„Ich hätt‘ gern um die Urne meiner Frau noch so einen Blumenkranz“, sagte der Witwer heute Morgen zu mir.
„Kein Problem, sollen wir die gleichen Blumen nehmen wie für den Kranz?“
„Ja, das ist ’ne gute Idee.“
„Das käme dann auf 40 Euro.“
„Ja, ist in Ordnung so, Hauptsache es kost‘ nix.“
„Das kostet schon was.“
„Wieviel denn?“
„40 Euro.“
„Das is‘ aber teuer.“
„Das sind die Preise vom Gärtner.“
„Nee, dann will ich das nicht, das ist mir zuviel.“
„Gut, dann lassen wir den Urnenschmuck weg.“
„Nee, wegen dem ruf‘ ich ja an, der muß unbedingt sein.“
„Also sollen wir den großen Kranz weglassen?“
„Nee, da kommt ja die Schleife dran.“
„Sie wollen also doch einen Kranz mit Schleife und einen Urnenschmuck?“
„Sag‘ ich doch! Endlich begreifen Sie, was ich will.“
„Alles klar, also einen Kranz und einen Urnenschmuck.“
„Falsch, alles falsch!“
„Wieso falsch?“
„Es muß ein Kranz mit Schleife sein.“
„Ja, das meine ich ja. Einen Kranz mit Schleife und einen Urnenschmuck.“
„Mann, watt sind Sie kompliziert.“
„Ich habe das jetzt so notiert.“
„Na umso besser, Hauptsache es kost‘ nix.“
„Ich muß Ihnen nochmals sagen, daß das nicht kostenlos ist. Sie müssen beides bezahlen, den Kranz und den Urnenschmuck.“
„Dann is‘ die Schleife für umsonst?“
„Nein, die kostet auch was.“
„Hammse aber nicht gesagt!“
„Das ist ja wohl selbstverständlich.“
„Sowas von kompliziert. Erst ist das umsonst, dann das, dann kostet es doch was.“
„Also einen Kranz mit Schleife gegen Bezahlung und einen Urnenschmuck gegen Bezahlung.“
„Das brauchen Sie gar nich‘ so betonen oder meinen Sie ich kann das nich‘ bezahlen?“
„Okay, ich habe alles notiert. Wir erledigen das dann.“
„Hauptsache es….“
AUFLEGEN!
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: hauptsache
Hast du wirklich aufgelegt? Ich hab selbst viel Kundenkontakt über Telefon. Einfach so auflegen würd‘ ich mich nicht trauen…
Ahhh! Intelligenzallergiker!
Uff.
Hauptsache es kost’ nix.
DAS klingt jetzt wirklich nach Loriot. Unglaublich. Aber leider real, denn ich kenne solche Gespräche ebenfalls aus der Praxis.
Hm, das hiesige Blog fand mal wieder Erwaehnung, und zwar hier:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26920/1.html
„Es ist nicht nicht umsonst, sondern nicht kostenlos – umsonst kann es allemal sein!“
Dieser Satz hätte vielleicht einen Übersprung geschaffen. 😛
Btw: hab jetzt _alles_ vom ersten Tag des Blogs bis jetzt durchgelesen (bis auf die drögen Gesetzestexte). Einfach hinreißend!
Allerdings vermisse ich die am 30.11. versprochene Fortsetzung von Olugolade.
Das Buch bestelle ich auch gleich, nach dem Durchlesen will ich es meiner Mutter verehren. Hoffentlich versteht sie es nicht falsch. =)
„Hm, das hiesige Blog fand mal wieder Erwaehnung…“
typisch Corinth, einfach abgeschrieben …
😉
Jule: danke für das wundervolle Wort „Intelligenzallergiker“! Habe ich sofort unter meine Lieblingswörter eingereiht 🙂
Heute muß für alles bezahlt werden. Früher bekam man wenigstens noch ein paar
Fußmatten geschenkt, wenn man ein Auto kaufte. da müßten doch, wenn ich schon 4000 für ein Grab zahle (ohne Zeremonie versteht sich) wenigstens die Schleifen umsonst sein. alles eine Frage der Kalkulation. Klar hat der Autohändler die Fußmatten schon vorher einkalkuliert. Aber geschenkt freut sich der Kunde mehr und kommt wieder.
@MacKaber: Ich nehme an, Du weißt es eigentlich besser 🙂
Aber: Mir ist egal, wieviel die Leute fürs Grab bezahlen, davon habe ich nicht einen Cent in meiner Kasse. Würde ich auf die Berechnung der Schleifen verzichten, müsste ich dem Gärtner diese trotzdem bezahlen.
Wir sind schon sehr kulant und großzügig. Oft genug denke ich, daß dieses oder jenes duch den Sargverkauf abgedeckt ist. Aber irgendwann ist mal Ende. Wir machen das ja nicht als Sozialleistung, sondern als kaufmännisches Unternehmen, das Gewinne erwirtscaften muß.
Klar weiß ich das, ich wollte damit sagen, dass es Unternehmen (in allen Branchen) gibt, die jeden Handschlag im Kostenvoranschlag berechnen und die Kundschaft die Krise bekommt und zum Eichenlaub rennt, um eine zweite Meinung einzuholen.
Der macht einen Pauschalpreis und bekommt unterm Strich zwar dasselbe heraus, erzählt den Leuten jedoch:“Die Schleifen bekommen sie selbstverständlich von uns geschenkt“. Und die Leute glauben es auch noch.
Würde ich also auf die Fußatten vom Auto verzichten, hätte der Händler mehr Gewinn, denn er hat das berücksichtigt, dass ihm jeder Kunde was aus dem Kreuz leiern will.
Woran erkennt man einen seriösen Bestatter? Man schaue sich seinen Beratungstisch genau an! Wenn er makellos glänzt, ist er OK!!! Hat die Tischplatte aber Kratzer vom Kunden aus in Richtung Berater, dann kommt das von den Gürtelschnallen derer, welche er schon über den Tisch gezogen hat.
@Mac Kaber
Genial, wie immer… 😀