Menschen

Gut, dass der geholt wird

„Gut, dass der geholt wird!“ Das war die Aussage der Witwe, als wir heute Nachmittag einen Verstorbenen abgeholt haben. Ich dachte mir, dass die vielleicht froh war, den Verstorbenen aus der Wohnung zu haben, wegen der Angst vor dem „Leichengift“ oder wegen des Geruchs.

Dann kam es im Beratungsgespräch aber zu weiteren Aufhellungen. Man wollte einen ganz einfachen Sarg, keinen Aufwand, alles schlicht und vor allem schnell. Einäscherung, Urne, anonyme Beisetzung, fertig.

Es stellte sich heraus, daß die ganze Familie, allen voran die Ehefrau, heilfroh war, daß dieser Mann endlich gegangen war. Seit 40 Jahren hat er wohl die ganze Familien drangsaliert und mit seinem bösartigen Charakter gequält. Schläge und Drohungen scheinen da an der Tagesordnung gewesen zu sein.

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Auch jetzt als er krank zu Hause lag, muss er böse und unerträglich gewesen sein. Ganze vier Mal hat man den Pflegedienst wechseln müssen, weil sich das Pflegepersonal geweigert hat, unter diesen Umständen weiterzuarbeiten.

Eine der Töchter erzählte mir, sie habe mit 16 zu einem Schneider in die Lehre gehen müssen und sei dann vom Vater in die Kleiderfabrik gesteckt geprügelt worden, obwohl sie das gar nicht wollte. So sei er mit allen Kindern umgesprungen und alle hätten im Laufe der Zeit nur einen unbändigen Hass auf diesen Mann gehabt.

„Wissen Sie, als der die Augen zugemacht hat, hab‘ ich gedacht: Endlich!“

Ich muss das jetzt erst mal verdauen, was die mir alles über den Mann erzählt haben; aber eine anständige Behandlung bekommt er doch.

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Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#dass #geholt #wird

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(©si)