Kriminalhauptkommissar Klaus Petermann stand am Kaffeeautomaten und ärgerte sich darüber, daß die braune Brühe, die man dort als Kaffee verkaufte, zur Hälfte neben den Becher lief. Er hatte selbst keine Erklärung dafür, aber es ist ja manchmal so, daß Gedanken im Kopf herumgaloppieren und scheinbar Purzelbäume schlagen. Gar nicht Zusammengehörendes tanzt da manchmal im Unbewußten Samba und feiert Kirchweih.
Auf jeden Fall, zuckte ein Gedanke zwischen den anderen ein winziges bißchen hervor, während er auf die letzten Tropfen Kaffee blickte, die neben den Becher tropften, und dieser Gedanke war für Petermann nicht konkret faßbar. Was war das? Moment, das war doch eben ein Gedankenblitz gewesen, die Lösung zu irgendetwas, was er sich nicht vor sein geistiges Auge rufen konnte.
Vergleichen… Irgendetwas mit einem Vergleich. Mordfall Salzner.
Was hatte er da noch gelesen?
Hoffentlich war der Gedanke nicht ganz weg, bis er wieder im Büro war.
Petermann schnippte sich eine Marlboro aus der zerknitterten Packung und steckte sich die Zigarette gedankenverloren an.
Die Akte Salzner hatte er aufgeschlagen und blätterte in gewisser Weise ziellos darin herum. Er las alle Seiten quer, in der Hoffnung, jenes Gedankenfragment könne wieder mit Energie versorgt und wiederbelebt werden.
Ja! Da stand doch was!
Am Tatort waren Blutspuren vorhanden gewesen, jede Menge Blutspuren. Davon hatte man Proben genommen und sie mit dem Blut der Frau verglichen. Das meiste Blut, und das verwunderte nicht, stammte von der Frau. Aber es hatte weitere Blutspuren gegeben, die niemandem zuzuordnen waren. Petermann schnaubte und grinste. Mit einem leichten Kopfschütteln verfluchte er seine Kollegen, die diese wichtige Spur gar nicht weiter verfolgt hatten. „Klar, die hatten ja den Ehemann, wie hieß der noch? Ach ja, Günther Salzner, den hatten sie auf dem Kieker, und da passen solche Spuren nicht ins Konzept, ist ja klar…“ murmelte er vor sich hin, nippte am Becher mit dem Automatenkaffee, verzog angewidert sein Gesicht und warf den Becher mitsamt Inhalt in den Papierkorb.
„Klaus, du bist ne faule Socke“, schimpfte er mit sich selbst und stand auf. Im Regal stand nämlich seine Kaffeemaschine vom Typ Moccamaster, auf die er schwor. Er war nur zu bequem gewesen, sich damit Kaffee aufzubrühen.
Während der Beamte Wasser vom Waschbecken holte, den Filter aus dem Schrank nahm und Kaffeemehl einfüllte, ging er immer wieder am Schreibtisch vorbei und las weiter in der Akte.
Leise blubbernd schlabberte sich das heiße Wasser über das Kaffeemehl und bald schon lag der Duft von frischem Kaffee in der Luft.
Doch dieser Kaffee würde ungetrunken bleiben…
Blutspuren…
Wo war denn das mit den Blutspuren? Da waren doch noch irgendwo Blutspuren!
Ja sicher, hier, hier in der Akte. Weiter hinten. Bei den Ergebnissen von der Hausdurchsuchung der Villa Kunterbunt.
In Windeseile hatte Petermann sich seine unvermeidbare Lederjacke gegriffen und das Büro verlassen.
Zwanzig Minuten später hielt er einen Plastikbeutel in den Händen. „Asservat 34 Strich 15 A“, murmelte der Kollege in der Asservatenkammer, als er die Nummer in ein Formular eintrug. „Los, hier noch unterschreiben!“
Ein Handtuch befand sich in dem Beutel, ein kleines Gästehandtuch von 40 x 30 Zentimetern Größe. 100 % Baumwolle, gelb mit hellgrünem Mäandermuster und gekettelter Kante.
Ein rostbrauner Fleck von vielleicht 5 Zentimetern Durchmesser, der damals als Blut bezeichnet worden war, sah mittlerweile mehr aus wie Dreck von einem alten rostigen Rohr.
Dieses Handtuch hatten die Beamten seinerzeit in dem Zimmer gefunden, in dem die später verstorbene Frau Salzner von ihrem Mann mit ihrem Liebhaber überrascht worden war.
„Ich muß wissen, wessen Blut das ist“, sagte der Kriminalhauptkommissar, als er den Beutel einer Kollegin bei der KTU übergab.
Die scannte die Nummer ab, nickt nur und legte den Beutel in eine blaue Plastikwanne, die sie zuunterst unter vier andere Wannen gleicher Art schob.
„Nee, nee, Fräulein, nicht erst morgen, sondern gestern!“ kommandierte Petermann grinsend und zog die Wanne wieder hervor und stellte sie direkt vor der Frau wieder ab. „Ich habe da so eine Idee und ich brauche irgendein Ergebnis, bevor diese Idee wieder aus meinem Kopf ist.“
Und diese Idee wurde am Nachmittag des gleichen Tages konkreter, ja sie sollte zur Lösung dieses Falles führen.
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Ohne daß das Ehepaar Birnbaumer davon etwas mitbekommen hatte, waren die Bilder von den unbekleideten Mädchen bei drei Zeitungen gelandet.
Dort konnte man sich in einer Redaktion gar keinen Reim darauf machen und hielt das für eine böswillige Attacke von jemandem, der ihnen einen Streich spielen wollte. „Gleich löschen, den Mist!“ hatte der Redakteur befohlen und so kam es, daß die größte Zeitung der Region gar nicht auf die Geschichte aufmerksam wurde.
Die beiden anderen Zeitungen jedoch zählten ein und zwei zusammen und setzten die Mail von Luitgard Birnbaumer-Nüsselschweif in den richtigen Bezug zu den Fotos.
Reporter Max Zimmerling witterte eine Sensation, doch sein Chefredakteur winkte ihn zurück. „Diese Frau hat viel für die Stadt getan. Es kann sich da nur um ein Mißverständnis handeln, vielleicht will jemand sie bewußt in Mißkredit bringen. Ungeprüft bringen wir da gar nichts und vorverurteilt wird bei uns auch nicht. Recherchieren Sie gründlich!“
Bei der anderen Zeitung nahm sich eine Redakteurin der Geschichte an und griff sofort zum Telefonhörer: „Luitgard, stell Dir vor…“
Frau Birnbaumer-Nüsselschweif schäumte vor Wut, als sie in den Keller runter rannte, wo ihr Mann die letzten Reste des so genannten Refugiums beseitigte und gerade dabei war, ein neu aufgebautes Regal mit Obstkonserven zu bestücken.
„Du Wirsch, Du elender Trottel, Du Simpel, Rindviech! Weiß Du, was Du gemacht hast?“ brüllte sie und begann, ihren Mann mit Konservendosen zu bewerfen.
„Du – hast – die Bilder – von den Muschen – an die Zeitung – geschickt!“ schrie die Dicke und im Takt ihrer Worte warf sie Konservendosen nach ihrem Mann, der sich, den Kopf mit den Armen schützend, in die Ecke des Kellers kauerte und vor sich hin wimmerte.
Aus einer Platzwunde am Kopf sickerte Blut auf sein Hemd.
Eine Dose rollte direkt vor seine Füße, er ergriff sie und warf sie halbherzig und ohne große Kraft in Richtung seiner Frau. Die wurde von der Dose direkt an der Stirn, sozusagen zwischen den Augen, getroffen und sank im selben Moment, die Augen verdrehend, zu Boden.
Nein, man muß es richtig erzählen, so wie es die Gemüsefrau später erzählt hat, die Birnbaumer-Nüsselschweif ist „wie ein mit dem Bolzenschußgerät erlegtes Schwein auf ihren fetten Arsch gekracht“.
Eine knappe Stunde später saßen Frau Birnbaumer-Nüsselschweif und ihr Mann in der Notaufnahme des Stadtkrankenhauses. Ein Regal mit Konservendosen sei umgefallen und habe sie beide so verletzt, gaben sie an.
Herr Birnbaumer bekam mehrere kleine Pflaster, die die Platzwunde zusammenhielten und seiner fetten Frau mußte die breite Nase geschient werden, die er ihr, besser hätte man nicht treffen können, mit dem Dosenwurf gebrochen hatte.
„Warte nur, Bürschchen, bis wir nach Hause kommen“, drohte ihm seine Frau, als sie sich in einem Spiegel im Krankenhaus betrachtete.
Doch zu Hause erwartete die beiden ganz etwas anderes.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: Antonia, Büser, Sandy
ja ja ja weiter jetzt nicht aufhören lass uns schnell mitbekommen wie diese beiden mal ordentlich aus dem Verkehr gezogen werden
Woher Tom die ganzen Geschichten von Günter kennt, ist nun klar – aber woher kommen die ganzen Einblicke in das Leben der Birnbaumer-Nüsselschweifs?
so wie sich die Dame immer wichtig macht, ist die bestimmt lesbar wie ne aufgeschlagene Zeitung….
Hahahaaaah. Als Leser von Dreibeinblog und Bestatterweblog. Der ganze Günther nur für den Moccamaster?