gibt es das Phänomen der bedauernswerten Frauen, die Brieffreundschaften mit Inhaftierten aufnehmen, sich von diesen umgarnen und als ihre Retterin preisen lassen, sie nach der Haftentlassung bei sich aufnehmen etc. Das mag in manchen Fällen gut sein, kann aber auch zur Katastrophe führen.

Ansonsten: Erziehung und Kindheitserfahrungen prägen uns sehr. Möge die Mutter des Verstorbenen doch einmal auspacken, was sie selbst, der Vater oder etwaige Stiefväter dem von früher Kindheit an so schwierigen Sohn angetan haben. Ich schätze, da beginnt die eigentliche Horrorrschichte erst wirklich.

stormraven
13 Jahre zuvor

Ich weiss nicht, was Ihr habt, eine heile Welt gibts halt nur in Kitschromanen. Im realen Leben gibt es nur allzu viele Monster in Menschengestalt. Man erkennt sie nur nicht immer auf den ersten oder zweiten Blick, wie hier die letzten Poster schon schrieben.

Ich hatte auch schon das Pech, solchen Monstern zu begegnen. Der Charme einer gewissen Person ist heute ebenso ungebrochen wie damals, und wenn ich es verdammt noch mal nicht wirklich besser wüsste, würde ich an meinen eignen Erinnerungen, an meinen eigenen Alpträumen zweifeln. Hey, und ich war dabei!

Luzie-Fehr
13 Jahre zuvor

habs gleich nach veröffentlichung gelesen. musste *durchschnaufen* (und musste noch arbeiten) fast nichtraucher – habe ich mind. 4 ziggis gezogen 🙁 ich bedaure jetzt, das ich sein ableben im ersten thread bedauerte. ein frühbier, der tiere quält und mordet – hält es mit menschen nicht anders. ich ahnte es nach den ersten sätzen und doch las ich bis zum schluss. nun ist es so, die geschichte tat sich nicht gestern oder vorgstern auf – so verstand ich nach den 3 cliffrutschern. es ist einige jahre her. es gibt menschen, denen wünscht … die pest an den hals. schade – frübier hätte ich nach pest, cholera, aids, pfeffersches drüsenfieber in seiner übelsten form auch – die kackerietis auf lebenszeit an den hals gehetzt! auch wenn mich alle mächte dieser erde danach ebenso bestrafen würden … dies wärs mir wert! (ich habe einiges überstanden, dann auch den „zurückfluch“ *smile* mit der linken arschbacke sitze ich das ab. MÖGE ER IN DER HÖLLE SCHMÖREN BIS DAS LETZTE BISSL nie dagewesene hirn VERKOHLT. punktunm aus …. nie wieder drüber… Weiterlesen »

Uli
13 Jahre zuvor

Luzie-Fehr … Amen !

Neuling
13 Jahre zuvor

Der britische Fallanalytiker Paul Britton wurde mal von der BBC über die Typologie von Seriengewalttätern im Interview befragt.

Ungefähr 10% der Bevölkerung würden eine dissoziale Persönlichkeitsstörung, insb. eine fehlende Empathiefähigkeit aufweisen. Ihm seien bei seiner Arbeit als forensischer Psychologe und in der Arbeitspsychologie zwei Gruppen aufgefallen, in denen diese Persönlichkeitsstörung besonders gehäuft vertreten sind.

Zum einen die besagten Seriengewalttäter und zum anderen zahlreiche Personen im leitenden Management von Wirtschaftsunternehmen.

Während die eine Gruppe zu recht Besorgnis in der Bevölkerung hervorruft, ist die andere Gruppe, die ebenso empathielos und daher überdurchschnittlich risikobereit ist (Wer keine Empathie empfinden kann, der verschwendet auch keinen Gedanken an negative Folgen für Andere bei seinen Entscheidungen), gesellschaftlich akzeptiert und wird sogar für ihren Führungsstil als vorbildlich dargestellt.

Letztendlich ist es eine persönliche Sichtweise, welche Gruppierung insgesamt mehr Leid erzeugt. Das Fazit: Eine dissoziale oder antisoziale Persönlichkeitsstörung wird je nach Art des Auslebens unterschiedlich bewertet und ist nicht nur auf das plakative Klischee eines Herrn „Frühbiers“ beschränkt.

Mythbuster
13 Jahre zuvor

Hoerthoert… Die Empiriker haben wieder was rausgefunden. Ohne genaueres zu wissen ueber diese Studie, wuerde ich doch mal sehr stark vermuten, dass dieser Mann nicht mit mehr als 100 „Managern“ gesprochen hat. Wahrscheinlich sind da auch noch gezielt aus besonders „kalten“ Positionen und Branchen Leute ausgewaehlt worden, da es doch arg unwahrscheinlich ist, dass durch Zufall eine groessere Anzahl an Serienmoerdern und Topmanagern in diese Studie tappten. Unter Umstaenden koennte ich mir sogar vorstellen, dass er exakt diese beiden Zielgruppen vergleichen wollte und dann, wie das bei solch empirischem „Forschen“ des Oefteren der Fall ist, aus einigen Einzelfaellen, einer Idee und ein bisschen Statistik und erklaerendem Blabla eine These gezimmert wird. Wenn diese dann noch sehr griffig ist, faellt da garantiert der halbe Boulevard, grosse Teile der „Blogosphaere“ und die ueblichen Web 2.0-Medien/Portale drauf rein. Es waere ja auch fuer den Verfasser der Arbeit peinlich, wenn seine plakative These aus dem Titel der Arbeit nicht „bewiesen“ worden waere. Ueber die Art der Fragestellung oder gar kleine Spiele, wo man sein Sozialverhalten testen soll, kann man… Weiterlesen »

Mythbuster
13 Jahre zuvor

[zu wenig Platz]
Erwachsene Menschen um Betraege <5 Euro spielen zu lassen oder sie bei Brettspielen zu beobachten und daraus Schluesse fuer die Wirklichkeit und das Verhalten der Personen im Alltag zu schliessen, halte ich nur sehr begrenzt sinnvoll, da diese kuenstlichen Experimente viel zu gestellt sind, unter Umstaenden sogar so wenig subtil, dass man die Deutungsabsichten sogar schon erkennen kann.
Wenn solche Sachen von FALLanalytikern auftauchen gilt es zu Recht mit grosser Skepsis heranzutreten und nicht das verkuerzte und eindestillierte Geschreibe im Internet fuer voll zu nehmen.

Mythbuster
13 Jahre zuvor

[OK. Fehler lag in der Verwendung eines Kleiner-als-Zeichens]

[zu wenig Platz]
Erwachsene Menschen um Betraege kleiner 5 Euro spielen zu lassen oder sie bei Brettspielen zu beobachten und daraus Schluesse fuer die Wirklichkeit und das Verhalten der Personen im Alltag zu schliessen, halte ich nur sehr begrenzt sinnvoll, da diese kuenstlichen Experimente viel zu gestellt sind, unter Umstaenden sogar so wenig subtil, dass man die Deutungsabsichten sogar schon erkennen kann.
Wenn solche Sachen von FALLanalytikern auftauchen gilt es zu Recht mit grosser Skepsis heranzutreten und nicht das verkuerzte und eindestillierte Geschreibe im Internet fuer voll zu nehmen.




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