Frag doch den Undertaker

Ist ein Bestattungswagen für Freizeitfahrten geeignet?

In einem Kommentar vom lawblog wurde angedeutet, daß ein leicheanwagen anscheinend stinkt und deswegen als Priovatwagen ungeignet wäre. Ist das tatsächlich so?

Im letzten Sommer hielt vor mir ein LKW an und blockierte für kurze Zeit mit eingeschaltetem gelben Blinklicht den Verkehr. Es war der LKW einer Firma, die von Gaststätten die Container mit den Küchenabfällen und Speiseresten entsorgt.

Das war unkritisch, bis zu dem Moment, in dem der Fahrer hinten die Schüttklappe öffnete und die brabbelige Kotzbrühe aus dem Container in den Wagen geschüttet wurde…

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DAS war Gestank!

Irgendetwas Ähnliches oder auch nur annähernd Vergleichbares habe ich weder an einem herkömmlichen Müllwagen jemals wahrgenommen, noch auch nur im Entferntesten bei einem Bestattungsfahrzeug.

Es ist logisch, daß Verstorbene mitunter auch mal nicht gut riechen. Die Gründe hierfür sind hier im Bestatterweblog zur Genüge beschrieben worden. Es können Körperflüssigkeiten austreten, Kot, Blut und Ähnliches. Manche Verstorbene haben auch das erste Stadium des Vergehens schon überschritten und entwickeln einen starken Leichengeruch.

Das ist selbstverständlich im Laderaum des Bestattungsfahrzeuges wahrnehmbar. Allerdings sind diese Fahrzeuge so ausgelegt, daß sie leicht und auch mit großem Flüssigkeitseinsatz gereinigt werden können. Nach einer sorgfältigen Grundreinigung, ja sogar nach einer oberflächlichen Sprühreinigung, wie sie unter Umständen mehrmals täglich durchgeführt werden könnte, ist von dieser Geruchsbelästigung aber nichts mehr wahrnehmbar.
Eher riechen Bestattungsfahrzeuge nach den Duftstoffen, die den Reinigungsmitteln beigemengt wurden.
Für mich riechen Bestattungsfahrzeuge typischerweise nach Apfelessig und Incidin®.

Es ist im Übrigen überhaupt nichts Ungewöhnliches, daß einem Bestattungshelfer/-fahrer ein Bestattungswagen mit nach Hause gegeben wird. Ich habe das Urteil zum Vetter-Blogeintrag nicht nachgelesen, kenne also die Umstände dort nicht näher.
Aber in der tagtäglichen Wirklichkeit sieht es so aus, daß es durchaus üblich ist, daß ein Fahrer, der Wochenend- oder Nachtbereitschaft hat, selbst aber über kein Auto verfügt, oder dessen Frau den Familienwagen braucht, einen Bestattungswagen mitnimmt, um dann schneller die Einsätze fahren zu können.

Je nach Wohnort bedeutet ja ein nächtlicher Anruf zunächst die Anfahrt von wenigstens zwei Fahrern aus oft weit voneinander entfernten Orten zum Bestattungshaus. Dort muß sich evtl. erst umgezogen werden, das Fahrzeug übernommen werden und erst dann geht es zum Abholungsort.

Wenn jetzt aber zwei Fahrer sozusagen „auf dem Weg“ wohnen, nimmt einer eben das Fahrzeug mit und holt dann im Einsatzfall den anderen ab und zum Bestattungshaus müssen die erst, wenn der nächtliche Auftrag abgewickelt worden ist. Das spart Zeit, Wege und Nerven.

Einem Fahrer aber auf Dauer einen der hochwertigen Kombi-Bestattungswagen auszuleihen, so das der dann irgendwo am Straßenrand steht und Schabernack und Witterung ausgesetzt ist, das wird man eher nur in Ausnahmefällen tun.
Schon gar nicht würde ich einem Fahrer ein solches Fahrzeug für private Fahrten, etwa zum Einkaufen oder als geräumigen Transporter für den kleinen Umzug zur Verfügung stellen.
Der besondere Charakter der Fahrzeuge, die bei zufälligen Betrachtern oft Ehrfurcht und schmerzliche Gedanken auslösen, würde dadurch gestört.

Daß Bestattungsfahrzeuge auch für dienstliche Fahrten zu Behörden oder Subunternehmern genutzt werden, ist ebenfalls nichts Ungewöhnliches. Jedes Bestattungsinstitut hat nur eine begrenzte Zahl von Fahrzeugen (manche haben überhaupt nur dieses eine Dienstauto) und es kann immer mal vorkommen, daß auch ein Bestattungswagen für eher untypische Fahrten genommen werden muß.

Überlegungen hinsichtlich der Abnutzung bzw. des hohen Benzinverbrauchs dieser großen, langen und schweren Fahrzeuge spielen eine eher untergeordnete Rolle. Die Fahrzeuge sind in der Tat teuer und wertvoll, aber sie verdienen auch normalerweise gutes Geld, wie alle Spezialfahrzeuge.

Dennoch sieht jeder Bestatter seine wertvollen Bestattungswagen außerhalb der Einsätze lieber geschützt in der Garage, als irgendwo in einer Wohnsiedlung am Straßenrand.

Hat das Bestattungshaus eine gewisse Größe, lohnt sich immer auch die Anschaffung eines PKWs für die Behördenfahrten, vor allem wenn viele verschiedene Standesämter, Krankenhäuser, Friedhöfe und Pfarrämter angefahren werden müssen. So ein „Erledigungsfahrzeug“ wird ganz schön „runtergegurkt“, durch die vielen Kurzstrecken und das häufige Anhalten und Ein- und Aussteigen, sowie die häufig wechselnden Fahrer.

Alle diese Überlegungen werden aber auf den Kopf gestellt, wenn ich an der „metro“ mal wieder den Leichentransporter (VW-T4) der „Pietät Eichenlaub“ mit abgenommener Magnetwerbung beim Beladen mit Fleisch und Getränken für das nächste Firmenfest sehe.

Im Übrigen habe ich einen T4-Bestattungswagen nachdem er durch einen weiteren Mercedes-Kombi ersetzt worden war, selbst wieder zum Bus zurückgebaut und noch jahrelang als zusätzliche Familienkutsche genutzt.
Der Kerl hatte den 5-Zylinder AAB-Dieselmotor und „fraß“ auch gefiltertes, altes Pommesöl ohne jegliche Probleme (je nach Jahreszeit mit mehr oder weniger Diesel gemischt).
Mit 160.000 km haben wir ihn im Betrieb ausgemustert und ich habe ihn dann noch bis zum Kilometerstand von rd. 467.000 km ohne Mucken gefahren. Danach wurde er für 3.000 Euro an einen Handwerker verkauft, der ihn nochmals fast 80.000 km „schrubbte“. Als Dienstwagen eines Sprengmeisters ist der Wagen heute noch in einem Steinbruch unterwegs und würde man ihn von seiner zentimeterdicken Staubschicht befreien, sähe er noch aus wie neu, vermute ich.

Für den Rückbau zum Bus habe ich die durchschlagfeste Trennwand aus Stahlblech zwischen Laderaum und Fahrerkabine entfernt und den mittleren Teil des Ladebodens herausgeflext. Wagenhimmel, Seitenverkleidungen und Fensterplatten haben wir rausgeworfen und nach der Grundreinigung des Innenraumes durch Teile eines baugleichen Normalfahrzeuges vom Schrottplatz ersetzt. Noch eine Bank rein und fertig war der Bus.
Möglich wurde das Ganze auch deshalb völlig problemlos, weil nach wie vor neun Sitzplätze in die Papiere eingetragen waren. Allerdings hatte ich niemals neun Sitzplätze, da ich nur eine Bank in der Mitte eingebaut hatte.
Im hinteren Teil, als in dem Teil, den man durch die Heckklappe erreicht, habe ich den Ladeboden und die darunterbefindlichen Stauräume und -klappen aus Edelstahl belassen. Eine ideale Aufbewahrungsmöglichkeit für Verbandskasten, Abschleppstange und anderen Krempel.

Möglich wurde das alles auch, weil das Fahrzeug, nachdem die folierte Firmenbeschriftung in Gold entfernt worden war und die goldenen Palmen von den Fenstern heruntergeföhnt worden waren, nur noch in neutralem Dunkelgrün da stand. Ohne die goldenen Zierstreifen und die grauen „Vorhänge“ an den Fenstern wirkte das Auto eher wie ein ausrangierter Knasttransporter.

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