Eine Leserin fragt, ob ich in meiner Zeit als Bestatter schon einmal heidnische Begräbnisse organisiert habe.
Sicher habe ich auch schon heidnische Begräbnisse organisiert.
Sehr viele Menschen wollen ja zunächst mal ein nichtkirchliches Begräbnis, es stellt sich dann aber heraus, daß sie doch in gewisser Weise gläubig sind.
Sie haben sozusagen ein Problem mit dem Bodenpersonal Gottes und sich irgendwann mit der Institution Kirche überworfen.
Bietet man ihnen einen anderen Pfarrer oder einen christlich geprägten freien Redner an, so möchten sie dann doch ein christliches Begräbnis.
Der allergeringste Teil der Menschen möchte wirklich absolut ein „heidnisches“ Begräbnis, also ein solches, bei dem auf alle christlichen Symbole verzichtet wird und rein weltlich gesprochen wird.
Selbst bei den Familien, die aus der ehemaligen DDR stammen, ist es so, daß oft geäußert wird, man sei atheistisch. Dann stellt sich aber heraus, daß man zwar keiner Kirche angehört und auch nicht irgendwelche christlichen Riten pflegt, jedoch an Gott glaubt.
Es ist für den Bestatter immer etwas schwierig, zu sondieren, aus welchem Grund zunächst der Wunsch nach einem nichtchristlichen Begräbnis oder nach einem freien Prediger geäußert wird.
Beerdigungen sind ja eine Sache, die man nicht so einfach wiederholen kann und deshalb sollte ein guter Bestatter immer in die Menschen hinein horchen, um herauszufinden, warum bestimmte Entscheidungen so vorgetragen werden.
Oft sind es ganz oberflächliche Beweggründe, manchmal absolute Unkenntnis, hin und wieder Fehlinformationen aus dem Internet, und immer wieder -speziell bei dieser Frage- wirkliche Kleinigkeiten, die innerhalb der Familie besprochen, zu einem Wunsch führen, der bei näherer Betrachtung und genauerer Erklärung nicht wirklich stand hält.
Man möchte die Leute natürlich nicht zu irgendetwas zwingen oder ihnen etwas aufschwatzen, aber der Bestatter wird zu vermeiden versuchen, daß unwiederbringlich irgendetwas weggelassen, abgelehnt oder ausgewählt wird.
Leider gibt es zu viele Bestatter, die ausschließlich gewinnorientiert beraten und bei denen sich eine Beratung in erster Linie auf das Verkaufsgespräch und das Erfassen der notwendigen Angaben beschränkt.
Gute Bestatter sehen aber den Menschen, der vor ihnen sitzt, und sie versuchen, das Beste und das Passendste zu finden.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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ich habe schon einige „weltliche“ Beerdigungen mitgemacht, also ohne Pfarrer und christliche Bezüge. Im Vergleich waren da die Reden nie so berührend wie bei den Beerdigungen mit…
Das kann ich in weiten Teilen bestätigen.
Ich habe sehr viele freie Redner und Rednerinnen gehört und darunter waren leider sehr viele, deren Ansprachen 08/15 waren, ohne die Herzen der Zuhörer zu berühren.
Auch unter den Pfarrern gibt es solche, die das nicht besonders gut können.
Aber im Großen und Ganzen waren die Pfarrer immer besser.
Nichtsdestotrotz findet man als Bestatter dann irgendwann einen oder mehrere sehr gute Redner und man weiß auch welche Pfarrer besonders gut sind.
Oh ja, ich durfte kürzlich auch einer solchen Beerdigung beiwohnen (Nachbarin, aus der Kirche ausgetreten).
Da hat der Redner (vom Typ her, man versammle alle seine Vorurteile gegenüber Finanzbeamten vor seinem geistigen Auge) auch eine völlig zusammenhanglose Aneinanderkettung von „Standard-Absätzen“ nuschelnd vom Stapel gelassen.
Die vornehmlich älteren Damen im „Publikum“ verstanden kaum etwas und die die was verstanden, sahen sich etwas verwirrt an.
Dann lieber ohne Redner…
Schlimmer und herzloser als das, was der Pfarrer bei der Beerdigung meines Vaters gebracht hat, kanns auch kein Prediger bringen.
Der Herr Pfarrer hat seinen Text lustlos runtergeleiert und man hat seine Lustlosigkeit förmlich gespürt. Ob es daran lag, dass mein Vater zwar auf dem Papier katholisch, aber kein Kirchgänger war? Der Kirchgänger in der Familie ist meine Mutter. Für sie kam auch nur diese Art Begräbnis in Frage, alles andere…….. wäre für sie wahrscheinlich keine Beerdigung gewesen. Und außerdem, die Leut, die Leut, was hätten die denn sonst gedacht?
Ich habe in diesem Zusammenhang ein bisschen ein Problem mit der Bezeichnung „Heidnisch“. Heidnisch bedeutet nämlich nicht Atheistisch oder Weltlich. Das sind zwei Paar völlig verschiedene Schuhe. Der Einfachheit halber zitiere ich hierfür Wikipedia: „Heidentum oder Paganismus (von lat. paganus ‚heidnisch‘; lat. pagus ‚Ort‘) beschreibt als religionswissenschaftliche Kategorie, innerhalb christlich geprägter Kulturen, unterschiedliche Formen des Glaubens an mehrere Götter, teilweise auch der Naturreligionen.“ Also ein Heide ist ein andersgläubiger und nicht ein nicht-Gläubiger. Ich hatte jetzt tatsächlich die Beschreibung von irgendwelchen echten Heidnischen Begräbnisritualen erwartet. 😉
Ja, ich hatte mich auch schon gefragt, ob Peter schonmal Bestattungen mit brennenden Schiffchen, Schiffssetzung oder in Hügelgräber durchgeführt hat… 😉
Genau das wollte ich auch gerade schreiben. Bei „heidnisch“ denke ich an Druiden und Ähnliches, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Neopaganismus
Eine Beerdigung, die auf jeden religiösen Bezug verzichtet, würde in meinem Sprachgebrauch eher unter „weltlich“, „säkular“, „nicht religiös“, „agnostisch“ oder „atheistisch“ fallen.
@Eva:
Ja – genau das dachte ich auch. Gibt es in Deutschland einen Ort, an dem man z.B. Grabbeigaben wie Schwert/Schild/Speer oder unglasierte Keramik mit Lebensmitteln mit zur Urne geben darf ?
Darf dort ein Zottelbärtiger Redner von Göttern und Asgard reden, ohen des Geländes verwiesen zu werden ?
Dürfen Hörner geblasen bzw. Musik gemacht werden?
Gibt es da einen Feuerplatz, an dem sich die zurückgebliebenen zu gewissen Anlässen versammeln dürfen ? Vielleicht sogar einen kleinen See für kleine Plumpsopfergaben?
Das würde ich mir unter einem halbwegs würdigen Bestattungsplatz für einen Heiden Vorstellen.
Übernachtungsmöglichkeiten in der Nähe wären auch fein, damit nicht alles Prommiliert heimfahren müssen.
@Schelli:
Siehe meinen Beitrag weiter unten: (hier nochmals als Kopie)
Wikingerbestattung
Für einen guten Freund habe ich eine Wikingerbestattung organisiert.
Die Abschiedzeremonie findet in der Abdankungshalle des Krematoriums statt, die Asche wird den Angehörigen übergeben(In der Schweiz, ggf. geht das heute auch in einigen Rgionen Deutschlands) .
Mit der Biourne fahren wir an einen See, wo ein Holzmodell eines Vikingerschiffes im verkleinerten Masstab. Dieses ist so gebaut, dass die Urne im Schiff platziert werden kann. An die Angehörigen wird Met in Hörnen überreicht und auf den verstorbenen angestossen. Jeder Anwesende hat noch die möglichkeit mit eigenen Worten den Verstorbenen zu verabschieden. Mit brennenden Fackeln wird das Schiff von den Angehörigen in Brand (ink. kleinem Teelicht an Bord) gesetzt und auf den See hinaus gestossen, wo es den tiefen des Sees übergeben wird und vom Ufer von den Angehörigen beobachtet werden kann, wie es Stück für Stück im See versinkt.
Kein Pfarrer, kein Redner..nur der Verstorbene und die Worte der Anwesenden! Kein Gesülz und kein Gelaber, keine peinlichen Flosklen…einfach ein Abschied wie er es will 🙂
@sacha:
Danke. Daß man da in der Schweiz freier ist, ist mir bewusst.
Ich meinte ehr einen Friedwald in Deutschland, der sehr sehr locker ist und sowas zulässt. Wäre echt ne Marktlücke.
Hätte ja sein können, daß es schon einen Heidenwald e.v. oder sowas gibt, bei dem man Miteigentümer eines legalen Friedwalds werden kann, auf dem es ein wenig uriger zugenen kann, ohne daß sich gleich jemand auf den Schlips getreten fühlt.
Klar kann man da nicht regellos alles mit in die Grube ballern, aber ein paar Keramikscherben und ein Klumpen rostendes Eisen kann man der Umwelt ja zumuten.
Heiden sind nicht mit Atheisten gleichzusetzen. Die christliche Kirche verwendet den Begriff für ‚(Noch-)Nicht-Christen‘, die nicht in den Himmel kommen – laut Wiki ist ein Merkmal der Heiden, daß sie an mehrere Gottheiten glauben. Inzwischen gibt es in Europa und Amerika viele meist ‚Nicht-Mehr-Christen‘-Heiden, die durchaus nicht atheistisch sind und denen so handfeste Realitäten wie die Elemente heilig sind. Häufig gibt es in diesen Gemeinschaften keine ernannten VorbeterInnen, sondern Anlässe – wie z.B. Hochzeiten und Beerdigungen werden gemeinschaftlich gestaltet. Bezüglich letzterem mag ich dieses Lied: When we are gone they will remain wind and rock fire and rain. They will remain when we return the wind will blow and a fire will burn. (Sie bleiben wenn wir nicht mehr sind, Erde und Meer, Feuer und Wind. Sie bleiben wenn wir wiederkehrn, die Erde wird grün, und am Himmel ein Stern.) Bei der Auseinandersetzung mit meiner Sterblichkeit habe ich übrigens die Anregung aus diesem Blog aufgenommen und bin vor einem guten Jahr einer Sterbegeldkasse beigetreten. Auch eine Patientenverfügung habe ich in einer ersten Fassung geschrieben. Die… Weiterlesen »
Vielen Dank für Deinen umfangreichen Kommentar!
Das mit Heiden und Atheisten ist mir natürlich klar. Ich nehme aber an, daß die Fragestellerin mit „heidnisch“ einfach „nichtreligiös“ gemeint hat.
Was aber durchaus zu Missverständnissen führt 😉
Da ich selber „Heide“ bin wundert mich das aber nur gering. Mittelrweile gilt ja scheinbar leider „Religion“ == Monotheismus, und wer dem nicht anhängt ist Atheist. Schade, denn viele „unserer“ Riten (und davon gibt es zwangsläufig viele) finde ich sehr viel… ansprechender als das, was heutzutage wohl „normal“ ist.
Na, Hinduismus und Buddhismus werden schon auch noch als Religionen toleriert, obwohl gerade letzteres ja schon fast eher Lebensphilosophie als Religion ist.
Etwas problematisch beim Neopaganismus finde ich aber auch, dass die meisten der angeblich „heidnischen“ Riten erst in den letzten 100 Jahren erfunden wurden, v.a. der Haufen um Himmler und Wiligut war da extrem aktiv. Von den echten „Heiden“ wissen wir ja außer ein paar (üblicherweise denunzierenden) Berichte der Römer über die „Barbaren“, der relativ späten (13. Jhd.!) Geschichtensammlung in der Edda und den materiellen Überbleibseln extrem wenig, da sie dummerweise selbst nicht viel von schriftlichen Aufzeichnungen hielten. Dementsprechend schwanken dann auch die „Neopaganisten“ zwischen leicht Hippie-angehauchten „zurück zur Natur“-Anhängern, esoterischer Spinnerei und Gestalten, die Bösewichte in Indiana Jones-Filmen sein könnten… (Und ich hab komischerweise noch keinen einzigen erlebt, der wirklich zu Odin, Thor und Konsorten gebetet hat oder ernsthaft geglaubt hat, es käme bald ein Schiff aus Finger- und Fußnägeln auf uns zu…)
Noch wüster: die Christen haben sich eine ganze Menge heidnischer Bräuche einverleibt, gewisse Feste umbenannt und/oder ein bisschen verschoben, um sie christlich nennen zu können. Um monotheistisch zu bleiben, ist nur der Obermacker „Gott“, gebetet wird aber zu einer ganzen Menge von Leuten, sowohl seinem Sohn als auch sehr gern zur neueren Verkörperung der albekannten Großen Erdmutter – und obendrein noch etlichen Heiligen. „Heiden“, Ungläubige“, „Goj“ und weiß Gott noch was nennen die Angehörigen der diversen Religionen in der Regel die, die nicht Mitglied ihres eigenen elitären Clubs sind. In jedem der Clubs gibt es die Hardliner, die alle anderen gnadenlos als Außenseiter und „zu bekehren“ ansehen bis hin zu denen, die durchaus anerkennen, dass die anderen Clubs denselben Gott halt nach anderen Regeln anbeten. Eine Riesen-Grauzone. Und dann gibt es die, die keinem Club angehören, aber selbst in der einen oder anderen „überirdische Macht/Mächte“-gläubig bis tatsächlich überhaupt nicht gläubig sind. Noch mehr Riesen-Grauzobne. Wobei es auch in den Clubs Leute gibt, die nicht gläubig sind, aber wegen Drucks ihrer Umwelt im Club verbleiben… Da… Weiterlesen »
Tja, was soll ich sagen, ich habe es genau anders herum kennen gelernt. Ich war leider schon auf einigen Beerdigungen, atheistischen und christlichen. Bei allen – wirklich allen – christlichen Beerdigungen die ich erlebt habe, hat der Pfarrer recht lustlos eine Standardrede gehalten und ging nicht im geringsten auf den Menschen persönlich ein – nicht mal bei der Beerdigung meiner Oma, wo die Kirche so voll war, dass die Menschen bis zur Straße standen und nicht mehr rein passten. Auch da: Das übliche platte Gequatsche von einem gütigen Gott und der Mensch geht jetzt da hin und Psalm sowieso und bla bla. Es war langweilig, oberflächlich und absolut nicht auf die verstorbene Person bezogen – hätte der Pfarrer nicht ein paar mal den Namen einfließen lassen, wäre man nicht mal sicher gewesen, in der richtigen Kirche zu sein. Hingegen bei allen Beerdigungen mit freien Rednern oder auf denen, auf denen wir Angehörige und Freunde geredet haben, war es viel persönlicher, liebevoller und auch intimer. Dort wurde nicht von irgendwelchen Göttern referiert, sondern von dem Verstorbenen… Weiterlesen »
Ich denke nicht das eine Bestattung ohne einen christlichen Redner lieblos oder weniger berührend ist.
Klar habe ich nicht so viele Bestattungen erlebt wie Peter. Aber von denen, an denen ich teilgenommen habe muss ich sagen das die persöhnlichen Reden ohne religiösen Zusammenhang berührender und für mich passender waren als die von Pfarrern oder Pastoren.
Letztere haben meines Erachtens Schema F abgespuhlt und nur ein paar Daten und Namen darin ausgetauscht.
Ich finde es einfach besonders schön und berührend wenn Angehörige die Grabrede halten bzw zumindest einen Teil davon.
Bei der Bestattung eines guten Freundes wie auch meiner Großmutter haben wir mit mehreren Personen aus der Familie eine Grabrede selbst geschrieben und vorgetragen.
Auch der Bestatter und seine Frau waren sichtlich gerührt und meinten das sie selten eine so gefühlvolle Ansprache gehört hätten.
Also: Es geht auch anders!
Vielleicht verzichten einige auch einfach auf einen Pfarrer oder Pastor um Geld zu sparen ?
Aber auch der beste Text fällt mir einem unfähigen Redner.
Normalerweise sind freie Redner teurer als ein Pfarrer.
Der Pfarrer ist ja auch Dienstleister für seine Gemeinde, die ihn über die Kirchensteuer bezahlt. Da ist quasi die Redegebühr vorab schon geleistet worden.
Außer sie sind Freunde oder Verwandte des Verstorbenen. 😉
Das finde ich eh schöner als wenn jemand über einen Menschen spricht den er niemals wirklich kannte.
Ich hab das auch genau umgekehrt erlebt. Bei der Beerdigung meiner Großmutter und bei jener meiner Nachbarin (die auch wie eine Großmutter für mich war) hat der Herr Pfarrer irgendein liebloses Gefasel von sich gegeben und ist überhaupt nicht auf die Person eingegangen, obwohl ausreichend Informationen im Vorfeld gegeben wurden. Im Fall meiner Nachbarin hatte diese sogar einen recht exakten Ablauf ihrer Beerdigung testamentarisch festgelegt (zwei Musikstücke, ein Gedicht und ein ihr nahegehendes Gebet) – all dies hat der Herr Pfarrer total ignoriert und damit einen Großteil der Trauergemeinschaft ziemlich verstört, weil wir alle wussten, was die Dame sich gewünscht hat.
Bei der Beerdigung meines Papas (im Friedwald, eine Urnenbeisetzung) habe ich selbst die „Grabrede“ gehalten, weil ich eben nicht wollte, dass ein Fremder irgendeinen Unsinn faselt … die Trauergäste waren gerührt und berührt und hatten ein schönes Bild von meinem Papa vor Augen, auch wenn es für mich unglaublich hart war.
Wikingerbestattung
Für einen guten Freund habe ich eine Wikingerbestattung organisiert.
Die Abschiedzeremonie findet in der Abdankungshalle des Krematoriums statt, die Asche wird den Angehörigen übergeben. Mit der Biourne fahren wir an einen See, wo ein Holzmodell eines Vikingerschiffes im verkleinerten Masstab. Dieses ist so gebaut, dass die Urne im Schiff platziert werden kann. An die Angehörigen wird Met in Hörnen überreicht und auf den verstorbenen angestossen. Jeder Anwesende hat noch die möglichkeit mit eigenen Worten den Verstorbenen zu verabschieden. Mit brennenden Fackeln wird das Schiff von den Angehörigen in Brand gesetzt und auf den See hinaus gestossen, wo es den tiefen des Sees übergeben wird und vom Ufer von den Angehörigen beobachtet werden kann, wie es stück für Stück im See versinkt.
Kein Pfarrer, kein Redner..nur der Verstorbene und die Worte der Anwesenden! Kein Gesülz und kein Gelaber, keine peinlichen Flosklen…einfach ein Abschied wie er es will 🙂
Die Urne wurde einfach so den Angehörigen übergeben? Ja gibts denn sowas in Deutschland? Und vor allem, wo?
Der Kommentarschreiber stammt aus der Schweiz.
Danke für die Info. War für mich nicht ersichtlich.
Na, dank Dir wissen die fleissigen Leser, dass Asche aus Deutschland in die Schweiz überführt werden kann. Der Schweizer Bestatter fordert mit einer Urnenanforderung die Asche an und führt die Wikingerbestattung dann in der Schweiz durch. 🙂
Ich habe deinen Beitrag jetzt wieder und wieder gelesen. Danke! Ich bin katholisch, habe jetzt dieses Bild vor Augen und es berührt mich zutiefst.
Ich möchte die Pfarrer ein bisschen in Schutz nehmen. Ich weiß aus eigener Anschauung hier im Dorf, das manche Angehörige genau die Texte und Lieder wollen, die bei jeder Beerdigung gesprochen und gesungen werden. Im ständig gleichen Ritual selbst liegt ja auch was Beruhigendes. Für den Pfarrer ist es auch sehr schwer, den richtigen Ton zu treffen, wenn von den Angehörigen im Trauergespräch null Input kommt. Im Zweifelsfall – so erlebe ich es oft – sollte man sich mit dem Pfarrer einigen, daß er etwas Allgemeines zum Thema Tod und Auferstehung sagt und ein/e Angehörige/r oder Freund/in dann eine persönliche Ansprache folgen läßt.
Beerdigung meiner Oma: Horror in der Kirche. Schnell und lustlos runtergebetet. Beerdigung meines Vaters: Der Pfarrer war bei uns zwei Stunden gesessen. Und? Kam zu spät zur Trauerfeier (massiv) hatte keine Lust (man merkte, dass er mit den Gedanken sonstwo war) und hat auch noch den größten Blödsinn erzählt, den ich jemals gehört habe. Scheinbar hatte dieser keine Notizen gemacht oder niemals wieder hineingeschaut. Und dann taucht er auf, redet von Dingen, die überhaupt nicht zutrafen, fragte sogar während der „Predigt“ – „Das stimmt doch so?“ – Und zwar mehrmals. ZackZack ein falschen Lied runtergeeiert und dann Amen und durch die Hintertür hinaus. Vor der Tür ist er dann grinsend und winkend an uns vorbei gefahren. Beerdigung eines Bekannten. Alternative Beerdigungsform, keine Kirche, keine Aussegnung, kein bisschen was von dem, was „christlich“ sein könnte. An der Grabstelle? Er wollte keinen Pfarrer oder freien Redner. Und dann steht da der Sargträger und hält die bewegendste Rede meines Lebens. Und zwar aus Dingen, die er in einem Gespräch von knapp 10 Minuten kurz vorher von mir erfahren… Weiterlesen »
Habe auch schon – leider – einige Beerdigungen/Beisetzungen und dazugehörige Trauerfeiern erlebt. Von ganz übel – der Redner raspelte die Lebensdaten runter, liess gleich mal noch eine Tochter als Kind sterben, die aber im Saal saß, – über Pfarrer, die mehr vom Gott redeten als vom Verstorbenen, bis hin zu ganz herzlich vorgetragenen Abschiedsreden von Vereinskameraden. Meine Schwester und ich gingen auf Nummer sicher, in dem wir z. B. die Rede dem Redner vorformulierten, er uns dann seine Rede zum Gegenlesen zur Verfügung stellte und wir die damit die Chance erhielten, zu viel schwülstiges Gerede zu entfernen und kleinere Fehler zu korrigieren. Wir kannten dann zwar die Trauerrede in- und auswending, aber diese Trauerfeier war für die Trauergäste, wie sie uns dann bestätigten, wirklich einzigartig. Nicht jeder wird es können, sich im Zustand tiefer Trauer mit den Details der Feier auseinanderzusetzen. Aber im Nachhinein ist es trotz des Schmerzes ein gutes Gefühl, das beste gegeben zu haben. Und einen großen Anteil hieran hat TOM, der mir vor dieser schwierigen Zeit mit seinen Geschichten und „Aufklärungsbeiträgen“… Weiterlesen »
Na, in den Kommentaren kommt rüber, dass die Trauerfeiern MIT Pfarrer wohl überwiegend nicht so schön waren. Oder aber man bearbeitet die Trauerrede mit dem Pfarrer zusammen (sofern dieser sich drauf einlässt), gibt ihm Text quasi vor und hofft, dass er es dann auch „ordentlich“ vorliest.
Die Leser des Blogs haben überwiegend andere Erfahrungen als Tom. Man korrigiere mich, sollte mich mein Gefühl trügen.
Mein Schwiegervater ist letzten Herbst gestorben, und da wir es alle unterschiedlich mit der Religion gehalten haben, sprich: Mein Mann und ich naturreligiös, meine Schwägerin erzkatholisch und mein toter Schwiegervater evangelisch, haben wir keinen Pfarrer fürs Reden genommen.
Bei der Beerdigung meines Schwiegervaters hatten wir dann einen „weltlichen“ Trauerredner und Sterbebilder mit Naturmotiven und keinem christlichen Blabla, aber dafür halt einen Sarg mit Kreuz drauf, und als Lieder u.a. das „Ave Maria“ und „So nimm den meine Hände“(blödes Lied)“. Den Redner haben wir trotzdem ein Vaterunser beten lassen.
Meines Erachtens war das christlich genug und sehr nett.
Klar den „Katholiken“…war es das nicht, aber sie hätten auch bei einem evangelischen Pastor genörgelt.
Da mein Mann die Beerdigung beauftragt hat hätten wir auch gar nichts christliches nehmen müssen, aber das wäre meinem Schwiegervater gegenüber „unfair“ gewesen.
Ich habe auch weitaus bessere Erfahrung mit einem freien Redner gemacht als mit allen Pfarrer-Reden. Das mag aber auch daran liegen, dass es um die Beerdigung meines Onkels ging, der mit 59 Jahren starb.
Der Redner war 2x längere Zeit bei meiner Tante und hat eine wirklich emotionale Rede vorbereitet, allerdings nur aus dem Gespräch mit den Angehörigen. Wir haben keinerlei Text vorgegeben, so wie es hier andere gemacht haben.
Die Erfahrung durften wir auch machen – eine uns schon bekannte Rednerin hat sich 2 oder auch 3 Stunden mit uns zusammengesetzt und über den Verstorbenen geredet. Aus ihren Notizen erstellte sie ein wirklich schöne weltliche Rede, bei der auch die praktizierenden Gläubigen der Familie sehr gerührt waren. Außer einem kleinen Schnitzer war diese, vorher uns nicht zum Gegenlesen gegebene, Rede top. Die Rede bekamen wir im Anschluss an die Trauerfeier übergeben.
Aber bei dem anderen Redner wäre diese Vorgehensweise fatal gewesen. Sein ursprünglicher Text war voll von überschwänglichen Floskeln, das hätte keiner von uns gewollt. Letztendlich hat er das Gemeinschaftswerk klasse vorgetragen, was wir wahrscheinlich, wie ursprünglich geplant, selbst nicht so hinbekommen hätten.
Mein (inoffizieller) Stiefvater war selbst katholischer Priester; den Ablauf seiner Bestattung hatte er selbst zu Lebzeiten bis ins kleinste Detail geplant, als er wusste, wie krank er war. Kurz vor seinem Tod hat er sich mit einem befreundetem Pfarrer zusammengesetzt um den Ablauf der Trauerfeier zu besprechen.
Bei der Trauerfeier selbst war klar zu spüren, dass der Pfarrer hier vor allem als Freund spricht, was für alle sehr wohltuend war. Auf das übliche Ave Maria, Fürbitten usw. wurde bewusst verzichtet.
Muss dazu noch erwähnen, dass mein leiblicher Vater evangelischer Pfarrer war und beide auf Wunsch meines Stiefvaters nun zusammen im gleichen Grab liegen.
Das nenn ich echte Ökumene.
Fazit: Auch Pfarrer sind letztlich nur Menschen, nur manche Leute wollen das nicht wahrhaben.
Gerade auf dem Dorf WOLLEN viele Leute ja nix anderes als die automatisierten Apparatschiks haben; so mancher Pfarrer ist darüber schon in tiefen Frust geraten. Nicht umsonst ist in dieser Berufsgruppe der Anteil an Alkoholikern ziemlich hoch
Zitat:
„Auch Pfarrer sind letztlich nur Menschen“
Ja, klar! Aber man sollte schon meinen, Menschen mit „bestimmten“ Fähigkeiten. Sie werden immerhin Seelsorger genannt. Ist Pfarrer nicht auch als Beruf zu sehen? Und Beruf kommt ja irgendwie von Berufung.
Bei einem Steuerberater gehe ich ja auch davon aus, dass er mit Zahlen umgehen kann und die Steuergesetze kennt. Würde ein Steuerberater eine Rede bei einem Begräbnis runterleiern, ok, da wärs klar, ist nicht sein Fach.
Zitat:
„WOLLEN viele Leute ja nix anderes als die automatisierten Apparatschiks haben; so mancher Pfarrer ist darüber schon in tiefen Frust geraten. Nicht umsonst ist in dieser Berufsgruppe der Anteil an Alkoholikern ziemlich hoch“
Meinst du wegen des Frusts, sich die Ideale kaputt gemacht haben zu lassen und nicht darum gekämpft zu haben?
Dann sollten die sich mal ein Beispiel an klein Lieschen Müller nehmen, die sich nicht unterkriegen läßt, weil sie an Gott glaubt!
Ich habe schon verschiedene katholische Pfarrer in diesem Rahmen erlebt und es ist bis jetzt allen gelungen, persönlich zu predigen/reden. Es hängt viel vom Pfarrer ab (ist er generell ein guter Prediger?), aber die persönlichen Elemente kann auch der beste Prediger nur bringen, wenn ihm die Angehörigen ausreichend Material liefern. Ein Pfarrer, der in der Gemeinde verwurzelt ist und der ein Gemeindemitglied beerdigt, wird sich sicher auch mehr engagieren als ein Pfarrer, der weder den Verstorbenen noch die Angehörigen kennt.
Das eine Mal mit freiem Redner hat mich enttäuscht, da hat es keine schöne Atmosphäre gegeben. Vielleicht hat es jedoch an der Situation im Friedwald gelegen.
Darfst aber eines nicht vergessen: in vielen Gemeinden lebt man als Pfarrer durchaus gefährlich, wenn man zuviel Persönlichkeit reinbringt. Gerade die selbsternannten guten Christen-Menschen und Kirchgänger wollen nur Pfarrer, die sich stur aufs liturgische Programm beschränken und wenns drüber rausgeht, dann sind es grad diese frömmelnden „Christen“, die einem Pfarrer das Leben ganz schön zur Hölle machen können. So manch engagierter Jungpfarrer wandelt sich dann in so ner nAtmosphäre mit den Jahren zu dem viel kritisierten seelenlosen Aparatschik
Ich bin der Meinung, dass es eher von der allgemeinen Organisation der Feier und dem Redner selbst (egal ob Pfarrer, Priester oder weltlicher Trauerredner) bzw. von dessen Talent, eine Rede schön und passend zu gestalten, abhängt.
Bisher war ich schon auf mehreren „heidnischen“ und auf einigen katholisch geprägten Beerdigungen (ein Teil meiner Familie ist katholischen Glaubens). Die Mehrzahl waren allerdings „heidnische“ Beerdigungen, weil ich mehr Leute kenne und in der Verwandtschaft habe, die einfach nicht an Gott glauben.
Zum Beispiel war der Reder bei der „heidnischen“ Beerdigung von meinem Opa (mütterlicherseits) einfach nur toll, während der Priester bei der Beerdigung meines Großonkels (väterlicherseits) sehr sehr formell und die Rede wenig persönlich gestaltet war, was ich persönlich nicht gut fand.
Ich denke, dass eine Beerdigung dann am Besten ist, wenn die nahen Angehörigen das Gefühl haben, dass der Abschied im Sinne des Verstorbenen begangen und die Feier insgesamt als positiv empfunden wird, unabhängig von Glauben oder Nicht-Glauben.
Bei der Beerdigung der Mutter eines Klassenkameraden (sie war sehr gläubig und ging zwei Mal die Woche in unsere Dorfkirche) hat der Pfarrer zwei Mal der Frau zum Tod ihres Mannes kondoliert – obwohl in der ersten Reihe nur der Ehemann und die vier Söhne sassen. Bei der Beerdigung der besten Freundin meiner Oma hat der Pfarrer so einen Müll gepredigt, dass meine Schwester, meine Tante und ich Schwierigkeiten hatten, ernst zu bleiben. Nur lachend aus der Bank zu fallen erschien uns wenig passend, aber die Tränen, die uns das Gesicht herunterliefen, waren nicht nur Tränen der Trauer… Als der Mann der Kusine meines Opas starb, hat der Pfarrer eine kurze Rede am Sarg gehalten (an dem Tag gab es nur eine kleine Trauerfeier, da sie ihren Mann einäschern lassen wollte) und er hat ihr wortwörtlich gesagt, dass sie ja – gottseidank – noch eine Katze hat, die sie trösten wird. Bei der Beerdigung meines (katholisch erzogenenen, aber nicht gläubigen) Onkels hat einer seiner Freunde durch die Trauerfeier geführt, ein weiterer Freund, mein Vater, meine… Weiterlesen »