Sämtliche Friedhofsgärtnereien in der Umgebung melden den absoluten Ausverkauf von Graberde.
Graberde ist eine besonders tiefschwarze Erde, die die Leute auf Gräbern verteilen und dient mehr der Verbesserung des optischen Eindrucks, als der Bodenverbesserung. Für gewöhnlich wird diese Graberde in kleinen Gebinden verkauft, damit die potentielle Kundschaft, die ja durchweg etwas älter ist, die Beutel auch tragen kann.
Geht vielleicht auf einmal das Gerücht um, im Zuge der Weltwirtschaftskrise könne es ab morgen zu Engpässen bei den internationalen Graberderessourcen kommen? Kaufen deshalb ganze Heerscharen von grabpflegenden Rentnern diese Beutel? Oder was veranlasst sie zu diesen Hamsterkäufen?
Die Gärtner sind ratlos.
Erst als zwei der Gärtner miteinander telefonieren, kommt man hinter das Geheimnis.
Es stellt sich nämlich heraus, daß im Wesentlichen ein einziger Mann unterwegs war und offenbar an die hundertzwanzig Beutel Graberde bei den drei in Frage kommenden Gärtnern aufgekauft hat.
Eine nähere Untersuchung wird eingeleitet und die beiden Gärtner beschließen, besonderes Fingerspitzengefühl einzusetzen, um investigativ herauszufinden, was es mit diesem Kaufgebaren auf sich hat.
Tatsächlich läuft das so ab: Als der Mann wieder einen der beiden Läden betrifft, ruft die Gärtnersfrau (vollkommen investigativ): „Hey, Sie da! Warum kaufen Sie die ganze Erde?“
Der Mann wollte die Flucht ergreifen, doch ein weitere, etwas lauteres „Hey!“ der Gärtnersfrau stoppte seinen Fluchtversuch.
Alsdann gab er zu Protokoll, daß er einen Kleingarten besitze und seit Jahren mit seinem Gartennachbarn im Wettstreit liege. Nun habe er sich einen Thermokomposter gekauft, dem aber sein Gartennachbar jegliche Wirksamkeit abspricht. Richtige Humuserde bekomme man nur mit einem richtigen Komposthaufen und niemals mit einem solchen Plastikkasten.
Das stimme doch gar nicht, hat unser Erdenkäufer gesagt, das gehe sogar noch viel schneller, nach nur sechs Wochen habe man die feinste krümelige Gartenerde.
Da es sich aber herausgestellt habe, daß das nun doch nicht ganz so schnell geht, hat er vorletze Nacht mit seiner Schubkarre die Füllung des Thermokomposters entfernt und diesen nun mit feiner schwarzer Graberde aufgefüllt, um seinem Nachbarn vorzumachen, der Plastikkasten habe eine ganz besonders enorme Wirkung.
Ist doch schön, wenn Kinder spielen, oder?
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: erde, geheimnis, schwarze
GENIAL!!!!einself
Kleingärtner unter sich…..bin selber einer.
Och nööö…nicht wirklich! Jetzt stelle ich mir meinen armen Großvater in dieser Situation vor. Ein ganz schönes Schlitzohr, der gute Mann.
Also prinzipiell kenne ich aber auch das Gerücht, dass die Erde auf dem Friedhof eben irgendwie „besser“ sei, da würde immer alles so „schön“ werden. Mag vielleicht einfach nur an der Gesamtsituation in Verbindung mit der Örtlichkeit liegen?
Kannst Du nicht die adresse des erdenkäufers an Nasebeiss-Lustig weitergeben?
Könnte einen niedlichen Spielkreis geben.
Ich hätte hier noch etwas Rothe Erde anzubieten, kann er sich gerne abholen 🙂
Da hat der gute Mann sich diese Sache aber doch was kosten lassen! 120 Kleinportionen Erde klingt nicht grad nach einem Schnäppchen!
Aber nun ja, wenn es um einen so ernsten Wettstreit geht, kann man das natürlich nachvollziehen 😉
@1 Schwarze Erde, auch bekannt als Schwarzerde (welch Einfallsreichtum 😀 ) ist im Regelfall besonders fruchtbar. Inwiefern das auf Graberde zutrifft, weiss ich allerdings nicht.
Aber ist doch immerwieder schön zu sehen, welche Stilblüten ein kleiner, feiner Konkurrenzkampf unter Nachbarn mit sich bringt
*an den Kopf fass* Dass manche Leute einen derartigen Aufwand betreiben, nur um „besser“ zu sein als der Nachbar, werde ich wohl nie verstehen… Wieviel hat der eigentlich so ungefähr dafür ausgegeben?
Wow, das nenn ich kreativ!!!
Soweit mir bekannt ist, wird der Graberde Kohlenstaub beigemischt, damit sie schön „würdig“ aussieht. Mir der fruchtbaren Schwarzerde hat das eher nix zu tun.
Aber hier ging es ja auch eher um was anderes… *grins*
LG Emz
Wow. Welche Kräuter baut der Kleingärtner an ? Egal ob er diese raucht , isst oder schnupft , es ist eindeutig zuviel / zuwenig oder das falsche Kraut…..:-) Lechthaler
Über das Wort „Graberderessourcen“ hab ich jetzt geschlagende 10 Sekunden nachgrübeln müssen, und ich wette, einen Nicht-Deutschsprachler könnte man damit glatt zur Verzweiflung treiben.
Sollte einer der beiden Wettstreiter über diesen Disput einen tödlichen Herzinfarkt erleiden, dann braucht er sich u.A. um die Graberderessourcen keine Sorgen mehr zu machen.
@Nina: Du sprichst von Österreichern, ja?
*g* intressant wie weit so ein Wettstreit gehen kann.
Und wo schafft er die 120 leeren Plastiksäcke hin? Wie peinlich wenn der Wettpartner das irgendwie erfährt, das der alte Knopp von Gartennachbarn ihn betrogen hat. tststs
Mir fällt dazu nur das Buch von Wladimir Kaminer ein:“Mein Leben im Schrebergarten“ zu köstlich.
in Anbetracht der Tatsache dass der grösste Unterschied zur normalen Gartenerde der Preis ist ein teures Hobby…
🙂
Das hätte er einfacher haben können – wenn man eine Espressomaschine und eine Bodum Kaffeepresse besitzt, und ganz ganz viel Kaffeetrester in den Kompost haut, bekommt man herrliche schwarze Erde.
Aber zu köstlich, diese Geschichte! 😉
Hach, das wäre ja direkt eine Geschichte für mein Kuriositätenkabinett. 😀
Graberde besteht i.d.R. überwiegend aus Schwarztorf (manche Marken sogar zu 100%), der seinen Namen (wer hätte das gedacht?) seiner Farbe zu verdanken hat. Die entsteht durch Huminsäuren, die natürlicherweise in hoher Konzentration in diesen Torfen vorhanden sind.
Diese Erden haben durchaus eine bodenverbessernde Wirkung. Das ist aber ein teures Vergnügen, – und ich fürchte der Schwindel fliegt eh auf, weil der Nachbar sich offenbar mit Kompost auskennt und wahrscheinlich Graberde von echtem Kompost unterscheiden kann.
Ich wäre gern Mäuschen, wenn der Wettstreit in die nächste Runde geht. 😀
@6: Schwarze Erde = Schwarzerde? Nö, so stimmt das nicht. Schwarzerde ist ein Begriff aus der Bodenkunde und bezeichnet eine bestimmte Abfolge von Schichten. Die oberste Schicht ist dabei durchaus schwarz, aber wenn man die entfernt und woanders hinkippt, hat man dort keine Schwarzerde, sondern eine künstliche Aufschüttung. Garten- und sicher auch Graberde besteht zu großen Teilen aus Torf, und der ist in Schwarzerde nicht vorhanden.
Es gibt da ja gerade diesen Briten, der Gemüse-Gräber anbieten möchte. Siehe hier:
http://oeko-denken.de/archives/30-Ich-wuensche-ein-ertragreiches-Grab.html
Eigentlich wollte ich nur rausfinden, ob er damit der Erste ist. Im Internet findet sich in der Tat wenig zum Thema. In manchen Foren wird allerdings behauptet, dass die Erde auf dem Grab völlig verseucht und deshalb auch Sondermüll sei. Ist diese Behauptung verseuchter Sondermüll oder ist da was dran?
Lo