Geschichten

Frühbier, mal so

orgel

Ich kann ja nichts dafür, daß dieser Frühbier so ein Mensch war.
Es ist tatsächlich so, daß ich diesen Mann kannte und ihn für ein Unikum gehalten habe, ein Original wie es sie viele gibt. Er besetzte supergut die Rolle des faulen Tagediebes, der sich vor jeder ernsthaften Arbeit drückt und mit allerlei Geschichten aus der Nachbarschaft das Interesse seiner Mitmenschen auf sich zieht.

Ein harmloser Geselle, der ab und zu mal für die Tombola eines Sportvereins Sachen sammelte und gerne auch mal samstags im Trikot seines Lieblingsvereins durch unsere Straße lief.

Man kann Menschen nicht hinter die Stirn schauen und im Grunde ist da manchmal auch ganz gut so.
Auch kann man Leuten nicht ansehen, ob sie schon mal im Gefängnis waren. Selbst die üblichen Knasttätowierungen sind heute dafür kein verlässliches Merkmal mehr, das lassen sich in Unkenntnis der Zusammenhänge oder vielleicht sogar gerade deswegen auch völlig unbescholtene Leute machen.

Werbung

Man kann diese Geschichte nur so erzählen, wie ich es tue. Ich tue das in keinster Form reißerisch oder übertrieben, sondern eher, für das was da alles geschehen ist, nüchtern und sachlich. Es gibt keine ausmalenden Schilderungen der Taten, sondern nur die Nennung des Frevels und das ist meiner Meinung nach ausreichend.

Wer mehr Blut sehen will, der soll mal ein bißchen Tagesschau gucken gehen und wem das zu reißerisch ist, der muß es ja nicht lesen.
Aber es ist halt so gewesen.

Auch störte sich jemand daran, daß ich schrieb, ich verbürge mich dafür, daß sich alles vermutlich so zugetragen haben soll. Das meint, daß ich ja bei den Untaten des Herrn Frühbier nicht dabei gewesen bin, daß ich den Prozess nicht verfolgt habe und mich deshalb auf das verlassen muß, was mir die alte Frau und andere Personen erzählt haben. Ob sich da in diese Schilderungen Ausschmückungen, Erinnerungslücken oder Weglassungen eingeschlichen haben, ja das kann ich nicht wissen. Deshalb schreibe ich, daß sich alles vermutlich so zugetragen hat. Ich verbürge mich aber dafür, daß mir das alles so berichtet worden ist und das gleich von mehreren Leuten.

Immer noch schreibt das Leben die abenteuerlichsten Geschichten, leider auch die grausamsten.
Herr Frühbier ist noch für eine ganze Reihe von Fortsetzungen gut.


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

Keine Schlagwörter vorhanden

Geschichten

Die Geschichten von Peter Wilhelm sind Erzählungen und Kurzgeschichten aus dem Berufsleben eines Bestatters und den Erlebnissen eines Ehemannes und Vaters.

Die Geschichten haben meist einen wahren Kern, viele sind erzählerisch aufbereitete Tatsachenerzählungen.

Die Namen, Geschlechter und Berufe der erwähnten Personen sind stets verändert.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 19. August 2010 | Revision: 19. Juni 2012

Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle journalistische Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bittet das Bestatterweblog um Ihre Hilfe. Es fehlen in diesem Jahr noch etwa € 8.500,- um den Server, IT, Redaktion und um die anderen Kosten zu decken. Bitte beschenken Sie uns mit einer Spende, sonst müssen wir in Zukunft die meisten Artikel kostenpflichtig bereitstellen. Das wäre schade, auch weil das weitere unkreative Arbeiten erfordert, die wir zeitlich kaum stemmen wollen. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
24 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Mike
14 Jahre zuvor

Gut gekontert Tom,

hinter der Fassade tun sich manchmal Abgründe auf die so mancher Leser eben nicht sehen/lesen will.
Aber – so ist das reale Leben eben.
Gut und Böse, Schön und hässlich usw. alles ist da, NUR das was weh tut oder belästigt, das will man tunlichst ausblenden.

Gruß Mike

also
14 Jahre zuvor

Was und wie du berichtest finde ich durchaus sehr gut. Das man darüber schreiben sollte, steht für mich außer Frage. Es ist schade, wenn viele solche Geschichten unter den Tisch gekehrt werden.
Ich verstehen nur nicht warum du das über mehrere Tage verteilt schreibst. Das hat ja eigentlich nur den Sinn, die Leute zu fesseln und das passt in diesem Zusammenhang einfach nicht. Man muss Menschen in diesem Fall nicht zusätzlich neugierig machen. Das lesen die schon ganz von alleine…

Mike
14 Jahre zuvor

Also ich finde die Cliffhängerei aus folgenden Gründen gar nicht so schlecht.

1. bringt es Spannung auf – klar.
2. wird meiner Meinung nach, die Lesbarkeit von solche Geschichten, (die meist längerer Natur sind) verbessert.
3. bietet sich dadurch viel Platz für eigene Spekulationen wie es denn weiter geht. Die Auflösung was wirklich geschah kommt ja trotzdem immer.
4. Ich habe ganz einfach länger was davon 😉
5. würde mir mit Sicherheit noch mehr einfallen – aber das reicht.

Klaus
14 Jahre zuvor

MAch weiter so.
Es ist genau richtig wie du es machst!!!

Sonne
14 Jahre zuvor

Da schließe ich mich dem Mike (3) doch glatt an ! Finde ich auch gut in dieser Form, auch wenn ich nach rascher Fortsetzung brülle ^^
Wie auch immer Tom das handhabt, es ist seine Sache, nicht wahr ?!

Anja
14 Jahre zuvor

Also ich finde deinen Stil beim Erzählen nicht reißerisch und kann auch irgendwie keine typischen BILD-Elemente finden. Mag daran liegen, dass ich so ein Käseblatt nicht lese und mir die Finessen daher unbekannt sind. Nur eben dieses Rauszögern mit „haha, lustig, Popcorn, ich geh dann mal mit dem Hund, haha“ um dann mit so etwas Üblem „rauszurücken“, das wirkt irgendwie deplatziert. In der Art Frühbier I und dann eine Ankündigung, dass in unregelmäßiger Folge Geschichten folgen werden oder so. Also nicht so direkt als Cliffhanger wo die ganze Meute sabbernd auf Fortsetzung wartet und alle halbe Minute die Seite aktualisiert so ungefähr. Ich hoffe man versteht, was ich meine^^ @ 1, Mike Das hat mich ausklammern nichts zu tun, aber die Meute neugierig machen, sich anschauen, wie sehr sie sich auf Fortsetzung freut, sich daran „ergötzen“(Popcorn ist alle, wartet mal noch Stunde, haha) und dann mal eben so eine Geschichte „der bösen Seite“ raushauen, das passt einfach nicht so wirklich zusammen. Es geht mehr um die Art und Weise, als um das Gut oder Böse… Weiterlesen »

So What?
14 Jahre zuvor

Ich mag Geschichten über Tod und Verderben nicht! Und deswegen bin ich auch regelmäßiger Leser des Blogs eines Bestatters! Und es wäre ja noch schöner wenn er seine Geschichten so schreibt wie er will! Schließlich bekommt er ja nichts dafür!!
Ja klar 😉
>.<

Christina
14 Jahre zuvor

Wenn ich das Verhalten eines Menschen ab und zu überhaupt nicht nachvollziehen kann, würde ich manchmal doch ganz gerne hinter die Stirn gucken können. Einfach, um zu verstehen …

Kirstin
14 Jahre zuvor

Mein ehemaliger Arbeitgeber ist so ein Frühbier. Ich glaube der wird bundesweit Schlagzeilen machen aufgrund seiner einzigartigkeit.

Malki
14 Jahre zuvor

Ich frag mich ja viel eher was hier im Moment so los ist? Haben die Nörgler Freigang oder ist einigen Leuten einfach nur langweilig?

🙂 Mach weiter so TOM, du machst das super!

Se7en
14 Jahre zuvor

@ 8, Christina

Davon kann ich nur abraten. Hinter manch einer Stirn dürfte es ein ziemlich tiefes Loch geben, in das hineinzufallen die Tatsache des Verstehens nicht wert ist 😀

Menschen sind bösartige Kreaturen die sich nur dahingehend von anderen Tieren unterscheiden, dass sie entscheiden können ob sie es ausleben oder eben nicht.

Meine 2 Pfennige 😉

So What?
14 Jahre zuvor

– Der Mann aus Nummer 4, der regelmäßig über seine Tochter herfällt wenn Muttern beim Kegeln ist.
– Der freundliche Opa Heinrich, der als „wilde Sau“ gut gelittener Zechkumpan bei der Waffen SS war.
– Frau Langedrück welche unbemerkt die pflegebedürftige Oma mittels Daunenkissen des irdischen Seins enthoben hat.
– Frau Knüppelfest, die diesen Schritt bei dem eigenen Opa noch nicht gewagt hat, diesem aber handfest die Meinung sagt wenn er sich einmal eingekotet hat.
– Herr Hasenfuß, der vor vier Jahren die Radfahrerin im Graben liegen ließ nachdem er sie, so genau weiß er das nicht mehr, mit etwa hundert Sachen seitlich erfasst hat. (Sein Bruder hat die Spuren in seiner Werkstatt noch die Nacht beseitigt)
– Frau Münchhausen, welche mit den vielen Krankheiten ihrer Tochter wirklich geschlagen ist und die resultierende Aufmerksamkeit sichtlich genießt, deren hoher Arsenverbrauch allerdings nur durch anonyme Einkäufe in großen Städten kaschiert werden kann.

Die alle trifft und grüßt man Sonntags morgends freundlich beim Bäcker.

Homo homini lupus

Big Al
14 Jahre zuvor

@ So What?
Klasse.
Wahrscheinlich hat hier auch jeder so seine „dunkle Seite“, und damit meine ich jetzt nicht das Lesen des „Bestatterweblogs“.
Wenn das schon ein Anzeichen für einen Riß in der Schüssel wäre, dann würde es ja massenhaft bekloppte Leser oder Schizophrene hier geben…
So, ich gehe mal wieder den Nachbarn ärgern…und der dauerkläffende Hund von gegenüber kriegt jetzt auch sein Leckerli (Fleischwurst und Strychninflasche auspack).
(Vorsicht, dieser Kommentar enthält Ironie und Übertreibung.)
B. A.

So What?
14 Jahre zuvor

Der „Riss in der Schüssel“ als Prädikat zivilisatorischer Abseitigkeit dürfte der Normalzustand sein.
Nicht umsonst prüft man sich, beim Gewahrwerden eines Tabubruchs, umgehend heimlich selbst.
Man fragt sich laut „Wie kann man nur!?“… und insgeheim hat man sich die Antwort bereits selbst gegeben.

Big Al
14 Jahre zuvor

@ So What?.
Du meinst das man den Wahnsinn namens „Zivilisation“ nur im leichten Wahn ertragen kann?
Angeblich sind die Grenzen zwischen dem was als „Normal“ und „Verrückt“ empfunden wird sowieso sehr, sagen wir mal, flexibel.
Außerdem sind wir alle durch Erziehung und Vorbilder indoktriniert und zum reibungslosen Funktionieren in unserer gesellschaftlichen Umgebung hingebogen worden…
Angeblich ist die sogenannte „Zivilisation“ eh nur eine sehr dünne Tünche unter der das Raubtier Mensch lauert.
Das „Ausrasten“ mancher Personen in meiner Umgebung hat mich in den wenigsten Fällen erstaunt, wenn man beobachtet wie menschenverachtend der Umgang miteinander geworden ist (egal ob privat oder geschäftlich), irgendwann ist bei jedem eine gewisse Grenze überschritten. Nur erkennen die wenigsten Menschen ihre eigene Grenze und lassen sich immer mehr aufladen…da habe ich mich jetzt auch teilweise ausgeklinkt aus dem Hamsterrad, basta.
Lieber habe ich im Moment weniger Geld und mehr Zeit als mich kaputt machen zu lassen.
B. A.

14 Jahre zuvor

Ich häng im Hamsterrad drin, aber irgendeiner schmeißt da immer nen Knüppel rein – auch nicht so prickelnd. 😉

Die zivilisatorische Tünche IST dünn. Aber wenn cih dazu jetzt was tippsel komm ich wieder ins Quasseln *g*

So What?
14 Jahre zuvor

Nein Al, das hast Du nicht komplett verstanden: Die Zivilisation ist ein Korsett aus Normen in dem sich der freie Wille des Menschen ohne sanktionslos bewegen darf. Allerdings gibt es diese Normen nur deshalb weil ein signifikanter Anteil der Menschen etwas tut was einem signifikanteren Anteil missfällt. Da es aber IMMER eine Mehrheit geben wird ist die Tendenz des zivilisatorischen Korsetts immer enger zu werden und somit eine immer größtere Gruppe der Menschen quasi außerhalb der Zivilisation zu stellen. Die Menschen entwickleln sich also nicht mit fortschreitender Zivilisation, nur die Regeln werden schlicht enger. Beispiel: Kindsmord War im mittelalterlichen Europa das „Entsorgen“ eines Kindes, insbesondere wenn es unehelich, oder missgebildet war, sanktionslos praktikabel, steht es heute unter Strafe und wird auch ethisch nicht geduldet. Dies liegt aber nicht daran dass wir bessere Menschen geworden wären sondern wir haben schlicht weniger Kinder, die wenigen Kinder beanspruchen größere Rescourcen und vor allem die Kindersterblichkeit ist heute geringer. Unsere UrUrgroßmütter haben die Namen, Geburts- und ggf Todesdaten ihrer Kinder in ihrer Bibel festgehalten um einen Überblick zu behalten,… Weiterlesen »

Big Al
14 Jahre zuvor

@ So What?
Das mit den Normen und der „Moral“ welche sich „zeitgemäß“ verändern ist mir auch bekannt.
„Demokratur“ im weitesten Sinne halt.
Würde ich jetzt in meiner Situation sagen: „Ich habe keinen Bock mehr auf Arbeit und lehne mich in der sog. „sozialen Hängematte“ zurück“ würden alle mit dem Finger auf mich „faulen Sack“ zeigen.
Also habe ich mich selbständig gemacht und arbeite nur noch das nötigste. War und ist besser für meine Nerven und die Familie.
Entspricht halt nicht den Normen. Und es ist außerdem „unmoralisch“ auch noch mit weniger auszukommen 😉
Aber ich muß nicht mehr den Schwanz einziehen und jeden Dreck machen den mir ein mißgünstig gestimmter Chef meint aufdrücken zu müssen sondern kann sagen: „Ohne mich.“ Gibt halt weniger Geld, aber jeder sollte für sich abwägen was wichtig ist: Gesundheit im weitesten Sinne oder Geld.
Und wenn man, wie ich, das kalte Händchen von Gevatter Tod schon auf der Schulter spürte sind einem gewisse „Normen“ dann auch herzlich egal.
B. A., ist momentan lieber etwas „abseitig“

So What?
14 Jahre zuvor

Siehst Du, Al, und für ein bischen abseitig hat sich der junge Frühbier eben auch gehalten – und das Nachbarsmädchen geschändet.
Alles eine Frage der gelebten Wert-Kategorien.
Du würdest sogar schärfere Blicke ernten wenn Du in deinem Hinterhof Autoreifen verbrennst als wenn Du als arbeitsfähiger Mann Sozialhilfe beantragst.
Alles eine Frage des Zeitgeists;)
(und der milieuabhängigen Werte)

Und daher gehe ich mal davon aus dass die alte Frau Frühbier am Charakter ihres Sohnes nicht ganz unbeteiligt ist.

14 Jahre zuvor

Vielleicht ist das der Clou: Im nächsten Teil erzählt Frau Frühbier junior, was für eine Hexe die Frau Frühbier senior war! 😉

Big Al
14 Jahre zuvor

@ So What?
Autoreifen verbrennen, das ist doch nicht „bio“ oder „öko“.
Da hast du recht, damit würde ich doch als totale Umweltsau dastehen!
Und abseitig bin ich nur was das allgemeine „Schaffeschaffedannbistewas“ betrifft.
Höherweiterschnellerteurerbessergrößer, das will ich für mich nicht mehr.
Wenn andere dies alles für sich als gut erachten, ok.
Ich brauche es nicht.
B. A.

Schwarzmaler
14 Jahre zuvor

Die Leute sind halt überrascht, wenn bei der Cliffhängerei, der Frotzelei und den meist harmlos pointierten Geschichten mal kurz das Grauen durchschaut. Kann ich verstehen. Kritisieren würde ich es nicht, das macht die Bandbreite aus.

hajo
14 Jahre zuvor

oh Tom, da Du mich – anonymisiert – schiltst: meine Bemerkung war doch nicht böse gemeint, mich hat nur Deine Formulierung amüsiert 🙂
war halt so was wie „ein bisschen schwanger“ oder, von mir aus auch „etwas tot“
Friede?
Gruß
Hajo

simop
14 Jahre zuvor

@Big Al:

Irgendwie erkenne ich mich bei deinem Beitrag wieder: Karriere, 14Std. am Tag – mehr für’s Prestige als für alles andere (und nein, ich _glaubte_ wirklich, dass es das ist, was ich will!), Stress und kein Privatleben. Bis – ja bis (wie hast Du das geschrieben?) auch bei mir das kalte Händchen auf die Schulter klopfte.
Na ja, jetzt habe ich einen Job mit weniger Geld – der stressfreier ist, mir aber trotzdem einen riesigen Spaß macht. Und damit, dass die Wegstreiter von „damals“ mich für bekloppt halten, dass ich die tolle Karriere aufgegeben habe, kann ich gut leben. 🙂
Da es einem etwas jüngerem Bekannten genauso geht (von 200% Last auf 90% – zumindest beruflich), denke ich, dass das teilweise auch mit internen Reifungsprozessen zu tun hat. 🙂

Nicht mal mehr ein Monat bis zum Blogtreffen! \o/




Rechtliches


24
0
Was sind Deine Gedanken dazu? Kommentiere bittex