„Der Chef ist doch ’ne arme Sau. Wir haben unten im Keller den Herrn Westfal, der sieht zwar schlimm aus, aber wenigstens ist das keine offene Aufbahrung. Aber der hat jetzt den Lokführer da sitzen und muß mal wieder Psychologe und Seelsorger sein. DAS sieht kein Mensch, DAS will nie einer wissen, aber nee, der Bestatter ist ja bloß immer derjenige, der überteuerte Kisten verkauft. Was unser Beruf oft noch so für Seiten hat, das will keiner wissen“, mault Sandy und Frau Büser meint dazu:
„Das weiß ja auch keiner. Guck mal, bei uns läuft alles so diskret wie in einer Schweizer Bank ab und wir verkaufen, nebenbei bemerkt, noch nicht einmal unsere Kundendaten auf CD an die Finanzbehörden. Kein Mensch hat doch eine Ahnung davon, was so ein Bestatter alles macht. Das sind die Bestatter doch selbst schuld, sie müssten mehr zusammenhalten und sich nach außen hin besser darstellen.“
„Es gibt ja diese Verbände“, wirft Sandy ein, „aber was die machen, das kannste ja in der Pfeife rauchen. Das ist doch bloß ein eifersüchtiges Gehacke, wer da zu welchem Verband gehört und wer nicht und am Ende geht es nur darum, sich seine Pfründe zu sichern.“
Während sich die Frauen im Büro unterhalten, sitze ich mit Klaus, dem Eisenbahner, vorne in der Halle auf der bequemen Ledergarnitur. Da sitzt man auch recht gemütlich und bequem.
Es war gar nicht so einfach, die Akustik in der Eingangshalle so hin zu bekommen. Einerseits wollte ich, daß es schon noch wie Halle klingt und andererseits sollte besonders die Sitzecke mit den vielen Grünpflanzen und dem inzwischen verstorbenen Chamäleon Suse, eine echofreie Zone sein.
Unser Schreiner hat das sehr gut gelöst, ein Schallschluck-Element steht als schmale Wand neben der Garnitur und über dem Tisch gibt es eine abgehängte Platte an der Decke, in der die Lampen untergebracht sind. Das alles, zusammen mit den Pflanzen, verhindert, daß es zu sehr schallt.
Aber man gebe sich nicht der Illusion hin, daß man irgendwo im Haus ein Wort wechseln könnte, ohne daß Sandy, Antonia, Nadine oder Frau Büser etwas davon mitbekommen würden.
Das geht irgendwie telepathisch…
Klaus ist jetzt nicht der Mann, der jammert und er ist auch keiner, der da irgendetwas stumm in sich hinein frisst. Er will einfach reden, er will begreifen, was einen Menschen dazu bringt, sich auf die Gleise zu stellen. „Kapieren die denn nicht, daß da ein Mensch am Hebel sitzt und das miterleben muß?“
Er erzählt mir, was unter Lokführern so an Erfahrungsberichten ausgetauscht wird. Da gibt sich jeder cool und verständnisvoll zugleich. Sie alle wissen, daß das statistisch gesehen jedem soundso oft passiert und doch gibt es welche, denen es noch nie passiert ist und andere, die es jedes Jahr trifft.
Als Bestatter hast Du häufiger damit zu tun. Wenn Du Polizeidienst hast, also die Leichen von Verbrechens- oder Unfallopfern bergen und überführen mußt, und dann noch eine Strecke in Deinem Bereitschaftsbereich hast, die bei den entsprechenden Herrschaften besonders beliebt ist, dann siehst Du mehr Bahntote, als es sich ein einzelner Lokführer ausmalen kann.
Klar, jeder Verstorbene tut einem irgendwie leid. Man kann nicht für jeden einzelnen das große Fass mit den Gefühlen aufmachen, sonst würde man ja an seinem Beruf zugrunde gehen, aber mit doch so manchem hat man regelrecht Mitleid, da tut es einem leid, daß sie so früh gehen mußten, da fühlt man mit den Angehörigen, da investiert man auch Emotionen.
Bei manchen ist das aber anders. Ich kann das schlecht beschreiben.
Nehmen wir unseren Herrn Westfal, den ich ja zudem auch noch lebendigerweise gekannt habe. Natürlich tut mir der Mann leid und ich habe viel Mitgefühl für ihn, daß er so krank war, daß ihm letztlich kein anderer Ausweg eingefallen ist, als sich vor einen Zug zu stellen.
Was muß in diesen Menschen für eine düstere Verzweiflung herrschen… Das macht doch keiner mal eben so, weil’s Spaß macht.
Aber auf der anderen Seite ist man fast schon ein bißchen böse auf diese Leute. Kann das jemand verstehen? Bei aller Professionalität, Routine und Empathie denkt man irgendwie dann doch, ob es hat unbedingt sein müssen, daß uns dieser Kandidat so viel Mühe und Arbeit macht.
Die Mühe und die Arbeit an sich scheut man nicht, aber diese speziellen Fälle sind einfach für jeden Betroffenen, der bei den Aufräumarbeiten dabei ist, sehr belastend.
Am Zug entlang bis mehrere hundert Meter dahinter müssen oft im Licht notdürftig aufgestellter Lampen und nicht selten nur mit Taschenlampen die Übrigsbleibsel dieser Leiche zusammengesucht werden. Die Bremsen des Zuges sind heiß, die daran klebenden Teile verbreiten weithin einen Geruch wie gegrilltes Hähnchen.
Hattest Du neulich mal wieder so einen Fall, dann kann Dir kein Hühnerfred der Welt einen Grillhahn verkaufen, bestimmt 3-4 Monate nicht.
Da wo der Zug steht, da ist ja meist nicht viel. Das sind schon ein paar hundert Meter, die man da absuchen muß, weit hinter dem Zug, unter dem Zug, an den Gestängen, Achsen und Kästen des Zuges.
Polizei und Feuerwehr, sowie Bahnbedienstete helfen dem Bestatter, aber am Ende steht der in seinem fast schon klinischen Behandlungsraum inmitten ganzer Batterien von Mittelchen und Apparaturen, die Zehntausende gekostet haben und deren einziger Zweck es ist, den Angehörigen einen anständig aussehenden Verstorbenen präsentieren zu können.
Und jetzt hast Du nur sechs blaue Säcke, in die man sonst Küchenabfälle oder Laub oder Kehricht einfüllt, nur das in diesen Säcken Teile eines Menschen sind. Vieles kann man gar nicht mehr identifizieren, man kann weder erkennen, ob es sich um Stücke des Torsos oder eines Beines handelt. Und dann mitten drin sind die Fragmente, die noch deutlich zu erkennen sind, ein Fuß in einem Schuh, ein Unterarm mit Hand…
Dann kommen Dir die vielen Praktikanten in den Sinn, die von ihrer Lehrerin geschickt worden sind, weil Bestatter ein toller Beruf sei, bei dem man viel verdienen kann, ganz einfach…
Ganz einfach?
So etwas kann Dir kein Mensch auf der Welt bezahlen, so etwas nicht.
Und dann hast Du als Chef eines solchen Unternehmens Leute wie Manni, den alten Huber -der ja immer noch immer mal wieder kommt- und Sandy.
Die machen das, die helfen Dir und gemeinsam, schweigend, ohne viel Tamtam „haut man die Leiche in die Kiste“, versucht alles so anständig wie möglich in den Sarg zu bekommen. Nein, man sortiert da nichts, man legt da nichts schön hin, man ist schon froh, wenn man alles aus den Säcken in den Sarg bekommen hat.
Die Witwe hat einen Anzug gebracht. Wir nehmen den an, nicken und versprechen, unser Bestes zu tun. Doch am Ende liegt der Anzug leer einfach nur oben auf dem was einmal Herr Westfal war.
Etwas Desinfektionsflüssigkeit soll verhindern, daß der Leichnam aufgrund der vielen offenen Stellen zu schnell Gerüche entwickelt. Dann kommt der Deckel drauf.
Wenn man sich dann wäscht und die grüne OP-Kleidung wieder ablegt, mit dem Aufzug nach oben fährt und wieder in Räume kommt, in denen normales Mobiliar steht und in denen lebende Menschen agieren, dann ist das ungefähr so, als wenn man nach dem Anschauen eines sehr intensiven Gruselschockers aus dem Kino herauskommt und durch die lauten Straßen einer pulsierenden Stadt geht.
Ja und dann sitzt in der Halle der Lokomotivführer und will reden.
Er hat den Mann nur lebend gesehen, wie er da auf den Schienen stand und ihn anblickte. Wieviele Millisekunden kann der Lokführer ihn gesehen haben, bis es jenen charakteristischen dumpfen Schlag gegeben hat?
Ich rede mit Klaus, erzähle ihm, wie krank Herr Westfal war und versuche Klaus so gut zu beruhigen wie es eben geht. Was soll man da sagen?
Wir trinken Kaffee und irgendwann wird mir das alles zu lang. Klaus ist schon fast zwei Stunden da und das Gespräch dreht sich im Kreis. Wegschicken will ich ihn auch nicht, weiß aber auch nicht, was er jetzt noch will.
„Verstehen will ich das! Ich krieg das nicht in die Birne, wie sich jemand einfach auf die Gleise stellen kann. Wenn sich einer auf die Schienen legt, okay… Aber sich hinstellen und den Lokführer noch anzuschauen… Warum macht das jemand? Der macht in diesem Moment doch auch mich kaputt.“
Nach zweieinhalb Stunden geht Klaus.
Als er weg ist, mache ich mir Vorwürfe. Der Mann war die ganze Nacht durchgefahren, hatte vorher schon wer weiß wie lange Dienst gehabt, dann knapp drei Stunden bei uns und jetzt?
Ich laufe hinterher, doch auf der Straße sehe ich ihn nicht mehr. Ich schaue in die Autos, ob er in einem davon sitzt, aber weit und breit ist nichts von Klaus zu sehen.
Ich hätte ihm anbieten können, sich irgendwo bei uns hinzulegen und auszuruhen…
Man macht nicht immer alles richtig.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Ich denke, in derartigen Ausnahmesituationen gibt es weder richtig noch falsch. Ich war auch oft in heiklen Situationen, und die KollegInnen auch. Und ob das immer alles perfekt war, weiß ich auch nicht.
Zur Wut auf den Suizidenten: Ich stand auch schon am Gleis, ausgebüxt von der Geschlossenen, nur war die Eisatzhundertschaft dann schneller. Du willst nur sterben, mehr kannst Du gar nicht denken. Das geht einfach nicht. Dein Hirn ist allein damit völlig ausgefüllt, vielleicht, weil es gegen die Natur ist, sterben und nicht überleben zu wollen.
Ich hätte mich allerdings auch hingelegt, aus den genannten Gründen der Körperverteilung. Und weil ich keinen Mumm gehabt hätte, den ICE auf mich zufahren zu sehen.
„Als er weg ist, mache ich mir Vorwürfe. ..“
Nein, lieber Tom, Vorwürfe brauchst Du Dir nicht zu machen, denn auch Du kannst nicht in jeder Situation spontan die richtige Entscheidung treffen.
Dass Du Dir jedoch überhaupt darüber Gedanken machst, ehrt Dich!
Und was die Eindrücke, die auf die Lokführer einbrechen, betrifft: ich hatte einige kennen gelernt, die dann umgeschult wurden. Nahezu alle hatten auch nach Jahren diese Situation „Aug‘ in Aug'“ nicht vergessen – und Du kannst absolut nichts machen und schliesst Du die Augen vor dem Zusammenprall, wird’s auch nicht besser.
Herzliche Grüße
Hajo
Unter folgendem Link ist einiges zum Thema Schienensuizid zu lesen:
http://www.agus-selbsthilfe.de/nbg/wbblite/thread.php?threadid=576&threadview=0&hilight=&hilightuser=0&page=1
kann man auch nicht…
Hallo Tzosch,
danke für den Link.
Danke Tom für die Geschichte, ich hoffe das mancher der heimlich an diese Art von Selbstmord denkt etwas nachdenklich wird.
Liebe Grüße, lya
@5: Nein. Das funktioniert nicht. Der Drang zu sterben ist absolut.
@Ulf:
ich habe da keine Vorstellung davon, ist man da zumindest hinsichtlich der _Art_ noch zugänglich? Der Gedanke an Selbsttötung ist mir selbst so weit weg, dass ich mich da nur schwer überhaupt hineindenken kann.
Du bist gar nicht mehr zugänglich. Alles, was zählt, ist sterben. Allerdings bist Du dann oft so verpeilt, daß es nicht richtig funktioniert (sonst würde ich nicht mehr leben, die landläufige Meinung, wer will, schaffts auch, ist Blödsinn).
Du hast Recht Ulf, wenn du sagst das derjenige nicht mehr zugänglich ist. Mein Bruder hat es auf seine Art getan und alles so versperrt, daß nur die Polizei ihn finden konnte.
Eine frühere Patientin hatte weniger Glück. Sie blieb am Leben als sie sich unter den Zug legte und hatte keine Beine mehr.
Ich habe damals vor allem überlegt, was machbar ist. Zum Glück gibt es Lithium, das ist nicht nur für Maniker gut, sondern auch das einzige Mittel, bei dem suizidverhütende Wirkung nachgewiesen ist.
@ulf….du kannst dich also immer noch an die vorherschenden gedanken genaustens erinnern, die du damals empfunden hattest? kannst dich auch noch genau in das gefühl hineinversetzen, welches dich dazu trieb, dir das leben nehmen zu wollen ?
leute, die sich das leben nehmen möchten und davon abgehalten wurden, sind im nachhinein doch oft dankbar für ihre rettung und können dann oftmals gar nicht mehr nachvollziehen, was sie „geritten“ hat das zu tun, und merken dann erst wie kostbar doch das leben ist.
mag für sehr kranke und nicht heilbare menschen dann natürlich wieder anders sein. ich kann mich da auch überhaupt nicht hineinversetzen vom kopf her und lese immer ganz unglaubwürdig von solchen geschichten.
ist ja oft so, wenn es einen nicht selbst betrifft, kann man nicht wirklich viel dazu sagen…..
ich hoffe sehr, daß dir in deinem weiteren leben nur gutes widerfährt!
Gefühle – egal welche – sind schwer nachzuvollziehen wenn man sie nicht selber hat / schon gehabt hat. Selbst dann ist es mehr als fraglich ob mehr als eine Annäherung gelingt; Menschen sind einfach zu verschieden.
Aus persönlicher Erfahrung kann ich nur sagen: wenn man soweit ist an Selbstmord zu denken, dann hat man meistens auch keine Kraft mehr auf Andere Rücksicht zu nehmen, so einem dieser Gedanke überhaupt kommt. Ich wollte jedenfalls nur noch meine Ruhe, auch wenn der Preis dafür mein Leben sein sollte.
Ich habe allerdings Angst vor Schmerzen und insbesondere vor einem (Über-)Leben mit schwersten Verstümmelungen, auch darum habe ich niemals Dinge wie in den Tod zu springen oder sich vor Züge zu legen in Betracht gezogen.
Bei mir steht stattdessen gut versteckt eine 24er-Packung Lachgaskapseln, passend für handelsübliche Sahnespender. Ein grosser Müllsack und ein paar Gummibänder hat man auch immer im Haus, fertig ist der Notausgang.
Aber fürs Erste mach ich einfach weiter und schau mal, obs nicht doch irgendwann besser wird. Wäre schön.
Vielleicht hilft mein Senf zu der Sache etwas… Die meisten Leute haben ein Problem, sich so eine Situation vorzustellen. Das dürfte daran liegen, dass es eine extreme Ausnahmesituation ist, in die hoffentlich möglichst wenige Menschen kommen. Depressionen und dergleichen werden oft auch als „Seelenkrebs“ bezeichnet. Und der Vergleich passt ganz gut. Die meisten Menschen verstehen, dass ein unrettbar Krebskranker mit starken Schmerzen eventuell nicht mehr leben möchte und den Freitod sucht. Nichts anderes ist es, wenn der Schmerz nur im Kopf da ist. Ich für meinen Teil habe in schlimmen Phasen Depressionsschmerzen, bei denen ich am liebsten nur brüllen würde. Schmerz ist halt total subjektiv. Aber es muss nicht immer ein Phantomschmerz sein. Ich konnte mich im Nachhinein immer an Versuche erinnern und es funktioniert (für mich!) gut, „missliebige“ Methoden auszublenden. Ich stand noch nie am Gleis und käme auch nicht auf die Idee, weil ich mir zu viele Gedanken darüber gemacht habe. Aber es gibt auch andere Methoden, die keinen Deut besser oder sogar schlimmer sind. Beim letzten Mal wollte ich auf die Autobahn… Weiterlesen »
Au backe, das ist ja eine schlimme Angelegenheit. Dass der Lokführer zu dir kommt, das ist ja echt ungewöhnlich.
Aber du bist kein ausgebildeter Psychologe.
Vielleicht konntest du ihm aber doch helfen. Wer weiß das schon so genau.
Stellt sich noch die Frage, ob er nochmal kommt…
Mhhh…mir war gar nicht bewusst, dass ihr später ja die Leichenteile aus den Säcken n den Sarg legen müsst.
Ich glaube, man sollte extra für solche fälle Säcke entwickeln, die sich binnen 10 Jahren oder so vollständig biologisch zersetzen lassen, so dass der Bestatter die Säcke nicht noch mal öffnen und leeren muss.
Es wird ja wohl niemand die einzelnen Leichenteile des Verwandten im offenen Sarg begutachten wollen, also dürfte man das auch nicht pietätlos finden, jemanden so in den Sarg zu legen, finde ich jedenfalls.
ha, ich hab was gelernt und noch dazu aufgepasst:
@astrid: spätestens bei der 2. leichenbeschauung müssen die säcke trotzdem geleert werden.
Die zweite Leichenbeschau findet nur vor einer Kremierung statt.
B. A.
Ich denke, dass bei einer „Bahnleiche“ eher keine Leichenschau mehr stattfindet, egal welche Bestattungsart gewählt wird. Die zweite Leichenschau vor der Einäscherung ist zum Ausschluss unnatürlicher Todesarten und zur Abklärung, ob evtl. ein Verbrechen vorliegen könnte, gedacht. Bei einem Bahnsuizid dürfte die Frage hinreichend geklärt sein, dass der Patient nicht am Herzinfarkt gestorben ist sondern definitiv eine unnatürliche Todesart vorlag. Ob er freiwillig vor den Zug ist oder geschubst wurde, können die Einzelteile wohl auch nicht mehr bezeugen und wenn es etwas zu obduzieren gab, wird das wohl gleich geschehen sein in einem solchen Fall oder eben unterbleiben, weil die Umstände klar genug sind.
Hier ist es so, daß wenn eine rechtsmedizinische Untersuchung stattgefunden hat oder der Staatsanwalt sich eingeschaltet und eine Freigabe erteilt hat, keine zweite Leichenschau mehr erforderlich ist.
Mehr als untersuchen kann man ja eine Leiche nicht und das ist in diesem Fall dann ja bereits geschehen.
Es hängt wohl auch vom Grad der Depression ab. Den die „Freude“, mich mit einer solchen und den Suizidgedanken herumzuschlagen, hatte ich auch schon. Und doch habe ich bei all meinen Planungen einen Tod auf Schienen nie in Betracht gezogen – eben um der Zugführer willen, denen ich das nicht zumuten mochte.
Tom, deine Beschreibung gerade des Einsammelns der Teile sollte mal einem breiteren Publikum vorgestellt werden, z.B. als Zeitungsartikel (ohne Fotos, daher wird die Bild nicht interessiert sein). Vielleicht überlegen sich dann die Selbstmordkandidaten, die noch drüber nachdenken *können* ja mal, ob das so sein muss.
Und vielleicht hört dann mal das blöde Genöle im Zug auf, wenn der wegen „Personenschadens“ aufgehalten wird.
Hm, jetzt erwarte ich zuviel von den Menschen…
Das wird heute nicht mehr Personenschaden, sondern Bahnbetriebsstörung genannt.
Lieber Tom,
auch aus meiner Sicht hast Du nichts falsch gemacht. Du hast zugehört, warst einfach eine Zeit lange da…
Der Lokführer ist in psychologischer und seelsorgerlicher Betreuung, er hat noch sicher einen langen Weg vor sich, den er zwar alleine, aber in fachlich kompetenter Begleitung gehen muss.
Was sicher eine zusätzliche Schwierigkeit für Dich bedeutet, ist die Tatsache, dass Du den Verstorbenen gekannt hast.
Beste Wünsche für alle, die diese Geschichte erleben mussten!