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Ich werde Bestatter

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Markus schrieb mir vor einigen Wochen und bat mich um seinen Rat bezüglich eines Praktikums bei einem Bestatter im Rheinland.
Ich versuchte ihm in meinem Antwortschreiben gewisse Ängste zu nehmen und bestehende Bedenken zu zerstreuen. Da ich den Bestatterkollegen aus Berichten als sehr verantwortungsvollen Fachmann kenne, fiel es mir leicht, Markus in seine Hände zu empfehlen und ihm zu raten, sich einfach auf die Praktikumserfahrung einzulassen.

Jetzt schreibt mir Markus und erzählt, wie es ihm ergangen ist:

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Sehr geehrter Undertaker,

vielleicht können Sie sich noch daran erinnern, das ich Ihnen vor gut einem Monat eine längere E-Mail geschrieben hab, bezüglich meiner offenkundigen Bedenken ein ehrenamtliches Praktikum im Bestattungsinstitut G. zu beginnen. Ich dachte ich schreibe Ihnen nun erneut eine Mail und erzähle Ihnen in „einigen kurzen Worten“, was sich seitdem geändert hat, falls es Sie interessiert.

Wie ich in der letzten Mail schrieb, sollte das ehrenamtliche Praktikum im Beerdigungsinstitut G. mich auf den pietätvollen Umgang mit dem Tod vorbereiten, wenn ich dieses Jahr meine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger in K. beginne, weil ich dort Laufe meiner beruflichen Laufbahn auch oft mit dem Tod konfrontiert werde.

Meine ersten Bedenken wurden direkt am ersten Praktikumstag beseitigt- denn ich wurde nicht nur sehr gut in den innerbetrieblichen Ablauf von Herrn G. persönlich und dessen Mitarbeiten eingeführt, sondern lernte auch schnell viel über Ehtik und pietätvolles Verhalten als wir direkt an meinem ersten Tag nach wenigen Stunden eine Überführung aus dem städtischen Altenheim durchführten. In den nächsten Tagen lernte ich alle möglichen Bereiche des Betriebes kennen, durfte bei den ersten Aufbahrungen mithelfen, bei der hygienischen Versorgung des menschlichen Körpers assistieren, und war sogar schon bei meiner ersten Erdbestattung dabei, um mir den Ablauf mal anzuschauen.

Ich war unheimlich überrascht, wie vielfältig und anspruchsvoll der Beruf des Bestatters doch ist, wie viel Verantwortung man doch trägt, und nebenbei körperliche Fitness, handwerkliches und dekoratives Geschick mitbringen muss, und ebenso stets einen klaren Kopf bewaren muss, wenn es sich darum geht, Beratungsgespräche zu führen, oder bei Hausüberführungen möglichst pietätvoll an die Sache ranzugehen.

Jetzt mal ein kurzer Sprung in die Gegenwart: Es sind nun bereits die ersten 4 Wochen meines vergangen, ich habe bereits mein Praktikum um 4 Wochen verlängert. Inzwischen habe ich viel mehr kennengelernt, Urnenbeisetzungen, Überführungen ins Krematorium, Überführungen in die Pathologie zur Obduktion, habe bereits schon mehrmals eine komplette hygienische Versorgung am Verstorbenen alleine durchgeführt (inklusive große ligatur, Tamponage der Körperöffnungen usw.) und die Abläufe des Einsargens und Aufbahrens fließen auch langsam mit ein. Darüber hinaus sind manche dekorative Arrangements zu Erdbestattungen und Aussegnungen bereits ebenfalls auf meine Kappe zu nehmen.

Ihre Mail hat mich bestärkt, mit freiem Kopf an die Sache heranzugehen und meine Bedenken zu überwinden. Jedoch ist daraus inzwischen sehr viel mehr geworden. Es hat sich seitdem einiges geändert: Alle Berührungsängste sind schon nach wenigen Tagen, dank einem unglaublich angenehmen und sehr familiären Arbeitsklima und ausgezeichneter fachlicher Praxisanleitung, beseitigt worden.
Nun stehe ich kurz davor, im August meine Ausbildung zur Bestattungsfachkraft in dem Betrieb zu beginnen, da der Herr G. (obwohl er ungerne ausbildet, hohe Kosten und meist keine berufliche Eignung) sich zu 99% dazu entschlossen hat mich in ein Ausbildungsverhältnis zu übernehmen, da alle Angestellten mit meinen Leistungen außerordentlich zufrieden sind und mein großes Interesse loben.

So schnell kann sich das Leben ändern, gerade wenn man etwas findet, was dank seines unglaublich komplexen Aufgabenbereiches so ungeheuer viel Spaß macht- auch wenn es oftmals viel von der eigenen Freizeit veranschlagt. Am Ende weiss man aber definitiv für wen man dies alles tut, und was für einen Dienst man den Menschen damit erweist- das siebte Werk der Barmherzigkeit halt ;-).
Ich danke Ihnen für Ihren erstklassigen Blog, der mir täglich viele interessante Storys liefert, und mich anfangs ebenso erstklassig in das Berufsbild eingeführt hat wie die Fachliteratur des FVB- dafür ein riesen Lob, weiter so- keep up the good work!

Markus

Namen geändert

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#Bestatter #werde

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(©si)