„Jetzt sagen Sie schon, hat Hanna den Bruder wegen 80 Pfennig verdammt?“
Herr Tekopen seufzt schwer, atmet hörbar, schüttelt immer noch langsam den Kopf und sagt dann:
„Ich weiß nicht mehr ob es ’48 oder ’49 war, seitdem haben wir alle keinen Kontakt mehr zu meinem Bruder. Und ich weiß, daß er eine schwere Zeit hatte. Niemand von den Geschwistern hat auch nur ein einziges Wort mehr mit ihm gewechselt, er wurde zu keiner Beerdigung, zu keinem Fest, zu gar nichts eingeladen.
Der hat dann einfach irgendwann für keinen von uns mehr existiert. Aus den Augen, aus dem Sinn. Wir hatten doch alle mit uns und unseren Familien selbst genug zu tun.“
„Ja, und wie war das damals. Ihre Schwester hat ihm das mit den 80 Pfennigen nicht verziehen und ihn dann rausgeworfen?“
„Ferdi hat bei Feddermann angerufen. Feddermann hatte das Milchgeschäft bei uns in der Straße und war der Einzige der ein Telefon hatte. Die haben mich dann geholt und ich habe mit Ferdi gesprochen. Er wollte, daß ich ihn aufnehme und da abhole. Aber das war’n ja andere Zeiten. Da konnte man sich nicht einfach mal so eben ins Auto setzen und jemanden wo abholen.
Ich mußte bei einem anderen Nachbarn fragen, ob der uns mit seinem Auto fährt. So einfach war das nämlich nicht, wer hatte denn schon ein Auto? Der Nachbar hat aber einen Austin gehabt, weil der für die Tommis gearbeitet hat, verstehen Sie?“
Ich nicke und bekomme es immer noch nicht in den Kopf, daß Hanna ihren Bruder wegen nur 80 Pfennig davongejagt haben soll.
Immerhin hatte der Bruder ihr doch jahrelang geholfen, unglaublich sowas.
Herr Tekopen schaut mich an, ich sehe, daß sein Blick lauert, doch auf was lauert er?
„Sie glauben mir nicht, stimmt’s?“ fragt er.
„Doch, natürlich glaube ich Ihnen, aber ich muß gestehen, daß ich es mir nicht vorstellen kann, daß so ein läppischer Betrag für soviel Ärger gesorgt haben soll.“
„So war’s aber“, betont Herr Tekopen etwas störrisch und fährt fort: „Wir fuhren dann nach D., das war gar nicht so einfach damals und dauerte auch ziemlich lange. Als wir dann ankamen, saß Ferdi auf zwei gepackten Pappkoffern vorne am Tor. Er muß da schon Stunden auf uns gewartet haben. Keine Verabschiedung von Hanna, im Haus brannte kein Licht, ich habe sie dann auch nicht gestört, Ferdi eingeladen und dann sind wir wieder ab.
Ferdi hat die ganze Fahrt über nichts gesagt, kein einziges Wort. Ich habe ihn gefragt, was denn vorgefallen ist, doch er hat nur stumm und verbittert aus dem Fenster geschaut. Dafür hat mein Nachbar die ganze Zeit erzählt, war vielleicht auch gut so.
Im Ruhrgebiet ist Ferdi dann schnell untergekommen, die suchten Arbeiter. Ja und dann haben wir nie wieder etwas voneinander gehört.“
„Herr Tekopen! Es geht mich ja alles im Grunde nichts an, aber das können Sie mir doch nicht erzählen. Da fehlt doch ein gewaltiges Stück an dieser Geschichte. Was hat Ihnen Hanna erzählt, wie hat sich Ferdi dazu geäußert? Ich meine, man schießt doch seinen Bruder nicht in den Wind… wegen 80 Pfennig! Selbst wenn Hanna so war, weshalb haben Sie denn dann keinen Kontakt mehr zu Ferdi gehabt?“
Tekopen schlägt wieder die Hände vor sein Gesicht, dieses Mal weint er wieder bitterlich.
Ich lasse ihn ein paar Minuten alleine, hole eine Kanne Kaffee rein und setze mich wieder. Er hat sich in der Zwischenzeit kaum beruhigt und sagt: „Ich war es! Ich bin Schuld an allem! Ferdi hat gar nichts verbrochen.“
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: ferdi, hanna, Lektorin A
Jetzt wirds spannend.
Och ne, jetzt hab ich mich schon durch die ganzen „Service Temporary Unavailable“ Fenster geklickt und bin endlich zu dem Artikel gekommen – und schon wieder ein CH? =(
Du bist soooo fies!
Hört, hört !